Benutzer:Libertarus/Kissing und Möllmann

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Fabrikfassade

Koordinaten: 51° 22′ 12,7″ N, 7° 41′ 57,7″ O

Die Fabrik Kissing und Möllmann Iserlohn wurde von 1865 an an der Oberen Mühle als Bronzewarenfabrik errichtet. Bis ins Jahr 1979 wurde hier noch produziert. Seit den 1980er Jahren werden einige Bereiche der Fabrik als Wohnraum genutzt. Später wurden in ihr einige soziale Projekte untergebracht.

Unternehmen Kissing und Möllmann

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Das Unternehmen Kissing und Möllmann wurde 1826 vom Iserlohner Unternehmer Ferdinand_Möllmann und Johann Hermann Kissing gegründet. Es übernahm das als Schmidt & Woeste 1802 gegründete Handelshaus Ballot, Möllmann & Co. Dieses Unternehmen wurde zu einem der bedeutendsten Kommissionshandelshäuser in Westfalen und weit darüber hinaus im 19. Jahrhundert. 1824 wurde in der Iserlohner Wasserstraße eine Bronzenwarenfabrik gegründet, die 1865 in die Obere Mühle verlegt wurde. Zum Unternehmen gehörten ab 1827 bis 1888 das neugegründete Walzwerk Bösperde in Menden, dass auch aus Iserlohn geleitet wurde. Von 1843/1845 bis 1882 lag die Mehrheit des Walzwerkes Hüstener Gewerkschaft. Darüber hinaus gab es zahlreiche weitere Firmenbeteiligungen.

Als Kommissionshandelshaus war es eines der bedeutensten in Westfalen. Wichtige Geschäftsbereichen waren Italien und Spanien sowie Deutschland und Russland. Der Kommissionshandel wurde durch den ersten Weltkrieg stark eingeschränkt und erreichte danach nicht mehr das Vorkriegsniveau. Er wurde 1963 eingestellt.

[1]

Produktion in der Bronzefabrik Obere Mühle 28

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Die Bronzewarenfabrik Kissing und Möllmann wurde 1826 neben der Eisenbahnlinie Iserlohn-Menden errichtet. In ihr wurden Gegenstände gegossen und geprägt. Anfangs wurden Lampen hergestellt, ab den 1870er Jahren wurden Kaffeemühlen hergestellt. Später kamen Schlösser hinzu. Ab etwa 1890 wurden Armaturen hergestellt. [1] Das Hauptgebäude wurde 1898 aufgestockt und erweitert. [2]

Gerade für die Kaffeemühlen wurde Kissing und Möllmann weithin bekannt. Im Jahr 1887 hat die Fabrik einen eigenen Gleisanschluss an die Bahnlinie bekommen.

Nutzung der Fabrik nach der Stilllegung

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Seit dem 02.06.1986 steht das Hauptgebäude mit vier Flügelanlagen und weitern Fabrikationsgebäuden auf dem Firmengelände als „Beispiel für Mehrgeschossige Fabrikbauweise“ unter Denkmalschutz. [2]

Für die Landesgartenschau 2010 in Hemer wurde auf der alten Bahntrasse entlang des Fabrikgeländes ein Radweg errichtet.

Die ehemalige Fabrik wurde 2011 von dem Immobilienmarkler Jörg Rodegra auf einer Zwangsversteigerung gekauft. Er wollte den Flair der Anlage als gesamtes erhalten. Aus diesem Grund lehnte er den Abriss der nicht denkmalgeschützten Gebäude und die Errichtung von neuen modernen Wohneinheiten ab. Stattdessen wollte er langfristig einzelne Bereichte der Fabrikanlage einer neuen Nutzung zuführen und mehr Einheiten als zuvor vermieten. [3]

Im Rahmen des Projektes Soziale Stadt wird seit 2011 an einem Umnutzungskonzept gearbeitet. Es sieht den Ausbau des Geländes mit modernen Wohnungen, Kunst-Handwerkern und Sozialeinrichtungen vor. Ebenso wäre die Anbindung des Radweges nach Hemer an die tieferliegende Straße Obere Mühle über das Fabrikgelände möglich. [4]

Im April 2015 zog die [[Werkstatt im Hinterhof (Iserlohn)|Werkstatt im Hinterhof] in das Untergeschoss der alten Fabrikanlage. Die Einrichtung der AWo berät und unterstützt Suchtkranke. Sie bildet außerdem eine Anlaufstelle für Arbeits- und Wohnungslose und Menschen mit psychischen oder sozialen Problemen. Die ärztliche Betreuung ist durch eine in dem Zuge ebenfalls eingezogene allgemeinmedizinische Praxis gewährleistet.

