Benutzer:HerrAdams/Musik/Blasorchester

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Sinfonisches Blasorchester
Ländliche Amateur-Blaskapelle in der DDR

Blasorchester ist ein Sammelbegriff für Orchester, die vor allem oder ausschließlich aus Blasinstrumenten bestehen und Blasmusik spielen. In Abgrenzung zu den kleineren Bläserensembles sind bei Blasorchestern zumindest einzelne Stimmen chorisch (d.h. mehrfach) besetzt.

Der Begriff des Blasorchesters umfasst ein großes Spektrum sehr verschiedener Orchesterformationen, die in Besetzung und Repertoire stark variieren. Daher ist es unmöglich, eine allgemein gültige, einheitliche Besetzung aufzuführen.

Grundsätzlich unterteilt man die Instrumente, welche in der Blasmusik vorkommen, in:

Teilweise erfolgt dann noch eine verfeinerte Einteilung in:

Somit ergeben sich die verschieden Register, welche Instrumente der gleichen Stimmlage zusammenfassen.

Je nach Art der Zusammensetzung bzw. Musikrichtung können alle Register und Instrumententypen vorhanden sein oder auch nicht. Dadurch lässt sich das typische Klangbild der verschiedenen Blasmusikrichtungen erreichen.


Sinfonisches Blasorchester, Harmonie, Concert Band

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Die umfassendste Besetzung unter den Blasorchestern haben sinfonische Blasorchester, welche häufig auch transkribierte Werke für klassische Sinfonieorchester spielen. Neben Holz- und Blechblasinstrumenten sowie Schlagwerk wird hier nach Bedarf auch um zusätzliche Instrumente wie Kontrabässe, Violoncelli, Klavier und Harfe erweitert. Im deutschsprachigen Raum bezeichnet man sinfonische Blasorchester mitunter auch lediglich als „Blaskapellen“, insbesondere in der Schweiz und dem Benelux als „Harmonie(orchester)“. Letzterer Begriff findet sich etwa auch in Frankreich (Orchestre d’Harmonie) oder in den Niederlanden (Harmonieorkest). Im englischsprachigen Raum nennen sich sinfonische Blasorchester unter anderem Wind Symphony, Symphonic Wind(s) (Orchestra), Wind Project, Concert Band oder Military Band.

Bei heutigen Militär- oder Profi-Blasorchester handelt es sich häufig um sinfonische Blasorchester, aber auch von engagierten Laien getragene Stadtmusiken oder Auswahlorchester sind derartig besetzt.

Deutschsprachiger Raum

International

Traditionelle Blasorchester

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Je nach Region sind traditionell unterschiedliche Besetzungen vorhanden.

Weit verbreitet sind die Besetzungen, die böhmische und mährische Blasmusik spielen. Viele Orchester im deutschsprachigen Raum sind heute in dieser Form besetzt.

Blechmusik, Brassband

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Z.B. Posaunenchor

Die Fanfare ist vor allem im Benelux und Frankreich verbreitet. Sie besteht aus dem Schlagwerk und dem Blech-Register mit Trompeten, Hörnern, Posaunen, Euphonien, Tuben sowie Flügelhörnern. Letztere übernehmen die Klarinettenstimmen der Harmoniebesetzung, da das Holz-Register einer Fanfare lediglich aus einem Saxophonsatz besteht. Teilweise wird auch auf Saxophone verzichtet. Das Repertoire ähnelt dem der sinfonischen Blasorchester / Harmonien.[1]

Die Fanfare ist nicht zu verwechseln mit den Fanfarenzügen.

Ein Spielmannszug besteht aus Trommlern und Pfeifern, d. h. Schlagwerk und Querflöten. Mitunter kommen auch Becken und Lyren sowie eventuell weitere Perkussionsinstrumente und Stabspiele zum Einsatz. Ein Spielmannszug spielt traditionell Marschmusik und Signale.

