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Die von 1970 bis 1978 wiederaufgebaute Fassade der Celsus-Bibliothek in Ephesos

Antike Bibliotheken befanden sich seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. im Antiken Griechenland und im Römischen Reich.

Das altgriechische Wort bibliothḗkē bezeichnete entweder das Gebäude, die Bücherschränke, Aktensammlungen oder den Buchbestand. Von den Gebäuden sind nur wenige gesichert oder erhalten, insbesondere fehlen die Bücherschränke und das restliche Mobiliar welche aus Holz bestanden hatten. Errichtet wurden .. von .. (geb. Oberschicht, Herrschern, Schulen,..) zur Benutzung durch .. (Herrscher, Gelehrte, auch Öffentl.keit?)

Voraussetzungen: Alphabetisierung, Buchhandel Papyrus Die ersten griechischen Bibliotheken befanden sich in den Palastbezirken der Tyrannen, ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. sind auch Bibliotheken von Privatleuten bezeugt. Ab der Spätklassik gab es Bibliotheken in Gymnasien und auch die Philosophenschulen verfügten über größere Buchbestände. Einem weiteren Kreis von Gelehrten zugänglich waren die beiden bekanntesten antiken Bibliotheken: im 3. Jahrhundert v. Chr. entstand die Bibliothek von Alexandria und wenig später die Bibliothek von Pergamon. Im Gegensatz zu diesen und anderen von Herrschernbetriebenen Bibliotheken, waren die Bibliotheken der hellenistischen Gymnasien öffentlich zugänglich, ihre Bestände wurden von Privatleuten gestiftet. Ebenfalls im Hellenismus entstanden etliche öffentlich zugängliche Stadtbibliotheken und Bibliotheken in Heiligtümern; auch hier kamen Stifter für die Bestände und das Personal auf.

HELLENISMUS

Gymnasien

ANTIKE S. 67-81

WIKI Nicht durch literarische Überlieferung, sondern durch Inschriftenfunde nachgewiesen sind eine Reihe von Gymnasialbibliotheken hellenistischer Zeit. Sie dienten in den Gymnasien (öffentlichen Sport- und Bildungsstätten) dem Unterricht der jungen Männer (Epheben). Die Bestände dieser Bibliotheken, die mit denen der königlichen Bibliotheken sicher nicht vergleichbar waren, kamen oft durch Stiftungen zustande. Für ein Athener Gymnasion zum Beispiel hatte jeder Ephebenjahrgang zum Abschluss seiner Ausbildung 100 Buchrollen zu stiften. In Einzelfällen sind in Gymnasien inschriftliche Bücherlisten gefunden worden, zum Beispiel im Wandputz einer Säulenhalle des Gymnasions von Tauromenion (Taormina auf Sizilien) eine Liste von Werken griechischer Historiker.

DNP β) B. in Gymnasien: Daß es in hell. Gymnasien B. gab, beweisen Inschr. des 2. und 1.Jh. v.Chr. aus dem sog. Ptolemaion in Athen [28. 82-87; 36.30-33]. Auch in Rhodos und Pergamon gibt es Inschr., die die Organisation und Ausstattung wohl einer Gymnasiums-B. betreffen [36. 34f., 39f.]. Bei den in Piräus, Korinth, Delphi, Prusa, Smyrna, Teos, Nysa, Mylasa, Kos, Halikarnassos, Tarsos und Tauromenion bezeugten B. bleibt die oft behauptete Verbindung mit Gymnasien dagegen hypothetisch [36]; man kann also nicht davon ausgehen, daß B. zur üblichen Ausstattung gehörten. Die Bestände gingen auf Stiftungen zurück (in Athen waren die ehemaligen Schüler dazu verpflichtet) und waren z.T. auf Inschr. festgehalten. Anders als die B. privater Vereine gehörten sie in die Sphäre der Öffentlichkeit und waren wohl auch für Publikum zugänglich. Hellenistische Gymnasialbibliotheken

