Benutzer:HerrSonderbar/Eine Geschichte aus zwei Städten

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A Tale of Two Cities: Titelbild der englischen Erstauflage, Oktober 1859

Eine Geschichte aus zwei Städten (in anderen Übersetzungen auch „Zwei Städte“, „Eine Geschichte von zwei Städten“ oder „Eine Geschichte zweier Städte“; engl. Originaltitel: “A Tale of Two Cities”) ist ein historischer Roman des englischen Schriftstellers Charles Dickens. Er erschien zwischen April und November 1859 zunächst in wöchentlichen Fortsetzungen in der von Dickens herausgegebenen Literaturzeitschrift All The Year Round; eine erste vollständige Ausgabe wurde im Oktober desselben Jahres im Londoner Verlag Chapman & Hall veröffentlicht, illustriert mit Radierungen des Künstlers Hablot Knight Browne.

Die namensgebenden Schauplätze des Romans sind die Städte Paris und London in den Jahren vor und während der Französischen Revolution. Erzählt wird die Geschichte Charles St. Evrémondes, der – abgestoßen von der Tyrannei seiner aristokratischen Familie – im Jahr 1775 aus Frankreich auswandert und seinen Lebensunterhalt unter dem Namen Charles Darnay als Sprachlehrer in London verdient. Als man ihn dort der Spionage verdächtigt, wird er von dem jungen Anwalt Sidney Carton erfolgreich verteidigt und begegnet während des Prozesses der ebenfalls aus Frankreich stammenden Lucie, die er nach erfolgtem Freispruch heiratet, und deren Vater Dr. Alexandre Manette, der, nach 18 Jahren Gefangenschaft in der Bastille geistesgestört, kurz zuvor mit Lucie nach England in Sicherheit gebracht worden war. In den Wirren der beginnenden Revolution kehrt Charles einige Jahre später schließlich nach Paris zurück, um einen treu ergebenen Freund seiner Familie aus dem Gefängnis zu befreien. Als er gefasst und von den Revolutionären zum Tode verurteilt wird, rettet ihm sein früherer Anwalt Carton, der sich ebenfalls in Lucie verliebt hat und Charles äußerlich ähnelt, das Leben, indem er an seiner Stelle das Schafott besteigt und für ihn in den Tod geht.

Als sein ingesamt zwölfter Roman gehört Eine Geschichte aus zwei Städten zu den späteren Werken Dickens' und ist nach Barnaby Rudge (1841) seine zweite und gleichzeitig letzte Erzählung mit historischem Hintergrund. Sie gilt als eines der grundlegenden Beispiele für die Anfänge sozialer Dichtung und des aufkommenden literarischen Realismus im viktorianischen England.

Die erste deutschsprachige Übersetzung erschien schon im Veröffentlichungsjahr 1859 unter dem Titel Zwei Städte in der Leipziger Verlagsbuchhandlung J. J. Weber.

Entstehungsgeschichte und historischer Hintergrund

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Autor Dickens (Fotografie, um 1867/68)

Eine Gechichte aus zwei Städten war ursprünglich Inhalt der von Dickens' herausgegebenen, neu ins Leben gerufenen Literaturzeitschrift All The Year Round, in der sie in England zwischen dem 30. April und dem 26. November 1859 in wöchentlichen Fortsetzungen erschien; im selben Zeitraum veröffentlichte auch das New Yorker Magazin Harper's Weekly den Text, ebenfalls in Fortsetzungen und um nur eine Woche zeitversetzt.[1] Eine erste gebundene Ausgabe des Volltextes wurde im Oktober desselben Jahres von dem in London ansässigen Verlag Chapman & Hall herausgegeben, bei dem Dickens bereits von 1836 bis '44 veröffentlicht und die Zusammenarbeit im Vorjahr nach Unstimmigkeiten mit seinem bisheriger Verleger wieder aufgenommen hatte.[2]

Dickens begann die Arbeit an der Geschichte aus zwei Städten 1857.[3]

Als wissenschaftliche Grundlage für die historisch möglichst korrekte Schilderung der Ereignisse während der Französischen Revolution, die Dickens zu erreichen suchte, diente ihm vor allem das 1837 erschienene Werk The French Revolution: A History. des Schotten Thomas Carlyle.[A 1]

A Tale of Two Cities: Faksimile der ersten Zeilen des Originalmanuskripts (Victoria and Albert Museum, London)

Was auf diesen Seiten getan und gelitten wurde, habe ich so genau nachgeprüft, daß ich es in meinem Innern selbst getan und gelitten habe.

