Benutzer:Gkittlaus/Görlitzer Rathaus

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Das Rathaus der Stadt Görlitz wurde 1369 das erste Mal ein Ort der städtischen Verwaltung, Macht und Gerichtsbarkeit. Im Laufe der Zeit erfuhr das Rathaus mehrere bauliche Veränderungen, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts zum Abschluss kommen sollten.

Entstehung und erste Erwähnung

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1303 erhielt die Stadt Görlitz das Magdeburger Stadtrecht und man began mit der Planung eines Verwaltungsbaus. Während der Bau- und Planungsphase war ein hölzerner Vorgängerbau Sitz der Verwaltung. Mangels Platz verzichtete man auf einen kompletten Neubau und entschied sich statt dessen 1350 für den Kauf eines bereits existierenden Gebäudes im Südwesten des Untermarktes. 1369 wurde das Rathaus das erste mal in einem Bericht des Görlitzer Rates an Kaiser Karl IV erwähnt, in dem ein Handwerkeraufstand vom 1. November geschildert wurde.

„Do besapten si sich noch stercker und kommen vor das Rathaus...“

Görlitzer Rat

Äußeres Erscheinen

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Blick vom Untermarkt auf das alte Rathaus

Der Untermarkt 6 ist der älteste Teil des Gebäudes. Der Bau besteht aus dem unteren Teil des heutigen Rathausturms und dem nördlich angrenzenden Gebäude. Ursprünglich handelte es sich bei dem Gebäude um das Wohnhaus eines böhmischen Dienstmannen, das in die vorgotische Zeit zurück reicht. Die Fassade war größtenteils unverputzt. So konnte man die sorgfältig gearbeiteten Sichtfugen des Ziegelbaus begutachten.

Im zweiten Obergeschoss dieses Gebäudes befanden sich zwei große Spitzbogenöffnungen. Diese stammen aus der Gotik und lassen sich auf alten Zeichnungen wieder finden. In dieser Etage lag die so genannte Königsstube. Sie diente als Amtssitz des Bürgermeisters und war auf Grund der hohen Lage auch von außen als dieses zu erkennen. Die beiden darüberliegenden Etagen haben eine deutlich niedrigere Wandhöhe.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde das Gebäude aufgestockt. Der Umbau war gotisch gehalten. Die Blendnische am nördlichen Giebel stammt aus dieser Zeit. Im 19. Jahrhundert erfolgten weitere Umbaumaßnahmen, die die Fenterhöhen der Obergeschosse axial anglichen.

Durch die Stadtansicht von Metzker-Scharffenbergk lässt sich ein mit Schwalbenschwanzzinnen besetzter Eingangsbau nachweisen. Im Zuge des Barockumbaus musste dieser weichen. 1842 wurde auch dieser beseitigt. Seit dem war auch der städtische Weinkeller öffentlich zugänglich, der zu jener Zeit in diesem Teil des Gebäudes untergebracht war. Zu ihm hatten allerdings nur die priviligierteren Bürger der Stadt Zugang.

Um 1870 begannen die Arbeiten an einer einheitlichen Fassade, welche im Stil der Neorenaissance gehalten waren. Die heute noch bestehenden Fensterumkrönungen gehen auf diese Maßnahme zurück. Im Jahre 1900 wurde der glatte Putz durch Spritzbewurf ersetzt. Dieser war die Grundlage der heutigen Fassadenstruktur.

Das sogenannte „Türmchen“ wurde bereits 1378 erstmals erwähnt. Anfang des 16. Jahrhunderts, in den Jahren 1511 bis 1516, wurde der Turm um 60 m erhöht. Der damnalige Stadtwerkmeister Albrecht Stieglitzer begründete die Erweiterung mit der besseren Übersicht und dem besseren Schutz der Stadt. Der Neubau war in achteckiger Form gehalten und im obersten Gescghhoss von einer Brüstung umgeben.

Die Rathausuhren am Turm

1742 zerstörte ein Blitzeinschlag den oberen Teil. Ratsmaurer Samuel Suckert baute den Turm in seiner heutigen Form wieder auf. Beim Wiederaufbau wurden zwei Uhren auf der Marktseite angebracht. Die untere hatte ursprünglich 24 Ziffern bis sie 1584 durch eine, mit zwölf Ziffern versehene, Uhr von Bartholomäus Scultetus ersetzt wurde. Diese ist in der Mitte des Ziffenrblattes mit dem Kopf eines Kriegers besetzt, der damals zu jeder vollen Stunde seine Zunge heraus streckte und die Augen verdrehte. Die darüber befindliche Mondphasenuhr ist Teil des Lunarkalenders. Ein Löwenkopf, der sich darüber in einer gotischen Öffnung befindet, ließ bei Neumond mit Hilfe eines Orgelwerks ein kräftiges Brüllen ertönen. Mit den Uhren bekam der Turm auch zwei Glocken, die allerdings 1917 zu Kriegszwecken eingeschmolzen worden sind. Ein Gipsabguss der Größeren ist bis heute erhalten und befindet sich im Erker des Rathauses.