Stadtbibliotheken

γ) Städtische B.: Daß es schon im Hellenismus städtische B. gab, zeigt Pol. 12,27; die Mehrzahl der Zeugnisse stammt aber aus der Kaiserzeit. Zu den genannten angeblichen Gymnasial-B. kommen hinzu: die B. in Dyrrhachion (CIL III 607), Philippoi [34. 41-43], Patras (Gell. 18,9,5), Knosos (AA 1936, 161), Soli (IGRom 3, 930) und vielleicht Side [35. 69-74], ferner die von Pantainos und von Kaiser Hadrian gestifteten B. in Athen und die Celsus-B. in Ephesos (Travlos, Athen 244-251, 432-438; [5. 370-377; 28. 313-334; 39. 322-329]). Öffentlichen Charakter hatten auch die B. in Heiligtümern: Asklepieia von Kos (AA 1903, 193f.), Epidauros (IG IV 1,456) und Pergamon [39. 320-322], Serapeion (s.o.) und Sebasteion in Alexandreia (Phil. Legatio 151) und Trajanstempel von Antiocheia (Suda, s.v. Iovianos). Meist waren es private Stifter (in den beiden zuletzt genannten Fällen allerdings Augustus bzw. Iulianus), die für das Gebäude und die Bestände, zuweilen auch für das Personal (zur Kopistentätigkeit s. SEG 2, 1925, 584) aufkamen. Ausleihen waren nicht vorgesehen, wie eine Inschr. aus der Pantainos-B. (s.o.) zeigt; durch sie erfahren wir auch etwas über die Öffnungszeiten: die ersten sechs Stunden nach Sonnenaufgang. Wenn zeitgenössische Werke in eine öffentliche B. aufgenommen wurden, galt dies als große Ehre; es dominierten “die Alten” (MAMA VIII, 1962, 418) B. des “Museions” [37. Nr. 167] überführt; diese wurde von einem Privatmann gestiftet, und es ist möglich, daß sie auch Stadt-B. war (auch die B. von Antiochos wird als β. δηµοσία (b. dēmosía) bezeichnet, ohne daß ihr genauer Status klar wäre).

Bürgerliche Privatbibliotheken im Hellenismus

WIKI Vitruv erwähnt im 1. Jahrhundert v. Chr. die Bibliothek als Bestandteil eines aufwendigeren griechischen Privathauses. Weitere Nachrichten über bürgerliche Privatbibliotheken sind nicht bekannt.

Die Anfänge: Privatbibliotheken der späten Republik

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In einer Schriftrolle lesender Römer

Die römische Bibliotheksgeschichte beginnt in der Spätzeit der Republik mit den Privatbibliotheken römischer Adelsfamilien, deren Lebensstil zunehmend von griechischer Kunst und Kultur beeinflusst wurde. Zunächst gelangten griechische Bibliotheken (seit dem 2. Jahrhundert v. Chr.) als Kriegsbeute in den Besitz römischer Adelsfamilien (s. o.). Im 1. Jahrhundert v. Chr. besaß der gebildete Römer in der Regel eine Bibliothek. Von Cicero wissen wir, dass er für eine größere Summe griechische Bücher über seinen Freund Atticus in Athen erwarb; eine Bibliothek, die ihm geschenkt wurde, enthielt auch lateinische Schriften. Es wurde üblich, sowohl eine griechische als auch eine lateinische Bibliothek im Hause zu haben. Diese Ausstattung wurde in der frühen Kaiserzeit zum unverzichtbaren Prestigeobjekt des reichen römischen Hauses. Selbst ungebildete Emporkömmlinge wie Trimalchio in Petrons Satyricon brüsteten sich mit einem derart anspruchsvollen Bücherbesitz.

Der Dichter Persius besaß, als er 62 n. Chr. im Alter von 28 Jahren starb, 700 Buchrollen. Im 3. Jahrhundert n. Chr. soll der Philologe Marcus Mettius Epaphroditus dem Kaiser Gordian II. eine Bibliothek von 62.000 Rollen, die er selbst bereits geerbt hatte, vermacht haben. Einzigartig ist der Fund der Herculaneum-Papyri in einer Villa in der Nähe von Herculaneum, die nach den zahlreichen dort aufgefundenen Buchrollen den Namen Villa dei Papiri trägt. Die 79 n. Chr. vom Vesuv verschüttete Villa wurde bereits in spätrepublikanischer Zeit erbaut und benutzt. In einem 3 mal 3 Meter großen Raum lagen die verkohlten Papyrusrollen einer griechischen Bibliothek. Sie waren in der Mitte des Raumes und an den Wänden in Regalen gelagert. Die Büchersammlung – offenbar eine Spezialbibliothek – enthielt neben Werken Epikurs und seiner Schüler zahlreiche Schriften des epikureischen Philosophen Philodemos von Gadara (1. Jahrhundert v. Chr.). Man hat vermutet, dass es sich um die persönliche Bibliothek des Philodemos handelt, der sich nachweislich in der Region aufgehalten hat. Da man in anderen Räumen der Villa jüngere griechische und auch einige lateinische Papyri fand, kann angenommen werden, dass in der reich ausgestatteten, großen Villa zusätzlich die übliche griechische und lateinische Bibliothek vorhanden war.

