Benutzer:Minderbinder/Deutsches Schutzgebiet der Marshall-Inseln

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Das Schutzgebiet der Marshall-Inseln war ein deutsches Protektorat im Südpazifik, das von 1886 bis 1906 eigenständiger Teil der deutschen Schutzgebiete in der Südsee war. Ab 1888 gehörte auch die Insel Nauru zum Schutzgebiet der Marshall-Inseln, das völkerrechtlich eine Kolonie war. 1906 wurden die Marshallinseln und Nauru dann Deutsch-Neuguinea zugeschlagen. 1914 besetzte die Japanische Armee das Gebiet, und beendete so die deutsche Kolonialzeit der Inseln.

Die Fläche der Marshallinseln beträgt 181 km². Sie sind gegliedert in zwei Inselgruppen, die östliche Ratak-Kette (88 km²) und die westliche Ralik-Kette (93 km²).

Flagge der Ralik-Inseln (Marshallflagge) 1878–1894

Als erster Europäer fuhr der spanische Entdecker Alonso de Salazar 1526 die Inseln an. Die Inseln blieben für weitere zwei Jahrhunderte von den Europäern unbeachtet, bis sie der englische Kapitän John Marshall 1788 besuchte.

Georg Capelle ...

1878 lief das deutsche Schiff SMS Ariadne das Jaluit-Atoll an, um mit den Oberhäuptlingen einen Vertrag abzuschließen, der unter anderem die Anlage einer Kohlestation gewährleistete. In dem Vertrag wurde den Einheimischen das Führen einer Flagge in den deutschen Nationalfarben Schwarz-Weiß-Rot zugestanden, die Marshallflagge oder Flagge der Ralik-Inseln.[1] Nachdem 1885 eine deutsche Handelsgesellschaft auf den Inseln sesshaft geworden war, übernahm 1886 der erste Kaiserliche Kommissar Wilhelm Knappe die Hoheit über die Inseln.

1906 wurden sie offiziell Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea.

Missionarisch waren auf den Inseln die methodistischen Bostoner Missionare (ABCFM) und die Hiltruper Herz-Jesu-Mission (MSC) tätig.

Im Jahre 1899 lebten hier neben den 15.000 Mikronesiern 43 Deutsche und 40 andere Europäer. Vier davon waren Regierungsbeamte.

1913 lebten auf den Marshallinseln 179 Weiße, darunter 76 Deutsche. Die einheimische Bevölkerung zählte 11.200 Personen (Stand 1919, ohne Nauru).[2]

Japan war am 23. August 1914 auf Seite der Entente in den Ersten Weltkrieg eingetreten. Am 29. September 1914 besetzten japanische Truppen den Eniwetok-Atoll und am Tag darauf den Jaluit-Atoll, das Verwaltungszentrum der Marshallinseln.[3] Gegen diese Besetzung konnte kein Widerstand geleistet werden, nachdem das Geschwader unter Führung von Graf von Spee die Marshallinseln Ende August 1914 verlassen hatte.[4]

Jaluit mit Jabor, 1888 (Nebenkarte oben rechts)

Die Marshallinseln wurden von Jabor aus verwaltet (auch Jabwor); eine kleine Insel an der Südostdurchfahrt zur Lagune von Jaluit. Seit 1886 war Jabor Sitz eines Kaiserlichen Kommissariats (zeitweise Landeshauptmannschaft genannt). Ferner bestand eine Hafenmeisterei sowie ein Gericht und Gefängnis. Jabor verfügte über mehrere Landungsbrücken sowie eine Post- und Kohlestation. Hier lag zudem der Hauptsitz der Jaluitgesellschaft und Niederlassungen von Missionsgesellschaften.[5][6] Die Zahl der Europäer auf dem gesamten Jaluit-Atoll betrug jedoch nur etwa 30 Personen.[7] Europäische Handelsstationen befanden sich zudem auf den Inseln Arno, Likiep, Majuro, Maloelap, Mejit und Mili in der Ratak-Kette. In der Ralik-Kette bestanden Stationen auf den Inseln Ailinglapalap, Ebon, Lae, Namorik und Ujae.