Charles Dickens: Vorbemerkung zu „Eine Geschichte aus zwei Städten“

Inhalt und Form

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Dickens unterteilt seine Geschichte aus zwei Städten in drei als „Bücher“ betitelte Erzählabschnitte. Das erste Buch beschreibt Charles Darnays Flucht aus Paris, das zweite seine Zeit als Sprachlehrer in London, seinen dort stattfindenden Prozess wegen Spionageverdachts und die entstehende Verbindung zu Lucie Manette. Das dritte Buch schildert Darnays Rückkehr nach Paris, seine Gefangennahme und Verurteilung und schließlich die Rettung durch Sidney Carton.

Erstes Buch – „Ins Leben zurückgerufen“ (“Recalled to Life”)

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Zweites Buch – „Der goldene Faden“ (“The Golden Thread”)

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Drittes Buch – „Ein Unwetter nimmt seinen Lauf“ (“The Track of a Storm”)

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Charles Darnay (Charles St. Evrémonde)
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Dr. Alexandre Manette
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Marquis St. Evrémonde
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Madame Therese Defarge
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Monsieur Ernest Defarge
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Stadtplan mit den Schaupätzen in Paris

Die namensgebenden Schauplätze des Romans sind die Städte Paris und London.

Sprache und Stil

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It was the best of times, it was the worst of times, it was the age of wisdom, it was the age of foolishness, it was the epoch of belief, it was the epoch of incredulity, it was the season of Light, it was the season of Darkness, it was the spring of hope, it was the winter of despair, we had everything before us, we had nothing before us, we were all going direct to Heaven, we were all going direct the other way – in short, the period was so far like the present period, that some of its noisiest authorities insisted on its being received, for good or for evil, in the superlative degree of comparison only.

Es war die beste und die schlimmste Zeit, ein Jahrhundert der Weisheit und des Unsinns, eine Epoche des Glaubens und des Unglaubens, eine Periode des Lichts und der Finsternis: es war der Frühling der Hoffnung und der Winter der Verzweiflung; wir hatten alles, wir hatten nichts vor uns; wir steuerten alle unmittelbar dem Himmel zu und auch alle unmittelbar in die entgegengesetzte Richtung – mit einem Wort, diese Zeit war der unsrigen so ähnlich, daß ihre geräuschvollsten Vertreter im guten wie im bösen nur den Superlativ auf sie angewendet wissen wollen.

Charles Dickens: „Eine Geschichte aus zwei Städten. Erstes Buch – Ins Leben zurückgerufen“

...so reiht sich die Geschichte aus zwei Städten ein in das Gesamtwerk Dickens', das als eines der grundlegenden Beispiele für die Anfänge sozialer Dichtung und des aufkommenden literarischen Realismus im viktorianischen England gilt.[4]

Wiederkehrende Motive und Symbole

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Licht und Dunkelheit
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Soziale Gerechtigkeit
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Illustrator Browne, genannt Phiz (Fotografie, um 1870)

Die insgesamt 16 seit der Erstausgabe enthaltenen Radierungen stammen von dem 1815 im Londoner Stadtteil Lambeth geborenen Künstler Hablot Knight Browne – auf den Titeln früherer Ausgaben meist mit vollem Namen, später oft auch nur noch unter seinem Pseudonym Phiz aufgeführt – und wurden erst für die Buchfassung ergänzt, in die ursprüngliche in All The Year Round erschienene Version waren sie noch nicht eingebunden. Sie sind in unregelmäßigen Abständen über die Buchabschnitte verteilt und visualisieren ausgewählte Szenen der Handlung (vgl. unten aufgeführte Beispiele).

Über eine ungefähre Anzahl an Illustrationen hatte sich Browne im Vorfeld der Drucklegung mit Dickens abgestimmt, die tatsächliche Auswahl der Szenen selbst traf er dann eigenständig und übernahm außerdem auch die Gestaltung des Titelbilds.

Browne hatte zuvor bereits über 20 Jahre mit Dickens gearbeitet und schon einige von dessen früheren Werken, darunter etwa David Copperfield und Bleak House, illustriert. Gleichzeitig war Eine Geschichte aus zwei Städten aber ihre letzte Zusammenarbeit, Dickens beauftragte Browne für die Illustration seiner folgenden Romane nicht mehr; warum er die langjährige Zusammenarbeit beendete, ist nicht bekannt, Dickens selbst erklärte sich dahingehend nie. Valerie Browne Lester, Ururenkelin Brownes, führt als Hintergrund an, der damals beinahe 50-jährige Dickens, der sich kurz zuvor von seiner Frau Catherine getrennt hatte, habe in dieser Zeit die Beziehungen zu vielen derjeniger Menschen abgebrochen, die mit seiner neuen Lebensgefährtin, der gerade erst 18-jährigen Schauspielerin Ellen Ternan, nicht einverstanden waren. Darüber hinaus habe Dickens den Stil Brownes mit seinen mitunter eher komisch inszenierten Figuren für seine späteren, ernster gehaltenen Werke als nicht mehr passend empfunden.[5]