Öffentliche Bibliotheken in Rom

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Caesar plante, wie Sueton berichtet, in Rom eine große griechische und lateinische Bibliothek für den allgemeinen Gebrauch einzurichten. Infolge der Ermordung des Diktators im Jahre 44 v. Chr. blieb der Plan unausgeführt. Wenig später, aber jedenfalls nach 39 v. Chr., gründete Gaius Asinius Pollio im Atrium Libertatis die erste öffentliche Bibliothek der Stadt. Es war üblich, aus der Beute siegreicher Feldzüge öffentliche Einrichtungen zu finanzieren. Diesem Brauch folgend nutzte Pollio den Erlös aus der Beute eines Krieges auf dem nördlichen Balkan für die Stiftung der Bibliothek. Der Bibliothekssaal war mit plastischen Porträts der Autoren geschmückt: unter ihnen – als der einzige noch Lebende – auch der große Gelehrte Varro.

Die zweite öffentliche Bibliothek Roms ließ Kaiser Augustus in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts v. Chr. in der Nähe des Apollontempels auf dem Palatin errichten. Auch sie besaß eine griechische und eine lateinische Abteilung und war mit den Bildnissen großer Geister geschmückt. Die Einrichtung der Bibliothek hatte der Kaiser dem Gnaeus Pompeius Macer anvertraut, einem sonst wenig bekannten Literaten. Geleitet wurde sie später von dem Gelehrten Gaius Iulius Hyginus. Da die palatinische Bibliothek in der Nähe seiner Residenz lag, ließ Augustus im Alter dort auch Senatssitzungen abhalten. Unter Nero (54–68) oder Titus (79–81) wurde die Bibliothek durch einen Brand zerstört, unter Domitian (81–96) neu errichtet. Die Einzeichnung in einem antiken Stadtplan Roms und ausgegrabene Reste der Bibliothek vermitteln eine Vorstellung des Neubaus: Von zwei nebeneinander liegenden Sälen (20 mal 30 Meter) enthielt vermutlich der eine die griechische, der andere die lateinische Bibliothek. Auch das Wohnhaus des Augustus, das in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts auf dem Palatin ausgegraben wurde, besaß offenbar zwei getrennte, spiegelbildlich angeordnete Bibliotheksräume. Die typische Zweiteilung für griechische und lateinische Literatur wies auch eine weitere öffentliche Bibliothek auf, die Augustus in Rom in der Porticus Octaviae einrichtete. Auch diese Bibliothek musste von Domitian erneuert werden. Die heute sichtbaren Reste der Porticus Octaviae stammen erst aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.; Bibliothekssäle können nicht identifiziert werden.

Auch spätere Kaiser gründeten in Rom Bibliotheken. Eine Beschreibung der Regionen Roms aus dem 4. Jahrhundert nach Chr. nennt eine Zahl von 28 Bibliotheken, unter denen sich allerdings auch unselbständige Einrichtungen (z. B. in Thermen) befinden können. Von herausragender Bedeutung waren die griechische und die lateinische Bibliothek, die Kaiser Trajan (98–117) auf dem von ihm angelegten Trajansforum einrichten ließ. Auf den gegenüberliegenden Seiten eines Hofs, auf dem die noch heute aufrechtstehende Trajanssäule stand, lagen zwei jeweils 17 mal 27 Meter messende Bibliothekssäle, deren Reste bis zu zwei Meter hoch erhalten sind. Die Schranknischen sind 2 Meter breit und haben eine Tiefe von 65 cm. In einem Stockwerk waren zwei Reihen mit jeweils 18 Schranknischen übereinander. Die Einrichtung hieß offiziell Bibliothecae Divi Traiani („Bibliotheken des vergöttlichten Trajan“), erscheint aber auch als Bibliotheca templi Traiani („Bibliothek des Trajanstempels“) oder mit dem Familiennamen des Kaisers als Bibliotheca Ulpia. Die Bibliothek muss noch im 5. Jahrhundert n. Chr. in Betrieb gewesen sein. Zu dieser Zeit wurde den auch hier aufgestellten Porträts ein Bildnis des Literaten und Politikers Sidonius Apollinaris hinzugefügt, des späteren Bischofs von Clermont-Ferrand.

