Benutzer:Alrael/Präsidialkonvent

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Der Präsidialkonvent (PK) oder auch Präsidialconvent (PC) ist ein Dachverband von Studentenorganisationen oder Studentenverbindungen, die studentisches Gemeinschaftsleben ohne die spezifisch korporativen Attribute verwirklichen wollen. Die Mitgliedsgesellschaften heute verstehen sich als akademische Vortragsgesellschaften nach dem Conventsprinzip. Mensur und Farbentragen werden abgelehnt und viele akademische Formalien nicht gepflegt.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Präsidialkonvent[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Präsidialkonvent (PK) wurde am 9. Mai 1955 in Frankfurt am Main als Dachverband ohne feste Rechtsform von Alten Herren der folgenden Studentenverbindungen oder Studentenvereinigungen gegründet, welche bereits zuvor freundschaftlich verbunden waren:

  • Baarmann-Gesellschaft (gegr. 1882 in Leipzig)
  • Canitz-Gesellschaft (gegr. 1875 in Leipzig)
  • Göttinger-Gesellschaft (gegr. 1919 in Göttingen)
  • Münchener-Gesellschaft (gegr. 1905 in München)

Zweck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wesentlicher Zweck war es, das studentische Leben und die Traditionen der Gesellschaften fortzuführen, die durch die politischen Verhältnisse 1935/36 unterbrochen worden waren, und diese auch bei der akademischen Jugend wieder zu erwecken und zu fördern. Die vier Gesellschaften rekrutierten sich aus im Wesentlichen gleichen Kreisen wie die sog. weißen Corps, verwirklichten jedoch das Bedürfnis nach studentischen Freundeskreisen ohne äußere Abzeichen, das Couleur, und ohne Bestimmungsmensuren, das in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts aufgekommen war. Ziele waren: „Wahrung sauberer menschlicher Haltung, Pflege der Kameradschaft und der gesellschaftlichen Formen sowie Bewahrung der Romantik des deutschen Studentenlebens durch die Beibehaltung der überkommenen studentischen Sitten“.[2]

Gründung 1955[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bremer Gesellschaft und Bremer Wappen (Doeberl 1931)

In Jahre 1955 wurde in München eine Aktivitas wieder und ebenfalls 1955 (am 2. Dezember) in Bonn eine neue unter dem Namen „Bonner Kreis“ gegründet. Göttingen folgte 1956. Die Canitz-Gesellschaft faßte zu Beginn des Wintersemesters 1957/58 in Berlin Fuß, und als letzte erstand die Baarmann-Gesellschaft 1960 in Hamburg wieder. Ferner beschloss der Präsidialkonvent, den „Heidelberger Kreis“ (1955) und die „Bremer-Gesellschaft zu Freiburg im Breisgau“ (1965) aufzunehmen. Die Göttinger-Gesellschaft hat sich 1956 mit dem „Freundeskreis Max Eyth“ verbunden und führt seit dem den Namen „Göttinger-Gesellschaft-Max-Eyth“.

Zäsur in den 1970er Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Zäsur erlebte der PK in den siebziger Jahren, als drei der Mitgliedsgesellschaften begannen, Frauen mit in ihre Reihen aufzunehmen. Genauer nahmen die Canitz-Gesellschaft (1971), die Bremer-Gesellschaft (1972) und der Heidelberger Kreis (1974) Studentinnen in die bis dahin ausschließlich männliche Aktivitas auf. Daher verließen drei der Gründungsmitglieder, die Münchener Gesellschaft in 1974, die Baarmann-Gesellschaft in 1974 und die Göttinger Gesellschaft Max Eyth in 1979 den Präsidialkonvent. Auch ihre Altherrenschaften verließen 1983 den PK, die Gesellschaften blieben dem PK jedoch freundschaftlich verbunden und nehmen bis heute regelmäßig an den Zusammenkünften teil.

Im Laufe der Jahre traten weiter Gesellschaften dem PC bei, zuletzt 2007 die heutige Leipziger Gesellschaft 8 Linden.

