Benutzer:Andreas P 15/György Thury

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Thury György (deutsch: Georg Thury oder Georg von Thur, geboren um 1519, verstorben am 2. April 1571 bei Orosztony) war ein ungarischer Burgkapitän, einer der erfolgreichsten Duellanten überhaupt, auch als "der ungarische Cid" bekannt. Er war auch der Obergespan des Komitats Bars.

Herkunft und Familie

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Thury stammte aus einer adeligen Familie aus Középtúr (Komitat Hont), seine Vorfahren waren schon zur Zeit der Árpád-Dynastie hervorragende Soldaten. Sein Großvater Thury Miklós (Nikolaus Thury) diente im Heer des Königs Matthias Corvinus und sein Vater, Gábor war auch als ausgezeichneter Soldat bekannt. Er hatte zwei kleinere Brüder, Benedek (Benedikt) und Farkas (Wolfgang) sowie eine Schwester. Seine Brüder kämpften auch gegen die Türken. Thury heiratete zweimal und aus diesen Ehen hatte er drei Töchter und einen Sohn.[1]

Leben und Dienste

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Die verbleibene und reastaurierte innere Burg von Palota, auch Thury-Burg genannt

Thury besuchte nie eine Schule, wahrscheinlich hat er nie richtig lesen und schreiben gelernt. Schon als kleiner Junge widmete er sich dem Fechten und bald diente er in den Garnisonen von Újvár, Drégely und Ság, wo er 1544 zum "ersten Husar" befördert wurde.[2] Er nahm an der Schlacht bei Palást am 10-11. August 1552 teil, wo er eine große Rolle bei der Rettung der italienischen Truppen des Sforza Pallavicini spielte.[3]

Im Jahre 1556 wurde er zum Kapitän der Burg von Léva ernannt, 1558 wurde er Obergespan der Komitat Bars, dann Kapitän von Palota (heute Várpalota). Sein Name errang zu seiner Zeit in Palota einen fürchterlichen Ruf unter den Türken. Er war ein hervorragender Duellant, immer wieder forderte er die besten türkischen Soldaten und Offiziere zum Duell heraus. Hamza, der Beg von Fehérvár (heute Székesfehérvár), wer die Burg in 1560 und 1561 vergebens belagert hatte, soll einmal versucht haben, ihn mit Gift zu töten, doch der Attentäter weigerte sich und verriet Thury seine eigentliche Mission. Die Geldnot wollte er mit ständigen Überfällen lindern, so verhinderte er daß seine Soldaten wegen des ausfallenden Soldes Fahnenflucht begingen. Wegen dieser ständigen Schwierigkeiten reichte er seinen Rücktritt ein, doch der König konnte ihn noch zum Bleiben für eine Weile überreden.

Im Jahre 1563 war er bei der Krönung von Maximilian I. zum ungarischen König (als Maximilian II. später auch Kaiser) in Pozsony dabei und war Held des Ritterspiels, das zu dieser Anlaß veranstaltet wurde. Am Turnier nahmen Ritter aus Tschechien, Italien, Frankreich, Deutschland und sogar auch aus der Türkei und Persien teil. Nach und nach besiegte er seine Gegner im Spieß- und Schwertkampf, bis er im Finale auf László Gyulaffy, den damaligen Burgkapitän von Tihany traf. Die beiden lieferten sich ein langes Duell, ohne dass einer den anderen überwinden konnte.[4] Daraufhin wurden beide zum Sieger ausgerufen und bekamen den goldenen Sporn verliehen.[5]

Im Jahre 1566 belagerte Süleyman I. mit einer Armee von 150.000 Soldaten die Burg Szigetvár im Süden Ungarns. Gleichzeitig griff im Juni eine 7-8.000 Mann starke Armee des Paschas von Buda, Arslan Palota an. Thury verteidigte mit seinen 500 Soldaten die Burg zehn Tage lang, bis der Entlastungsarmee des Grafen von Salm (Kapitän von Győr) ankam. Der Graf befreite Veszprém und Tata mithilfe von Thury und Gyulaffy. Thury wurde nach Győr geordert, wo die kaiserlich-königliche Truppen sich sammelten um vereinigt nach Szigetvár zu marschieren und unter der Führung von Nikolaus Zrínyi, (kroatisch: Nikola Šubić Zrinski) die belagerte Burg zu befreien. Im September traf hier der Kaiser und König ein, worauf Mahmud, der Beg von Esztergom mit einer Truppe von 800 Reitern das Lager aufzuklären versuchte. Doch seine Absichten wurden entdeckt und Thury verfolgte ihn mit seiner Kavallerie bis zur Bakony-Gebirge, zerstreute sie und nahm Mahmud gefangen. Noch im Lager zeichnete ihn der Kaiser und König eigenhändig mit einer goldenen Kette aus. Nach diesen Kämpfen tritt er als Burgkapitän von Palota endgültig zurück und sein Amt übernahm sein Neffe, Thury Márton (Martin Thury).

