Benutzer:Kuebi/Spielabbruch

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Ein Spielabbruch ist in mehreren Sportarten die Entscheidung des Schiedsrichters ein Spiel abzubrechen und dieses nicht innerhalb der regulären Spielzeit zu Ende zu führen. Sportarten, in denen Spielabbrüche vorkommen können, sind beispielsweise Basketball, Fußball und Handball.

Spielabbruch im Handball

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Die Entscheidung über einen Spielabbruch fällen die Schiedsrichter oder im Fall von nur einem Unparteiischen, der Schiedsrichter. In den Handballregeln wird dies durch Regel 17:12 wie folgt geregelt:[1]

„Die Schiedsrichter haben das Recht, ein Spiel zu unterbrechen oder abzubrechen. Vor einer Entscheidung, das Spiel abzubrechen, müssen alle Möglichkeiten zur Fortsetzung des Spiels ausgeschöpft werden.“

Handballregel 17:12, vom 1. August 2005

Wann ein Handballspiel abzubrechen ist, liegt weitgehend im Ermessensspielraum der Schiedsrichter. Die Gründe herfür können sehr vielfältiger Natur sein. Die Handballregeln geben als möglichen Abbruchsgrund nur bezüglich der Anzahl der Spieler in Regel 4:1 einen Hinweis, der aber ebenso im Ermessensspielraum der Schiedsrichter liegt:[2]

„Sinkt die Anzahl der Spieler einer Mannschaft auf der Spielfläche unter 5, kann weitergespielt werden. Es liegt im Ermessen des Schiedsrichters, ob und wann ein Spiel abzubrechen ist (17:12)“

Handballregel 4:1, vom 1. August 2005

Einige Handballverbände geben in ihrer Schiedsrichterordnung Richtlinien für Spielabbrüche. Der Landesverband Rheinhessen gibt beispielsweise folgendes vor:[3]

„Ein Spiel kann vom Schiedsrichter abgebrochen werden,
a) wenn plötzlich eintretende Witterungseinflüsse oder sonstige Umstände ein regelgerechtes Spiel nicht mehr zulassen,
b) wenn Ausschreitungen von Spielern oder Zuschauern die Weiterführung unmöglich machen,
c) bei Widersätzlichkeiten, schwerer Bedrohung oder Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter,
d) wenn eine Mannschaft den Abbruch berechtigt verlangt,
e) wenn er den Abbruch aus zwingenden sportlichen Gründen für notwendig hält.
Eine Mannschaft kann den Spielabbruch verlangen, wenn ihre Spielerzahl unter die nach den Regeln erforderliche Mindestzahl gesunken ist.

Zum Abbruch eine Spiels ist der Schiedsrichter erst dann berechtigt, wenn alle Möglichkeiten zur Weiterführung erschöpft sind. Er soll insbesondere in den Fällen zu b) - d) den Mannschaften eine Bedenkzeit von 3 Minuten einräumen uns sich erst nach deren erfolglosem Ablauf zum endgültigen Spielabbruch entschließen.“

Schiedsrichterordnung des Handball-Verbandes Rheinhessen e.V. ( Fassung vom 12.05.2007)

Beispiele für Spielabbrüche

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Beispiele für die Ursachen von Spielabbrüchen sind:

  • Durch Zeitstrafen bedingt zu wenige Spieler einer Mannschaft auf der Spielfläche[4]
  • Zu wenige Spieler einer Mannschaft wegen Disqualifikationen[5]
  • Durch Verletzungen zu wenige spielfähige Spieler einer Mannschaft[6]
  • Akute schwerwiegende Erkrankung eines Spielers während des Spiels[7]
  • Schwere aktute Verletzung eines Spielers während des Spiels[8]
  • Angst eines Trainers um die Gesundheit seiner Spieler[9]
  • Bedrohung des Schiedsrichters durch Betreuer[10]
  • Ausfall der Beleuchtungsanlage[11][12]
  • Undichtes Hallendach[13]
  • Schwerwiegende gesundheitliche Probleme beim Trainer[14]
  • Prügelei zwischen Spielern[15]
  • Der Gastgeber macht von seinem Hausrecht gebrauch und untersagt die Fortführung des Spiels[16]
  • Der Trainer nimmt aus Protest seine Mannschaft vom Spielfeld

Konsequenzen eines Spielabbruchs

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Die Rechtsordnung des DHB gibt den Rahmen für die Konsequenzen eines Spielabbruches vor. Nach § 19 verliert die Mannschaft, die den Spielabbruch verschuldet hat. Die Kosten für einen Spielabbruch durch einen Verein oder eine Mannschaft regelt § 25.[17]

