Benutzer:Friesen/Überarbeitung der Kontroverse

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Wissenschaftlichkeit

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Kreationisten sehen den Kreationismus und die Evolutionstheorie als unter dem Einfluss von Weltanschauungen stehende und unter diesem Aspekt wissenschaftlich gleichwertige Theorien an. Sie behaupten, dass beide Entstehungsmodelle grundlegende Annahmen treffen müssten, die nicht falsifizierbar seien, was ein Hauptkriterium für Wissenschaftlichkeit ist. Sie sind sich bewusst, dass sich das Schöpfungshandeln Gottes dieser direkten wissenschaftlichen Überprüfbarkeit entzieht. Jedoch würden daraus bestimmte testbare Fragestellungen folgen, die einer Überprüfung unterzogen werden können. Zu diesen Fragestellungen gehöre zum Beispiel, ob das Leben in abgegrenzten taxonomischen Einheiten beobachtbar ist, ob die Natur Indizien für Planmäßigkeit aufweist und ob die schnelle Bildung von geologischen Schichten möglich ist. Das gleiche träfe auch für die Evolutionstheorie zu. Diese sei ebenfalls nicht direkt, sondern nur anhand bestimmter Vorhersagen überprüfbar. Zum Beispiel hätten die Überprüfungen der Abiogenese die Unmöglichkeit einer selbstständigen chemischen Bildung von vollständigen Organismen aufgezeigt. Jedoch verbiete die weltanschauliche Verflochtenheit das Akzeptieren des Scheiterns von Erklärungsversuchen zur Entstehung des Lebens ohne übernatürliche Ursachen.

Beide Entstehungsmodelle werden als verschiedene Deutungsmöglichkeiten betrachtet, die auf unterschiedlichen Weltanschauungen basieren. Aufgrund dieser verschiedenen Weltanschauungen würden die tatsächlichen Beobachtungen interpretiert, was zu den unterschiedlichen Modellen führte. Weiterhin weisen sie darauf hin, der methodische Naturalismus mit dem Prinzip der Falsifizierbarkeit an sich sei umstritten. Insgesamt wird der Evolutionstheorie das Deutungsmonopol zur Entstehung des Lebens abgesprochen.

Oft wird darauf hingewiesen, dass viele Verteidiger der Evolutionstheorie diese als gegebene und erwiesene Tatsache darstellen. Dies sei jedoch aufgrund wissenschafts- und erkenntnistheoretischer Aspekte nicht möglich, da es sich um eine historisch-rekonstruktive und nicht um eine empirische Wissenschaft handele. Theorien seinen prinzipiell nicht beweisbar, sondern nur gültig, solange sie nicht widerlegt worden sind.

In Bezug auf die Einordnung als Pseudowissenschaft wird von vielen Kreationisten ausdrücklich der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit für das Schöpfungshandeln Gottes abgelehnt. Im Bereich der Wissenschaft befänden sich dagegen die Evolutionskritik und die eigene Deutung der Beobachtungen. Hier werde eine strenge Trennung zwischen Glauben und wissenschaftlichem Vorgehen vollzogen.

Aus der Sicht von Kritikern des Kreationismus ist dieser als Pseudowissenschaft einzuordnen. Als Hauptargument gilt, dass die Existenz eines übernatürlichen Schöpfers und sein Eingreifen in die Entstehung des Lebens nicht falsifizierbar und somit keine wissenschaftlichen Thesen sind. Ein Gedankengebäude, das es erlaube, kritische Schwächen mit übernatürlichen Wundern zu flicken, müsse als Ganzes disqualifiziert werden, gleichgültig ob der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit auch für die Wunder selbst gestellt werde oder nicht.

Der Vorwurf, die Evolutionstheorie sei ebenfalls nicht falsifizierbar, wird mit dem Verweis auf eingetroffene Vorhersagen der Theorie, die auch hätten scheitern können, bestritten. Desweiteren wird betont, die Behauptung einer mangelnden Widerlegbarkeit der Evolutionstheorie stünde im direkten Widerspruch zu der ebenfalls von Kreationisten verbreiteten Behauptung, sie sei bereits widerlegt. Da außerdem einige Kreationisten die Inhalte der Bibel als wissenschaftliche Tatsachen ansehen würden, sei deshalb eine Diskussion wegen unterschiedlicher Begriffsvorstellungen schwer bis unmöglich.