Die Burg Kanizsa zur Zeit der Besetzung der Stadt durch die Türken

Nach dem Fall von Szigetvár errang die Burg Kanizsa (heute Nagykanizsa) eine erheblich größere Rolle, wo auch deutsche Soldaten unter der Führung von Ferenc Tahy einquartiert worden. Tahy konnte jedoch die Ordnung nicht aufrecht erhalten und die Truppe plünderte die umliegenden Dörfer. Der Bestand der Burg nahm auch ab. Letztendlich wurde 1567 Thury zum neuen Kapitän von Kanizsa ernannt, gleichzeitig war er auch der Vizekapitän von Transdanubien. Seine gesamte Reitertruppe aus Palota soll ihn gefolgt haben. Als er in Kanizsa ankam fand er die Burg fast ohne Ausstattung, so forderte in seiner ersten Meldung Munition und Proviant, dann drängte er die Verstärkung der Verteidigungsanlagen. Darüber und über die Bedeutung der Festung schrieb er folgendes:

„Die Planke von Kanizsa steht offen und an mehreren Stellen ist es hereingefallen… Die Soldaten flüchten wegen des Hungers… Proviant und Sold muß her, sonst ist alles verloren… Obwohl von Kanizsa hängt das Schicksal Österreichs und der Steiermark ab!”

Da seine Anträge nicht erfüllt wurden bat er den König ihn aus seinem Amt zu entlassen, der aber stimmte nicht zu. In den nächsten Jahren konnte er die Garnison mit Touren aufrechterhalten. Über sämtliche Dörfer konnte er die königliche Herrschaft wiederherstellen.

Duelle mit den Türken

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Zu seiner Zeit in Palota war Thury schon der berühmteste Duellant des Landes, sein Name war auch im Ausland bekannt, seine Zeitgenossen nannten ihn den „ungarischen Cid”. Er soll mehr als 600 gewonnene Duelle mit den Türken gefochten haben [6], daraufhin bezeichneten ihn die Türken als den „Löwen von Transdanubien”. Einen grossen Ruf und Ansicht erlangte er nachdem er einen der berühmtesten türkischen Kämpfer, den Aga Dschafer besiegt hatte.[7] Dem humanistischen Geschichtsschreiber Miklós Istvanffy nach soll ein großgewachsener Türke nur deswegen nach Ungarn gekommen sein, um Thury zum Duell herausfordern zu können. 72 seiner gewonnenen Duelle sind in zeitgenössischen Berichten, Gesänge oder Erzählungen erhalten. Diese Kämpfe gingen bis einer vom Sattel fiel, bis zum ersten Blut oder (wie bei den meisten Fällen) bis zum Tode. Erfahrene Duellanten, wie Thury, Gyulaffy oder Bálint Magyar lieferten sogar mehrere Duelle nacheinander. Unter Thurys Opfer gab es mehrere hochrangige türkische Offiziere, so besiegte er 1551 im Duell den Beg von Vác, das tat er auch im Jahre 1557 wieder mit seinem Nachfolger. Als Kapitän von Kanizsa forderte er den Beg von Szigetvár heraus. Zu dieser Zeit vermeideten schon meistens die Türken sich mit Thury Duelle zu liefern.

