Benutzer:Mautpreller/Tauwetter

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Tauwetter (Ottepel) ist der letzte Roman des russischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg. Er erschien 1954 in der sowjetischen Literaturzeitschrift Snamja („Banner“). Ehrenburg verfasste noch einen zweiten Teil, der zuerst 1955 wiederum in Snamja erschien, den er aber in seinen Memoiren selbst für „künstlerisch überflüssig“ erklärte.

Das Werk hat insbesondere im politischen Leben der Sowjetunion eine sehr große Bedeutung gehabt. Der Titel wurde zum Motto der Liberalisierungsperiode nach Stalins Tod 1953 (Tauwetter-Periode). Dabei wird im Roman Stalin nicht einmal erwähnt, doch in den Erinnerungen, Gedanken und Gesprächen der Romanfiguren kommen erstmals in der Sowjetliteratur die Ärzteverschwörung, die Kampagne gegen die "Wurzellosen Kosmopoliten" und die Verhaftungen im Zuge der Stalinschen Säuberungen der 30er Jahre vor. Die "große Politik" spiegelt sich in Andeutungen im Leben einer russischen Provinzstadt an der Wolga.

Tauwetter war in der Sowjetunion heftig umkämpft und Gegenstand zahlreicher kontroverser literarischer und politischer Debatten. Im westlichen Ausland wurde er genauestens auf Andeutungen einer veränderten Politik der sowjetischen Führung hin untersucht.


Handlung und formaler Bau

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Das Werk spielt im Winter 1953/1954 in einer russischen "Stadt an der Wolga". Mehrere Handlungsebenen verschränken sich: die Ebene der Liebesbeziehungen, die Ebene der Arbeitswelt und die Ebene der Kunstdebatten.

Die ersten sechs Kapitel stellen die Protagonisten und die Ausgangssituation vor. Der 38-jährige Iwan Schurawljow ist Leiter der großen Machinenbaufabrik der Stadt. Er verschiebt ständig den Wohnungsbau für die Arbeiter der Fabrik, um die Produktion ausbauen zu können. Seine Frau Jelena Borissowna, eine Lehrerin, leidet unter seiner Gefühlskälte. Sie verliebt sich in den Ingenieur Korotejew. Auch dieser liebt sie, doch die beiden gestehen einander ihre Neigung nicht ein. Es gibt noch zwei weitere Paare, die zueinander streben, aber nicht zusammenzukommen scheinen: die Tochter des pensionierten Lehrers und alten Kommunisten Andrej Puchow, Sonja, und der junge Ingenieur Sawtschenko; die Werksärztin Wera Scherer und der 57-jährige Chefkonstrukteur des Werks, Sokolowski. (Alter?). Der Maler Wolodja schließlich, Puchows Sohn, ist ein mäßig erfolgreicher Karrierist und Zyniker, der im verlangten sozialistisch-realistischen Stil Aufträge für Werke und Kolchosen fertigt. Ihm wird der verarmte Saburow gegenübergestellt, ein talentierter und kunstbegeisterter Maler, dessen Landschaftsbilder und Porträts nicht nachgefragt werden. Wolodja ist mit der Schauspielerin Tanetschka Orlowa liiert, doch ihre Beziehung leidet unter den zynischen Sprüchen Wolodjas. #Alters-Etagen#

In den folgenden Kapiteln geraten die erstarrten Beziehungen der Romanfiguren in Bewegung. Lena entschließt sich, Schurawljow zu verlassen. Sie zieht bei Wera Scherer ein. #Es kommt zu Aussprachen bei den beiden anderen Paaren, die jedoch zunächst keine Konsequenzen haben.# Wolodja Puchow entschließt sich spontan, Saburow zu besuchen, und ist von dessen Gemälden zutiefst beeindruckt. ...

Die Krisis des Romans wird durch einen Frühlingssturm im 14. Kapitel markiert, der eine der reparaturbedürftigen Baracken mit Werkswohnungen zerstört.