Benutzer:Heinz Hoever/Wendler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kurt Hans Hermann Adalbert Wendler (* 20. Juni 1893 in Magdeburg; † 13. Juni 1980 in Bad Nauheim) war ein deutscher Grafiker, Maler und Fotograf.

Sein Vater Robert Wendler war leitender Ingenieur bei Krupp-Gruson (Magdeburg) in der Abteilung Eisenbahnwesen. Die Mutter Auguste, geborene Koch, stammte aus intellektuellen Kreisen. 1909 arbeitete Wendler als Praktikant bei den Gruson´schen Gewächshäusern in Magdeburg. Zwischen März 1911 und Februar 1912 besuchte er die Gartenbauschule in Geisenheim; danach begann er ein Eigenstudium von Grafik und Malerei. Nach der Pensionierung des Vaters zog die Familie 1914 von Magdeburg nach Wernigerode/Harz. Mit 21 Jahren wurde Wendler Soldat im 1. Weltkrieg, wurde verwundet und mit dem Frontkämpfer-Abzeichen EK II ausgezeichnet. Im August 1917 folgte ein erneuter Umzug nach Berlin, wo er einige Monate als Schaufenster-Dekorateur bei Wertheim tätig war. Im Oktober 1917 fand Wendlers erste Ausstellung bei Erick Blydt am Kurfürstendamm 50 statt. Im April folgte die Sonderausstellung "Träume im Bilde", ebenfalls bei E. Blydt. Ein Porträt-Foto des Jahres zeigt den Kopf des jungen Künstlers mit Hut. Links oben in der Fotoecke ist sein Logo, ein geschwungenes KW eingestanzt. Dieses Logo zierte dann auch meisten Objekte seiner nachfolgenden und verschiedenen Kunstrichtungen.

Dort endeckte ihn Geheimrat Philipp Rosenthal und gewann ihn für Dekor-Entwürfe (Indra-Porzellan, Asra-Porzellan, Porzellanschmuck). Der Fabrikant Olgar Friedrich (Firma Korbkunst Hildburghausen) gewann ihn für Entwürfe zur Ausschmückung seiner Korbwaren, den Ablageflächen auf Teewagen, Tischchen und Tabletts (Padma-Einlagen). Im gleichen Jahr kehrte Wendler nach Wernigerode zurück und zeigte dort die Ausstellung "Träume im Bilde" im Kunstgewerbehaus A. Tetzner. Er fertigte weiterhin Dekor-Entwürfe für Rosenthal/Selb, für die Korbwarenfabrik "Korbkunst Hildburghausen" und für die Kartonagenfabrik Max. & Co. Armbruster/Hamburg-Bergedorf ("Asra-Luxuspackungen").

1919 wurden erstmals die Wendler-Dekore auf den "Indra-Porzellanen" von Rosenthal während der Leipziger Frühjahrsmesse präsentiert. Wendler beteiligte sich an einer Ausstellung im Kunstgewerbehaus Halle (Große Steinstraße 11), unter anderem mit dem zeitkritischen Zyklus "Die über Leichen tanzen". Es handelte sich hierbei um einen Fächer mit Darstellung tanzender Teufelsgestalten, umringt von Chaos und Blutströmen. Im gleichen Jahr starb seine Mutter Auguste.

1922 heiratete Wendler in Wernigerode Lucia Meyer, eine freie Schriftstellerin und Journalistin einer Harzer Tageszeitung. Sie sollte über seine künstlerischen Arbeiten berichten. Das Paar bezog eine eigene Wohnung in Wernigerode am Kreuzberg 20; Wendler errichtete dort sein Atelier "Berliner Werkstätte f.z.a.K." (für zeitgemäße, angewandte Kunst = Raum-, Flächen-, Werbe- und Kleinkunst). Hier entwarf er Teppich-, Tapeten- und Stoff-Muster, sowie weitere Dekore für Porzellane und Verpackungen von Luxusartikeln. Im 3. Messeheft zur Leipziger Frühjahrsmesse 1921 erschien ein Auszug der "Fachzeitschrift für Kleinkunst, Kunsthandwerk und Keramik" (Dreika-Verlag, Weimar) mit mehreren Artikel über Wendler und seine künstlerische Aktivitäten (Biografie, Porzellan, Grafik, Luxuskartonagen, Padma-Korbkunst). In der Tapetenzeitung Nr.16 vom 15.10. wurde eine Sonderauswahl "Bizarre Form" der Sächsischen Tapetenindustrie C. Wilh. Wulf/ Leipzig-Plagwitz beschrieben. Das waren 6 Tapeten-Muster von Wendler zur Verwendung in Theater, Kinos, Vergnügunslokale und dergleichen.