Tod von Thury, Illustration

1571 klügelte Ali, der Beg von Szigetvár eine Hinterhalt gegen Thury aus. Ein Plünderzug sollte Thury auslocken und dann eine grössere Streitkraft seine Truppe überraschen. Am 2. April plünderten 300 türkische Reiter die Dörfer nahe Kanizsa. Thury brach mit 150 Reitern und 300 Fußsoldaten auf um die Angreifer zu verjagen. Er schlug sie in die Flucht, befreite ihre Gefangenen und verfolgte sie auf ihren Rückzug. Doch die Fußsoldaten hinterließ er und bei Orosztony, nördlich von Kanizsa überfielen ihn und seine Truppe 600 ausgewählte Soldaten der Bege von Szigetvár, Pécs und Koppány unter der Führung von Malchim Aga. Sie warteten auf diese Möglichkeit in einem Waldstück versteckt. Bald drängten sie die Christen in einen Sumpf, Thury fiel vom Pferd, der im Schlamm tief sank. Der verwundete Thury kämpfte zu Fuß weiter und soll mehrere Türken getötet haben, die ihn unbedingt lebend gefangen nehmen wollten. Er wollte dies vermeiden und warf seinen Helm weg, damit ein tödlicher Hieb wahrscheinlicher werden konnte. Am Ende töteten ihn und die meisten seiner Reiter die Türken. Die Fußsoldaten kamen nicht mehr rechtzeitig an. Seine Leiche wurde von den Türken enthauptet. Die während des Gefechtes in türkische Gefangenschaft geratenen Gefangenen und die Waffen sowie den Haupt der Kapitän von Kanizsa wurden direkt an die hohe Pforte verschickt.

Darüber berichtet der Botschafter Carolus Rym folgenderweise[8]:

„Am 10. Tag dieses Monats wurde der Haupt des Burgkapitäns von Kanizsa in froher Erinnerung seiner Majestät, des Herren Georg Thury von sämtlichen Hieben gestümmelt, dann zusammengenäht vor den Dīwān geliefert mit anderen 9 Köpfen sowie mit 14 Gefangenen, 3 Fahnen und mit 2 Trommeln. Der Pascha nahm Thurys Haupt in seinen Händen, hat sich ihn sorgfältig angeschaut, streichelte ihn den Bart und befahl ihn wegzubringen und mit Ehre zu bestatten.”

Sein Körper wurde in Kanizsa von seinem Sohn Miklós und von dem Grafen György Zrínyi mit großer Ehre nicht weit von Kanizsa beigelegt. Über seinen Grab errichteten sie eine Kapelle. Diese Kapelle liessen die Türken nach Eroberung der Burg im Jahre 1600 intakt und bestand mindestens bis zum Jahr 1664. Vermutlich während der Befreiungskriege Ende des Jahrhunderts wurde sie verwüstet.

  • In Várpalota nennt man die Burg der Stadt „Thury-Burg”.
  • In Nagykanizsa ist das Museum "Thury György Múzeum" [1] nach ihm benannt.
  • Ebenso eine Mittelschule in Nagykanizsa trägt seinen Namen.
  • In Orosztony erinnert ein Denkmal an seinem Tod.
  • Das Jahr 2016 erklärt die Stadt Várpalota zum Thury-Erinnerungsjahr aus Anlass des 445. Jahrestages des Todes von Thury. Nagykanizsa und Orosztony schlossen sich zu dieser Initiative an, wobei die drei Ortschaften sich auch dazu verpflichten, die Erinnerung eines der grössten ungarischen Helden zu pflegen und zu bewahren.

Die Literatur enthält Quellen in ungarischer Sprache:

Einzelnachweise

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  1. László V. Molnár: Thury György palotai és kanizsai kapitányságának története In: Veszprémi történelmi tár 1989/II, Veszprém 1989. S. 58.
  2. 1571 április 2. - Thury György végvári vitéz halála. Abgerufen am 25. Februar 2016./
  3. László V. Molnár: Thury György palotai és kanizsai kapitányságának története In: Veszprémi történelmi tár 1989/II, Veszprém 1989. S. 48.
  4. Ferenc Mitták: Hadvezérek, hősök, katonák a magyar történelemben Thot, Debrecen 1998, S. 71.
  5. 1571 április 2. - Thury György végvári vitéz halála. Abgerufen am 25. Februar 2016./
  6. Ferenc Mitták: Hadvezérek, hősök, katonák a magyar történelemben Thot, Debrecen 1998, S. 71.
  7. Ferenc Mitták: Hadvezérek, hősök, katonák a magyar történelemben Thot, Debrecen 1998, S. 70.
  8. Bericht des kaiserlichen Bortschafters zu Konstantinopel vom 17. Juni 1571