Benutzer:Gestumblindi/AWW2012

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Siehe auch: Benutzer:Gestumblindi/AWW2016

Die Adminwiederwahlen - eine Erfolgsgeschichte?

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Text auf dem Stand vom 2. Mai 2012 - Update siehe unten

Als Initiator des Meinungsbildes Admin-Wiederwahl 3 vom Oktober 2009, auf dem das geltende Admin-Wiederwahlverfahren beruht, wurde ich von Sargoth darum gebeten, für die AdminConvention 2012 einen Text zu „Sinn und Zweck“ des Meinungsbildes zu verfassen und ein Fazit auf heutigem Stand zu ziehen. Diesem Wunsch komme ich gerne nach.

Zunächst möchte ich kurz die Ausgangslage des damaligen Meinungsbildes skizzieren. Wie man dort in der Einführung nachlesen kann: Wir standen vor der Situation, dass neue Adminkandidaten standardmässig erklärten (wohl unter Gruppenzwang mehr oder weniger erklären mussten), an einem der zwei bestehenden „freiwilligen“ Verfahren zur Wiederwahl teilnehmen zu wollen. Dabei handelte es sich um die Wiederwahl in festem Turnus nach dem Modell von Poupou l'quourouce sowie die Wiederwahl auf Antrag nach vom jeweiligen Admin selbst festgelegten Bedingungen, das (inzwischen eingestellte) Modell von Kh80. Das führte zu einer Schieflage: „Alte“ Admins konnten sich auf ihrer Unabwählbarkeit ausruhen, während aktuellen Kandidaten kaum etwas anderes übrigblieb, als sich einem Wiederwahlverfahren anzuschliessen.

Diese auf Benutzer-Unterseiten gepflegten Verfahren gingen aus zwei Meinungsbildern zur Einführung von Wiederwahlen Anfang 2008 hervor, die jeweils eine einfache Mehrheit, nicht jedoch die geforderte Zweidrittelmehrheit erreichten. Dass damit die freiwilligen Wiederwahlen seit diesen Meinungsbildern de facto institutionalisiert waren, liess vermuten, dass der Wunsch in der Community, eine Wiederwahl- bzw. Abwahlmöglichkeit für Admins zu erhalten, sicher nicht geschrumpft war. Durch das erwähnte entstandene Ungleichgewicht zwischen „alten“ und „“neuen“ Admins schien sich mir somit ein neues Meinungsbild aufzudrängen. Ein Meinungsbild, mit dem endlich eine allgemein verbindliche Möglichkeit geschaffen werden sollte, Admins abzuwählen, die das Vertrauen der Community nicht mehr geniessen - auch ohne Missbrauch ihrer Rechte.

Die Planung und Ausarbeitung des Meinungsbildes verlief in einer sehr konstruktiven, sachbezogenen Atmosphäre. Wichtige Beiträge lieferten besonders Minderbinder, Elop und Mark Nowiasz. Um die konkrete Ausgestaltung des Wiederwahlverfahrens wurde hart, aber fair und geprägt von Respekt für andere Ansichten gerungen. Wie Elop auf der Diskussionsseite schrieb: Wenn jeder nach dem Prinzip „Frechheit siegt“ ein MB möglichst penetrant in seinen Wunschzettel umzuarbeiten sucht, ist nicht nur das Klima im Arsch, sondern es kommt auch was Nicht-Mehrheitsfähiges dabei heraus. - Das haben wir, kann ich sagen, glücklich vermieden. Aber Glück ist bei sowas auf jeden Fall immer dabei: Durch die offene Natur der Wikipedia hätten wir wohl kaum brauchbare Gegenmittel in der Hand gehabt, hätten sich auch nur zwei oder drei kompromisslos agierende Vertreter individueller „Wunschzettel“ auf das Meinungsbild eingeschossen, wie es so oft geschieht und dann zu eingeschlafenen oder scheiternden, da unausgewogen aufgebauten Meinungsbildern führt.

Am Ende standen zwei Vorschläge: Der inzwischen wohlbekannte „Antrag bei Bedarf“ und das „feste Zeitfenster“. Letzteres Verfahren hätte vorgesehen, nur zweimal im Jahr ein Zeitfenster zu öffnen, in dem Unterschriften für Adminwiederwahlen gesammelt werden können.

