Benutzer:HaseloffKöslau/Köslau

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Zur Geschichte von Köslau ===

Fakten und Vermutungen, zusammengestellt von Hartmut Keßler im Januar 2011

Die höher gelegenen Flächen (Oberland) der Hassberge dürften bis etwa zum Jahr 800 zusammenhängend mit Wald bedeckt und weitgehend frei von menschlichen Ansiedlungen gewesen sein, während im Unterland (in den Tälern von Nassach, Main und unterer Baunach) auf offenen Flächen (z.B. auf trockengelegten ehemaligen Sumpfflächen) bereits länger Siedlungen bestanden. Ab etwa 800, 900 setzte in Europa eine bis etwa 1350 andauernde Klimaerwärmung ein, die zu noch höheren Jahresmitteltemperaturen führte, als wir sie heute schon haben. Damit ergab sich über bessere Ernten ein Wachstum der Bevölkerung. Zusätzlich wanderten um diese Zeit von Westen her mehr und mehr Franken ein, die sich hier niederlassen wollten oder von ihren politischen Führern zur Absicherung der „Fränkischen Landnahme“ angesiedelt wurden. Aufgrund dieses Siedlungsdrucks und der auch in höheren Lagen verbesserten klimatischen Bedingungen wurde nun auch das Oberland besiedelt. Am Oberlauf der Baunach und an ihren Nebenbächen (Lauter, Breitbach usw.) schoben sich nach und nach neu gegründete Dörfer, dem flachen Anstieg von Osten her folgend, immer weiter zum westlichen Hauptkamm der Hassberge vor. Die ganz oben liegenden Dörfer, wie etwa Kottenbrunn, Hofstetten („Neudorf“), Bühl und Köslau sind vermutlich mit als letzte dieser in den Wald hinein gerodeten „Waldnester“ um etwa 1000 entstanden. Als ab etwa 1350 das Klima wieder kälter wurde, sind offenbar etwa ein Viertel dieser Neugründungen, vor allem die kleineren davon, wieder aufgegeben worden und zu Wüstungen verfallen.

Der Ortsname Köslau (in alten Urkunden und Karten auch mit Koselen, Kosel, Kössla und ähnlichen Namen bezeichnet) wird auf den slawischen Namen kozilu (= Ziegenbock, Hirschbock) zurückgeführt und als Hinweis darauf verstanden, dass Köslau und auch die Orte Windberg, Bischwind, Ditterswind, Voccawind, Ibind, Geroldswind usw. ursprünglich von Wenden, also Slawen, besiedelt waren bzw. von den Grundherren mit Wenden besiedelt wurden. Zur Gründung von Köslau mag beigetragen haben, dass es fast als einziger Ort (und möglicher Rastplatz für Mensch und Tier) am Rennweg (Hochstraße) liegt, einer uralten Handels- und Heerstraße, die sich als Höhenstraße auf dem Hassbergkamm von Sulzfeld bei Königshofen im Grabfeld nach Hallstatt bei Bamberg erstreckt. Abgesehen vom sehr kleinen Nachbarort Bühl berührte dieser Höhenweg nur noch das Dorf Manau in der Manauer Senke des Hassbergkamms.

Urkundlich erwähnt wird Köslau erstmals 1231 mit „Godeboldus et Herdegen de Koselen“ als Zeugen in einer Urkunde über die Güter des Ludwig von Raueneck. Ebenfalls 1231 (am 10. Juni) wird in einer Schenkungsurkunde Ritter „Goteboldus de Koselen“ als einer der „Eigenleute“ (Lehensleute) des „Edelfreien Ludwig von Raueneck“ genannt. 1446 wird Köslau als eine der Filialen der neu gegründeten Pfarrei Kirchlauter aufgeführt. 1390 war es, wie auch Kirchlauter und die umliegenden Dörfer, Filiale der Pfarrei Zeil am Main.