Im Vorfeld wurden 338 m² saniert. Die Baukosten von 520 000 Euro wurden zu 80  % aus den Mitteln des Städtebauförderprogramms soziale Stadt bezuschusst.

Vom Eigentümer wurde unter anderem eine Veranstaltungsfläche mit Cafe und ein Industriemuseum geplant.

Neben einigen Werkstätten wohnten 21 Menschen in Wohnungen auf dem Gelände.

Räumung des Fabrikgeländes

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Bereits 2011 wurden von der Stadt Brandschutzmängel festgestellt, Wege und Räume gesperrt. Sofortmaßnahmen wurden vom Eigentümer durchgeführt. [5]

Notausgänge sind in dem Gebäude nicht ausreichend vorhanden, Wände im Innern wurden ohne Rücksicht auf Fluchtwege eingezogen. Ebenso wird eine Brandmeldeanlage in dem weitläufigen Industriekomplex gefordert. Forderungskatalog der Stadt gehören neben der Installation einer Brandmeldeanlage die Entmüllung leerstehender Hallen, die Kennzeichnung von Rettungswege und der Einbau brandsicherer Türen, Decken und Wände.

Der Eigentümer hat 2011 ein Brandschutzkonzept erstellt, dass 2012 genehmigt wurde. Eine Baugenehmigung ist nur für die Werkstatt im Hinterhof, die Arztpraxis und die Werkstatt Niemann vor.[6]

Am 22. März 2018 stellte die Stadt Iserlohn Besitzer Rodegra ein schreiben zu, indem er aufgefordert wurde, die nötigen Brandschutzmaßnahmen umzusetzen, andernfalls müssten um die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten das Gebäude geräumt werden. Für die Bewohner wurden von der Stadt Ausweichquartieren organisiert. Ebenso wurde angeboten die Umzüge zu unterstützen und zu begleiten. [7]

Am 25. April wurde ein unvollständiger Bauantrag eingereicht. Ein Sofortmaßnahmenpaket soll bis Ende August umgesetzt werden. Aufgrund der Gefahr im Gebäude müssen die Bewohner nach Ansicht der Stadt das Gebäude verlassen.

Ein von den Mietern beauftragter Brandschutzgutachter bescheinigte drei Gebäuden in dem Komplex mit geringem Aufwand nutzbar gemacht werden könnten. Kritisch ist das Hauptgebäude, wo jede Wohnung einen zweiten Rettungsweg bekommen müsste.

Zwischen dem 24. 30. Mai 2018 wurde die Fabrik friedlich geräumt. [8]

Am 25.05.2018 hat der Besitzer der Stadt angeboten, die Fabrikanlage für 700 000 Euro zu erwerben. Sein Engagement Ende, da die Mieter die Fabrik verlassen müssen. Die Stadt selbst lehnte ab, brachte jedoch ihr Tochterunternehmen die Iserlohner Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft dafür ins Gespräch.

Nachdem der Haupt- und Personalausschuss der Stadt Iserlohn sich am 24.7.2018 dafür ausgesprochen hat, die Iserlohner Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft zu bitten die Obere Mühle 28 zu erwerben, lehnte der Aufsichtsrat der Wohnungsgesellschaft den Kauf vor allem aufgrund wirtschaftlicher Risiken ab.[9]

  1. a b Westfälisches Wirtschaftsarchiv F 63 - Kissing & Möllmann Aufgerufen am 2.8.2018
  2. a b Denkmalliste Iserlohn Denkmal Nummer 106aufgerufen am 2.8.2018
  3. So viel Raum für Freiheit und Phantasie Artikel aus dem Iserlohner Kreisanzeiger vom 08.01.2015 (aufgerufen am 2.8.2018)
  4. Pressemitteilung der Stadt Iserlohn vom 24.05.2011 (aufgerufen am 2.8.2018)
  5. Pressemitteilung der Stadt Iserlohn vom 21.04.2011 (aufgerufen am 2.8.2018)
  6. Chronlogie aus IKZ Artikel aus dem Iserlohner Kreisanzeiger vom 26.05.2018 (aufgerufen am 2.8.2018)
  7. Bericht über Räumungsankündigung im Wochenkurier Wochenkurierartikel vom 24.03.2018 (aufgerufen am 2.8.2018)
  8. Werkstatt im Hinterhof zieht in neue Räume Artikel des Iserlohner Kreisanzeigers vom 28.05.2018 (aufgerufen am 2.8.2018)
  9. Kissing & Möllmann: IGW sagt „Nein“ zu Kauf Wochenkurierartikel vom 28.07.2018 (aufgerufen am 2.8.2018)