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Eubulides timog

Eubulides timog, Weibchen

Systematik
Ordnung: Gespenstschrecken (Phasmatodea)
Familie: Heteropterygidae
Unterfamilie: Obriminae
Tribus: Obrimini
Gattung: Eubulides
Art: Eubulides timog
Wissenschaftlicher Name
Eubulides timog
Hennemann, 2023

Eubulides timog ist eine Art aus der Familie der Heteropterygidae. Obwohl erst 2023 beschrieben, wird diese im Süden der philipinischen Insel Luzon beheimatete Gespenstschrecken-Art bereits seit 2009 in den Terrarien der Liebhaber gehaltenen und nachgezogen.[1][2]

Entdeckung und Vorkommen

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Die ersten Tiere dieser Art wurden bereits im August 1995 von Oliver Zompro in ca. 600 m Höhe am Banahaw in der philipinischen Provinz Quezon gesammelt. Zompro ordnet die von ihm gesammelten zwei Männchen und ein Weibchen Eubulides igorrote zu.[3] Weitere zunächst ebenfalls dieser Art zugeordnete Tiere fanden Joachim Bresseel und Thierry Heitzmann im Quezon Nationalpark 2008/2009. Im April 2010 fand Isamael Lumawig Tiere im Sierra Madre Gebirge. Bresseel, Heitzmann, Tim Bollens und Rob Krijns fanden im April 2011 Tiere in Marinfata an der Straße nach Infanta.[1]

Eubulides timog ist im Süden Luzons weit verbreitet und gilt als häufig. Nachweise liegen aus den Provinzen Quezon, Quirino, Albay und Sorsogon vor. Außerdem wurde die Art im Süden der Insel Leyte gefunden.[1]

Die Weibchen erreichen eine Länge von 71 bis 84 Millimetern. Am Ende des Abdomens befindet sich der für Arten der Obriminae typische schnabelförmige sekundäre Legestachel, der den eigentlichen Ovipositor umgibt. Die Weibchen sind sehr variabel in Muster und Farbe und wesentlich kontrastreicher gefärbt als die Männchen. Meist dominieren dunkelbraune bis schwarze Töne die von hellbraunen Bereichen und schwarzen oder weißen Binden an den Beinen oder am Körper ergänzt werden. Besonders auffällig sind Weibchen mit einem sehr schmalen weißen oder etwas breiteren cremefarbene Längsstrich über den gesamten Körper. Gelegentlich treten Tiere mit rötlicher oder grüner Grundfarbe auf. Beide Farben sind bei den Nymphen bis zum subadulten Stadium am intensivsten. Während die Grünfärbung bei adulten Weibchen häufiger auftritt, bleibt die rötliche Färbung eher bei adulten Männchen wahrnehmbar. Sie sind schlanker und bleiben mit 51 bis 61 Millimetern Länge deutlich kleiner. Meist sind sie ebenfalls hell- oder mittelbraun und zeigen auf dem Meso- und Metanotum einen oft undeutlichen, unterschiedlich breiten Längsstrich, der je nach Grundfarbe dunkelbraunen (auf hellem Grund) oder hellbraun (auf dunklem Grund) sein kann. Im Habitus ähneln sie stark den Männchen der Schwestergattung Trachyaretaon. Beide Geschlechter sind flügellos und oberseits mit kurzen Stacheln auf dem Meso- und Metanotum bewehrt. Diese sind bei den Männchen etwas spitzer. Besonders auffällig ist für die für die Gattung typische Stachelkrone am Hinterkopf.[1][4][5]

Von den Vertretern der anderen Arten lassen sich die Weibchen beispielsweise durch die Form des Präopercularorgans unterscheiden. Es wird bei Sungaya aeta durch eine deutliche, fast halbkreisförmige mittlere Aushöhlung am hinteren Rand des siebenten Sternits des Abdomens gebildet. Diese ist bei Sungaya inexpectata eher dreieckig und bei Sungaya ibaloi klein, flach und mit einem Paar Tuberkeln versehen. Außerdem sind die Stacheln auf dem Mesonotum größer als bei der insgesamt laggestreckteren und langbeinigeren Sungaya inexpectata. Auch die Männchen wirken etwas gedrungener. Ihr Mesothorax erreicht nur die 2,6 fache Länge des Prothorax, während er bei den Männchen von Sungaya ibaloi die dreifache Länge des Prothorax erreicht.[1]

Die mittels des Ovipositors im Boden abgelegten, amphorenförmigen, in der Mitte bauchig gewölbten Eier sind verhältnismäßig groß und typisch für die Gattung. Sie sind etwa 4,8 bis 4,9 mm lang, 3,4 bis 3,5 mm breit und 3,7 bis 3,8 mm hoch. Die Mikropylarplatte ist breit, umgekehrt T-förmig und 3 mm lang. Der Deckel (Operculum) sitzt schräg zur ventralen Seite hin abfallend auf dem Ei, so dass ein Opercularwinkel von etwa 5 Grad entsteht (Siehe auch Bau des Phasmideneies). Nach vier bis sechs Monaten schlüpfen die Nymphen, welche beim Schlupf schon 17 mm lang sind. Frisch geschlüpften Nymphen können sehr hell oder eher dunkelgrau gefärbt. Die zunehmend kräftiger und kontrastreicher werdenden Muster sind in den letzten Stadien vor der Imaginalhäutung am intensivsten. Die gesamte Entwicklung zur Imago dauert etwa drei bis vier Monate.[1][6][4]