Eine Big Band besteht meist aus den Blasinstrumenten Trompete, Posaune und Saxophone sowie zusätzlich Klavier/Keyboard, (E-)Gitarre, E- oder Kontrabass und Schlagzeug. Das Repertoire umfasst Swing- und Jazz-Musik sowie verwandte Musikrichtungen. Big Bands entwickelten sich in den Vereinigten Staate in den 1920er-Jahren.

Weitere Besetzungen

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Banda, Pep Band, Marching Band, Fanfarenzug, Guggenmusik, Drum Corps

Entwicklung des heutigen Blasorchesters

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Hörner von Rindern, Muscheln und andere einfache Blasinstrumente wurden von Naturvölkern bei religiösen Riten eingesetzt und die Posaunen von Jericho (Jos 6,4-20 EU) oder die Fanfaren der Römerzeit zeugen von der Nutzung von Blasinstrumenten im Altertum. Als älteste erhaltene Musikinstrumente Europas gelten etwa 35.000 Jahre alte steinzeitliche Knochenflöten, die auf der Schwäbischen Alb gefunden wurden.[2]

Vorläufer der Blasmusik, wie sie sich im 19. Jahrhundert entwickelt hat, sind Bläserensemble wie die Harmoniemusiken des ausgehenden 18. Jahrhunderts sowie die Janitscharenmusik, die sich zunächst in der Militärmusik nach den Türkenkriegen vor allem in Österreich und Süddeutschland, danach aber auch im zivilen Bereich herausgebildet hat. Schon Mozart hat seine eigenen Werke auch „auf Harmonie gesetzt“.[3] Die ursprüngliche Harmoniemusik war in der Regel nur mit Oboen, Klarinetten, Fagott und Kontrafagott sowie Hörnern besetzt.

Die heutige Besetzung der Blasorchester entwickelte sich ab Anfang des 19. Jahrhunderts in Schüben, die unter anderem durch mehrere Ereignisse verursacht wurden, die sich regional unterschiedlich stark auswirkten und dadurch auch zu unterschiedlichen Entwicklungen führten.

Die ersten konzertanten Blasorchester entstanden in der Französischen Revolution und waren durch chorische Besetzung der Holz- und Blechbläserregister sowie einer Perkussionsgruppe gekennzeichnet. Als Freiluftmusik hatten sie die Aufgabe, die großen Revolutionsfeiern, später die „Friedensfeiern“ nach den Siegen Napoleons mit Musik zu unterstützen. Zahlreiche Blasorchester des Süddeutschen Raumes führen ihren Ursprung auf diese Zeit zurück, in der sie von ihren Monarchen, die Vasallen Napoleons waren, für Huldigungsfeiern eingesetzt worden sind. Die in dieser Zeit eintretende „Demokratisierung“ der Musik führte unter anderem zur Gründung des Pariser Konservatoriums als Zeichen einer neuen, öffentlichen Musikpädagogik sowie zu ersten Serienfertigungen von Blasinstrumenten.

In dieser Zeit entstanden auch Märsche bekannter Komponisten wie Beethovens Militär-Marsch WoO 24 von 1816. Dieses Werk kann als entscheidender Schritt von der Bläserharmonie, wie sie etwa bei Mozarts Gran Partita zu finden ist, hin zu einer vollständigen Blasorchesterbesetzung gesehen werden. Später schrieben unter anderem Anton Reicha seine „Musik, das Andenken großer Männer und großer Begebenheiten zu feiern“ (um 1830) oder Hector Berlioz die Grande Symphonie funèbre et triomphale (op. 15; 1840) für die Besetzung des französischen Revolutionsorchesters.