Das römische Bibliothekswesen muss somit das 4. Jahrhundert überdauert haben. Die vielzitierte Klage des um 395 gestorbenen Ammianus Marcellinus, die Bibliotheken seien wie die Grabdenkmäler für immer geschlossen, bezieht sich nicht auf die öffentlichen Bibliotheken, sondern gilt dem Verschwinden der privaten Büchersammlungen, worin der Historiker ein Zeichen des (vermeintlich) allgemein gesunkenen Bildungsniveaus sieht.

Bibliotheken im Römischen Reich

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In der Kaiserzeit sind auch außerhalb Roms – nicht nur in Italien, sondern auch in den entfernteren Reichsteilen – zahlreiche Bibliotheken bezeugt. Sie entstanden in Städten und Heiligtümern meist als private, nicht selten auch als kaiserliche Stiftungen. So hat beispielsweise Plinius der Jüngere (62–ca.114) in seiner Heimatstadt Comum (Como) für eine Million Sesterzen eine Bibliothek erbaut und eingerichtet, für deren Betrieb er noch einmal 100 000 Sesterzen zur Verfügung stellte. Im griechischen Kulturgebiet werden hellenistische Hofbibliotheken weitergeführt. Auch die Tradition der Gymnasialbibliotheken scheint fortbestanden haben. Zusätzlich werden in der Kaiserzeit selbständige Bibliotheken eingerichtet. Gaius Stertinius Xenophon, der ehemalige Leibarzt des Kaisers Claudius (41–54), gründete nach dessen Tod eine Bibliothek auf der Insel Kos. In Dyrrhachion (Durazzo oder heute Durres in Albanien) stellte ein Offizier Trajans 170.000 Sesterzen für den gleichen Zweck bereit. In Athen wurde unter Trajan an der Agora die Pantainos-Bibliothek als private Stiftung eingerichtet. Wenig später gründete Kaiser Hadrian (117–138) nicht weit davon die nach ihm benannte große Hadriansbibliothek. Die Reste der prächtigen Architektur liegen heute vollständig frei, die Säulenfassade des Peristyls steht weitgehend aufrecht.

Aus der Zeit Trajans stammt auch die Celsus-Bibliothek in Ephesos, deren zweigeschossige Säulenfassade von österreichischen Archäologen wiederaufgerichtet wurde. Die Bibliothek war dem Andenken des Tiberius Iulius Celsus Polemaeanus gewidmet, der im Inneren der Bibliothek in einem Steinsarkophag bestattet war. Der Sohn des Geehrten und Stifter der Bibliothek hinterließ eine Summe von 25.000 Denaren für den Betrieb der Einrichtung. Ebenfalls in trajanischer Zeit wollte der Redner Dion Chrysostomos im Peristyl einer von ihm in Prusa (Kleinasien) gestifteten Bibliothek ein Grabmal für seine Frau und seinen Sohn errichten lassen; dies führte zu einem Rechtsstreit, von dem wir durch Plinius den Jüngeren unterrichtet sind.

Die Bibliothek von Konstantinopel wurde von Kaiser Constantius II. (337–361) mit einem Skriptorium ausgestattet, das die gesamte erreichbare griechische Literatur kopieren sollte, um sie vor dem Untergang zu bewahren. Kaiser Valens veranlasste im Jahr 372 die Beschäftigung von vier griechischen und drei lateinischen Kalligraphen. Man hat vermutet, dass zu dieser Zeit in Konstantinopel die Papyrusrollen auf Pergamentkodizes umgeschrieben wurden, wie es für die theologische Bibliothek von Caesarea Maritima (in Judäa) bezeugt ist. Die Bibliothek von Konstantinopel brannte 473 mit einem Bestand von 120.000 Büchern ab.