Einige Wissenschaftler wehren sich gegen die Verbindung der Evolutionstheorie mit weltanschaulichen Aspekten und die Vermischung des Naturalismus weltanschaulicher mit dem rein methodischer Art. Sie betonen, dass die Naturwissenschaft für ihre Theorien nur unter anderem den Anspruch der Überprüfbarkeit und guter Annäherung an die Realität erhebt, nicht jedoch einen Wahrheitsanspruch.

Fossilien und Artbildung

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Evolutionskritik/Kreationismus

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Evolutionskritiker weisen darauf hin, dass es trotz der großen Variationen von verschiedenen Gruppen keinen unumstrittenen Fund gäbe, der die Überbrückung zwischen ihnen fülle. Selbst die Anzahl von über 1000 als Übergangsformen eingestuften Fossilien stehe in keinem Verhältnis zu der tatsächlich zu erwartenden Zahl. Von Evolutionsbiologen als wichtig bezeichnete Übergangsformen werden von meist abgelehnt, weil sie nur schwache Beweiskraft hätten. Der Rahonavis z. B. sei trotz seiner deutlich saurierartigen (primitiven) Merkmalen etwa 60 Millionen Jahre jünger datiert als die ersten bereits flugfähigen Vögel und sogar 80 Millionen Jahre jünger als Archaeopteryx. Der eigentliche von der Evolutionstheorie vorhergesagte Übergang zwischen Sauriern und Vögeln müsse demnach mindestens 60 Millionen Jahre vor Rahonavis stattgefunden haben. Rahonavis sei daher zu seiner Zeit eher ein lebendes Fossil gewesen als ein Mitglied der Gründerpopulation, die sich zu Vögeln entwickelt hat. Weiterhin unvorteilhaft sei das unvollständige Skelett [1]. Die Wissenschaftlerin Catherine Forster, die den Fund bearbeitete, meinte dazu: "Wir können nur durch den Fund eines kompletten Skeletts die letzten Zweifel an der Identität unseres Urvogels ausräumen." [2]

Kreationisten schließen sich diesen Einwänden an und ziehen für sich den Schluss, Fossilien wie der Archaeopteryx stellten keine Übergangsformen dar, sondern seien Exemplare eines eigenen "Grundtyps". Diese "Grundtypen", zwischen denen die archäologischen Funde unüberbrückte Grenzen definierten, können je nach Umfang mit dem biologischen Begriff der Familie, Gattung oder Art zusammenfallen. Auch im Laborumfeld beobachtete Artbildungen würden bisher nicht diese Definition des Grundtypus überschreiten.

Desweiteren wenden Evolutionskritiker ein, viele Endemismen (geographisch begrenzte Artvorkommen), die in der Evolutionstheorie als Beleg für Entstehungszentren betrachtet würden, verlören durch fossile Funde der Art an weit entfernten Orten ihre Beweiskraft (z. B.: Ameisenbären nur Südamerika, fossil auch in Deutschland oder Krallenfrösche nur in Afrika und fossil auch Brasilien).

