Benutzer:MGM08225/Beteuerung

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Beteuerung ist die eindringliche Erklärung eines bestimmten Sachverhaltes. In der Regel gehen einer Beteuerung eine oder mehrere Anschuldigungen von Personen voraus. In der Spieltheorie wird die Beteuerung benutzt, um ein Versprechen einzulösen und ggf. den Gegenspieler zu „manipulieren“.

Einführung Spieltheorie

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Die Spieltheorie, welche ihren Ursprung Ende der 1940´er Jahre findet und im Wesentlichen auf die beiden Mathematiker John von Neumann und Oskar Morgenstern zurückzuführen ist, wird häufig auch als „(…)die Wissenschaft vom strategischen Denken“ bezeichnet.[1] Die noch relativ junge Lehre wurde in den letzen 20 Jahren insbesondere durch John Harsanyi, John Nash und Reinhard Selten geprägt und weiterentwickelt.[2]

Die Aufgabe der Spieltheorie ist die „(…)Analyse von strategischen Entscheidungssituationen, d.h. von Situationen, in denen

(a) das Ergebnis von den Entscheidungen mehrerer Entscheidungsträger abhängt, so daß ein einzelner das Ergebnis nicht unabhängig von der Wahl der anderen bestimmen kann; (b) jeder Entscheidungsträger sich dieser Interdependenz bewußt ist; (c) jeder Entscheidungsträger davon ausgeht, daß alle anderen sich ebenfalls der Interdependenz bewußt sind; (d) jeder bei seinen Entscheidungen (a), (b) und (c) berücksichtigt.“[3]

Mit anderen Worten versucht die Spieltheorie dem Spieler Entscheidungshilfen zu geben, in dem sie untersucht, was alles passieren kann, wenn ein Spieler das Spiel spielt und dabei nicht nur die eigenen Entscheidungen und den Zufall entscheiden lässt, sondern auch die Entscheidungen des Gegenspielers bzw. der Gegenspieler mit berücksichtigt. Dabei kommt es während des Spieles zu Interessenskonflikten und/oder Koordinationsproblemen, zwei wesentlichen Merkmalen strategischer Entscheidungssituationen.[4]

Begriff Beteuerung

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Mit Hilfe der Beteuerung möchte ein Sprecher: „eindringlich und nachdrücklich etwas erklären/versichern.“[5]

Anhand Folgendem Beispiel wird die Beteuerung erklärt:[6]

Annahme:

Propositionaler Gehalt: Mitteilungsgehalt P
Geschehenstyp: unbestimmt
Zeitbezug: unbestimmt
Rollenbezug: unbestimmt
Einstellung von Sprecher S zu P: S hält für wahr: P
Sprecherabsicht: S will: H erkennt: S hält für wahr: P
Vorannahmen von S: H hält nicht für wahr: P
Modus des Äußerns: eindringlich, mit Nachdruck

Ablauf:

Der Sprecher S möchte gegenüber dem Hörer H eine Situation mit dem Mitteilungsgehalt P, welche der Sprecher S für wahr und der Hörer H nicht für wahr hält, als glaubhaft kommunizieren. Dabei bedient sich der Sprecher S der Beteuerung als Hilfsmittel, in dem er eindringlich und mit Nachdruck zum Ausdruck bringt, dass er die Situation mit dem Mitteilungsgehalt P für wahr hält. Das Ziel was Sprecher S erreichen möchte ist, dass der Hörer H erkennt, dass der Sprecher S die Situation mit dem Mitteilungsgehalt P für wahr hält.[7]

Die Beteuerung wird häufig in Situationen verwendet, in denen Anschuldigungen von Seiten des Hörers oder eines Dritten gegenüber dem Sprecher vorausgegangen sind oder der Sprecher in Bezugnahme auf eine Situation, eine bereits geäußerte Aussage nochmals bekräftigen möchte.[8]

Als Synonyme für Beteuerung können: Versprechen, Versicherung, Bekenntnis, Ehrenwort und Eid verwendet werden.

Als Synonyme für beteuern können: bekräftigen, beschwören, beglaubigen, bekunden, versichern, sich verbürgen und wetten verwendet werden.

