Benutzer:Kiew86/Ljadski-Tor

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Das Ljadski-Tor (ukrainisch Лядські ворота)[1] oder auch Petscherski-Tor (Печерські ворота) ist ein im Jahr 2001 erbautes Denkmal auf dem Majdan Nesaleschnosti, dem zentralen Platz der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

Das Ljadski-Tor (2) im Plan von Uschakow, 1695

Die Herkunft und Bedeutung des Namens ist nicht eindeutig geklärt.

Der russische Historiker Sergei Michailowitsch Solowjow führte den Namen auf die altrussische Bezeichnung Ljach für Polen zurück und sah in dem Namen ein Indiz für eine relativ kompakte Ansiedlung von Polacken in Kiew. Auch Nikolai Wassiljewitsch Sakrewski brachte den Namen mit Polen in Verbindung:

« …Что слово Лядьский, Лядскый значит Польский, видно из следующего текста. Под 1031 г. Ярослав и Мстислав… идоста на Ляхы… повоеваста Лядьскую землю и многы Ляхы приведоста…»

„...Dass das Wort Ljadskyi, Ljadskyi polnisch bedeutet, geht aus dem folgenden Text hervor. Im Jahr 1031 kamen Jaroslaw und Mstislaw ... nach Ljachi ... in das kriegerische Ljachland und brachten viele Ljachs zurück ...“

Nikolai Wassiljewitsch Sakrewski: Описаніе Кіева (Beschreibung Kiews), Moskau 1868, S. 439

P. O. Yurchenko führte 1878 den Namen "Lyada" oder "Lyadina" auf die Bezeichnung für eine vom Wald gerodete Lichtung zurück. Üblichwerweise wurde das Gelände unmittelbar vor Befestigungsanlagen von Bewuchs freigehalten, ein eventuell vorhandener Wald also gerodet. Diese These wird durch altrussische Handschriften unterstützt, nach denen Batu Khan Tag und Nacht Holz schlagen musste, um seine Belagerungsmaschinen aufzustellen.


Lage des Tores auf dem Plan der Kiewer Befestigungen im Jahre 1705: а — Lemberger Tor; б — Goldenes Tor; в — Ljadski-Petschersker Tor; г — Sophientor

Der genaue Standort des Tores ist nach wie vor umstritten. Grundsätzlich wird das Tor dabei auf dem Hang des Altkiewer Hügels oder in der Niederung entlang des heutigen Kreschtschatik lokalisiert.

Bereits im 19. Jahrhundert bezweifelten Historiker, dass sich das Tor in der sumpfigen Niederung befunden haben könnte. Als erster vermutete Maxim Fjodorowitsch Berlinski das Tor am oberen Hang des Altkiewer Hügels. Michail Alexandrowitsch Maximowitsch unterstützte 1839 diese These. Auch Sakrewski vertrat diesen Standpunkt:

«…Лядьские врата до 1837 г. находились на южной стороне Софийского отделения в Старом Киеве, на древней (Ивановской) дороге, ведущей из этой части города на Печерск, близ Софийского собора, к юго-востоку от него, в верхнем старом валу […]. Находящиеся ворота назывались Лядьскими, а в нижнем валу на Крещатике, упразднённые в 1833 г., Печерскими».

„... Bis 1837 befanden sich Lyadsky-Tore auf der Südseite des Sophienviertels des Alten Kiews, an der alten Straße (Ivanovskaja-Straße), die von diesem Teil der Stadt nach Petschersk führte, in der Nähe der Sophienkathedrale, südöstlich von ihr, im oberen alten Wall[... ]. Das Tor, die sich dort befanden, hieß Ljadski-Tor; und im unteren Wall auf dem Kreschtschatik, welches 1833 abgerissen wurde, Petscherski-Tor.“

Nikolai Wassiljewitsch Sakrewski: Описаніе Кіева (Beschreibung Kiews), Moskau 1868, S. 439

Sakrewski geht damit von zwei Toren aus: dem eigentlichen Ljadski-Tor am Abhang und dem vorgelagerten Petscherski-Tor in der Niederung, stellt aber auf seiner Karte das untere Tor nicht dar. Auch auf dem Plan der Kiewer Befestigungsanlagen von 1705 ist nur ein Tor in der Nähe zur Sophienkathedrale verzeichnet.

Der Kiewer Archäologe S. Klimowski stellte 1999 die Hypothese auf, dass sich das Ljadski-Tor am heutigen Lemberger Platz im Bereich der Observatornaya-Straße befand. Er stütze seine Vermutung auf die Tatsache, dass eine derartige Lage in Dokumenten des 17. und 18. Jahrhunderts erwähnt wurde. Auch zeigt der Plan Uschakows aus dem Jahre 1695 eine Toranlage an dieser Stelle. Auch führt von dort aus der Weg in Richtung Westen, also nach Polen. Graf Turwont Kibaltschitsch führte an dieser Stelle am Ende des 19. Jahrhunderts archäologische Untersuchungen durch. Klimowski wies weiter darauf hin, dass in späteren Dokumenten wiederholt von einem zerstörten Wall die Rede ist, dessen Standort jedoch genau bestimmt worden aus. Auch wurden bis zu Zeiten Batu Khans bei Belagerungen keine Wurfmaschinen (Poroki) genutzt.