Es wird auch kritisiert, fehlende Übergangsformen zwischen den großen Gruppen würden in der Evolutionsthreorie durch kleine Gründer-Populationen erklärt. Kreationisten merken diesbezüglich an, dass kleine Populationen innerhalb der "Grundtypen" dagegen häufig fossil überliefert seien. Ebenso würde im Rahmen des Punktualismus-Modells von Evolutionsbiologen die weitgehende Unauffindbarkeit von Übergangsformen zwischen den Arten erklärt, was die zu erwartenden paläontologischen Funde in der Evolutionstheorie den tatsächlichen Funden angleiche. Evolutionskritiker sind der Meinung, eine Falsifizierung der Evolutionstheorie durch paläontologische Funde werde durch derartige Theoriebestandteile nahezu unmöglich gemacht.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die "kambrische Explosion des Lebens". Das weltweit plötzliche Auftreten von hochdifferenzierten Organismen im Fossilienbericht ist nach Meinung der Evolutionskritiker schwer mit der Evolutionstheorie vereinbar. Es müsste innerhalb kürzester Zeit zu unerklärbar großen Entwicklungssprüngen gekommen sein. Die Erklärung der Evolutionstheoretiker, die präkambrischen Vorläuferformen seien nicht fossil überliefert, weil sie zu fragil waren, sei unwahrscheinlich, da sogar fossile einzellige Organismen und Algen aus dieser Zeit gefunden wurden. Cyanobakterien-artige Organismen wurden fossil in 3,5 Mrd. Jahre alten Gesteinen (z. B. Apex Chert von Westaustralien) gefunden und unterschieden sich kaum von jungen Ablagerungen. Das Kambrium begann vor 542 Millionen Jahren, womit ca. 85% der Lebensgeschichte auf diesem Planeten durch ein extrem langsames Evolutionstempo gekennzeichnet seien.

Evolutionstheorie

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Eine Theorie zu dem Umstand, dass Fossilien gewisser gemeinsamer Vorfahren fehlen und lediglich deren enge Verwandte bekannt sind, biete das Punktualismus-Modell, das die Evolution nur im kleinen Maßstab als graduell, aber in mittleren Rahmen (Speziation) als sprunghaft, mit Phasen der Stasis beschreibt. Diese Theorie folge zwangsläufig aus der Populationsdynamik, da Evolution vor allem in kleinen Populationen erfolge und damit geringen Niederschlag in Fossilien finde. Evolutionstheoretiker behaupten zudem, wichtige Übergangsformen würden von Kreationisten ignoriert (Rahonavis), weil sie das Konzept der Übergangsform mit dem Konzept des gemeinsamen Vorfahren verwechselten - ein gemeinsamer Vorfahr sei nicht eindeutig zu identifizieren und zudem selten, eine Übergangsform als enger Verwandter eines gemeinsamen Vorfahren jedoch schon. Spontane Artbildung sei bei einem über mehrere Jahre isolierten Stamm der Art Drosophila paulistorum (einer Fruchtfliege) schon im Labor beobachtet worden (Dobzhansky, Pavlovyks, Nature 23, 1971), könne also sehr schnell erfolgen. Dem Einwand von Kreationisten, diese Artbildung stelle noch keine Überschreitung des Grundtyps dar, begegnen Evolutionstheoretiker mit dem Vorwurf, Kreationisten würden die angeblich unüberschreitbaren Grenzen zwischen Grundtypen immer wieder ad hoc an die ihnen bekannten Fakten anpassen, so dass sie nur ein Abbild des jeweiligen Wissens darstellten. Das Nichtvorhandensein lebender Zwischenformen sei kontingent und nicht zwangsläufig, wie man an den großen Mengen von Übergangsfossilien erkenne.

Die angebliche Unwahrscheinlichkeit der Existenz von Lebewesen ohne harte Bestandteile sei ein weiteres Beispiel für Missbrauch von Wahrscheinlichkeiten durch Kreationisten - das Auffinden von Fossil A garantiere selbstverständlich nicht das Auffinden von Fossil B, denn Fossilisierung von Weichteilen sei ein seltener Vorgang, der bestimmte Bedingungen erfordert. Die selbsterklärte Unfähigkeit von Kreationisten, hochdifferenzierte Formen mit der Evolutionstheorie zu vereinen, ist nach Ansicht der Biologen keine Schwäche der Theorie, sondern eine Form des bei Evolutionsleugnern sehr beliebten Argumentum ad ignorantiam.