Der Turm war außerdem Zugang zur Königsstube. Darauf geht das aufwendig gestaltete spätgotische Portal zurück. Darüber befindes sich das Wappen des damaligen ungarischen Königs Matthias Corvinus, der zu dieser Zeit Landesherr von Görlitz war. Görlitz wandte sich vom „Ketzerkönig“ Georg Podjebrad ab und hielt zum neuen Herrscher beim Streit um die böhmische Krone. Das Wappen stellt aus bildhauerischer Sicht eine besondere Leistung dar, da die beiden Flankenfiguren besonders feingliedrig und in tänzenlnder Haltung gestaltet sind.

Rathaustreppe mit Corvinus-Wappen

Die 1537 von Wendel Roskopf erbaute Rathaustreppe gilt als Meisterwerk der Frührenaissance. Die geschwungene Treppe führt hinauf zum Portal des Gerichtsflügels und der zur selben Zeit entstandenen Verkündungskanzel. Die ruht seitlich der Treppe auf einem Säulenpaar mit eingeschnürtem Schaft. Der Bildhauer Andreas Walther verzierte die Treppe mit zu dieser Zeit ungewöhnlichen Mustern. Eines davon ist das Bild der Eva im Sündenfall. Putten, die das Treppengeländer als Rutschbahn nutzen finden sich neben Fischsirenen, welche die Schmuckfelder der Kanzel füllen. 1950 wurden die Orginale der Reliefplatten durch Kopien ersetzt. Geschützt vor der Witterung, kann man diese nun im Inneren des Gebäudes besichtigen. Das für diese Zeit typische Rahmengewändeportal stammt ebenfalls von Wendel Roskopf. Variiert eingesetzte Medaillons sowie Puttenköpfe sind nur zwei von vielen reichen Verzierungen, die das Portal schmücken.

1591 wurde die Kanzel durch das Bildnis der Justitia an der Kanzel ergänzt. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Darstellung mit Richtschwert, Waage und Augenbinde fehlt bei dieser Skulptur letzteres. Damit sollte nicht die Görlitzer Rechtssprechung kritisiert werden; viel mehr sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass ihr Blick und ihr Urteil ungetrübt sei. Das aktuelle Bildnis ist allerdings nur eine Kopie des im zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallenen Originals.

Gerichtsflügel

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Der Gerichtsflügel ist einer der ältesten Teile des Rathauses. Er erstreckt sich mit zwei Obergeschossen über einen Teil der Brüderstraße. Zu Begin des 15. Jahrhunderts wurde mit dem Bau begonnen. Bis er seine heute bekannte Form bekam, vergingen rund 200 Jahre.

Nach mehreren Umbauten, veränderte sich auch das Erscheinungsbild des Flügels. Heute erstrahlt es im Stil der Neorenaissance. Auf Zeichnungen des späten 18. Jahrhunderts kann man allerdings den alten gotischen Zustand sehen. Im 19. Jahrhundert wurde der Bau stark vereinfacht. Aus dieser Zeit stamt der noch heute angebrachte Spritzputz.

Blick von der alten Ratsapotheke auf das „neue“ Rathaus

Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Rathausausbau seinen Abschluss gefunden. Der Architekt Jürgen Kröger stellte den Bau im Stil der Neorenaissance 1903 fertig. Am Rathaus, in Richtung Untermarkt angebracht, befinden sich die Wappen des Oberlausitzer Sechsstädtebundes. Jedes von ihnen wird von einem Krieger präsentiert, welcher die Last der auf ihm befindlichen Säulen hält. Das Bauwerk stellt eine Reminiszenz an die Görlitzer Bürgerhäuser des 17. Jahrhunderts dar. Der Aufbau wirkt imposant und stellte jener Zeit den Geist der aufstrebenden Stadt zur Schau. Reichlich gestaltete Säulenelemente dominieren die vordere Fassade. Im Gegensatz zur aufwendig gestalteten Marktfront des Gebäudes, wurden Seite und die rückwärtige Fassade schlicht mit weißen Kacheln bedeckt. Insgesamt thront das Rathaus auf mehreren Barockportalen, die von den beiden Bürgerhäusern stammen, welche dem Bau weichen mussten.

Dies war die letzte bauliche Änderung am Rathaus. Die Stadtverwaltung hatte nun mehr Räume für sich und auch die Stadtsparkasse hatte ihren Sitz in den Neubau verlegt. Der Ratskeller wie auch ein Gefängnis folgten.

Ehemalige Schalterhalle

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Großer Sitzungssaal

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Kleiner Sitzungssaal

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Ehemaliger Gerichtssaal

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Saal im zweiten Obergeschoss

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