Spieltheoretische Bedeutung der Beteuerung

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In der Spieltheorie wird die Beteuerung getrennt von dem Versprechen betrachtet. Das Versprechen wird dabei in der Spieltheorie als ein wirklicher strategischer Zug angesehen (siehe Abbildung 1).[9]

Abb.1: Überblick Strategische Züge, Quelle: In Anlehnung an Dixit, A./Nalebuff, B.: Spieltheorie für Einsteiger, 1997, S. 125.

Der strategische Zug wird wie folgt beschrieben: „Ein strategischer Zug soll die Einschätzungen und Aktionen der anderen in einer Weise verändern, die Ihnen zum Vorteil gereicht.“[10] Das besondere an einem strategischen Zug, ist die absichtliche Einschränkung der eigenen Handlungsfreiheit, indem man sich mit einer so genannten Antwortregel selbst verpflichtet. [11] Dabei legt die Antwortregel im Vorhinein die eigene Antwort, auf die Züge des Gegenspielers, fest.[12]

Im Gegensatz zu dem Versprechen, wird die Beteuerung nicht als ein solcher strategischer Zug angesehen. Folglich ändert die Beteuerung die Antwortregel des Spielers nicht, sondern teilt den Gegenspieler mit, wie man auf seine Handlungen am besten reagieren wird.[13] Liegt es somit im Interesse des Spielers, sein Versprechen einzulösen, dann bezeichnet man dies als Beteuerung.[14] Der Beteuerung kommt daher „lediglich“ eine Informationsfunktion zu Gute.[15]

Um die Glaubwürdigkeit der Beteuerung zu erhöhen, kann sich der Spieler verschiedener Maßnahmen bedienen. Beispielsweise kann sich der Spieler auf etwas berufen, was ihm oder der Bevölkerung besonders lieb und teuer ist. Denkbar wären zum Beispiel Redewendungen wie: bei meiner Ehre, bei meiner Mutter oder bei Gott. Neben der Wortwahl können zusätzlich Mimik und Gestik die Glaubhaftigkeit der Aussage steigern, wie unter anderem Tränen, gespielte Trauer oder über den Kopf geschlagene Hände. Schließlich kann der Spieler zusätzlich einen oder mehrere ausgewählte Spieler einbeziehen, welche die Aussagen des Spielers unterstützen und so der Beteuerung mehr Überzeugungskraft geben.

Beteuerung von Christoph Daum

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Der Nachweis des Konsums von Kokain, durch den damaligen Trainer von Bayer Leverkusen und geplanten Bundestrainer der Fußballnationalmannschaft Christoph Daum, führte im Oktober 2000 zu einem der größten Skandale in der Geschichte des deutschen Fußballs.[16] Ausgangspunkt dieses Skandals waren die Anschuldigungen von Bayern-Manager Uli Hoeneß, der Daum damals mit Drogen in Verbindung gebracht hatte. Höhepunkt der Affäre um Daum war die einberufene Pressekonferenz in der Daum öffentlich mehrfach seine Unschuld beteuert und eine gerichtsmedizinische Analyse einer Probe seiner Haare auf Drogenrückstände veranlasst hat mit dem Zitat: „Ich tue dies, weil ich ein absolut reines Gewissen habe“[17] Das Problem war allerdings, dass die Probe, entgegen der Beteuerung Daums, den Konsum von Kokain nachwies und somit sich die Beteuerung Daums als Lüge herausgestellt hat. Diese negative Reputation führte zur Entlassung Daums als Trainer bei Bayer Leverkusen sowie zur Verhinderung seines Zieles, als Trainer der Fußballnationalmannschaft zu agieren.

Aus strategischer Sicht stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, wenn Christoph Daum den Kokainkonsum zugegeben und im Anschluss daran beteuert hätte, niemals wieder in seinen Leben Kokain zu nehmen bzw. sich einen Entzug zu unterziehen. Dieser Weg hätte aus meiner Sicht dazu geführt, dass Christoph Daum zumindest seine Glaubwürdigkeit nicht verloren hätte.