Am 07.08.1926 wurde Ingeborg als einzige Tochter geboren. (Frau Ingeborg Fuhrmann starb am 02.04.2005 in Bad Nauheim). Es folgten weitere Ausstellungen in Berlin, Hamburg, München und Halle. Für Rosenthal wurde nach dem erfolgreichen "Indra-Porzellan" das "Asra-Porzellan" mit gold- und lachsfarbigen Motiven entworfen.

1927 starb der Vater in Wernigerode. Wendler zog mit der Familie nach Berlin um. Er trennte sich jedoch im November 1930 gütlich von seiner Frau und der Tochter, die 1938 von Berlin nach Aachen umzogen. Wendler richtete sich in Berlin die Wohnung und ein großes, exotisches Atelier im Obergeschoß des Hauses Nollendorfplatz 6 ein. (Das Haus wurde am 30.01.1944 zerbombt). Im Westermanns Monatsheft vom September 1927 (72. Jahrgang, Seite 101 - 108) erschien der Artikel "Kurt Wendler und seine Stoffmalereien" von Franz Servaes (Dr. phil., 1862 - 1947). 1928 wurden in der Berliner Monatsschrift "DIE DEUTSCHE ELITE" die Wendler-Artikel "Edle Porzellane" und "Phantastische Bühnenkunst" herausgebracht. Etwa ab 1929 wurde Wendler als Porträtmaler und Fotograf der Revue- und Bühnen- und später der Film-Stars tätig. Hierzu gehörten: z.B. Brigitte Helm, Zara Leander, Lil Dagover, Lydia Baarova, und Heinz Rühmann. In seinem Atelier entstanden zwischen 1929 und 1940 über 40 Plakate für die aufblühende ausländische und deutsche Filmindustrie, für MGM, FOX, NERO, TOBIS, TERRA, AAFA, Deutsche Universal und andere Filmgesellschaften.

Als Gebrauchsgraphiker war er 1936 unter der Nummer G 1237 Mitglied in der "Reichskammer der bildenden Künste" und wurde dort bis 1939 als Fotograf und Plakatmaler geführt. Wendler machte jedoch keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den totalitären Anspruch der Nationalsozialisten. Er unterstützte und beherbergte jüdische Künstler- und Maler-Kollegen wie z.B. Viktor Weiss (1913-1966, Freitod). Dieser Karikaturist flüchtete nach England und zeichnete dort als "Vicky" für die wichtigsten Tageszeitungen gegen die Hitler- und Stalin-Diktatur, aber auch zur Tagespolitik und z.B. den Atomkrieg.

1941 brachte Wendler sein erstes und einziges Fotoheft heraus mit dem Titel "Das schöne Frauenantlitz", ein Mann hinter der Kamera (16 Seiten 17 Fotos vom Verfasser). 1942 während eines kurzen Krankenhaus-Aufenhaltes im Karin-Göring-Stift/ Aachen wurde Wendler von Mitpatienten denunziert und wegen "Heimtücke" zu 4 Monaten Haft verurteilt. Aus dem vorhandenen Gerichtsprotokoll vom 25.01.1943 geht u.a. hervor, daß er bei der UFA angestellt und Leiter eines Berliner Filmtheaters war. Nach Verbüßung der Haftstrafe in Berlin-Plötzensee erfolgt die Entlassung unter den Bedingungen: Abnahme der Papiere und Meldepflicht. Im Januar 1944 wurde in Berlin das Haus Nollendorfplatz 6 durch Bomben total zerstört. Mit Unterstützung einer Führungskraft der Phillipswerke gelang Wendler über Aachen die Flucht nach Eupen in Belgien. Er wurde dort bis zum Kriegsende unter den Schutz der belgischen Widerstandsgruppe "Weisse Garde" gestellt.