Die Anwesen in Köslau hatten wie auch die der anderen Dörfer verschiedene, häufig wechselnde Grundherren; auch das Dorf selbst wechselte oft seinen Besitzer (an den Zehnt entrichtet werden musste). Bereits früh, um 1570, war Köslau zehntpflichtig nach Königsberg, das mit mehreren umliegenden Dörfern als „Amt Königsberg“ (später „Enklave Königsberg“) seit dieser Zeit zu mehrfach wechselnden, aber stets sächsischen Herzogtümern, zuletzt (1826-1918) zum Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha, gehörte. Erst 1920 kam der Freistaat Coburg (1918-1920) und damit auch Köslau per Volksabstimmung zu Bayern (und nicht zu Thüringen). Diese „sächsischen“ Dörfer, aber auch die übrigen Dörfer des Oberlands, traten nach der Reformation fast geschlossen zum neuen lutherischen Bekenntnis über. Nur durch die Beharrlichkeit des Würzburger Bischofs wurden die unter seiner Hoheit stehenden Dörfer Kirchlauter, Neubrunn usw. in der Gegenreformation gegen deren Willen ab etwa 1600 wieder nach und nach „katholisch gemacht“. Die „sächsischen“ Dörfer, also Köslau und Altershausen konnten dank ihres lutherischen Landesherrn bei ihrem neuen Glauben bleiben, der im Amt Königsberg bereits 1526 offiziell eingeführt worden war. 1545 wurde Köslau, das damals schon eine Kapelle hatte, der evangelischen Pfarrei Altershausen zugeordnet. 1579, als auch der letzte Versuch gescheitert war, in Kirchlauter gegen den Willen des Würzburger Bischofs einen evangelischen Pfarrer einzusetzen, wurden auch Kottenbrunn und Dörflis, wo bereits 1521 eine Kapelle vorhanden war, der Pfarrei Altershausen zugeschlagen. 1589 kaufte der evangelische Georg Ernst Fuchs von Bimbach das Dorf Dörflis vom ebenfalls evangelischen Hans von Bibra und erhob es 1591 zu einer eigenständigen (evangelischen) Pfarrei, zu der nun auch Kottenbrunn gehörte. 1618 schließlich kaufte Herzog Johann Ernst II von Sachsen-Weimar (Eisenach) die beiden Dörfer Kottenbrunn und Dörflis „samt Pfarrgerechtigkeit“ in der erklärten Absicht, den Bewohnern das Festhalten am lutherischen Glauben zu garantieren. Am 20. Oktober 1619 trennte er dann Köslau von der Pfarrei Altershausen und ordnete es der Pfarrei Dörflis zu.

Die Zeit des dreißigjährigen Krieges traf Köslau wie die umliegenden Dörfern insbesondere ab 1630 (bis 1648) aufs Schlimmste. Verrohte Soldaten der Schweden (Gustav Adolf), der kaiserlichen Truppen (Wallenstein, Tilly) und der katholischen Liga (Tilly) sowie Söldner aus allen möglichen Ländern erpressten Geld, Lebensmittel und Kleidung von der Bevölkerung und scheuten vor Folter, Vergewaltigung, Mord und Brandschatzung nicht zurück. Daran beteiligten sich auch Bauern aus den umliegenden jeweils andersgläubigen Dörfern. Hinzu kamen Ernteausfälle durch das wieder kälter gewordene Klima, willkürliche Verwüstungen der Felder und Vernichtung der wenigen Vorräte durch die Landsknechte, Hungersnöte, Seuchen und Hexenverfolgungen. Man schätzt, dass in Süddeutschland mindestens ein Drittel der Bevölkerung das Leben einbüßte. Ob und wie viele Menschen in Köslau überlebt haben und wie viele Häuser am Kriegsende noch standen, ist nicht bekannt. Berichte aus Nachbardörfern lassen aber das Schlimmste befürchten. Die Lücken wurden von den Grundherren in der Folge mit Menschen aus weniger hart betroffenen Gebieten aufgefüllt. So führten z.B. die Hofstelle Köslau 2 ab 1659 ein Balthasar Grosch aus Schalkau mit seiner Ehefrau Barbara geb. Schammerig von Dürrnhof (Vorfahren von mir) weiter.

Köslau war in jener Zeit sehr verarmt. Die Häuser wurden aus Feldsteinen, Kalk (aus Kalkbrennereien), Holz, Lehm und Stroh errichtet, also aus Material, das vor Ort vorhanden war. Vieh und Schweine wurden von Hirten auf die Weide und in den Wald getrieben. Die Männer betrieben etwas Feldbau. Der Ertrag war wegen der in jener Zeit oft nasskalten Sommer („Kleine Eiszeit“) ungewiss. Erst im Laufe von Jahrhunderten konnten die Bauern durch Rodungen und Trockenlegungen, begünstigt durch die ab 1750 langsam wieder ansteigenden Jahresmitteltemperaturen, höhere Erträge erzielen und so einen bescheidenen Wohlstand erarbeiten. Dies lockte aber auch gelegentlich „Zigeunerbanden“ an, die das Dorf mehrfach völlig „ausplünderten“.

