Benutzer:Hubert Badtke/Halbdackel

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Halbdackel ist ein Schimpfwort, das bei der schwäbisch sprechenden Bevölkerung im württembergischen Kernland weit verbreitet ist.[1] Es dient je nach sprachlichem Kontext als abwertende Beurteilung oder Beleidigung.

Halbdackel leitet sich aus dem ebenfalls gebräuchlichen Schimpfwort Dackel ab, dieses wiederum aus einigen charakteristischen Merkmalen der Hunderasse Dackel, weil viele Dackel bekanntlich zu vorschnellen, unüberlegten und lautstarken Attacken neigen, um ihre geringe Größe durch Übereifer zu kompensieren. Halbdackel ist jedoch nicht die mildere Variante des Schimpfwortes Dackel, sondern vielmehr dessen Steigerungsform[2], vergleichbar mit Vollidiot und Idiot, die als hochdeutsche Synonyme dieser beiden Schimpfwörter gelten können. Für Nichtschwaben ist diese Tatsache nicht ohne weiteres nachvollziehbar.

Begeht jemand einen Fauxpas und benimmt sich dabei dackelhaft dumm, wird das Schimpfwort Dackel als Hinweis darauf verstanden, dass dieses Verhalten zwar taktlos ist, aber noch im Rahmen dessen liegt, was man mit einem Verweis rügt. Gleiches gilt in Fällen, wo gelegentliche Schussligkeiten, Begriffsstutzigkeiten und Ausraster für mehr oder weniger großes Befremden und Kopfschütteln sorgen.

In Fällen menschlicher Dummheit und Dämlichkeit, die das Dackelniveau klar und deutlich unterschreitet, wird deshalb das Schimpfwort Halbdackel verwendet. Einerseits ist damit die Dackelehre gewahrt, andererseits weiß der damit Abgestrafte genau, dass man ihn als dämlicher wie ein Dackel einstuft. Auf ein spontanes, dummes Fehlverhalten angewandt, signalisiert aber beispielsweise die Aufforderung: „Benimm dich nicht wie ein Halbdackel!” nur, dass das Ende des Geduldfadens erreicht ist. So, oder in ähnlicher Form gebraucht, wird Halbdackel weit weniger abqualifizierend verstanden, sondern mehr im Sinne einer scharfen Rüge.

Schwaben haben für Halbdackel selbstverständlich auch noch einen Superlativ, denn alles, was man noch ein bisschen steigern muss, wird mit Jesus oder Gottes Allmacht verknüpft. Ein jesasmäßiger oder gottsallmächtiger Halbdackel ist ein bereits abgeschriebener, therapieresistenter Fall von permanenter Torheit.

Die Häufigkeit der Verwendung legt nahe, dass der Gebrauch dieser Schimpfwörter eine große Bandbreite und ein sehr unterschiedliches Verwendungsspektrum hat, wie dies auch beim „schwäbischen Gruß” der Fall ist. Dieser wird beispielsweise auch als Ausdruck totaler Verblüffung gebraucht, wenn er in folgender Form geboten wird: „Ha, jetzt lecksch me grad am Asch” - Auch beim Halbdackel gibt es diese feinen Unterschiede. Beleidigend ist es, Halbdackel scharf und unkommentiert in den Raum zu stellen, situationsbezogen verwendet und entsprechend betont dient das Wort mehr dazu, einer Kritik die nötige Schärfe zu geben. Akzeptiert wird in der Regel auch, dass sich aufgestauter Ärger über Begriffsstutzigkeit und Sturheit in einer Schimpfkanonade entlädt, die das Kraftwort Halbdackel enthält.

Einzelnachweise

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  1. Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften: Werkzeug Sprache. Georg Olms Verlag, Hildesheim 1999, ISBN 3-487-10773-2, S. 124.
  2. Hermann Wax: Etymologie des Schwäbischen: Geschichte von mehr als 6,000 schwäbischen Wörtern. OEW Verlag, Biberach/Riß 2007, ISBN 3-9809-9551-1(?!), S. 219.

Kategorie:Schimpfwort