Straßenbläser um 1876 in New York

Mit der Entwicklung der Ventile für Blechblasinstrumente (Riedl in Wien 1832 und Périnet in Paris 1839) standen den Blechbläsern vollwertige chromatische Instrumente zur Verfügung. Damit konnten auch die Register der Trompeten und Horninstrumente chorisch besetzt und zur Melodieführung verwendet werden. Außerdem führte die Erfindung der Ventile dazu, dass diese nicht nur in die bis dahin gebräuchlichen Naturtrompeten und -hörner eingebaut, sondern dass völlig neue Instrumente entwickelt wurden. Beispiele hierfür sind die Saxhörner, die Adolphe Sax in Paris entwickelte. Auch in Preußen und Österreich wurden auf Anregung von Militärkapellmeistern neue Ventilblasinstrumente – Vorläufer von Tenorhorn und Bariton sowie der Tuba – entwickelt. Mit der Entwicklung der ersten Kontrabasstuba in B/C im Jahr 1845 durch die Firma Červený war auch ein brauchbares Bassinstrument gefunden worden.

Durch die Industrialisierung und den wirtschaftlichen Aufschwung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren beispielsweise Städte dazu in der Lage, Stadtmusiken zu gründen. Daneben bildeten sich von Paris ausgehend aus den Musikkapellen paramilitärischer Schützenkompanien und Nationalgarden sowie auch aus den Bergmannskapellen vollwertige Blasorchester. Auf den britischen Inseln waren es Industrielle, die sich Werkskapellen, die Vorläufer der Brass Band, zulegten.

Die Entwicklung der zivilen Blasmusik wurde wesentlich von den Militärmusiken bestimmt, die einerseits die Optimierung der Instrumente vorantrieb und dann auch die Besetzung der Orchester mit diesen erprobten. Zudem wurden sowohl auf dem Kontinent wie auf den britischen Inseln häufig ehemalige Militärmusiker als Dirigenten engagiert, die meist auch die entsprechende Literatur schrieben. Nach dem Ersten Weltkrieg fand das Militärmusikwesen sein Ende; gepaart mit den wirtschaftlichen Problemen der Zwischenkriegszeit führte dies zu einem Niedergang der zivilen Blasorchester vor allem im deutschsprachigen Raum.

In den USA hingegen fand das Blasorchester Einzug in die Musikpädagogik; die Entwicklung, die in Europa während der Weltkriege gestoppt wurde, wurde dort weitergeführt und es entstanden Symphonic Bands (Sinfonische Blasorchester) und Wind Ensembles wie etwa das Eastman Wind Ensemble.[4] Für diese Klangkörper wurden bis heute maßgebliche Werke wie Paul Hindemiths Symphonie in B, Percy Graingers Lincolnshire Posy oder Gustav Holsts First Suite in Es geschaffen.

In Europa begann der Wiederaufbau der Blasorchester in den 1950er-Jahren. Die Besetzung wurde vielerorts an die amerikanischen Standards angeglichen: das Perkussions-Register mit Stabspielen und Pauken fand ebenso Einzug wie teilweise die Harfe, der Kontrabass oder das Klavier; Streich- und Tasteninstrumente traten auch als Soloinstrumente in Erscheinung, so etwa in Friedrich Guldas Konzert für Violoncello und Blasorchester. In neuerer Zeit sind es vor allem sogenannte Auswahlorchester (oftmals unter der Bezeichnung „Symphonisches Blasorchester“ oder „Bläserphilharmonie“), die sich der zeitgenössischen Blasorchesterliteratur annehmen.

Verbreitung von Blasorchestern heute

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Moderne Blasmusikkapelle bei einem Konzert (Bürgerkorpskapelle Regau)

Blasorchester sind heute fast weltweit verbreitet, besonders in Mitteleuropa und in Nordamerika wird die Blasmusik auch von Laien gepflegt.

Im deutschsprachigen Raum entstand sie vor allem in Süddeutschland, der Schweiz, Österreich sowie Südtirol und wird dort oft von Vereinen gepflegt, kann jedoch auch von Kommunen getragen werden. Obwohl die Blasmusik in diesen Gegenden immer noch einen Verbreitungsschwerpunkt hat, gab es Blasorchester schon früh auch in Nord- und Westdeutschland (z. B. Bergwerkskapellen). Einen weiteren Schwerpunkt der Blasmusik bilden die heutigen Länder Tschechien und Slowakei mit der böhmischen und mährischen Blasmusik, ferner die Niederlande und Belgien.