Wenige Jahre nach Jaluit erhielt auch Nauru eine Regierungsstation.

Die deutsche Verwaltung der Marshallinseln wurde durch einen Kaiserlichen Kommissar, ab 1893 durch einen Landeshauptmann geführt. Dieses Amt hatten inne:[8]

  • 1886-1888: Wilhelm Knappe, erster Kaiserlicher Kommissar der Marshallinseln
  • 1888-1889: Franz Sonnenschein
  • 1889-1892: Max Biermann, erst als kommissarischer Verwalter, ab 1890 dann als Kommissar für die Schutzgebiete der Marschallinseln
  • 1891-1893: Ernst Schmidt-Dargitz
  • 1893-1898: Georg Irmer, Ende 1893 zum Landeshauptmann für das Schutzgebiet der Marshallinseln ernannt, Geschäftsübernahme 1894
  • 1898-1906: Eugen Brandeis, als kaiserlicher Kommissar für die Marshallinseln, ab 1900 Landeshauptmann

Nach der Eingliederung in Deutsch-Neuguinea wurde der Stationsbezirk Jaluit im Bezirk Jap von einem Bezirksamtmann bzw. Stationsleiter geleitet:

  • 1908-1909: Wilhelm Stuckhardt
  • 1909-1911: Erich Berghausen
  • 1911-1914: Georg Merz

1896/97 wurden 2.400 t Kopra ausgeführt. Im Jahr 1904 wurden Ölfrüchte inklusive Kopra im Wert von 576.000 Mark ausgeführt. Zudem wurden Produkte der Jagd, Viehzucht und Fischerei im Wert von 7.000 Mark ausgeführt.[9] Der Handel lag größtenteils in den Händen der Jaluit-Gesellschaft.

  • Hardach, Gerd: Die deutsche Herrschaft in Mikronesien. In: Hermann Joseph Hiery (Hrsg.): Die deutsche Südsee 1884-1914. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2001, ISBN 9783506739124, S. 509–534.
  • Mückler, Hermann: Die Marshall-Inseln und Nauru in deutscher Kolonialzeit. Frank & Timme, Berlin 2016, ISBN 978-3-7329-0285-9.
  • Raßloff, Steffen: Wilhelm Knappe (1855–1910) : Staatsmann und Völkerkundler im Blickpunkt deutscher Weltpolitik. Glaux-Verlag, Jena 2005, ISBN 978-3-931743-86-4.
  • Spennemann, Dirk: Imperial German Legislation Regarding the Marshall Islands (1886-1914). In: Australian Law Librarian, ZDB-ID 2115732-7, Vol. 15, Nr. 2 (2007), S. 15–17.

Einzelnachweise

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  1. Jörg M. Karaschewski: Die Flagge der Ralik-Inseln (Memento vom 15. April 2007 im Internet Archive)
  2. G. W. Protheros (Bearbeiter): Former German Possessions in Oceania, herausgegeben vom Foreign Office, Historical Section in Vorbereitung der Verhandlungen zum Vertrag von Versailles. Gedruckt London 1920, S. 11–12. (Online)
  3. Marshall Islands (Memento vom 3. März 2009 im Internet Archive)
  4. World War I - The loss of the German colonies. In: Brittanica.
  5. Jabwor, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 10, Leipzig 1907, S. 121. (Online bei Zeno.org).
  6. Detailkarte von Jabwor (1893)
  7. Krauß: Jaluit, in: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Band II, Quelle & Meyer, Leipzig 1920, S. 121.
  8. Dirk H.R. Spennemann: German Administrators in the Marshall Islands In: Digital Micronesia
  9. Christian Grotewold: Unser Kolonialwesen und seine wirtschaftliche Bedeutung. Ernst Heinrich Moritz, Stuttgart 1911, S. 208 (online an der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen).


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