Das Meinungsbild war so aufgebaut, wie es 2009 noch ziemlich üblich war - ohne gesonderte Abstimmung über die formale Akzeptanz, sondern mit einer Option „Ich lehne das Meinungsbild insgesamt ab“. Dem Antrag musste mit zwei Dritteln der Stimmen (aufgewogen gegen „Ich lehne den Antrag ab“ und “Ich lehne das Meinungsbild insgesamt ab“) zugestimmt werden. Das schaffte das Meinungsbild spielend, aus der Auswertung von FritzG: 277 Prostimmen gegenüber 28 Kontrastimmen entspricht einer Zustimmung von 90,82 %. Auch wenn man die Ablehnungen als Kontra zählt, sind es noch 86,02% (277 von 322). Bei der Variantenwahl, wo mit einfacher Mehrheit abgestimmt wurde, entschied sich die Community mit 224 Stimmen für den Antrag bei Bedarf gegen 73 für das feste Zeitfenster. Meinungsbilder, die so klar und eindeutig verlaufen, würde man sich immer wünschen.

Umsetzung und Folge-Meinungsbilder

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In Folge des Meinungsbildes wurde die Seite Wikipedia:Adminwiederwahl (WP:AWW) mit Unterseiten für die einzelnen Admins, auf denen Stimmen für die Einleitung von Wiederwahlverfahren gesammelt werden können, angelegt. Abgelaufene Stimmen werden dort automatisch vom Xqbot entfernt. Durch zwei Folge-Meinungsbilder wurde das Verfahren modifiziert: Das Meinungsbild Nachbesserung zur Wiederwahl auf Antrag legte fest, dass sämtliche erfolgreich verlaufenen Wahlen (auch Admin-Erstwahl und freiwillige Wiederwahl) eine erneute Wiederwahl innerhalb eines Jahres ausschliessen (und nicht nur Wiederwahlen nach dem AWW-Verfahren). Und mit Abschaffung der Zwangswiederwahlen wurde geändert, wie vorgegangen wird, wenn ein Admin nicht innerhalb eines Monats auf die Wiederwahl-Aufforderung reagiert: Sollte zuvor auf jeden Fall eine Wiederwahl durchgeführt werden, werden dem Admin die Rechte nun ohne Wiederwahlprozedur entzogen.

Von der ersten Welle an Wieder- bzw. Abwahlen war ich als Initiator überrascht: Erklärte Intention des Meinungsbildes war es ja, die Möglichkeit zu schaffen, einem „Admin, der das Vertrauen der Community nicht mehr geniesst, die Rechte zu entziehen“. An Inaktivität als möglichen Abwahlgrund hatte ich dabei nicht gedacht. Aber tatsächlich erfolgten die meisten Wiederwahlaufforderungen und daraus resultierenden Abwahlen anfänglich wegen Inaktivität. Es ging dabei hauptsächlich um Admins, die zwar nicht jede Aktivität als Benutzer eingestellt hatten und ihre Rechte daher nicht nach dem Meinungsbild Entzug von Adminrechten bei Inaktivität von 2008 verloren, aber ihre Adminrechte nur noch sehr selten bis gar nicht mehr einsetzten. Ich kommentierte das damals in der Kandidaturen-Diskussion so: Dass so viele Admins, die niemandem etwas getan haben, keine Konflikte auslösten und einfach nur unproblematisch inaktiv waren, nun zur Wiederwahl gestellt werden - ja, das überrascht mich. Allerdings: Es scheint doch einen nicht ganz marginalen Teil der Community zu geben, welcher der Ansicht ist, dass Inaktivität allein schon ein Problem darstellt. Man sollte m.E. die Möglichkeit belassen, einen inaktiven Admin zur Wiederwahl zu stellen, da ein Mini-Edit pro Jahr ja ansonsten reicht, um den automatischen Entzug wegen Inaktivität zu verhindern.

Diese Tendenz der Community hin zu verschärften Erwartungen an die Aktivität von Admins scheint sich nun weiter zu verstärken: Zuerst werden nur völlig inaktiven Admins die Rechte entzogen. Dann werden wenig aktive abgewählt. Und nun, da ich diesen Text schreibe, steht das stark unterstützte Meinungsbild Entzug von Adminrechten bei Inaktivität 2 kurz vor dem Start, sein Ergebnis wird vor der AdminConvention vorliegen. Damit sollen nun Admins die Rechte bereits automatisch entzogen werden, wenn sie mangels Aktivität nicht mehr über die allgemeine Stimmberechtigung verfügen. Da scheint es mir nur noch ein kleiner Schritt hin zur Forderung zu sein, eine bestimmte Anzahl an Admin-Aktionen in einem bestimmten Zeitraum auszuführen, wie das auf Commons bereits der Fall ist.