Neben Brownes Radierungen existieren aber auch Interpretationen anderer Künstler. So setzte etwa der Amerikaner John McLenan ebenfalls schon 1859 einige Szenen für das New Yorker Magazin Harper's Weekly zeichnerisch um, das die Geschichte – ebenso wie Dickens' All the Year Round in Fortsetzungen und um nur eine Woche zeitversetzt – in den Vereinigten Staaten veröffentlichte.[A 2]

Einordnung in Dickens' Gesamtwerk

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Bezüge zu Dickens' Privatleben

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[6]

Plagiatsvorwürfe

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Ausgaben und Adaptionen

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Aktuelle Romanfassungen

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Deutschsprachige Buchfassungen liegen in unterschiedlichen Verlagen vor (s. → Literatur). Da der Tod Charles Dickens' über 70 Jahre zurückdatiert, unterliegt das Werk heute allerdings keinen urheberrechtlichen Beschränkungen mehr, dasselbe gilt für die enthaltenen Illustrationen. So sind vollständige Fassungen an verschiedenen Stellen auch online abrufbar, so etwa beim englischsprachigen Project Gutenberg, ebenso bei dessen deutschsprachigem Ableger; eine vollständige Fassung des englischen Originaltextes ist darüber hinaus auch bei Wikisource eingepflegt (s. → Weblinks).

Dramatisierungen (Auswahl)

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Die erste Dramatisierung des Stoffes stammt von F. C. Wills und wurde 1899 unter dem Titel The Only Way im Lyceum Theatre im Londoner West End uraufgeführt.[7]

Dickens' Geschichte aus zwei Städten wurde vielfach in verschiedenen Ländern und Sprachen verfilmt; die folgende Auflistung zeigt der besseren Übersicht halber lediglich eine Auswahl der Produktionen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Enthalten sind darüber hinaus nur Titel, die auch in deutscher Synchronisation erschienen sind.[8]

  • 1935 – „Flucht aus Paris(Drama, USA; Regie: Jack Conway; dt. Erstausstrahlung 1972)
  • 1958 – „Zwei Städte“ (Melodram, GB; Regie: Ralph Thomas; dt. Erstausstrahlung 1969)
  • 1980 – „Eine Geschichte zweier Städte“ (Historienfilm, GB/BRD; Regie: Jim Goddard; dt. Erstausstrahlung 1992)

Radioadaptionen

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Des Weiteren existieren mindestens zwei Musicalfassungen neueren Datums.

  • 2006 – „Two Cities“ (Dramatisierung von Howard Goodall; uraufgeführt am Salisbury Playhouse, Salisbury)
  • 2007 – „A Tale of two Cities“ (Dramatisierung von Jill Santoriello; uraufgeführt am Broadway Theatre, New York City)
Commons: Eine Geschichte aus zwei Städten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Eine Geschichte aus zwei Städten – Quellen und Volltexte (englisch)

Aktuelle deutschsprachige Romanfassungen (Auswahl)

Lexika

Monografien und Aufsätze

Internet

  • Browne Lester, Valerie: Phiz, Dickens and London. Vorlesungsmanuskript. Gresham College: London, 2006. (Auf der Webseite des Gresham Colleges inkl. Videomittschnitts des Vortrags online abrufbar; Stand: Februar 2014.)
  1. Im deutschsprachigen Volltext online abrufbar im Referenzkorpus der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser (PDF, 20,36 MB; Stand: 9. August 2014).
  2. Alle für Harper's Weekly angefertigten Illustrationen McLenans sind auf der englischsprachigen Lernplattform The Victorian Web nach Kapiteln sortiert und mit den entsprechenden Textstellen versehen online abrufbar (Stand: 9. August 2014).

Einzelnachweise

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  1. vgl. Arnold 2009, Bd. 4, S. 654.
  2. Schlicke 2011, S. 71 f.
  3. Keller 1987, S. 490.
  4. Schweickle 1990, S. 434.
  5. vgl. Browne Lester 2006, S. XX.
  6. Mitchell, David: David Mitchell on historical fiction. The Daily Telegraph, 8. Mai 2010, abgerufen am 25. Dezember 2014 (englisch).
  7. Arnold 2009, Bd. 4, S. 655.
  8. vgl. zu dieser Aufstellung die entsprechenden Werkangaben im Lexikon des Internationalen Films (online nur eingeschränkt zugänglich; zuletzt abgerufen am 22. Januar 2014).


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