Sarah Bank et al. bezogen in ihrer 2021 veröffentlichten, auf Genanalysen basierenden Untersuchung zur Klärung der Phylogenie der Heteropterygidae auch fünf Proben von Eubulides-Vertretern ein. Während sich drei Proben als konspezifisch erwiesen und zu Eubulides igorrote gehörten, passten zwei andere nicht zu dieser Art. Eine davon stammte aus einer Zucht und wurde 2023 von Frank H. Hennemann neben drei weiteren Arten der Gattung als Eubulides timog beschrieben. Der gewählte Artzusatz „timog“ bedeutet auf Filipino „Süden“ oder „südlich“ und bezieht sich auf das auf den im südlichen Teil Luzons beschränkte Verbreitungsgebiet der Art.[1][5]

Von den im Juni 2008 gesammelten Tieren sind ein Weibchen als Holotypus, sowie vier Weibchen, fünf Männchen und drei Eier als Paratypen im Museum für Naturwissenschaften in Brüssel hinterlegt. Als weitere Paratypen sind dort sechs Männchen und sechs Weibchen aus der Zucht von Joachim Breessel aus dem Jahr 2015 zu finden. In der Belegsammlung von Hennemann befinden sich folgende Paratypen: ein Weibchen, ein Männchen und ein Ei von den 2008er Sammlungstieren aus Ilanin Forest, fünf Weibchen der -Generation aus der Zucht von Rob Krijns aus dem Jahr 2009, sowie neun Weibchen und acht Männchen der -Generation aus seiner eigenen Zucht von 2010.[1]

Terrarienhaltung

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Die ersten Eier dieser Art wurden 2009 von Thierry Heitzmann nach Europa geschickt, nachdem erwachsene Tiere bereits im selben Jahr von Joachim Bresseel von einer Sammelreise mitgebracht worden sind.[6] Die Art wird von der Phasmid Study Group unter der PSG-Nummer 311 geführt, wobei sie zunächst als Eubulides igorrote und von

bis 2024 Eubulides alutaceus angesprochen wurde.[7]

Bereits 2012 war die Art als geschlechtlicher Stamm nicht mehr in Zucht. Der parthenogenetische Stamm der seither in Zucht ist, geht auf Eier zurück, die Heitzmann an Holger Dräger nach Deutschland schickte. Aus diesen schlüpfte lediglich ein weibliches Tier.[4] Der resultierende Zuchtstamm muss korrekt als Eubulides timog 'Quezon' bezeichnet werden.[8]

Die Art ist sehr leicht zu halten und zu vermehren. Zur Zucht reichen Temperaturen von 20 bis 22 °C. Als Futterpflanzen eignen sich neben Blättern von Aronstabgewächsen wie Efeututen auch die von Brombeeren und anderen Rosengewächsen, sowie die von Haseln, Eichen und Salal. Zur Eiablage sollte eine leicht feuchte Erd- oder Sandschicht den Boden bedecken.[1][4]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Frank H. Hennemann: A taxonomic review, including new species and new records of Philippine Obrimini stick insects (Insecta: Phasmatodea: Heteropterygidae: Obriminae), Faunitaxys, 2023, 11 (71), S. 42–44 & 61–67.
  2. Paul D. Brock, Thies H. Büscher & Edward W. Baker: Phasmida Species File Online (abgerufen am 19. Juni 2024)
  3. Oliver Zompro: Beiträge zur Kenntnis der philippinischen Phasmiden, I, Entomologische Zeitschrift (1996) 106 (4): S. 161–164.
  4. a b c d Holger Dräger: Gespenstschrecken der Familie Heteropterygidae Kirby, 1896 (Phasmatodea) – ein Überblick über bisher gehaltene Arten. Teil 3: Die Unterfamilie Obriminae Brunner von Wattenwyl, 1893, Triben Miroceramiini und Eubulidini Zompro, 2004. In: ZAG Phoenix. Nr. 6, Juni 2012 Jahrgang 3(2), ISSN 2190-3476, S. 2–21.
  5. a b Sarah Bank, Thomas R. Buckley, Thies H. Büscher, Joachim Bresseel, Jérôme Constant, Mayk de Haan, Daniel Dittmar, Holger Dräger, Rafhia S. Kahar, Albert Kang, Bruno Kneubühler, Shelley Langton-Myers & Sven Bradler: Reconstructing the nonadaptive radiation of an ancient lineage of ground-dwelling stick insects (Phasmatodea: Heteropterygidae), Systematic Entomology (2021), DOI:10.1111/syen.12472
  6. a b Rob Krijns: Speciesreport 41: Eubulides igorrote Rehn & Rehn, 1939, Phasma Werkgroep, Nr. 81 Juni 2011, Jahrgang 21, S. 6–8, ISSN 1381-3420
  7. Phasmid Study Group Culture List
  8. Eubulides timog auf der Phasmatodeaseite von Frank H. Hennemann, Oskar V. Conle, Bruno Kneubühler und Pablo Valero
Commons: Eubulides timog – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Kategorie:Phasmatodea Kategorie:Gespenstschrecken