Man kann damit schon sagen: Der Druck auf die Admins hat zugenommen, sicher auch in Folge von „AWW 3“, und das stärker als von mir intendiert. Das Adminwiederwahlverfahren selbst jedoch hat sich m.E. gut eingependelt. Im November 2009 versuchte ich mich als Prophet und schrieb Ich glaube vielmehr, dass sich der Gebrauch des Instruments „Wiederwahlen auf Antrag“ nach der „heissen“ Anfangsphase, in der wir uns befinden, spätestens nach 1-2 Jahren, so einpendeln wird, dass es wirklich nur noch bei auffälligen Problemen zu einem Antrag kommt, wofür ich von Skeptikern belächelt wurde (Henriette fragte sich, „ob ich überhaupt noch ein Ende der Durchhalteparolen erleben werde“). Aber genau so ist es gekommen - die Adminwiederwahlen werden nun wie ursprünglich beabsichtigt eingesetzt. Damit kommen wir zum ...

Dazu habe ich diesen März im Rahmen einer Diskussion auf Wikipedia Diskussion:Kandidaturen geschrieben: Vielmehr finden nach einer anfänglichen Welle von Wieder- bzw. Abwahlen (vor allem weitgehend inaktiver Admins) kurz nach Einführung des AWW-Systems nun nur noch sehr gelegentlich Wiederwahlen nach diesem System statt. Es braucht relativ viel bzw. eine doch recht starke aktuelle Ablehnung der Tätigkeit eines Admins durch viele Benutzer, um genügend Stimmen für eine Wiederwahl zusammenzukriegen. Damit hat sich also m.E. nicht nur das Prinzip des Systems bewährt, sondern sogar die 25/50-Hürde scheint aktuell genau richtig zu sein. Eine Wiederwahl wegen nichts und wieder nichts habe ich in letzter Zeit nicht gesehen.

Das kann man mit Fakten untermauern:

Wiederwahlen nach MB 2011

  • Sicherlich (bestätigt)
  • Tilla (nicht bestätigt)
  • Rax (bestätigt)
  • 1001 (nicht bestätigt)
  • Nb (nicht bestätigt)
  • Wahrerwattwurm (bestätigt)
  • Mautpreller (bestätigt)
  • UW (bestätigt)
  • Marcus Cyron (bestätigt)
  • Stechlin (bestätigt)
  • D (bestätigt)

Wiederwahlen nach MB bis Anfang Mai 2012

  • Memmingen (bestätigt)
  • Capaci34 (Abbruch auf Wunsch des Kandidaten)
  • Carbidfischer (bestätigt)

Mit demnach elf Wiederwahlverfahren nach MB im Jahre 2011 und bisher drei 2012 ist also nichts von einer „Wiederwahlflut“ zu erkennen. Die Hürde „25 Stimmen in einem Monat oder 50 in 6 Monaten“ für die Einleitung eines Verfahrens hat sich als relativ hoch, aber m.E. nicht zu hoch erwiesen. Der hohe Anteil an Admins, die in der Wiederwahl bestätigt wurden, scheint mir auch zu zeigen, dass eine niedrigere Hürde zu mehr Wiederwahl-Leerlauf führen würde - wenn die Community einen Admin wirklich problematisch findet, wird es so oder so bald genug Stimmen für die Wiederwahl geben.

Eine Erfolgsgeschichte?

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Die in der Überschrift dieses Textes gestellte Frage kann ich somit mit einem zufriedenen Ja! beantworten. Das Verfahren funktioniert mittlerweile weitestgehend so, wie ich es mir vorgestellt hatte, und hat der Community ein wertvolles Instrument in die Hand gegeben, bei fortgesetzter Unzufriedenheit mit einem Admin nicht einfach die Faust im Sack zu machen. Auch für die Admins scheint es mir wertvoll, da sich so viel genauere Umrisse der Erwartungen der Community an die Admins zeichnen lassen. Ein Kernpunkt scheint, wie gesagt, ein gewisses Mass an Aktivität zu sein, das wurde durch die Wiederwahlen deutlicher (auch 2011 gab es mit 1001 noch mindestens eine Abwahl aus diesem Grund). Und man erhält sehr schnell Feedback über AWW, wenn man Teilen der Community, vielleicht unbewusst, auf die Zehen getreten ist. Man Fazit ist, dass die Adminwiederwahlen im Moment genau so sind, wie sie sein sollten.