Heute sind Blasorchester in vielen größeren Gemeinden oder Städten vertreten und tragen zum kulturellen Leben bei. Meist als Verein organisiert, wird insbesondere die Jugendarbeit sehr ernst genommen. Entweder wird die Instrumentalausbildung mit Lehrern aus den eigenen Reihen oder aber in Zusammenarbeit mit regionalen, öffentlichen oder privaten Musikschulen oder vereinseigenen Bläserschulen durchgeführt. Beispielhaft sei hier das Jugendorchester Havixbeck genannt, welches eine vereinseigene Musikschule mit inzwischen 600 Schülern betreibt.

Zunehmende Verbreitung finden seit Mitte der 1990er Jahre sogenannte Bläserklassen. Hierbei wird häufig der herkömmliche schulische Musikunterricht durch das gemeinsame Klassenmusizieren der Bläserklassenteilnehmer ersetzt. Ergänzend dazu erhalten die Schüler in Kleingruppen bei Instrumentallehrern eine Grundausbildung auf ihrem Blasinstrument.

Darüber hinaus ermöglichen sogenannte Auswahlorchester (z. B. Kreis- oder Landesblasorchester) die Verfeinerung des Instrumentalspiels. Diese Auswahlorchester, die des Öfteren auch im Ausland auf kultureller Ebene die Bundesrepublik Deutschland vertreten, bilden sich aus Musikern und Musikerinnen verschiedener Musikvereine einer Region, die über ein bestimmtes Maß an Kunstfertigkeit im Instrumentalspiel verfügen.

In regelmäßigen Abständen werden von den einzelnen Bundesländern Wertungsspiele ausgerichtet, zu denen sich jedes Blasorchester anmelden und mit anderen messen kann. Es gilt, ein Pflichtstück sowie ein oder mehrere frei wählbare Kompositionen vorzutragen. Um dem Leistungsstand der einzelnen Orchester gerecht zu werden, werden diese in verschiedene Stufen eingeteilt[5], die sich auch in der Literatur widerspiegeln. In Deutschland sieht diese Einteilung wie folgt aus:

Eingangsstufe – Unterstufe – Mittelstufe – Oberstufe – Höchststufe – Höchstklasse (diese jedoch sehr selten)

In Österreich werden solche Wertungsspiele vom Österreichischen Blasmusikverband ausgerichtet; dabei können Blasorchester grundsätzlich in fünf Kategorien von A (sehr leicht) bis E (sehr schwierig) antreten; eine Sonderstufe ist für Auswahlorchester vorgesehen.[6] Daneben werden regelmäßig eigene Wettbewerbe für Jugendblasorchester durchgeführt, deren Kategorien denen der herkömmlichen Blasorchester entsprechen (AJ bis EJ sowie die Sonderstufe SJ).[7]

Commons: Blasorchester – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Das Fanfareorchester Bayern. In: bavariansymphonicwinds.de. Abgerufen am 29. März 2018.
  2. siehe auch: Flöte, Abschnitt Geschichte
  3. Wolfgang Amadeus Mozart: Harmoniemusik nach Die Entführung aus dem Serail. In: kammermusikfuehrer.de. Abgerufen am 8. Juli 2016.
  4. Donald Hunsberger: The Wind Ensemble Concept. In: Donald Hunsberger, Frank J. Cipolla (Hrsg.): The Wind Ensemble and Its Repertoire: Essays on the Fortieth Anniversary of the Eastman Wind Ensemble. University of Rochester Press, Rochester 1994, ISBN 978-1-878822-46-8, S. 7 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 2. Mai 2017]).
  5. Blasmusik-Wertungsspiele (Musiktreff.info). Abgerufen am 4. Januar 2017.
  6. Konzertwertung. Österreichischer Blasmusikverband, abgerufen am 4. Januar 2017 (Die Wertungsspielordnung ist dort als PDF zu finden).
  7. Jugendblasorchester - Wettbwerb. Österreichischer Blasmusikverband, abgerufen am 4. Januar 2017.

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