Benutzer:Linuxspider/Reinhold Boeltzig

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alternative Beschreibung
Boeltzig neben seinen Werken „Eine Frage“ (l.) und „Fruchtsammlerin“ (r.)

Reinhold Arthur Hermann Boeltzig (* 9. März 1863 in Berlin-Luisenstadt; † 4. Februar 1941 in Berlin) war ein deutscher Bildhauer.

Reinhold Boeltzig war das zweite Kind von Oswald Boeltzig (1836–1881) und seiner Frau Henriette, geb. Berg. Der Vater Oswald Boeltzig war ursprünglich Dekorations- und Theatermaler, später Kolorist und Musterzeichner und schließlich auch in anderen Berufen tätig. Reinhold Boeltzig hatte eine ältere Schwester, seine Mutter starb bereits 1869, der Vater heiratete später erneut.

Seit 1887 war Reinhold Boeltzig mit Martha, geb. Wiese († 1933) verheiratet. Aus der Ehe gingen sechs Söhne und zwei Töchter hervor.

1930 wurde er zum Professor ernannt.[1]

Reinhold Boeltzig verstarb am 4. Februar 1941 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Steglitz.[2] Das Grab blieb ohne Grabstein.

Mit künstlerischen Neigungen ausgestattet, besuchte Reinhold Boeltzig nach dem Abschluss einer höheren Privatschule mit 14 Jahren die Kunstschule in Berlin. Seine Lehrer waren der Maler Professor August Theodor Kaselowsky und der Bildhauer Professor Heinrich Pohlmann, in dessen Atelier er mitarbeitete.

Nach dem Tod des Vaters brachte ihn die Stiefmutter wegen ungünstiger wirtschaftlicher Verhältnisse nach Gransee an die dortige Woltersdorf’sche Druckerei, um den Beruf des Buchdruckers und Zeitungsverlegers zu erlernen. Durch Austragen der Zeitung, für die er selbst Gedichte verfasste, versuchte er zusätzliches Geld zu verdienen. Den Gautschbrief erwarb er am 9. April 1886.

Nebenbei betrieb er literarische, philosophische und theologische Privatstudien, schrieb Aufsätze und Artikel, die den Beifall der Brüder Heinrich und Julius Hart fanden. Obgleich er erst 23 Jahre alt war, wurde er 1885 Mitredakteur der kirchlichen Zeitschrift Das Pfarrhaus und literarischer Verlagsleiter in Leipzig, später Übersetzer, insbesondere von Søren Kierkegaard. Er betätigte sich auch als Korrektor in der Redaktion der Kreuzzeitung.

Das alles half ihm, sich endlich wieder der Kunst zuwenden zu können. „Sie kommen wieder“, hatte sein Lehrer Kaselowski gesagt, als er von der Kunstschule abgehen musste. Er behielt Recht. Trotz günstiger Angebote und seiner inzwischen 32 Jahre nahm er seine Studien an der Hochschule für Bildende Künste nun als Ehemann und Vater einiger Kinder mit Hilfe eines Stipendiums von Bankdirektor Dr. Georg von Siemens und mehrerer Staatsstipendien wieder auf. Von 1896 bis 1900 war er Atelierschüler der Professoren Peter Breuer (unter anderem Denkmal Kaiser Karl der Große im Reichstagsgebäude) und Gerhard Janensch (unter anderem Matthäus und Markus in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche). Mithilfe eines Stipendiums von Bankdirektor Georg von Siemens und mehrerer Staatsstipendien nahm er seine Studien an der Hochschule für Bildende Künste im Alter von 32 Jahren wieder auf. Nun als Vater einiger Kinder.


Reinhold Boeltzig war seit 1903 Mitglied des Vereins Berliner Künstler und fast 20 Jahre als Schriftführer und 2. Vorsitzender tätig. Er stellte sich weiterhin als Beisitzer für die Vorstandsarbeit zur Verfügung. Außerdem gehörte er der Berliner Konferenz liberaler Theologen an.

Sein Atelier befand sich in der Rückertstraße 13 (ab 1930 Nr. 17) in Berlin-Steglitz. Als Erinnerung an die Zeit seines Studiums an der Kunstschule ließ er bei deren Abbruch zwei Türen erwerben und in sein Wohnhaus einbauen. Das Haus überstand den Krieg nicht.

Die Werke seines künstlerischen Schaffens fanden weit über Deutschlands Grenzen hinaus Anerkennung.