Bei den unter dem heutigen Maidan Nesaleschnosti gefundenen Tor handelt es sich höchtswahrscheinlich um das Ugorski-Tor. Von dort führte ein weg zur Siedlung Ugorskoje, die sich im Petschersk an der Stelle von Askolds Grab befand.

Gegen diese Hypothesen spricht, dass sich nach den Analen Isjaslawas vor dem Tor eine größere sandbedeckte Fläche befand, auf der ein Gefecht geführt wurde:

«Воины продолжали биться, одни на Лыбеди, другие, переправившись, бились на болонье, иные на песках, против Лядских ворот».

„Die Krieger kämpften weiter, einige auf der Lybid, andere, nachdem sie überquert hatten, kämpften auf dem Bolon, andere auf dem Sand, gegen das Ljadski-Tor.“

Pogodin: Древняя Русская История До Монгольского Ига, Moskau 1871, S. 115

Ein Platz ausreichender Größe kann aber nicht am steilen Hang des Altkiewer Hügels gelegen haben.

Forschungsgeschichte

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Platz der Oktoberrevolution 1991. Direkt unter dem Springbrunnen begand sich die Halle mit den freigelegten Überresten des Tores

Von 1976 bis 1981 wurde der jetzige Maidan Nesaleschnosti in Vorbereitung auf die 1500-Jahr-Feier Kiews umgestaltet. In Vorbereitung der Umgestaltung führten im März/April 1981 M. Sagaidak, V. Charlamov und V. Lenchenko Ausgrabungen durch. Dabei wurden Überreste des hözernen Petscherski-Tores und Überreste von Erdwällen freigelegt, die zum System der Befestigungendes Alten Kiew zur Zeit der Herrschaft von Jaroslaw dem Weisen gehörten.

Die 1981 aufgefundenen Fundamente wurden für eine museale Rezeption aufbereitet. Dazu wurden die Fundamente freigelegt und um sie eine unterirdische Halle angelegt, die Teil des Durchganges zur damaligen Straße der Helden der Revolution war. Die Halle lag jedoch direkt unter einem auf dem damaligen Platz der Oktoberrevolution angelegten Brunnen, wodurch es zu Feuchtigkeitsschäden kam. Aufgrund dieses Baumangels wurde die Ausstellungshalle 1985 geschlossen.

Nachbildung des Ljadski-Tores

Im Jahr 2001 wurde anlässlich der Umgestaltung des Maidan Nesaleschnosti ein Denkmal zur Erinnerung an das Ljadski-Tor auf dem Platz aufgestellt .Das Tor wird von einem Wappen mit Bogen und zwei Pfeilen geziert und seit 2002 von einer Bronzeskulptur des Erzengel Michael, dem Schutzpatron der Stadt Kiew, gekrönt.[2][3] Der Bildhauer der Engelsskulptur war der ukrainische Bildhauer Anatolij Kuschtsch, der auch Bildhauer des Unabhängigkeitsdenkmal der Ukraine und des Brunnen der Stadtgründer war, die ebenfalls auf dem Majdan stehen.[4]

Weder die Lage des Denkmals, noch seine äußere Gestaltung entsprechen dabei auch nur annähernd dem historischen Vorbild. Die Nachbildung ist im Stil des Ukrainischen Barock gehalten, ein derartiges Äußeres ist aber von keiner Quelle überliefert. Auch wurde das historische Tor nie von einer Statue gekrönt. Das Petscherski-Tor lag näher am Haus der Gewerkschaften und auch drei Meter unter dem Niveau des heutigen Platzes, ungefähr auf Höhe des Fundaments des Gebäudes der städtischen Duma.

Commons: Ljadski-Tor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Закревский Николай: Описаніе Кіева. Вновь обработанное и значительно умноженное изданіе съ приложеніемъ рисунковъ и чертежей: въ 2 т. / Николай Закревский. – Москва: Въ типографіи В. Грачева и Комп., у Пречистенскихъ воротъ, д. Миляновой, 1868. Т. 2. – 1868. – 496 с.
  • Михаил Погодин: ДРЕВНЯЯ РУССКАЯ ИСТОРИЯ ДО МОНГОЛЬСКОГО ИГА Том 1,

Einzelnachweise

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  1. "Der Name Ljadskie vorota wird entweder auf "Ljach" (Pole) zurückgeführt, wobei die Torbeichnung zugleich als Lendiz für die Existenz einer polnischen Ansiedlung oder Straße betrachtet wird" In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Osteuropa-Institut München, 1988, S. 363
  2. Günter Schäfer: Kiev, Rundgänge durch die Metropole am Dnepr. 3. Auflage 2011; Trescher Verlag, ISBN 978-3-89794-181-6, S. 36.
  3. Ljadski-Tor auf dem Platz der Unabhängigkeit, abgerufen am 26. Februar 2014 (ukrainisch)
  4. Erzengel Michael auf dem Tor Lyadsky (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/gorod-kiev.com, abgerufen am 26. Februar 2014 (ukrainisch)

Koordinaten: 50° 27′ 3″ N, 30° 31′ 22″ O