Noch schlimmer ging es zu, als am 30. August 1796 ein Trupp von 1000 Mann des Napoleonischen Heeres in Köslau einfiel, alles ess- und trinkbare raubte und die Kirche als Schlachthaus und Pferdestall nutzte. Auch die Menschen, soweit sie nicht, wie bereits die meisten Frauen und Kinder, in die Wälder geflüchtet waren, wurden misshandelt. Allerdings kamen sie offenbar alle durch unerschrockenes Handeln „mit einem blauen Auge“ davon.So steht in der „Heimatkunde von Köslau“ des Lehrers Hofmann vom Jahr 1907 u.a. wörtlich: „Nicht minder beherzt war die Frau des Schultheißen Grosch. Einige der Barbaren hatten sie ergriffen. Je mehr sie sich dem Mutwillen derselben widersetzte, desto fester packte man sie. Da riss sie einem den Mund bis nahe ans Ohr auf. Bestürzt über diese Tat ließ man sie fahren (ließ man sie los), und sie entkam glücklich. Der Schulmeister des Ortes verlor alles bis aufs Hemd. Das einzige, was die Gemeinde rettete, war das Vieh, welches sie vor Ankunft der Horden in die dichtesten Wälder getrieben hatten.“

Noch einige Daten aus der jüngeren Vergangenheit: 1830 wurde der Friedhof von der Kirche weg an den Nordrand des Dorfes verlegt. Um 1850 wurde die Grundherrschaft aufgehoben. Die Höfe waren nun Eigentum der sie bewirtschaftenden Bauern. Diese erwarben sich in der Folge offenbar einen gewissen Wohlstand, denn von 1850 bis etwa 1920 wurden viele der alten einstöckigen Wohnhäuser durch zweistöckige Steinhäuser ersetzt. Um 1900 war Köslau von einem Wald von Obstbäumen umgeben. Einen Teil der geernteten Zwetschgen und Birnen verarbeitete man in Darren zu Dörrobst (Hutzeln), die in die Städte verkauft wurden. Einen Teil der Zwetschgen brannte man in Hof-eigenen Brennereien (jeder Hof hatte ein Brennrecht) zu Zwetschgen-Schnaps, der auch guten Absatz fand. Die guten gepflückten Äpfel und Birnen lagerte man im Keller und in der ungeheizten „oberen Stube“ als Vitaminquelle für den Winter. Aus dem Fallobst (Äpfel, Birnen) wurde Most als Getränk für die Winterabende gekeltert. Da das Wasser der 3 Gemeindebrunnen und 5 Privatbrunnen wohl meist mit Coli-Bakterien aus den nahen Mistgruben verseucht war und nur abgekocht getrunken werden sollte, wurde der Most, etwas mit Honig versüßt, oft auch den Kindern gegeben! Im Februar/März wurde im Gemeindebrauhaus Dünnbier gebraut, das allerdings bis zur Heuernte, spätestens bis Anfang der Schnitternte getrunken werden musste, damit es nicht sauer wurde. Jeder Hof hatte entsprechende kühle Lager-Keller im Hofbereich oder am Dorfrand. Köslau hatte damals auch eine Privatbrauerei (Vierneusel), die ihr Bier in einem heute noch erhaltenen (jetzt aber für Fledermäuse reservierten), in den felsigen Untergrund hinein gemeißelten Felsenkeller lagerte. Das Dorf hatte natürlich ein Wirtshaus, aber auch einen Schuster, einen Schmied und einen Schneider. Seit 1656 gab es daneben (mit Unterbrechungen) auch einen „Schulmeister“.

Die beiden Weltkriege forderten einen hohen Blutzoll von Köslau, 1914-1918 waren es 6 Gefallene und Vermisste, 1939-1945 8 Gefallene und Vermisste. Die Namen dieser Opfer einer verbrecherischen Politik finden sich auf dem „Kriegerdenkmal“ vor der Kirche.

1959 wurde als längst fällige Verbesserung in dem immer wieder von versiegenden Brunnen geplagten Dorf eine gemeindliche, später überörtliche Trinkwasserversorgung eingerichtet.1965 bis 1974 wurde als weitere Errungenschaft in Anpassung an die inzwischen weitgehend mechanisierte Landwirtschaft eine – behutsame – Flurbereinigung durchgeführt. Damit verschwanden aber auch die „romantischen“ tief eingeschnittenen, von Hecken gesäumten Hohlwege. Seit etwa 2005 bestimmen nun auch mehr und mehr Photovoltaikanlagen auf den Dächern das Dorfbild und verdeutlichen den Wandel vom reinen Landwirt zum Land-, Energie- und Umweltwirt, der zur Zeit stattfindet und der nötig ist, um die noch vorhandenen bäuerlichen Betriebe wirtschaftlich weiterführen zu können. Die 300 ha Feld- und Wiesenfläche in Köslau könnten bei rein landwirtschaftlicher Nutzung (ohne Sonderkulturen) nach heutigen ökonomischen Maßstäben nämlich nur noch 3, bei Berücksichtigung der 200 ha Waldfläche vielleicht 4 Bauern tragen.