Evolutionskritik

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Evolutionskritiker verweisen auf die ihrer Meinung nach geringe Aussagekraft von "Ursuppenversuchen", bei denen sich zunächst Aminosäuren und aus diesen Proteine gebildet haben sollen. So wären bisher nur 14 der 20 in Lebewesen vorkommenden (essentielle, proteinogene) Aminosäuren überhaupt in einem einzigen Versuchsaufbau synthetisiert worden. In den simulierten Umgebungen stünde ein hoher Anteil monofunktionaler Aminosäuren einer Höherentwicklung zu Proteinen entgegen. Das Verhältnis zwischen linkshändigen und rechtshändigen Aminosäuren entspräche nicht dem Verhältnis in der Natur. Die evolutionsgeschichtlich nachgelagerten Proteinsynthese-Experimente seien dabei von zu den Aminosäuresynthese-Experimenten deutlich verschiedenen Umweltbedingungen ausgegangen oder hätten von monofunktionalen Aminosäuren befreite "Ursuppe" verwendet. Es hätten sich zudem nicht die gewünschten Proteine (lineare Ketten) gebildet, sondern Proteinoide (dreidimensional vernetzte Moleküle), die die Aufgabe eines Proteins nicht besser als Metallionen erfüllen und sich vor allem nicht in den Code-gesteuerten Zellstoffwechsel integrieren ließen.

An einer anderen Kategorie von "Ursuppenversuchen" wird kritisiert, dass die zur Bildung von Nukleinsäuren (RNA und DNA) notwendigen Bausteine Zucker und Stickstoffbasen mit ihrer geringen Halbwertszeit von maximal 44 bzw. 100 Jahren in geologischen Zeiträumen praktisch nicht zur Verfügung stünden. Das für die Zuckersynthese als wichtig eingestufte Formaldehyd hemme zudem die Synthese von Adenin aus Cyanwasserstoff (HCN) wirksam. Die oftmals hohen Ansprüche an die präbiotische Umwelt (z. B. periodisch trockenfallende Lagunen) ließen weitere Zweifel aufkommen, da das Vorhandensein wechselnder Umweltbedingungen den Zerfall anderer notwendiger Komponenten beschleunige. Wiederum seien bei einigen Experimenten optimierte Ausgangsgemische verwendet worden, deren natürliche Entstehung die Evolutionskritiker unter präbiotischen Bedingungen nicht nachvollziehen können

Verbreitete Vorkommen von Carbonaten zeugen von einer [[CO2|Kohlenstoffdioxid]]-haltigen Atmosphäre. Vorkommen von Sulfaten und Eisenoxiden in den Schichten der Aldan-Zeit lassen auf freien Sauerstoff schließen. Dies widerspräche der in Ursuppenexperimenten häufig postulierten reduzierenden Atmosphäre, sondern lege eine neutrale bis leicht oxidierende Atmosphäre nahe.

Schließlich wird darauf hingewiesen, dass bei Ursuppenversuchen lediglich einzelne Bestandteile entstanden sind, die noch weit entfernt von lebenden Organismen seien. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die richtigen Stoffe, in der richtigen Reihenfolge (und nicht mit irgendwelchen anderen Verbindungen eingegangenen), auf entsprechend kleinem Raum zusammenfänden, sei gering (in der Größenordnung von 10-100). Für vollständig funktionierende Lebewesen, etwa Bakterien, lassen sich Bildungswahrscheinlichkeiten noch weit kleiner als 10-100 000 angeben. Jedoch werden Wahrscheinlichkeitsrechnungen von vielen Kreationisten abgelehnt, da sie durch das Anthropische Prinzip ihre Aussagekraft verlieren. Außerdem seien keine Mechanismen bekannt, wie der Sprung von den einzelnen Bausteinen zu einem einzelnen funktionierenden und sich fortpflanzenden Organismus geschafft werden könne, so dass sich Wahrscheinlichkeitsberechnungen erübrigen würden.

Nicht zuletzt weisen die Kritiker darauf hin, dass die Konzepte der chemischen Evolution und der Abiogenese selbst bei vielen Evolutionswissenschaftlern keine Glaubwürdigkeit mehr finden.

