Batic und Leitmayr
Batic und Leitmayr | |
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Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec (2011) | |
Sender | |
Aktiv | seit 1991 |
Ort | München |
Fälle | 95 |
Vorgänger | Otto Brandenburg |
Team | |
Ivo Batic (Kriminalhauptkommissar)
Franz Leitmayr (Kriminalhauptkommissar) Karl-Heinz Hammermann (Kriminal-/ Kriminaloberkommissar) Ritschy Semmler (Kriminalkommissar) Carlo Menzinger (Kriminaloberkommissar) Christine Lerch (Kriminalhauptkommissarin) Rudolf Kysela (Oberstaatsanwalt) Matthias Steinbrecher (Rechtsmediziner) seit 1991
seit 1991 seit 2014 seit 2016 1992–2007 2014–2016 2014–2017 seit 2014 |
Batic und Leitmayr sind fiktive Ermittler aus der ARD-Kriminalfilmreihe Tatort. Sie werden gespielt von Miroslav Nemec als Ivo Batic und Udo Wachtveitl als Franz Leitmayr. Der Bayerische Rundfunk (BR) hat seit 1991 bisher 95 Folgen mit den Münchner Kriminalhauptkommissaren ausgestrahlt, der höchste Wert aller Tatort-Ermittlerteams. Ihr Abschied ist für 2025 mit der 100. Folge geplant.
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den 1970er Jahren wurde der Tatort-Schauplatz München von Gustl Bayrhammer (Melchior Veigl) vertreten, in den 1980er Jahren dann von Helmut Fischer (Ludwig Lenz). Nach dessen Ausstieg suchte die BR-Redaktion lange nach „unverbrauchten Gesichtern“ für ein neues dramaturgisches Konzept des bayrischen Anteils an der Tatortreihe. Während dieser Phase des Übergangs sprang Horst Bollmann in den Jahren 1988 und 1989 als Otto Brandenburg für zwei Tatort-Episoden ein.
Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl gehörten 1989 zu den aufstrebenden Talenten in der deutschen Filmszene. Das Casting erfolgte in Form einer Brotzeit in einem Münchner Biergarten, in den man beide Schauspieler eingeladen hatte. Nemec und Wachtveitl wollten zunächst nicht, wie von der Rechtsabteilung des Senders gewünscht, eine Verpflichtungserklärung für sechs Folgen unterschreiben, weil sie bislang noch nie für eine solche Zeitdauer engagiert worden waren und sie nicht abschätzen konnten, wie die Rollen, die Beziehung zwischen den beiden Charakteren und die Drehbücher sich in dieser Zeitspanne entwickeln würden.[1]
Laut Drehbuch sollte Leitmayr als Vorstadt-Yuppie einen alten Porsche fahren. Dieses „Erkennungsmerkmal“ empfand man eher als hinderlich und schaffte es nach drei Folgen wieder ab. Als Figuren sollen sie meist in ganz unterschiedliche Richtungen ermitteln und ihrer Intuition folgen, damit sie am Ende zur gleichen Zeit auf unterschiedlichem Weg an das gleiche Ziel kommen.[2]
Drehorte waren stets München und Umgebung.[3] In den ersten 25 Jahren bekamen es Batic und Leitmayr mit 152 Toten zu tun, wobei die häufigste Todesursache in 32 Fällen ein Schuss war.[4] In der gesamten Tatort-Ära ist das Duo Batic/Leitmayr das Ermittlerteam mit den meisten Einzelfolgen und nach Lena Odenthal am längsten dabei.[5] Zugleich zählen sie zu den beliebtesten Ermittlern, wie eine Umfrage ergab, in der Batic und Leitmayr mit 5 % der Stimmen den dritten Rang nach Thiel und Boerne (31 %) sowie Ballauf und Schenk (9 %) belegten.[5]
Am 16. Januar 2024 teilte der Bayerische Rundfunk mit, dass im Jahr 2025 mit der 100. Folge der letzte Fall des Ermittlerduos ausgestrahlt werden wird.[6]
Ivo Batic
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kriminalhauptkommissar Ivo Batic, der von Miroslav Nemec gespielt wird, ist am 26. Juni 1954 in Kroatien[7] geboren und wuchs bei Pflegeeltern in Freilassing auf. Mit sicherem kriminalistischen Instinkt geht er jeden Fall an. Dabei harmoniert er stets mit seinem gleichberechtigten Partner Franz Leitmayr. Beide sind „aus einem Holz geschnitzt“ und ergänzen sich perfekt. Aufgrund seiner Herkunft und der Erfahrungen daraus hat er sich sein Gespür für soziale Randgruppen bewahrt. Ausländerhass kann er absolut nicht ertragen, und es kann vorkommen, dass sein mediterranes Temperament dann mit ihm durchgeht. So impulsiv gesteuert, kann er sich manchmal leidenschaftlich in etwas verrennen. Nicht immer ist er mit Franz einer Meinung, und es kann auch zu lautstarken Auseinandersetzungen kommen, aber wenn es ernst wird, stehen sie bedingungslos zueinander. In der Folge „Nicht jugendfrei“ bekennt er, dass ihn vor Jahren eine Manuela verlassen habe.
