Benutzer:Bullvolkar/Talheim

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Das Massaker von Talheim ist insofern von besonderer Bedeutung als es als Beleg für die Gewalttätigkeit dieser Epoche gedeutet wird. Die Epoche selbst wird jedoch mit der sogenannten neotlithischen Revolution in Verbindung gebracht, welche die Transformation von der Jäger- und Sammlergesellschaft zur einer Gesellschaft, die durch Ackerbau und Viehzucht geprägt ist, kennzeichnet und dabei auch den Übergang von einer matriarchal zu einer patriarchal organsierten Gesellschaft markieren soll. Entsprechend werden die Knochenfunde von Talheim zum einen als Beleg für das Vorhandensein von gewalttätigen bis kriegerischen Auseinandersetzung auch im Matriarchat gedeutet und somit der postulierten Friedfertigkeit matriarchaler Gesellschaften widersprochen. Zum anderen werden die Knochenfunde als Beleg für die Geburtsstunde des Krieges bezeichnet und somit dem beginnenden gewalttätigen Patriarchat zugeschrieben.

So wird das Massaker von Talheim als "prominentestes Beispiel für die beginnende Gewalt um ca. 5000 v.u.Z. und damit für die beginnende Patriarchalisierung“ und als "einer der ersten Kriegsschauplätze am Ender der Epoche der Bandkeramik" angeführt. Kritisiert wird dabei, dass die Knochenfunde als Beweis dafür instrumentalisiert werden‚ “dass die Jungsteinzeit Mitteleuropas mit ihrer sesshaften, bäuerlichen Lebensweise von Anfang an patriarchalisch geprägt gewesen sei“.[1]

Eine weitere Deutung geht davon aus, dass es sich aufgrund fehlender weiblicher Knochen aus der Gruppe der Überfallenden um einen steinzeitlichen Frauenraub gehandelt hätte. Forscher um Alexander Bentley von der Universität von Durham und Joachim Wahl vom Landesamt für Denkmalpflege in Konstanz, vermuten deshalb, "dass die Frauen bei dem Gemetzel von den Angreifern gezielt verschont und anschließend entführt worden waren. Warum sich allerdings noch weitere Menschen am Tatort aufhielten, ist noch immer unklar. Bei den Frauen, die den beiden anderen Gruppen angehörten, kannten die Angreifer jedenfalls keine Gnade: Sie wurden ebenfalls ermordet“. [2][3] [4]

Einzelnachweise

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  1. Gabriele Uhlmann: „Archäologie und Macht - Zur Instrumentalisierung der Ur- und Frühgeschichte. Books on Demand. 4. Auflage. April 2012. ISBN 3-8448-1420-5 (online)
  2. T. Douglas Price, Joachim Wahl and R. Alexander Bentley: “Isotopic Evidence for Mobility and Group Organization Among Neolithic Farmers At Talheim, Germany, 5000 BC”. In: European Journal of Archaeology. 2006 9: 259. DOI: 10.1177/1461957107086126. (online)
  3. Christoph Marty: „Massaker von Talheim - Frauenraub in der Steinzeit“. In: Spektrum der Wissenschaft online vom 3.6.2008. (online)
  4. Spiegel online: „Massaker von Talheim: Mordende Steinzeitmenschen wollten Frauen rauben“ vom 3.6.2008 (online)