Präsidialconvent[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Präsidialconvent (PC) wurde am 7. Juni 2005 in Berlin als gemeinnütziger Verein in das Vereinsregister eingetragen. Er bezweckt die Förderung von Bildung, Wissenschaft, Kunst, Kultur und Brauchtum. Er soll den geistigen Austausch und die allgemeine Verbundenheit unter den akademischen Gesellschaften an den Universitäten fördern. Mitglied kann jede gut beleumundete Person werden, die bereit ist, den Vereinszweck zu unterstützen. Der Präsidialconvent wurde von Mitgliedern des Bonner Kreises ins Leben gerufen, um in der Tradition des Präsidialkonvents die Zusammenarbeit akademischer Gesellschaften zu fördern.

Mitgliedsgesellschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktive Mitgliedsgesellschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktive Mitgliedgesellschaften finden sich heute in den folgenden Universitätsstädten:[3][4]

Name Stadt Gründungsdatum Mitglieder Anmerkungen
Bonner Kreis (BK)[5][6][7][8] Bonn 1854 Männer Wiederbegründung 1955
Canitzgesellschaft (CG)[9][10][11][12] Berlin 1875 gemischt Aufnahme von Frauen seit 1971; gegründet in Leipzig als „Tischgesellschaft“ im „Café Canitz“. Nach der Zwangsauflösung im Dritten Reich gründeten einige der alten Leipziger die Canitzgesellschaft im Wintersemester 1957/58 neu, diesmal in Berlin (West).
Bremer Gesellschaft zu Freiburg im Breisgau (BG)[13][14][15] Freiburg im Breisgau 5. Okt. 1886 gemischt Aufnahme von Frauen seit 1972[16]; gegründet in Bremen
Heidelberger Kreis (HK)[17][18][19][20] Heidelberg 1946 gemischt Aufnahme von Frauen seit 1974
Leipziger Gesellschaft 8 Linden Leipzig 2005 Männer Fusion im Jahre 2008 der Leipziger Gesellschaft (gegründet 2005) und der Gesellschaft 8 Linden (gegründet 2007)

Ehemalige Mitgliedsgesellschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemalige Mitgliedsgesellschaften, die dem PC heute noch freundschaftlich verbunden sind, finden sich in:[4]

Name Stadt Gründungsdatum Mitglieder Anmerkungen
Baarmann-Gesellschaft Leipzig zu Hamburg (BG)[21] Hamburg 1882 Männer gegründet in Leipzig im Baarmanns Hof; Austritt 1974
Münchener Gesellschaft (MG)[22][23][24][25] München 18. Juni 1905 Männer Austritt 1974; Gründer waren überwiegend Söhne von adeligen Corps-Mitgliedern aus dem Norden Deutschlands. Sie suchten damals bewusst andere und vielseitigere Wertmaßstäbe als sie von den Corps der Väter kannten. Bis zur Zwangsauflösung 1936 wurden noch Mensuren geschlagen und Pistolenduelle ausgetragen.
Göttinger Gesellschaft Max Eyth (GGME)[26] Göttingen 1919 Männer gegründet als Göttinger Gesellschaft, verboten 1933, 1947 Gründung des Freundeskreis Max Eyth, 1957 fusioniert mit der Altherrenschaft der Göttinger Gesellschaft zur Göttinger Gesellschaft Max Eyth (GGME); Austritt 1979

Befreundete Gesellschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere befreundete Gesellschaften finden sich in:[4]

Name Stadt Gründungsdatum Mitglieder Anmerkungen
Akademischer Club Copierpresse (CP)[27][28] Köln 1903
Aix-Plosiv[29] Aachen 1988 studentischer Freundeskreis

Bekannte Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Mitglieder von Verbindungen des Präsidialconvents sind z. B. Hoimar von Ditfurth (Bonner Kreis), Ehrenfried von Holleben (Münchener Gesellschaft) und Hans von der Groeben (Göttinger Gesellschaft Max Eyth).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edwin A. Biedermann: Logen, Clubs und Bruderschaften. Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-1184-8, S. 255.
  • Schultz-Gerstein, Die Geschichte der Baarmann-Gesellschaft 1882-2007 (2010)
  • Michael Doeberl, Otto Scheel, Wilhelm Schlink, Hans Sperl, Eduard Spranger, Hans Bitter und Paul Frank (Hg.): Das Akademische Deutschland, Band 2: Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger. C. A. Weller Verlag, Berlin 1931. S. 767.
  • Gerhard Berger: Weiland Bursch zu Heidelberg. Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola. Heidelberger Verlagsanstalt u. Druckerei, Heidelberg 1987, ISBN 3-920431-63-4