Im Fall, dass Unsportlichkeiten der Grund des Spielabbruches waren, greift § 16:[17]

„Bricht ein Schiedsrichter wegen Unsportlichkeiten ein Spiel ab, sind die Schuldigen ohne Rücksicht auf die sich aus der Spiel- oder Rechtsordnung ergebende Spielwertung zu bestrafen. Die Spielleitende Stelle beantragt eine Entscheidung bei der zuständigen Rechtsinstanz und unterrichtet davon die Beteiligten.“

DHB Rechtsordnung vom 1. Juli 2007

In manchen Fällen können auch beide Mannschaften mit Punktabzug bestraft werden.[15]

Auch im Fußball kommt es gelegentlich zu Spielabbrüchen. Die Ursachen sind – ähnlich wie beim Handballspiel – beispielsweise Attacken durch Fans auf den Schiedsrichter[18][19], schwerwiegende Verletzung eines Spielers[20] oder das Wurfgeschoss eines Fans[21].

Werden Spieler von Zuschauern bedroht oder angegriffen, sollte der Schiedsrichter das Spiel sofort unterbrechen und abwägen, ob das Spiel fortgesetzt werden kann; wird der Schiedsrichter oder einer seiner Assistenten bedroht oder angegriffen, sollte er das Spiel sofort abbrechen. Anders als bei Hallensportarten können Fußballspiele auch durch unmittelbare Witterungseinflüsse, wie Hagelschauer, Gewitter starkem Regen oder Nebel, vorzeitig abgebrochen werden. In den Anweisungen des DFB für die Schiedsrichter steht dazu, dass ein Spiel wegen Witterungsverhältnissen oder Flutlichtausfall möglichst erst nach 30 Minuten Wartezeit abgebrochen werden sollte. Reduziert sich die Anzahl der Spieler der zurückliegenden Mannschaft auf unter sieben, sollte – auf Bitte des Spielführers der betroffenen Mannschaft – das Spiel abgebrochen werden. Allgemein gilt, dass ein Spielabbruch nur dann erfolgen sollte, wenn alle zumutbaren Mittel, das Spiel fortzusetzen nach Ermessen des Schiedsrichters ausgeschöpft sind. [22]

Spielabbruch wegen rassistischer Äußerungen des Publikums

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In Italien wurde 2000 ein Gesetz erlassen, das die Schiedsrichter zum Spielabbruch verpflichtet, sobald rassistische Spruchbänder oder Symbole gezeigt werden. [23]

Im Bundesligaspiel Alemannia Aachen gegen Borussia Mönchengladbach wäre es im September 2006 fast zu einem Abbruch des Spiels gekommen, weil von den Tribünen ein Gladbacher Spieler rassistisch beschimpft wurde. Der Schiedsrichter Michael Weiner hatte über den Stadionsprecher mit Spielabbruch gedroht: „Ich soll vom Schiedsrichter ausrichten, dass er das Spiel unterbrechen wird, wenn er nochmals das Wort 'Asylant' hört!“".[24]

Beim ATSV Wurzen wurde vom Schiedsrichter ein C-Jugendspiel wegen rassistischer Äußerungen von jugendlichen Zuschauern gegen einen Spieler abgebrochen.[25]