Franz Leitmayr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Udo Wachtveitl spielt den Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr, einen waschechten Münchner, der im Glockenbachviertel von München geboren und aufgewachsen ist. Sein Geburtsdatum ist der 7. November 1958, seine Personalnummer 174023. Er stammt aus kleinen Verhältnissen und ist dadurch bodenständig geblieben. Er ermittelt mit Köpfchen und folgt gelegentlich auch anderen Spuren als sein Kollege, aber dem kriminalistischen Erfolg ist das nicht abträglich. Ihre liebevoll-bissigen Frotzeleien zeigen, wie gut sie sich verstehen. Bei ihrer natürlichen bayerischen Sturheit ist die Harmonie auch mal in Gefahr, aber stets stimmt das Zusammenspiel am Ende.
Beide sind seelenverwandte Typen, die immer schon ähnlich gedacht haben. Dabei sind sie jedoch nicht in Routine erstarrt. Beide haben keine Familie, denselben Gerechtigkeitssinn, sind mitfühlend und trotzdem mit Rückgrat, mit einem untrüglichen Spürsinn und gesundem Menschenverstand ausgestattet.
Kalli Hammermann
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kriminaloberkommissar Karl-Heinz[8] Hammermann, genannt Kalli, wird von Ferdinand Hofer verkörpert. Hammermann wurde 1991 im Münchner Stadtteil Au geboren, wo seine Eltern einen Heizungs- und Sanitärfachbetrieb führen. Nach dem Abitur absolvierte er eine dreijährige Polizeiausbildung und war anschließend zwei Jahre im Streifendienst tätig, ehe er 2014 – erstmals im Film Am Ende des Flurs – der neue Assistent von Batic und Leitmayr wurde.[8]
Auffallend ist, dass Hammermann, obwohl ausgebildeter Kriminalkommissar, von seinen älteren Kollegen permanent geduzt und mit Vornamen angesprochen wird, während er selbst gegenüber beiden stets beim „Sie“ bleibt. Der Umstand markiert zum einen eine gewisse Herablassung der altgedienten Hasen Batic und Leitmayr gegenüber dem „Frischling“ Hammermann, zum anderen bisweilen auch jovialen Charme und väterliche Fürsorge für Kalli sowie ehrlichen Respekt des Jüngeren vor den beiden gestandenen Hauptkommissaren. In der letzten Szene von Schau mich an bieten Batic und Leitmayr Hammermann das „Du“ an.
Carlo Menzinger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kriminaloberkommissar Carlo Menzinger, gespielt von Michael Fitz, war von 1991 bis 2007 als ewig jugendlicher und lässiger Typ der Dritte im Team, allerdings nur der Assistent und meist nur für den Innendienst und die Recherchen zuständig, zumal er wusste, wie man mit einem Computer umgeht. Als netter Kollege machte er alles, baute mitunter auch mal aus lauter Einzelteilen eine komplette Espresso-Maschine zusammen. Er war ein Freund italienischer Lebensart.
2013 war er in der Folge Macht und Ohnmacht zu Besuch in München und in einer Gastrolle zu sehen.
Weitere Nebenermittler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Batic und Leitmayr wurden von bislang acht Assistenten unterstützt, am längsten von Carlo Menzinger.[5] Zum erweiterten Team gehört auch Ritschy Semmler, gespielt von Stefan Betz, der seit 2016 (Fall 72, Mia san jetz da wo’s weh tut) in acht Fällen die Kommissare unterstützte.[9]
Nach dem Abschied Menzingers wurden Leitmayr und Batic zunächst in einigen Folgen von wechselnden Ermittlern unterstützt:
- Fall 49, Der oide Depp: Kriminaloberkommissar Bernhard „Opa“ Sirsch (Fred Stillkrauth)
- Fall 50, Liebeswirren: Hauptkommissarin Diana Sommerfeld (Anne Diemer)
- Fall 51, Häschen in der Grube: Dr. Katharina Jung (Gundi Ellert)
- Fall 52, Gesang der toten Dinge: Schweizer Polizistin Gabi Kunz (Sabine Timoteo)
- Fall 53, Um jeden Preis: Italienischer Polizist Luca Panini (Leonardo Nigro)
- Fall 58, Jagdzeit: Fahnderin Peschke (Antje Widdra)
- Fall 61, Der traurige König: Polizeianwärterin Julia Winters (Sylta Fee Wegmann)
- Fall 62, Ein neues Leben: Polizeianwärter Gabriel Fechner (Maxi Schafroth)
- Fall 63, Der tiefe Schlaf: Gisbert Engelhardt (Fabian Hinrichs)
In Fall 67 Am Ende des Flurs wurden zwei neue Mitarbeiter eingeführt, die dauerhaft bleiben sollten: Assistent Kalli Hammermann (vgl. oben) und Christine Lerch, Leiterin der Operativen Fallanalyse (Lisa Wagner).[10] Lerch verließ das Team jedoch bereits in Folge 73 wieder,[11] nachdem sie nur in fünf der sieben Folgen zu sehen gewesen war. Vorbild für ihre Figur war der reale Fallanalytiker Alexander Horn,[12] der die Münchner Tatort-Reihe auch fachlich berät.[13]