  • Geschwister und Knabenbüste (1898)
  • Eine Frage Brunnengruppe (1901) in Bronze oder Marmor, auch aus Holz. Angekauft von der Hamburger Kunsthalle . Ein weiteres Exemplar steht in Lebensgröße seit 1986 am Berliner Olympiastadium vor dem Eingang des Landessportbundes in Bronze. Es stand im Garten der „Villa Brandt“ in Berlin-Zehlendorf und wurde 1975 von der Sportjugend Berlin für ihre Bildungsstätte erworben.
  • Mädchenbüste (um 1910) aus Alabaster und Bronze[3]
  • Marmorbüsten (1907 anlässlich der 200-Jahrfeier) von Friedrich-Eberhard von Rochow und von Carl Abraham Freiherr von Zedlitz-Leipe in der Ritterakademie (jetzt: Dommuseum) in Brandenburg an der Havel.
  • Bronzerelief Friedrich des Großen an der Pyramide zu Reckahn/Mark. Es ist das einzige Denkmal aus der Zeit Friedrich II. Gründungsdenkmal der Preuß. Leibhusaren. Gründungstag: 9. Aug. 1741 als Regiment „Schwarze Husaren“. Die Bronze mit dem erhabenen Kopf von Friedrich dem Großen war kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges verschwunden; entweder gestohlen oder eingeschmolzen.[4]
  • Christusfigur aus Eichenholz in Überlebensgröße in der Kirche zu Garstedt bei Hamburg.
  • Fruchtsammlerin (1907) in Bronze oder Marmor, mehrfach ausgeführt, Privatbesitz.
  • Reifenwerferin oder Reifenspielerin in Bronze, im Besitz der Stadt Leipzig. War dort in den Anlagen vor dem Museum am Augustusplatz 1908 aufgestellt. 1942 eingeschmolzen. [5] [6] Als Modell 1909 von der „Königlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur Meissen“ erworben (Formennummer A.235, jetzt unter EDV-Formen Nr. 73301); im hellgrünen Gewand noch im Sortiment.[7] Höhe: 35 cm. Im Jahre 2008 – zum 200. Firmenjubiläum der Porzellanmanufaktur im Jahr 2009 – erschien eine limitierte Ausführung im blauen Kleid.
  • Versuchung / Liegende (1911)
  • Sünderin (1908) in Marmor ehemals im Besitz des Geheimrats Prof. Dr. Paul Strassmann in Berlin [8]
  • Jesusfigur „Friede sei mit euch“ in der Kriegerehrenhalle der Kirche zu Hornow (Lausitz) [9]
  • Kriegerehrenmal im Logenhaus der Nationalen Mutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin; im zweiten Weltkrieg zerstört.
  • Drei Lebensalter, Stele mit Bronzerelief, Grab des Superintendenten Conrad Krüger (1848–1924, Pfarrer der Kirchengemeinde St. Petri), St. Petri-Kirchhof, Berlin-Friedrichshain. [10] Das Epigramm lautet:

SEIN WORT UND WIRKEN WEIHTE UNSERE WEGE

Der du das Leben mir gabst – lang mußt ich durchs Leben dich führen
Die du im Tod gingst voran, Mutter, dir folgt ich getreu, –
Heimwärts wandern wir nun, der leuchtenden Sonne entgegen!
Sieh – dir so lange verhüllt, ist sie nun ewig dein Teil.

  • Mehrere weitere Kriegerehrenmale, zahlreiche Portraitbüsten und bildhauerische Darstellungen, Kleinplastiken und Plaketten.

Seine Persönlichkeit wurde anlässlich von Kunstausstellungen im In- und Ausland mit Orden und Ehrenzeichen geehrt:

  • Silberne Staatsmedaille vom Künstlerhaus und Kunstverein Salzburg für das Werk Eine Frage auf der XX. Jahresausstellung 1904
  • Bronze Medal Louisiana Purchase Exposition für Eine Frage auf der Weltausstellung 1904 in Saint Louis, USA
  • Luitpold Prinz-Regent von Bayern-Orden 1905
  • Patria-Orden auf der Exposition Internationale Paris 1906
  • Medaille „Universitas Studii Lipsiensis“ Leipzig 1910
  • Medaille der Stadt Salzburg für das Werk Versuchung (Die Liegende) auf der XXVJX. Jahresausstellung im Künstlerhause Salzburg 1911
  • Königliche Medaille (in Bronze) des Königs Gustav V. von Schweden auf den Baltischen Ausstellungen Malmö 1914


Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Jedoch bereits 1922 erscheint der Titel auf Briefen und in der Heiratsurkunde der Tochter Helene. Somit also schon vor dem Jahr 1930.
  2. Grablage: Abt. 38 2. Wahlreihe d. Nr. 3–4.
  3. Fernsehsendung Kunst und Krempel vom 8.12.2007 im Bayrischen Rundfunk.
  4. DER HUSAR Mitteilungsblatt des Traditionsverbandes Kavallerie-Rgt. 5 „Feldmarschall von Mackensen“ Blücherhusaren u. Leibhusaren 20. Ausg. Juli 1992.
  5. Museum der bildenden Künste Leipzig, Katalog der Bildwerke.
  6. Fernsehsendung Kunst und Krempel vom 9.9.2017 im Bayrischen Rundfunk.
  7. Auf der Internetpräsenz der „Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH“ (Meissen.com) unter Limitierte Figuren (Entstehungsjahr 1909): https://www.meissen.com/de/900380-73m01-1.html.
  8. Strassmann, Wolfgang Paul: Die Strassmanns, Schicksale einer deutsch-jüdischen Familie über zwei Jahrhunderte. Frankfurt am Main, Campus Verlag, 2006, S. 88.
  9. Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland https://www.stiftung-kiba.de/gefoerderte_kirchen.php?id=142 und Lausitzer Rundschau (7.10.2010): Restaurierte Turmnische in Kirche Hornow zum Hubertustag fertig. Abgerufen am 16.4.2019: https://m.lr-online.de/lausitz/spremberg/restaurierte-turmnische-in-kirche-hornow-zum-hubertustag-fertig_aid-3647678.
  10. Grablage: E 03-34-1/2, https://www.openstreetmap.org/#map=19/52.52050/13.44100
  11. Grablage: 23-5-21/22, https://www.openstreetmap.org/#map=19/52.48600/13.40360