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. z. B. Canitz, Bremer Gesellschaft und Heidelberger Kreis
  2. Zitiert aus dem Aufruf des PK "Zum Beginn einer neuen Activitas"
  3. Präsidialconvent. Abgerufen am 27. April 2024.
  4. a b c Befreundete Gesellschaften – Canitzgesellschaft Berlin. Abgerufen am 27. April 2024 (deutsch).
  5. Bonner Kreis. Abgerufen am 27. April 2024.
  6. Die Wiederbegründung des Bonner Kreises nach Ende des 2. Weltkriegs. In: Literatur der Antike und Philologie der Neuzeit. De Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-026391-6, S. 553–562, doi:10.1515/9783110263916.553/html (degruyter.com [abgerufen am 27. April 2024]).
  7. 10. bis 18. Juli 2004 : 150 Jahre Bonner Kreis. Abgerufen am 27. April 2024.
  8. Bonner Kreis. Abgerufen am 27. April 2024.
  9. Canitzgesellschaft Berlin. Abgerufen am 27. April 2024 (deutsch).
  10. Canitzgesellschaft e. V., Berlin, Studentische Vereinigung - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 27. April 2024.
  11. Stephane Roussel ^ *> \ ^ \: Berlin braucht Bonn. In: Die Zeit. 3. Oktober 1991, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 27. April 2024]).
  12. Harry Graf Kessler: eine Spurensuche mit der Canitzgesellschaft ; Dokumentation eines Seminars zu Harry Graf Kessler anlässlich der Wiederkehr seines 70. Todesjahres als Festschrift anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Canitzgesellschaft in Berlin
  13. Rolf Stödter: Stadt und Bürger. In Peter Selmer, Wolfgang Martens, Ingo von Münch (Hrsg.): Gedächtnisschrift für Wolfgang Martens, De Gruyter 1987, ISBN 3-11-011107-1, S. 733–747
  14. Freiburg: Geschichte: Das Faschistenhaus: Wie vor 75 Jahren in Freiburg eine italienische Casa del Fascio eröffnet wurde. Badische Zeitung, abgerufen am 13. September 2015.
  15. Bremer Gesellschaft. Abgerufen am 27. April 2024.
  16. Der Präsidialconvent, Webseite der Canitzgesellschaft. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. September 2015.@2Vorlage:Toter Link/canitz.info (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  17. Heidelberger Kreis. Abgerufen am 27. April 2024 (deutsch).
  18. Heidelberg: Am Friesenberg entsteht ein neues Studentenwohnheim. Abgerufen am 11. November 2019.
  19. heidelberg.de - 16.05.2018 Wissenschaft – Kultur – Politik – Gesellschaft: Heidelberger Kreis e.V. organisiert Vorträge zu aktuellen Themen. Abgerufen am 11. November 2019.
  20. Heidelberg: Komfortable Studentenbuden in Schlossnähe. Abgerufen am 11. November 2019.
  21. Baarmann Gesellschaft. Abgerufen am 27. April 2024 (deutsch).
  22. Münchener Gesellschaft e.V. Abgerufen am 27. April 2024.
  23. Münchener Gesellschaft. Abgerufen am 27. April 2024.
  24. Münchener Gesellschaft, Chronik der Jahre 1905-1975 von Jürgen v. Zitzewitz und Rudolf v. Bitter; 68 S. broschiert im Eigendruck bei Réssy, München 1976
  25. 100 Jahre Münchener Gesellschaft, Geschichte einer Münchener Studentenverbindung von Jan Walrab Svendsen mit einem Geleitwort des Präsidenten Frithjof Frhr. v. Hammerstein-Gesmold, 122 S. broschiert im Eigendruck, Stuttgart 2005
  26. Basisdemokratisches Bündnis - In der Braunzone. Abgerufen am 27. April 2024.
  27. Akademischer Club Copierpresse: CP ; 1903 - 1978, veröffentlicht 1978, 40 Seiten
  28. Verbindungen u. Vereinigungen. Abgerufen am 27. April 2024.
  29. Akademischer Freundeskreis Aachen. Abgerufen am 27. April 2024 (deutsch).


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