Bekannte Spielabbrüche

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  • Das Europmeisterschaftsqualifikationsspiel zwischen Dänemark und Schweden im Juni 2007 wurde vom deutschen Schiedsrichter Herbert Fandel in der letzten Spielminute beim Stande von 3:3 abgebrochen, als ein 29 Jahre alter dänischer Zuschauer an Ordnern vorbei auf Schiedsrichter stürzte. Den Spielabbruch sah er als «Zeichen gegen die Gewalt von Spielern und Zuschauern». Das Spiel wurde von der UEFA mit 3:0 für Schweden gewertet.[26]
  • Das Länderspiel zwischen Georgien und Russland im Oktober 2002 musste wegen eines Stromausfalls beim Stand von 0:0 nach der Halbzeitpause abgebrochenen werden. Nach dem Spielabbruch gab es von zehntausenden von Fans ein einstündigen Pfeifkonzert gegen Behörden und Staatsführung.[27]
  • Das erste Länderspiel zwischen Frankreich und seiner ehemaligen Kolonie Algerien seit 1962, endete im Oktober 2001 nach Zuschauerausschreitungen mit einem Spielabbruch in der 78. Spielminute. Einige Dutzend Algerier stürmten auf das Spielfeld. Ein Fan wurde zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr wegen, des „Werfens von Gegenständen in einer menschengefährdenden Art und Weise“, verurteilt.[28]
  • Den ersten nicht durch die Witterung bedingten Spielabbruch gab es am 27. November 1976 in Kaiserslautern, im ehemaligen Betzenbergstadion. Acht bis zehn Flaschen wurden von Zuschauern auf das Feld geworfen. Schiedsrichter Rudolf Frickel unterbrach für fünf Minuten die Partie, doch als die nächste Flasche auf das Spielfeld flog, brach er das Spiel ab.[29]
  • Am 3. April 1971 musst das Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen in der 87. Spielminute beim Spielstand von 1:1 abgebrochen werden, als der Bremer Torhüter Günther Bernard zusammen mit dem Mönchengladbacher Herbert Laumen im Netz des Bremer Tores landeten und der linke Torpfosten zerbrach. Da am Bökelberg kein Ersatztor aufgestellt werden konnte, musste Schiedsrichter Gert Meuser die Partie abbrechen. Der DFB wertete das Spiel mit 2:0 Punkten und Toren für die Bremer. Der Vorfall sorgte dafür, dass in kurzer Zeit die damals neuen, oval profilierten, Tore aus Aluminium bundesweit durchsetzten.[30][31]
  • Ein Stromausfall führte am 15. September 1982 zum Abbruch des UEFA-Cup-Erstrundenspiels zwischen AEK Athen und dem 1. FC Köln beim Stand von 3:3 in der 89. Spielminute. Zunächst war die Begegnung für mehr als eine Stunde unterbrochen, wurde dann aber, als keine kurzfristige Reparaturmöglichkeit gesehen wurde, abgebrochen. Zwei Wochen später wurde das Spiel wiederholt. Köln gewann 1:0.[32]
  • Im September 2004 wurde das Champions League-Spiel zwischen dem AS Rom und Dynamo Kiew von Schiedsrichter Anders Frisk abgebrochen, weil ihn eine von der Ehrentribüne des Olympiastadions aus geworfene 50 Cent-Münze oder ein Feuerzeug am Kopf traf und eine Platzwunde verursachte. Der Spielleiter hatte zuvor dem für Rom spielenden Franzosen Philippe Mexes nach einer Tätlichkeit die Rote Karte gezeigt.[33]
  • Anfang April 2005 wurde das Spiel der beiden polnischen Vereine Lech Pozan und Pogonia Szczecin nach einer Schweigeminute für den im Sterben liegenden Papst in der 38. Spielminute abgebrochen.[34]
  • Am 12.10.2010 wurde wegen Randalierern im Gästefanblock, das Spiel in Genua zwischen Italien und Serbien der EM Qualifikation für 2012 abgebrochen. Ziel der Fan-Randale, bei der 17 Menschen verletzt wurden, seien ein Funktionär des serbischen Fußballverbands und vor allem Nationaltorwart Vladimir Stojkovic gewesen. -ist in der Jugend von Roter Stern Belgrad groß geworden und dann zu Partisan Belgrad gewechselt-. Die europäische Fußball-Union (Uefa) will erst den Spielbericht des schottischen Schiedsrichters Craig Thomson abwarten, bevor eine Untersuchung eingeleitet wird. Der serbischen Nationalmannschaft droht im schlimmsten Fall ein Ausschluss von der Europameisterschaft.

.[35]

Im Eishockey werden Spielabbrüche weniger durch randalierende Fans verursacht, da diese von der Spielfläche meist sehr gut abgetrennt sind. Meist sind es technische Probleme, wie beispielsweise Stromausfälle, oder Massenprügeleien zwischen den beiden Mannschaften.

Bekannte Spielabbrüche

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  • Am 8. Dezember 2002 musste das Bundesligaspiel zwischen den Hamburg Freezers und den Kassel Huskies nach dem ersten Drittel abgebrochen werden, weil die Kühlanlage der Color Line Arena ausfiel. Erst vier Wochen zuvor wurde die neue Arena eröffnet.[36]
  • Bei der Junioren-Weltmeisterschaft 1987 musste das Spiel Kanada – UdSSR am 4. Januar 1987 abgebrochen werden. Der Grund war eine 20-minütige Prügelei zwischen beiden Mannschaften. Beide Teams wurden disqualifiziert und je 19 Spieler beider Mannschaften für 18 Monate international gesperrt. Die Coaches wurden für drei Jahre international gesperrt. Lediglich die Torhüter wurden freigesprochen.
  • Das Achtelfinal-Pokalspiel der Saison 2005/06 zwischen den DEG Metro Stars und den Duisburger Füchsen musste im ersten Drittel abgebrochen werden, weil der der Duisburger Torhüter von einem Bengalischen Feuer, das ein Zuschauer auf die Eisfläche warf, verletzt wurde.[37]