Die 1945 nach Deutschland vorrückenden alliierten Truppen kamen einer von der Gestapo geplanten Verhaftung in Eupen zuvor. Nach dem Kriegsende arbeitete Wendler dort als Fotograf für die Alliierten und als Foto- und Bild-Reporter für die Eupener Tageszeitung "Das Grenzecho". In Eupen richtete er sich ein Fotogeschäft ein, wechselte aber noch 2 x den Geschäfts-Standort. Das letzte Fotogeschäft (Gospertstraße 92) mit Atelier trug den Namen "Starstudio". Zahlreiche Foto-Aufträge erhielt er auch von den amerikanischen Soldaten. Es entstanden eigene Postkarten und Plakate. Wendler hatte mit seinen Fotos zur Eupener "Stadtchronik" ab 1945 einen maßgeblichen Anteil. Ein Hochwasser im Oktober 1953 in Eupen vernichtete auch im Fotogeschäft und Ateler fast alle neu erstellten fotografischer und zeichnerischer Unterlagen. In der gleichen Zeit wurde auch seine Arbeitserlaubniss in Belgien nicht mehr erneuert und so bemühte er sich um eine Rückkehr nach Deutschland.

Im Juli 1954 zog er nach Frankfurt/ Main zur Cousine Hilde Hunkel (Röderbergweg 217). Dr. Hermann Hunkel erwirkte für Wendler nach langem Hin und Her bei dem Entschädigungsamt eine bescheidene Arbeitslosen-Unterstützung und geringe Entschädigung als Kriegs- und Bombenopfer. Am Stadtrand von Frankfurt richtete sich Wendler damit ein Studio für Werbegraphiken ein. Das Wirtschafts-Wunderland Deutschland blühte auf. Seine ersten Bilder im Nachkriegs-Deutschland halfen ihm zu überleben, denn die frühere Popularität und einige Interviews im Rundfunk reichten dazu nicht aus. 1956 folgte im Juni der Umzug nach Bad Vilbel. In einer ehemaligen Metzgerei und Äppelwoi-Kneipe (Frankfurter Straße 90) richtete Wendler ein exotisches Bauern-Studio ein und es enstanden dort zahlreiche grafische Entwürfe (auch Tapeten, Plakate) und Gemälde. Manche der Gemälde waren themamäßig ein Ersatz für die in Berlin verbrannten Objekte. Die fotografische Arbeit trat jetzt allerdings in den Hintergrund.

Die Porzellanfabrik Edelstein AG in Küps/ Oberfranken brachte um 1957 Vasen, Schalen, Deckeldosen usw. mit modernen Wendler-Dekoren in den Handel. Im Hessischen Rundfunk fand am 28.02. mit Wendler als "Gast des Tages" in Bad Vilbel ein Rundfunk-Interview statt. Themen hierbei waren: Die Porzellanmalerei und Technik, Kunst im Wandel der Zeit, die zukünftige Entwicklung der Porzellan-Industrie. In der Monats-Fachzeitschrift "Die Schaulade" erschien der Artikel "Kurt Wendler, ein Schauladen-Portät" von Hans Dirr. Trotz aller Bemühungen: der große und künstlerische Durchbruch gelang ihm nicht mehr.

1960 gab es innerhalb der Stadt nochmals einen Wohnungswechsel (Syßmeierstraße 23). Die Betriebsamkeit der früheren Jahre wich einer ruhigeren Schaffensperiode. Wendler hatte über alle Jahre hinweg den Kontakt zu seiner geschiedenen Frau Lucia, der Tochter Ingeborg und ihrem Stiefvater aufrecht erhalten. Lucia Uebermuth, geborene Meyer starb 1960 in Wetzlar. Die Sehkraft des 80-Jährigen ließ ab 1973 mehr und mehr nach, malen und skizzieren konnte er nicht mehr. Die Tochter Ingeborg, seit 1964 wohnhaft in Bad Nauheim und verheiratet mit Edwin Fuhrmann richtete dem Vater eine eigene Wohnung ein (Höhenweg 22). 1977 wurde Wendler nach einer Beinlähmung von der Familie Fuhrmann im eigenen Haushalt aufgenommen. Die Krankheit verschlimmerte sich zu einem mehrmonatigen Pflegefall. Am 13.06.1980 verstarb Kurt Wendler in Bad Nauheim. Dort befindet sich das Grab auf dem städtischen Friedhof, links vom Haupteingang (innen) an der Friedhofsmauer.

  • Kurt Wendler: Das schöne Frauenantlitz. Ein Maler hinter der Kamera. Bartels, Berlin 1941.
  • Wilhelm Siemen (Hrsg.): Kurt Wendler – und ewig lockt das Weib. Deutsches Porzellan-Museum, Hohenberg an der Eger 1998, ISBN 3-927793-49-3 (Ausstellungskatalog)