Die folgenden Einwohnerzahlen zeigen die veränderten Verhältnisse:

Jahr: 1816, 1834, 1843, 1852, 1861, 1864, 1867, 1871, 1875, 1880, 1885,

Einwohnerzahl: 135, 154, 177, 154, 154, 160, 160, 160, 160, 160, 148,

Jahr: 1890, 1896, 1900, 1905, 1919, 1928, 1933, 1937, 1938, 1939, 2009

Einwohnerzahl: 153, 141, 145, 149, 146, 144, 147, 147, 146, 144, 93

Bis etwa 1950/1960 benötigte man viele Hände, um die Nahrungs- und Futtermittel für Mensch und Tier zu erzeugen. Heranwachsende Kinder, unverheiratete Onkel und Tanten und zusätzlich noch „Dienstboten“ wurden für die Feld-, Stall-, Garten- und Hausarbeit gebraucht. Auch gab es noch Handwerker im Dorf. Dem entspricht eine ziemlich konstante Einwohnerzahl von rund 150. Durch die Mechanisierung in der Landwirtschaft und durch den Ersatz von handwerklichen Produkten durch Industrieartikel ging der Bedarf an dörflichen Arbeitskräften aber auf weniger als ein Drittel zurück. Kleine bäuerliche und handwerkliche Betriebe mussten dabei aufgeben. Die frei gewordenen oder neu errichteten Gebäude werden nun von Leuten bewohnt, die tagsüber auswärts in Industrie, Handel und im Dienstleistungsbereich arbeiten. Ohne sie hätte Köslau mit derzeit einem Haupterwerbs- und 6 Nebenerwerbslandwirten wohl nur noch etwa 40 Einwohner.

Daraus folgt: Köslau ist heute ein schmuckes ruhiges Bauerndörfchen (fast) ohne Bauern.

Quellen: Norbert Kandler: Kirchlauter; Lehrer Hofmann: Heimatkunde von Köslau; Wilhelm Keßler: Ahnentafel für Hartmut Keßler; Internet Kurzfassung:

Um 1000 ?:Gründung von Köslau; Erstbesiedler vermutlich Wenden, Köslau kommt von kozilu (=Ziegenbock).

1231: Ein Ritter Goteboldus von Koselen (Köslau) wird als Lehensmann des „Edelfreien Ludwig von Raueneck“ urkundlich erwähnt.

1390: Köslau ist Filiale der Pfarrei Zeil am Main.

1446 Köslau wird Filiale der neu gegründeten Pfarrei Kirchlauter.

1526: Köslau wird mit Königsberg evangelisch.

1545: Köslau wird Filiale der evangelischen Pfarrei Altershausen

1570: Köslau ist zehntpflichtig nach Königsberg, das von da an dauerhaft als Amt Königsberg unter sächsischer Hoheit steht.

1618: Köslau wird Filiale der 1591 gegründeten evangelischen Pfarrei Dörflis.

1618-1648: Köslau wird besonders ab 1630 Opfer der Kriegswirren. Zahl der Überlebenden nicht bekannt, möglicherweise keine!

1686: Köslau hat einen „Schulmeister“, also eine Schule.

1730: Vermutlich Bau der Kirche (Jahreszahl auf Schlussstein über Haupteingangstüre)

1796: 1000 Mann der Napoleonischen Armee fallen in Köslau ein und plündern es völlig aus, nur das vorsorglich in die Wälder getriebene Vieh bleibt erhalten. Aber keine Menschenverluste.

1830: Der Friedhof wird außerorts verlegt.

1847: Bau des neuen Schulhauses an der Stelle des alten Hirtenhauses.

1850: Ende der Grundherrschaft.

1891: Brand durch Brandstiftung in den Hofstellen Nr. 18, 20 und 21.

1893: Zweiteiliges rechteckiges Löschwasserbecken mit gemauerten Wänden, genannt „Weed“, wird errichtet.

1900: 145 Einwohner. Etwa 22 Bauern.

1914-1918: Erster Weltkrieg. 6 Gefallene und Vermisste aus Köslau.

1920: Köslau wird nach Volksabstimmung in Bayern eingegliedert.

1939-1945: Zweiter Weltkrieg. 8 Gefallene und Vermisste aus Köslau.

1959: Bau der Trinkwasserversorgung.

1965-1974: Flurbereinigung mit Bau neuer Wirtschaftswege.

2005: Beginn der Ausrüstung mit Photovoltaikanlagen.

2009: Einwohner. 1 Haupterwerbslandwirt und 6 Nebenerwerbslandwirte.