Einzelnachweise

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  1. handballregeln.de, Regel 17: Die Schiedsrichter
  2. handballregeln.de, Regel 4: Mannschaft, Auswechselung, Ausrüstung
  3. Landesverband Rheinhessen, Schiedsrichterordnung, vom 12. Mai 2007
  4. Union Handball St. Pölten,
  5. Nikoleit J, 2. + 7. Herren - Ein total verrückter Sonntagabend, vom 23. September 2007
  6. Neustadt bringt mit seiner Verletztenmisere beim HSV Rhein Nette nur noch 52 Minuten, 2005, abgerufen am 4. Januar 2007
  7. vfb-driedorf.de vom 18. Dezember 2007, Gelungene Revanche
  8. hsv-hockenheim.de, Teufel HG, Spielabbruch überschattet VSC - HSV Ib, abgerufen am 4. Januar 2007
  9. RP-Online.de vom 21. November 2006, Handball brutal: Spielabbruch beim TVK
  10. tsv-pfungstadt-handball.de, Spielabbruch bei der weiblichen C2 Jugend, abgerufen am 4. Januar 2007
  11. www.handball-pfullendorf.de, TVP gehen in St. Georgen die Lichter aus, abgerufen am 4. Januar 2007
  12. tsvwolfratshausen.de, Spielabbruch wegen komplettem Stromausfall in der Beleuchtungsanlage., abgerufen am 4. Januar 2007
  13. vfb-driedorf.de vom 29. September 2007, Spielabbruch durch undichtes Hallendach
  14. PSV Recklinghausen, Spielabbruch nach Herzproblemen, abgerufen am 4. Januar 2007
  15. a b main-rheiner.de vom 10. März 2007, Harte Strafen für Handballer
  16. handball-gauting.de, Spielabbruch gegen Murnau II wegen Harzbenutzung, vom 8. Februar 2004
  17. a b dhb.de, Rechtsordnung vom 1. Juli 2007
  18. Eurosport.de vom 2. Juni 2007, Spielabbruch nach Attacke auf Schiedsrichter Fandel
  19. hr-online.de vom 27. November 2006, Schiedsrichter bewusstlos geschlagen
  20. 1asport.de vom 22. Juli 2007, Davids bricht sich bei Spielabbruch das Bein
  21. faz.net vom 25. Oktober 2006, Spielabbruch nach Wurfgeschoß
  22. schiedsrichter-online.org, Juli 2005, Lehrbrief für Fußball-Schiedsrichter (PDF)
  23. 3sat.de vom 12. Februar 2001, Italiens Rechtsaußen
  24. spiegel.de vom 16. September 2006, Schiedsrichter drohte Aachen mit Spielabbruch
  25. Fußball.de, Spielabbruch nach Rassismus in C-Jugend
  26. fussball-nachrichten.de vom 3. Juni 2007,Dänen schlagen sich mit Poulsen-Hieb selbst k.o.
  27. Abendblatt.de vom 14. Oktober 2002
  28. rp-online.de vom 9. Oktober 2001, Nach Spielabbruch gegen Algerien – Gericht verurteilt Fan zu einem Jahr Gefängnis
  29. Muras U, Wenn Kastanien, Golfbälle und Trockeneis fliegen, in Die Welt, Ausgabe vom 20. Oktober 2006
  30. Witkop R, Der Pfostenbruch ist jetzt im Ehrenrat, in Die Welt, Ausgabe vom 1. Juli 2001
  31. borussia.de, „Da ist nichts zu machen. Brechen sie das Spiel ab“, abgerufen am 5. Januar 2008
  32. Büchsenwurf und morsches Holz, in Süddeutsche Zeitung, Ausgabe vom 3. April 1998
  33. Völler und der teure Münzwurf, in Die Welt, vom 17. September 2004
  34. <Spielabbruch, in Abendblatt, vom 4. April 2005
  35. <Spielabbruch, in SZ, vom 13. Oktober 2010
  36. Bönig C,Wasser statt Eis. Skandal in der neuen Arena, in Die Welt, Ausgabe vom 2 Dezember 2002
  37. Stolpe D, Spielabbruch in Düsseldorf beschäftigt Eishockey-Liga, in Die Welt, Ausgabe vom 13. Oktober 2005