Benutzer:Mewa767/Ludwig Thumm (Gestapomann)

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Ludwig Thumm (* 11. Mai 1893 in Stuttgart; † 15. Dezember 1950 ebenda) war Kriminalkommissar, und Leiter des Sachgebiets „Schutzhaft“ der Staatspolizeileitstelle Stuttgart sowie Mitglied der SS.

Jugend und Tätigkeit bis 1933

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Ludwig Thumm wurde als Sohn des Oberwagenmeisters Johann Jakob Thumm in Stuttgart geboren. Nach dem Abschluss der Volksschule arbeitete Thumm als Bürogehilfe. 1911 meldete er sich freiwillig für drei Jahre zum Militärdienst, der dann bis zum Ende des Ersten Weltkrieges andauerte. Zuletzt diente er bis zum 31. März 1920 im Württembergischen Kriegsministerium in der Abwicklungsstelle.[2] Noch im Februar 1920 heiratete er Elsa Wölfle (* 5. November 1895 in Cannstatt), die im Juni 1921 einen Sohn zur Welt brachte. 1920 wurde Thumm von der Polizeidirektion Stuttgart als Kriminalanwärter eingestellt. Zunächst arbeitete er in der „Sitte“, später in der Abteilung für Betrug und Diebstahl und anschließend in der Abteilung für Freiheitsberaubung. Im Krisenjahr 1923 nahm Thumm erste Kontakte zur NSDAP auf[3] und trat nach eigenen Angaben 1930 der Nationalsozialistischen Beamtenabteilung bei, bevor er im April 1932 Mitglied der Partei wurde.

Tätigkeit bei der Politischen Polizei

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Am 1. März 1933 wurde Thumm in die württembergische Politische Polizei versetzt, wo er ab 1934 als Kriminalkommissar in der Dienststelle 5 (Nachrichtenwesen) unter der Leitung von Friedrich Mußgay arbeitete. Später wechselte er in den Vollzugsdienst und bearbeitete dort hauptsächlich Hoch- und Landesverratssachen. 1936 oder 1937 wechselte er in das Sachgebiet IID (später umbenannt in IV 6a) „Schutzhaft“,[2] und wurde Stellvertreter des Sachgebietsleiters Karl Buck. Die Mitarbeiter dieses Sachgebiets beantragten beim württembergischen Innenministerium, ab Februar 1938 beim Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin, die „Inschutzhaftnahme“ von Personen und setzten sie um. Sie beaufsichtigten außerdem die württembergischen Strafanstalten in der Hinsicht, dass diese ihnen melden mussten, wenn durch Gerichte verurteilte Personen nach der Verbüßung der Strafe entlassen wurden. Manche wurden bei der Entlassung sofort wieder von der Gestapo verhaftet und in „Schutzhaft“ genommen. 1940 wurde Thumm Mitglied der SS und übernahm die Leitung des Sachgebiets „Schutzhaft“.[2] In dieser Eigenschaft war er auch zuständig für die Aufsicht über das Schutzhaftlager Welzheim und die Arbeitserziehungslager Rudersberg und Aistaig.[4] Im April 1944 war Thumm Kriminalobersekretär und SS-Sturmscharführer.[5] Ob er danach noch befördert wurde, ist unsicher, aber unwahrscheinlich.

Thumm war vor allem ein so genannter Schreibtischtäter, doch auch persönlich beteiligte er sich an Demütigungen, Misshandlungen der Häftlinge sowie an ihnen zugefügten Grausamkeiten, wovon zahlreiche Zeugen, vor allem ehemalige Häftlinge des Lagers Welzheim während des späteren Spruchkammerverfahrens berichteten. Er war außerdem mindestens einmal der Leiter eines Exekutionskommandos. In Oberndorf am Neckar wurde am 12. Juni 1942 unter seiner Leitung ein polnischer Zwangsarbeiter namens Stanisław Jóźwik erhängt,[6] der zuvor Häftling des Arbeitserziehungslagers Aistaig war. Da die Akten der Staatspolizeileitstelle Stuttgart am Ende des Krieges verbrannt wurden, ist seine Beteiligung an weiteren Hinrichtungen nicht nachweisbar.

Thumm ist als nicht besonders scharfsinnig, dafür aber niederträchtig und ehrgeizig charakterisiert worden.[7]

1945 wurde Thumm von der französischen Armee verhaftet und in Speyer interniert, aber 1946 wieder freigelassen. Die Gründe für die Freilassung sind unklar. Danach ließ er sich in Adelsreute, damals im Landkreis Überlingen, nieder. In diversen Spruchkammerverfahren fiel Thumms Name. Daraufhin ermittelte wohl die Zentralspruchkammer seinen Aufenthalt und beantragte 1949 beim Staatskommissariat für die politische Befreiung von Württemberg-Hohenzollern seine Überführung. 1949 wurde er erneut verhaftet und in die amerikanische Besatzungszone überstellt. Im gleichen Jahr wurde gegen ihn Anklage vor der Spruchkammer 37 in Stuttgart erhoben. Auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelte 1950 gegen Thumm wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung[8] und erließ Haftbefehl. Die Ermittlungen wurden allerdings eingestellt. Thumm starb – wohl an Krebs – vor dem Abschluss des Spruchkammerverfahrens.[9]

  1. Die Darstellung stützt sich im Wesentlichen auf Archivrecherche von Friedemann Rincke, Mitarbeiter des Projektes Hotel Silber.
  2. a b c Bundesarchiv/ehemaliges BDC: RS/Thumm, Ludwig, 11.5.1893.
  3. Thumm berichtete in seinem handschriftlichen Lebenslauf, dass er Veranstaltungen der „Bewegung“ besuchte. – Bundesarchiv/ehem. BDC: RS/Thumm, Ludwig, 11.5.1893.
  4. Ingrid Bauz, Sigrid Brüggemann, Roland Maier (Hrsg.): Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern. Stuttgart 2013, ISBN 3-89657-138-9, S. 118ff. u. 143ff.
  5. Geschäftsverteilungsplan, Staatsarchiv Ludwigsburg (Aktenzeichen EL 903 Büschel 20).
  6. Bericht der Schutzpolizei-Dienstabteilung Oberndorf am Neckar aus dem Stadtarchiv Oberndorf a. N. (AF 679) ist abgedruckt bei: Annette Schäfer: Zwangsarbeiter und NS-Rassenpolitik: russische und polnische Arbeitskräfte in Württemberg 1939–1945. Stuttgart/ Köln 2000, S. 137.
  7. Lina Haag: Eine Handvoll Staub. (geschrieben 1944, Erstveröffentlichung 1947). Röderberg-Verlag, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-87682-579-9, S. 40–42. – Lina Haags Erfahrungen mit Thumm datierten aus etwa 1935/1936.
  8. Aktenzeichen 3 Kls 37/50
  9. Spruchkammerakten (Staatsarchiv Ludwigsburg, Aktenzeichen EL 902/20 Büschel 80727, EL 905/2 II Büschel 300, EL 905/4 Büschel 998)


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