Beteuerung von Andrea Ypsilanti

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Andrea Ypsilanti, hessische SPD-Vorsitzende, beteuerte vor der Wahl in Hessen, dass sie auf keinen Fall mit der Linken kooperieren wolle.[18] Dies war gleichzeitig eines ihrer zentralen Wahlversprechen. Somit hätte es durchaus eine Chance für eine große Koalition (SPD und CDU) in Hessen gegeben. Doch entgegen ihrer Beteuerung hat sich die Strategie von Andrea Ypsilanti und der SPD in Hessen nach der Wahl geändert, indem sie sich für eine rot-grüne Minderheitsregierung ausgesprochen hat, die sich von der Linkspartei dulden lässt.[19] Hintergrund für den Strategiewechsel war die Chance Ypsilantis auf den Posten als Ministerpräsidentin, die sich schließlich zugunsten Ypsilantis ausgezahlt hat.

Die Beteuerung ist in der Spieltheorie kein strategischer Zug, sondern ein rein informatives Instrument, mit welchen man ein Versprechen einlösen möchte. Dennoch kann man mit Hilfe der Beteuerung bestimmte Versprechen glaubhafter dem Gegenspieler vermitteln.

Anhand der beiden Fallbeispiele wurde allerdings auch gezeigt, dass sich ein cleverer Gegenspieler von einer Beteuerung nicht „manipulieren“ lassen sollte, sondern als Gegenzug eine glaubhafte Selbstbindung, zum Beispiel in Form eines Vertrages, einfordern sollte, da sich viele Beteuerungen (insbesondere in Politik und Sport) und somit das einlösen von Versprechen in der Vergangenheit im Nachhinein als Strategische Lügen herausgestellt haben.


Einzelnachweise

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  1. Dixit, A./Nalebuff, B.: Spieltheorie für Einsteiger, 1997, Seite 1
  2. Vgl. Dixit, A./Nalebuff, B.: Spieltheorie für Einsteiger, 1997, Seite 1
  3. Holler, M./Illing, G.: Einführung in die Spieltheorie, 2000, Seite 1
  4. Vgl. Holler, M./Illing, G.: Einführung in die Spieltheorie, 2000, Seite 1
  5. Harras, G./Winkler, E./Proost, K.: Handbuch deutscher Kommunikationsverben, 2004, Seite 51
  6. In Anlehnung an Harras, G./Winkler, E./Proost, K.: Handbuch deutscher Kommunikationsverben, 2004, Seite 51
  7. Harras, G./Winkler, E./Proost, K.: Handbuch deutscher Kommunikationsverben, 2004, Seite 51
  8. Harras, G./Winkler, E./Proost, K.: Handbuch deutscher Kommunikationsverben, 2004, Seite 51
  9. Vgl. Dixit, A./Nalebuff, B.: Spieltheorie für Einsteiger, 1997, Seite 118
  10. Dixit, A./Nalebuff, B.: Spieltheorie für Einsteiger, 1997, Seite 118
  11. Dixit, A./Nalebuff, B.: Spieltheorie für Einsteiger, 1997, Seite 118
  12. Dixit, A./Nalebuff, B.: Spieltheorie für Einsteiger, 1997, Seite 122
  13. Dixit, A./Nalebuff, B.: Spieltheorie für Einsteiger, 1997, Seite 124
  14. Dixit, A./Nalebuff, B.: Spieltheorie für Einsteiger, 1997, Seite 124
  15. Dixit, A./Nalebuff, B.: Spieltheorie für Einsteiger, 1997, Seite 123
  16. www.rp-online.de/public vom 10.12.2008
  17. www.rp-online.de/public vom 10.12.2008
  18. www.sueddeutsche.de/deutschland/ vom 12.12.2008
  19. www.sueddeutsche.de/deutschland/ vom 12.12.2008


  • Avinash K. Dixit/Barry J. Nalebuff: Spieltheorie für Einsteiger – Strategisches Know-how für Gewinner, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart, 1997, ISBN 3-7910-1239-8, 371 Seiten
  • Gisela Harras/Edeltraud Winkler/Kristel Proost: Handbuch deutscher Kommunikationsverben, Band 1, Gruyter Verlag, Berlin, 2004, ISBN 3-110-17935-0, 534 Seiten
  • Manfred J. Holler/Gerhard Illing: Einführung in die Spieltheorie, 4. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Springer-Verlag GmbH, Berlin, 2000, ISBN 3-540-66831-4, 414 Seiten
  • URL: [1] vom 10.12.2008
  • URL: [2] vom 12.12.2008
  • URL: [3] vom 10.12.2008