Evolutionstheorie

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Die Argumente bezüglich der unvollständigen Synthese von "Lebensbausteinen" betrachtet die Evolutionstheorie als am Thema vorbei - natürlich sei bei so einfachen Experimenten kein besseres Ergebnis zu erwarten, sondern bereits dieses Ergebnis sei eine positive Überraschung gewesen. Auch hätten ähnliche Experimente unter weniger reduzierenden Bedingungen oder mit einer neutralen CO2-haltigen Atmosphäre ebenfalls positive Resultate erbracht, teilweise seien sogar organische Bausteine erzeugt worden, die bei den ursprünglichen Versuchen nicht erzeugt worden seien. Astrobiologen weisen darauf hin, dass in Meteoriten und sogar im interstellaren Raum inzwischen eindeutig komplexe organische Moleküle wie etwa Aminosäuren und andere Lebensbausteine nachgewiesen worden sien. Labor-Experimente hätten ebenfalls nachgewiesen, dass unter Bedingungen wie sie im Weltall herrschen wichtige organische Verbindungen entstehen könnten. Zusätzlich kämen hydrothermale Tiefseequellen als weiterer Ursprung von organischen Lebensbausteinen in Frage.

Das derzeitige einseitige Verhältnis zwischen linkshändigen und rechtshändigen Aminosäuren sei durch genetische Drift einfach zu erklären. Auch kommt als Erklärung in Frage, dass z. B. das vielfach als Vorläufermoleküle von RNA angenommene PNA nicht-chiralen Charakter besitzt. Ausserdem könnten Mineraloberflächen (Pyrit, Tonmineralien) als Katalysator eine wichtige Rolle spielen; so sei bereits durch Laborexperimente nachgewiesen worden, dass unter Verwendung von Tonmineralien lange lineare Makromoleküle aus Aminosäuren, also Proteine, entstehen können.

Es gäbe viele denkbare Modelle zur Entstehung von Leben, bei welchen die Scheinprobleme vermieden würden, die auf einer missbräuchlichen Anwendung von Wahrscheinlichkeitsrechnung beruhten. Neben grundsätzlich falschen Annahmen würde bei dem typischen kreationistischen Wahrscheinlichkeitsargumenten nicht berücksichtigt, dass zufällige Ereignisse im Nachhinein immer so aneinander gereiht werden können, dass sich bei Berechnungen extreme Unwahrscheinlichkeiten ergäben. So müsste etwa ein Experimentator, der nur 1000 mal eine Münze geworfen hat und sich das Resultat notiert, nach kreationistischer Argumentationsmanier zu dem grotesken Schluss kommen, dass das gerade beobachtete Ereignis mit einer Wahrscheinlichkeit von 2-1000 (~10-301) so extrem unwahrscheinlich sei, dass es praktisch nicht stattgefunden haben könne. Betrachte man entsprechend komplexere Ereignisketten (z. B. alle Zufallsereignisse seit der Geburt einer Person bis zur Gegenwart), können so praktisch beliebig extreme Werte erzeugt werden.

Außerdem gehen Wissenschaftler derzeit von einer primären RNA-Welt aus, wonach von einer reinen Neusynthese der Proteine aus Aminosäuren keine Rede sein könne: Erste Ribonukleinsäuremoleküle (ribonucleic acid, RNA) können sich selbst vervielfältigen. Nach dem Evolutionsprinzip setzten sich die stärksten durch, also die mit der höchsten Ablesegenauigkeit. Später könnten aus der Sequenz der RNA als Matritze Proteine als lineare Aminosäureketten hergestellt worden sein. Dabei sollen zunächst nur wenige Aminosäuren beteiligt gewesen sein. Diese Proteine könnten sich jedoch aufgrund der höheren Vielfalt gegenüber den ersten Ribozymen - also RNA mit enzymatischer Aktivität - durchgesetzt haben, ein weiterer evolutionärer Selektionsschritt. Die DNA soll sich erst viel später als Speicherform entwickelt haben. Belegen ließe sich diese Theorie durch viele in der heutigen Welt existierende Funde. Dazu gehörten Ribozyme, die sich selbst spalten können und die Nukleotide, die Bausteine der DNA, würden nicht de novo synthetisiert, also aus Aminosäuren etc., sondern aus den entsprechenden RNA-Bausteinen. Dazu würde der Ribosezucker in allen in der DNA gefundenen Bausteinen zu Desoxyribose reduziert. Nur die RNA-Bausteine bzw. deren Vorläufermoleküle wie PNA oder TNS würden de novo synthetisiert. Damit entbehrten die Berechnungsversuche von Kreationisten einer realen Grundlage - sie widerlegten lediglich Strohpuppentheorien.

