Benutzer:Gfm wegner/Recycling von Tintenpatronen

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Nach Angaben des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (Quelle: BAUM e.V.) aus Hamburg werden in Deutschland jährlich rund 55 Millionen Tintenpatronen verkauft, mit steigender Tendenz. Davon landen circa 90% im Müll (Quelle: European Toner and Inkjet Remanufacturers Association). Durch die Wiederaufbereitung der leeren Tintenpatronen, das heißt durch die Wiederbefüllung ließen sich große Abfallmengen vermeiden und somit Ressourcen schonen.

Der Endverbraucher hat hier die Möglichkeit durch den Einsatz von Refillpatronen einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Dabei sind Refillpatronen in der Regel weder qualitativ schlechter als die Patronen des Druckerherstellers, nur der Anschaffungspreis ist durch die Einsparungen beim Material niedriger. Zwei gänzlich verschiedene Methoden zum Einsatz von wiederaufbereiteten Tintenpatronen gibt es für den Endverbraucher:

Die Tintentankstelle

In den meisten größeren Städten gibt es mittlerweile Tintentankstellen bei denen der Endverbraucher zumindest die gängigsten Patronentypen direkt vor Ort wiederbefüllen lassen kann. Allerdings hat dieses System auch Nachteile: Das größte Franchise System im Bereich Tintentankstellen, die refill 24 GmbH, betreibt in Europa zwar über 500 Tintentankstellen (Quelle: refill 24 GmbH). Trotzdem geht mindestens ein Teil der Einsparungen bei Kosten und Umweltentlastung beim Weg zur Tintentankstelle verloren. Falls sich überhaupt eine Tintentankstelle in akzeptabler Nähe befindet. Ein weiterer Nachteil ist das jede Tintenpatronen beim drucken verschleißt und somit nicht unbegrenzt wiederbefüllt werden kann. Und da die Tintentankstelle zur Wiederaufbereitung eine brauchbare Leerpatrone benötigt sind dem System hier Grenzen gesetzt. Allerdings hat der Einsatz kundeneigener Leerpatronen auch erhebliche Vorteile für das System: Die Qualität von wiederbefüllten Tintenpatronen steht in direktem Zusammenhang zur Leerpatrone. Die Kunden von Tintentankstellen lassen in der Regel frisch leergedruckte Patronen befüllen, zumindest Patronen die noch keine längere Lagerzeit und somit Eintrocknungszeit hinter sich haben.

Industrielle Befüllung

Bei der industriellen Befüllung wird nicht die Leerpatrone des Kunden wiederbefüllt, der Verbraucher bezieht seine Refillpatronen in der Regel auch nicht direkt beim Refiller sondern zum Beispiel über den Versandhandel. Neben den Kosteneinsparungen durch eine Fließfertigung ergeben sich für den Verbraucher auch noch Vorteile hinsichtlich der Verfügbarkeit und somit auch hinsichtlich einer möglichen Lagerhaltung. Des weiteren wird das Problem mit den leeren Druckerpatronen auf die Seite des Refillers verschoben. Darüber hinaus ergeben sich durch die industrielle Befüllung auch qualitative Vorteile für den Verbraucher durch wesentlich aufwendigere Produktions- und Qualitätssicherungsverfahren (Quelle: European Toner and Inkjet Remanufacturers Association).

Allerdings ist auch bei der industriellen Befüllung die leere Patrone der Schlüssel zu einer guten Qualität. Nur das bei der industriellen Befüllung des Leergut nicht frisch aus dem Drucker kommt, die Refiller sind also auf sogenannte Leergutbroker (Quelle: European Toner and Inkjet Remanufacturers Association) angewiesen. Im Gegensatz zum Recycling von Tonerkartuschen (siehe Rebuilttoner) ist es bei der Wiederaufbereitung von Tinten- oder Druckerpatronen nicht möglich verschlissene oder beschädigte Komponenten austauschen. Tintenpatronen beinhalten in der Regel keine beweglichen Teile, alle Komponenten sind fest miteinander verbunden (Quelle: geldfuermuell GmbH). Der Nachbau von Tintenpatronen ist ähnlich wie bei Tonerkartuschen durch restriktive Patentregelungen ausgeschlossen. Sobald geprüfte und brauchbare Leermodule zur Verfügung stehen beginnt der eigentlich Refillvorgang:

Als erstes muss die gebrauchte Tintenpatrone entleert und gereinigt werden. Resttinte die sich noch im Schwamm oder Tank befindet muss entfernt werden, ein „auffüllen“ ist nicht ratsam da es verschiedenste Tintenmischungen gibt die sich teilweise nicht vertragen. Die Entleerung erfolgt per Zentrifuge in der die Resttinte entweder zur Düse oder zum Deckel hin ausgeschleudert wird. Teilweise kommt auch eine spezielle Spülflüssigkeit zum lösen von eingetrockneter Tinte im Schwamm zum Einsatz. Zur äußerlichen Reinigung der Düsenplatte gibt es verschiedene Verfahren, die gängigsten sind die Reinigung per Ultraschall oder per Wasserdampf.

Bei der industriellen Befüllung von Tintenpatronen gibt es ebenfalls verschiedene Methoden:

Tankpatronen

Bei Tankpatronen, das heißt bei Patronen bei denen sich die Tinten in einem Tank oder Behälter befindet erfolgt die Befüllung meist über die Düsenplatte, also im umgekehrten Weg zum verdrucken der Tinte. Eine Befüllung von Tankpatronen per Spitze ist nicht empfehlenswert: Tankpatronen sind ein abgeschlossenes System bei dem der richtige Innendruck dafür sorgt das Tinte nur beim drucken freigegeben wird. Wird dieser Innendruck durch eine Öffnung (die durch die Befüllung per Spritze verursacht wurde) gestört kann das dazu führen das die Tinte ungehindert in den Drucker läuft.

Schwammpatronen

Bei Schwammpatronen, das heißt bei Patronen bei denen sich die Tinte in einem vollgesaugten Schwamm befindet ist die Problematik eine andere: Dort ist zwar die Befüllung per Spritze kein Problem, dafür aber die Luft die bei der Befüllung per Spitze im Schwamm zurückbleibt. Der Transport der Tinte im Schwamm funktioniert in diesem Patronen per Kapillareffekt (siehe Kapillarität), überflüssige Luft im Schwamm kann dazu führen das der Transport unterbrochen wird und die Patronen nur noch streifig oder gar nicht mehr druckt. Daher werden Schwammpatronen üblicherweise im Vakuum befüllt um Lufteinschlüsse zu vermeiden.

Selbst bei optimalen Voraussetzungen gibt es keine 100%ige Funktionsgarantie der befüllten Patronen. Daher ist nach der Befüllung ein Funktionstest zur Qualitätssicherung notwendig. Dazu wird üblicherweise eine Testseite mit einem DIN Testvordruck oder ein vergleichbarer Testvordruck mit verschiedenen Kontrasten und Farbabstufungen verwendet. Erst nachdem die befüllte Patrone diesen Testdruck ohne Beanstandungen geschafft hat findet die Endreinigung zur Entfernung von äußerlichen Tintenrückständen statt.

Um das eintrocknen der befüllten Tintenpatronen zu verhindern und die Transportfähigkeit zu gewährleisten ist es nötig die Düsenplatten zu versiegeln. Dabei kommt entweder ein Klebeband (Tape) oder eine Transportsicherung (Carrier) zum Einsatz. Bei Schwarzpatronen ist dies meist problemlos möglich, bei Tri-Color-Farbpatronen besteht die Gefahr von Mischfarben. Bei TriColor Patronen liegen die Düsen der drei Grundfarben (Rot-Gelb-Blau) sehr nahe auf der Düsenplatte aneinander. Wenn nun Tinte auf der Düsenplatte „ansteht“ kann es vorkommen das bei unzureichender Versiegelung verschiedenfarbige Tinten ineinanderlaufen. Dann kommt erneut der Kapillareffekt ins Spiel, nur in die andere Richtung. Die Falschfarbe wird in den Schwamm gezogen und es kommt zu einer Mischfarbe.

Trotz aller technischen und baulichen Schwierigkeiten beim Recycling von Tintenpatronen macht die Wiederaufbereitung Sinn: Die Befüllung einer Tintenpatrone verlängert deren Lebenszyklus um einen Durchlauf. Unabhängig davon für welchen Weg der Wiederaufbereitung sich der Verbraucher entscheidet.

Quellen und weiterführende Links:

BAUM e.V., Thema: Nachhaltigkeit

ETIRA, Thema: Recycling und Refillverfahren

Refill24, Thema: Tintentankstellen

geldfuermuell, Thema: Leere Tintenpatronen

Kategorie:Drucktechnik-Verbrauchsmaterial