Benutzer:Adrian.Neumann/hiden

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Der Begriff Hiden (japanisch: 秘伝) bezeichnet eine ritualisierte Form der geheimen Weitergabe von Spezialwissen, der insbesondere im vormodernen Japan eine große gesellschaftliche wie politische Bedeutung zukam. Im Laufe des Mittelalters verbreitete sich die ursprünglich buddhistische Praktik zunehmend auch in weltlichen Disziplinen wie dem Nô-Theater und der Waka-Dichtung.

Wortherkunft und Definition

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Das Kompositum Hiden setzt sich aus den sinojapanischen Zeichen für "Geheimnis" und "Tradition, Überlieferung" zusammen, "Geheimüberlieferung" kann demnach als akkurate Übersetzung gelten. In der Literatur findet sich eine Reihe themenverwandter Begriffe, die teilweise synonym gebraucht werden, jedoch unterschiedliche Schwerpunkte setzen. So betont Kuden (jap.: 口伝) den mündlichen Aspekt der Überlieferung, während Denju (伝授) den Gesichtspunkt der Lehre in den Mittelpunkt stellt. Das Geheime stellt jedoch das zentrale Element des Phänomens, weshalb an dieser Stelle einheitlich der Begriff Hiden gebraucht wird.

Charakteristisch für die Hiden-Tradition ist, daß dem Ritual der Überlieferung im Allgemeinen ein ähnlich hoher Stellenwert beigemessen wird wie dem geheim tradierten Inhalt selbst. Beispiele für solche Inhalte sind - abhängig vom jeweiligen Betätigungsfeld - spezielle Rezitationsanweisungen, verborgene Bedeutungsebenen buddhistischer Texte oder handwerkliche Kunstgriffe. Ein oftmals festzustellender Praxisbezug der Inhalte wird ebenfalls in der Forschung als charakteristisch erachtet. Darüber hinaus gilt die Direktheit der Übertragung (vom Lehrer auf den Schüler) als weiteres Merkmal von Hiden, worin einige Forscher eine Parallele mit den hinduistischen Upanishaden sehen.

Als Ausgangspunkt der Hiden-Praktik gilt eine entsprechende Handlung des indischen Tantrismus, welcher in buddhistisch-synkretistischer Form, dem sog. tantrischen oder esoterischen Buddhismus, zu Beginn des 9. Jahrhunderts n. Chr. über China nach Japan gelangte.

Zu den zentralen ideellen Vorstellungen seiner Anhänger gehörte die Überzeugung, daß es möglich sei, noch innerhalb dieses Lebens die Buddhaschaft zu erlangen, und daß es dazu neben dem Studium der kanonischen Texte vor allem einer einwandfreien Durchführung der Rituale und Praktiken bedürfe. Das Wissen um diese Rituale wurde im Allgemeinen ausschließlich vom Meister zum Schüler weitergegeben und vor Außenstehenden geschützt. Hatte der Schüler Kenntnisse der Materie in ausreichendem Maße erworben, wurde ihm dies in einer Initiationszeremonie (Sanskrit: abhiseka; jap.: kanjô 灌頂) bescheinigt.

Die beiden Schulen des japanischen esoterischen Buddhismus, Shingon und Tendai, erfreuten sich bald eines hohen Ansehens in aristokratischen Kreisen, u. a. aufgrund eines wachsenden Bedürfnisses derselben, sich von den traditionellen buddhistischen Eliten in Nara zu distanzieren. Ab Mitte der Heian-Zeit läßt sich auch ein reger Zulauf von Mitgliedern des Hofadels in klerikale Ämter feststellen - möglicherweise ein Berührungspunkt, über den das Hiden-Brauchtum seinen Weg in weltliche Disziplinen fand.