Zudem müsse auch das Anthropische Prinzip bei wissenschaftlichen Erklärungversuchen des Lebensursprungs notwendigerweise in Betracht gezogen werden, da es zu einer Voreingenommenheit der Beobachtungen führe. Die Beobachtung, dass auf der Erde Leben entstanden ist und dass das Universum für Leben geeignet ist, sei keine statistisch unabhängige Beobachtung, da sie die Existenz eines lebenden Beobachters bereits voraussetze. Allein deswegen seien kreationistische Argumente über Wahrscheinlichkeiten zum Scheitern verurteilt, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit, dass auf einem konkret gegebenen Planeten Leben entsteht, tatsächlich sehr klein sein sollte. Dazu müsse erst gezeigt werden, dass das Universum eine bestimmte Größe nicht überschreitet, und dass Vielweltenmodelle prinzipiell ausgeschlossen werden können. Beides sei gegenwärtig nicht möglich. Vielweltenmodelle prinzipiell auszuschließen sei sehr schwierig oder sogar unmöglich.

Datierungsmethoden

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Junge-Erde-Kreationisten rechtfertigen ihre Überzeugung von einer jungen Erde unter anderem durch das Kritisieren der verschiedenen Datierungsmethoden, die sie als ungenau bezeichnen. Sie stellen das Axiom des Aktualismus, das den Datierungsmethoden zugrunde liegt, grundsätzlich in Frage. Statt dessen vertreten sie die Annahme des Exzeptionalismus, unter der die heutigen Datierungsmethoden ihre Aussagekraft verlieren. Außerdem behaupten sie, es werde mit unter Laborbedingungen ermittelten Idealwerten datiert, die zu leichtsinnig auf die geologische Vergangenheit übertragen werden. Ferner wird darauf hingewiesen, dass die Eichung der Datierungsmethoden oft an Proben erfolge, deren Alter durch das Evolutionsmodell mitbestimmt worden wäre.

Der Versuch, eine direkte Altersbestimmung von toten Organismen mit Hilfe von Kohlenstoffdatierungen (radiometrische Altersbestimmung) durchzuführen, beruhe beispielsweise auf zum Teil unbeweisbaren Grundannahmen. Daher seien die so ermittelten Altersangaben keine tatsächlichen Werte, sondern "Modellalter", die nur relativ zur Auslegung und zu den Annahmen gültig wären. Es sollte nach Berechnungen die modernste dieser Messmethoden eine Altersangabe bis 100.000 Jahre liefern. Es könnten aber nur Alter bis zu 60.000 Jahre nachgewiesen werden.

Bezüglich der zur Altersbestimmung von Gesteinsschichten eingesetzten Kalium-Argon und der Uran-Blei-Methode weisen Kreationisten auf die verfälschenden Auswirkungen von Verschmutzungen, Aussickerungen und ungewissen Ausgangszuständen hin. Teilweise würden verschiedene Methoden deutlich verschiedene Daten messen. Bei der für den gleichen Zweck eingesetzte Rubidium-Strontium-Methode sei aufgrund der extrem hohen Halbwertszeit eine erhöhte Gefahr von Messfehlern gegeben. Zur Kritik anderer Methoden wie der K-Ar-Datierung werden auch oft konkrete Beispiele herangezogen. So sei damit z. B. bei 50 Jahre altem Lavagestein ein Alter von mehreren Millionen Jahren gemessen worden. Geologen entgegnen, dies liege an übermäßigem Ar-Verbleib, der aus dem Magma stamme. Dies wird von Kreationisten jedoch als weiterer Beleg für ungewisse Anfangsbedingungen herangezogen: Wenn die Messung bei Gesteinen von bekannten Altern versagen, können sie erst recht nicht für die Bestimmung von Material unbekannten Alters benutzt werden.

Die Alte-Erde-Kreationisten, welche einen großer Teil der Kreationisten ausmachen, teilen diese Kritik nicht. Dazwischen gibt es viele Kreationisten, die keine genaue Position einehmen, jedoch einräumen, dass eine junge Erde insbesondere im Hinblick auf die Wahrung des Sparsamkeitsprinzips nur schwer erklärbar sei [3].