Update - Ende Mai 2012

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Als ich am 2. Mai den obenstehenden Text verfasste, hätte ich mir nicht träumen lassen, was wenige Tage später in Folge des kurz darauf anlaufenden Meinungsbildes Entzug von Adminrechten bei Inaktivität 2 passieren würde. Die Ereignisse von Mitte Mai haben meine Wahrnehmung des AWW-Systems völlig auf den Kopf gestellt - das zufriedene Fazit von oben kann ich nun nicht mehr ziehen. Im Gegenteil: Hätte ich gewusst, dass es zur jetzigen Situation führen wird, hätte ich das Meinungsbild 2009 sicher nicht oder mit einem anderen Vorschlag durchgeführt. Die werte Leserschaft wird wohl mit den aktuellen Ereignissen, die recht hohe Wellen geschlagen haben, schon vertraut sein, daher nur eine kurze Zusammenfassung:

Wie schon oben beschrieben, wurde mit dem aktuellen Meinungsbild vorgeschlagen, Admins, die keine allgemeine Stimmberechtigung mehr haben (d.h. weniger als 50 Edits im Artikelnamensraum in den letzten 12 Monaten), die Rechte zu entziehen. Als bereits absehbar war, dass der Vorschlag wohl nicht die geforderte Zweidrittelmehrheit erreichen wird, verlegten sich einige Benutzer darauf, ihn auf andere Weise trotzdem durchzusetzen - indem sie AWW-Stimmen an die betroffenen, nicht stimmberechtigten Admins verteilten. Damit schafften sie es bei all diesen rasch, das Quorum von 25 Stimmen innerhalb eines Monats zu erreichen. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, wurde damit verbunden erklärt, dass eine Wiederwahl nur in Frage komme, wenn auch die Stimmberechtigung innerhalb der dreissigtägigen Frist wieder erreicht wird - ansonsten Entzug der Rechte ohne Wiederwahl.

Diese "kreative" Anwendung des AWW-Systems hat mich so irritiert, dass ich mich am 18. Mai zu einem ironisch-polemischen Kurierartikel zum Thema hinreissen liess. Bis zum Ablauf des Meinungsbildes am 21. Mai sank die Zustimmung zum Vorschlag stetig weiter; wurde die Zweidrittelmehrheit eine Zeitlang nur knapp verfehlt, stimmten ihm am Ende bloss noch 55% zu. Im Gegensatz zur Ansicht einer IP in der Meinungsbild-Diskussion glaube ich nicht, dass das an meinem "manipulativen" (so die IP) Artikel im Kurier liegt - vermutlich ist mein Protestversuch auf ebensoviel Ablehnung wie Zustimmung gestossen, harsche Reaktionen blieben jedenfalls nicht aus. Vielmehr schliesse ich mich der Meinung von Micha und KaiMartin (kmk) in der Auswertungsdiskussion zum Meinungsbild an: Die Vorgehensweise mit den AWW-Stimmen, um das Meinungsbild zu umgehen, hat etwas von einer Aktion im Sinne von Wikipedia:Störe Wikipedia nicht, um etwas zu beweisen ("BNS"), zeugt von wenig Respekt für die Community als Ganzes und hat bestimmt in den letzten Tagen noch so manchen bewogen, den Vorschlag abzulehnen.

Schon lange wünsche ich mir, dass die Admin-Rechte nicht so hoch (und immer höher) gehängt werden, wie das auch in dieser Affäre leider gerade mal wieder gemacht wurde. Als Ausweg aus der Misere könnte ich mir eine deutlich vereinfachte Vergabe der Adminrechte mit deutlich geringeren Anforderungen vorstellen - allerdings hatte ich meinen Meinungsbild-Entwurf, Admins nur noch mit einfacher Mehrheit zu wählen, nach vorwiegend negativem Feedback 2010 erstmal auf Eis gelegt. Vielleicht ist ja jetzt die Zeit dafür gekommen?


Gestumblindi