Folgen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dokumentarfilm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kurz vor ihrem 30-jährigen Dienstjubiläum, nämlich am 29. Dezember 2020, sendete der Bayerische Rundfunk anlässlich des Jubiläums eine Dokumentation mit dem Titel 30 Jahre Batic und Leitmayr – Die Zwei vom Tatort, bei denen Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl selbst viel zu Wort kamen und über die 30 vergangenen Jahre berichteten. Produziert wurde diese Dokumentation zusammen mit der Folge Kehraus, aus deren Dreharbeiten immer wieder Ausschnitte eingeblendet wurden, die selbst aber erst über ein Jahr später ausgestrahlt werden sollte.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund ihres Verdienstes als Tatortkommissare erhielten Wachtveitl und Nemec 2012 den Bayerischen Fernsehpreis. Mit dieser Ehrung würdigte man die Weltoffenheit, Glaubwürdigkeit, Sympathie und tiefe Humanität, die von dem Duo Batic und Leitmayr seit 20 Jahren dargestellt würde. Es werden „gesellschaftlich relevante Themen jenseits der Sonnenseiten von Grünwald und Maximilianstraße [angegangen], ohne sich je in einem pauschalen Kulturpessimismus zu verlieren.“ Damit, so der Laudator Horst Seehofer weiter, sehe sich Bayern in seiner viel gepriesenen „Liberalitas Bavariae“ bestätigt.[16]
Gastauftritte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1994 hatten die Tatort-Kommissare Batic und Leitmayr in Fluchten, der 471. Folge der Lindenstraße, einen Gastauftritt. Anlässlich der 300. Folge des Tatorts erschienen sie mit einer UNICEF-Spendendose in der Hand. Amélie von der Marwitz, eine Figur aus der Lindenstraße, die von Anna Teluren verkörpert wurde, bemerkte dazu: „Aber Sie gehören doch gar nicht in diese Straße. Sie sind doch die Kommissare Leitmayr und Batic.“[17]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Batic und Leitmayr bei DasErste.de
- 50 Fakten zu 50 Tatorten in Tz.de vom 13. Februar 2010
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Das Erste: Extra: Drehbericht „Mia san jetz da wo’s weh tut“, 9. August 2015.
- ↑ Klaudia Wick: Unter Brüdern. Auf berliner-zeitung.de, abgerufen am 25. Januar 2014.
- ↑ Batic und Leitmayr bei Tatort-Fundus.de, abgerufen am 25. Januar 2014.
- ↑ Bayerischer Rundfunk: Wachtveitl und Nemec: 25 Jahre München-Tatort – Das Jubiläumsquiz, 3. April 2016.
- ↑ a b c Westfälische Nachrichten: Zum Jubiläum gibt's Espresso: Seit 25 Jahren ermitteln die Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr im „Tatort“, Medien, dpa, Britta Schultejans, 1. April 2016.
- ↑ Abschied nach 100 Folgen: Münchner Tatort-Kommissare hören auf. 16. Januar 2024, abgerufen am 16. Januar 2024.
- ↑ Über den genauen Geburtsort gibt es widersprüchliche Angaben: Im Film Der Traum von der Au wird Vukovar als Geburtsort genannt, das Pressedossier des Bayerischen Rundfunks (Stand: 13. März 2017) nennt hingegen Zagreb als Geburtsort. Zagreb ist der Geburtsort des Schauspielers Miroslav Nemec, Vukovar hingegen ist der Geburtsort seines Rollen-Ichs Ivo Batic.
- ↑ a b Tatort München: Das Team. Pressedossier des Bayerischen Rundfunks (Stand: 13. März 2017).
- ↑ ARD-Mediathek: Video: Extra: Der Neue im Münchner »Tatort« – Ritschy Semmler, zuletzt abgerufen am 15.7.’23.
- ↑ Lisa Wagner und Ferdinand Hofer ergänzen Hauptcast. In: Pressemitteilungen. Bayerischer Rundfunk, 31. März 2014, abgerufen am 28. April 2014.
- ↑ Lisa Wagner hört auf, merkur.de, 12. Oktober 2016.
- ↑ Bayerischer Rundfunk: Warum geht Fallanalytikerin Christine Lerch zum FBI?
- ↑ Bayerischer Rundfunk: Stab und Besetzung der Tatort-Folge Hardcore
- ↑ Uraufgeführt am 26. Juni 2010 beim Filmfest München
- ↑ Tatort München: Alle Filme im Überblick. Bayerischer Rundfunk, abgerufen am 22. Juli 2024.
- ↑ Bayerischer Fernsehpreis 2012 auf br.de, abgerufen am 25. Januar 2014.
- ↑ Zwölf Dinge, die Sie über die "Lindenstraße" wissen müssen # Berühmte Gäste ( vom 1. November 2014 im Internet Archive) bei news.de, abgerufen am 1. November 2014.