Naturwissenschaft

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Physiker, Paläontologen und Geologen bezeichnen die Behauptungen bezüglich der Eichung der Datierungsmethoden als unhaltbar und aus der Luft gegriffen. Bezüglich der Kohlenstoffdatierung weisen Evolutionsbiologen darauf hin, dass die Radiokohlenstoffmethode gerade wegen ihrer bekannten Beschränkung auf wenige tausend Jahre von Paläontologen gar nicht angewandt werde (mit wenigen Ausnahmen, nämlich für sehr junge Fossilien, die noch organischen Kohlenstoff enthalten). Vor allem zur Bestimmung des Erdalters sei sie denkbar ungeeignet, dazu würden viele verschiedene Methoden wie zum Beispiel die U-Pb-Methode, Rb-Sr-Methode oder die Sm-Nd-Methode erfolgreich angewendet. Das maximale Alter, für die die Radiokarbonmethode eingesetzt werden kann, sei zudem nicht durch die Genauigkeit der Messapparaturen limitiert, sondern durch in den Proben in kleinen Konzentrationen vorhandenes Untergrund-Radiokarbon, welches nicht vom ursprünglich vorhandenen Radiokarbon zu unterscheiden ist aber aus anderen Quellen stammt (z. B. in-situ Produktion durch Zerfall langlebiger Radionuklide, nichtvermeidbare geringfügige Kontamination bei Probenentnahme und Aufbereitung usw.).

Verfälschungen der radiometrischen Datierungsmethoden durch Verschmutzungen oder sonstige Störungen des jeweiligen verwendeten Isotopensystems könnten durch Verwendung von Isochrondiagrammen (Drei-Isotopendiagrammen) oder - im Fall der U-Pb-Methode - eines Konkordia-Diagrammes zuverlässig ausgeschlossen werden. Im Fall des K-Ar-Systems stehe mit der 39Ar-40Ar Messtechnik sogar ein besonders ausgefeilte Technik zur Verfügung, mit der Verfälschungen ausgeschlossen werden könnten. Als Information über den Anfangszustand werde in radiometrischen Datierungsmethoden nur das Verhältnis von Tochter- zu Mutter-Isotop benötigt, das jedoch selbst wiederum mit Hilfe eines Isochrondiagrammes gewonnen werden könne.

Geeicht würden die radiometrischen Methoden durch Messung der Zerfallskonstanten der radioaktiven Elemente unter Laborbedingungen, wobei ausschließlich physikalische Gesichtspunkte angewendet werden. Besonders die Zerfallsraten des Urans seien sehr genau bekannt, da diese beispielsweise notwendig zur Planung und Betrieb von Kernkraftwerken seien.

Überlagernde Erdschichten

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Junge-Erde-Kreationisten behaupten, es seien Fossilien gefunden worden, die durch mehrere verschiedene Ablagerungsschichten hindurch lagen, obwohl viele Wissenschaftler diese Ablagerungsschichten in mehrere verschiedene Erdzeitalter eingeordnet hätten. ("Wie sollte der Schwanz eines Dinosauriers 100 Millionen Jahre lang aus der Erde ragen?") Diese Funde werden im Rahmen des Junge-Erde-Kreationismus als Hinweis auf eine irrtümliche Datierung der Erdschichten durch die Wissenschaft und als Hinweis auf eine Flutkatastrophe betrachtet (eine solche wird in der Bibel beschrieben).

Paläontologen weisen darauf hin, dass solche Behauptungen zwar in Kreationistenkreisen kursieren würden, bei näherer Betrachtung aber nicht stichhaltig seien. Ein Beispiel sei ein Wal-Fossils, das angbelich senkrecht durch mehrere Ablagerungschichten liege. In Wirklichkeit liege das entsprechende Wal-Fossil jedoch innerhalb einer Ablagerungschicht, die zur Zeit der Ablagerung horizontal gewesen und erst später durch geologische Prozesse etwa 50° aus der Horizontalen gehoben worden sei. Auch plötzliche meterdicke Ablagerungen, etwa durch vereinzelte lokale Überschwemmmungen, seien kein Problem für die herkömmliche Paläontologie.