Erste Christliche Bibliotheken

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Wie während des Hellenismus standen in der griechischsprachigen Hälfte des römischen Imperiums viele Bibliotheken nur einer Elite offen und dienten in erster Linie der „internen“ Buchproduktion. Beispiele hierfür sind die von Origenes erwähnte Bibliothek des Didaskaleion oder die von Bischof Alexander 212 n. Chr. gegründete Bibliothek von Jerusalem. Auch die von Cassiodor gegründete Bibliothek von Vivarium weist dieselben Merkmale auf. Die erste christliche Bibliothek Roms ließ Papst Hilarius (461–468) im Lateran erbauen. Da der Liber Pontificalis (eine Sammlung von frühen Papstbiographien) von „zwei Bibliotheken am selben Platz“ spricht, wurde offenbar auch hier die Tradition der griechisch-lateinischen Doppelbibliothek fortgeführt.

Anlage, Einrichtung und Betrieb

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Über die Architektur griechischer Bibliotheken ist wenig bekannt. Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass Bibliotheken Bestandteil größerer Gebäudekomplexe waren. In Pergamon ist eine Raumgruppe im Obergeschoss einer Säulenhalle des Athenaheiligtums mit der Bibliothek identifiziert worden. Über die Nutzung der einzelnen Räume besteht keine Einigkeit. Die Identifizierung als Bibliothek ist allerdings grundsätzlich bestritten worden. Im Palast von Ai Khanoum wurden die Buchrollen in einem Magazin am Peristyl gelagert. Auch römische Privatbibliotheken wurden in der Regel in unrepräsentativen, nicht für die Lektüre bestimmten Räumen aufbewahrt. Eine Ausnahme bildet der als Bibliothek gedeutete Raum des Hanghauses VI 17,41 in Pompeji; in dem Zimmer mit repräsentativer Säulenveranda und Fernblick nach Westen befinden sich eine Bücherschranknische sowie als Wandgemälde die gemalten Porträts zweier nicht identifizierter Literaten. Vitruv empfiehlt, die Hausbibliothek so anzulegen, dass sie nach Osten blickt; diese Lage sichere ihr das für die Benutzung günstige Morgenlicht und schütze die Buchrollen vor Schimmel und Bücherwurm.

Erst die öffentlichen Bibliotheken der Kaiserzeit entwickelten charakteristische Bauformen, die allerdings nicht einheitlich waren. Auch weiterhin waren Bibliotheken meist Bestandteil übergeordneter Baukomplexe (Forum, Heiligtum, Thermen). Auf die Celsus-Bibliothek in Ephesus trifft das nicht zu. Es handelt sich um eine freistehende Anlage, die als Denkmal konzipiert wurde. Bibliotheken in der Stadt Rom zeigen oft zwei nebeneinanderliegende Säle, die für griechische bzw. lateinische Literatur bestimmt waren. Der Grundrisstypus ist nicht festgelegt; er kann zum Beispiel die Form einer halbkreisförmigen oder rechteckigen Exedra (eines einseitig breit sich öffnenden Saals) haben. Ein Merkmal, an dem Bibliothekräume erkannt werden, sind reihenweise angeordnete Wandnischen für die Bücherschränke. Typisch ist eine Wandgliederung mit Säulen auf einem Podium. Eine naturmaßstäbliche Modellrekonstruktion der Bibliothek in der Hadriansvilla in Tivoli (nahe Roms) zeigt das Museo della Civiltà Romana in Rom.

Verschließbarer Bücherschrank; Mosaik im Mausoleum der Galla Placidia

Für die Lagerung einer kleineren Anzahl von Buchrollen genügte eine Kiste bzw. Truhe oder ein eimerartiger Lederbehälter (latein.: capsa). Ein offenes Regal mit Buchrollen ist auf einem kaiserzeitlichen Relief aus Neumagen an der Mosel dargestellt, das heute verschollen ist. Im Mausoleum der Galla Placidia in Ravenna zeigt ein spätantikes Mosaik einen verschließbaren Schrank mit Kodices der vier Evangelien. Es darf vermutet werden, dass es in den öffentlichen Bibliotheken der römischen Kaiserzeit aufwendige Bücherschränke gegeben hat. Die Bücherschränke der Bibliothek von Pergamon hat man rekonstruiert und nachgeschreinert; ob die antike Form getroffen ist, bleibt unsicher.

Die Bibliotheksbestände müssen durch Kataloge erschlossen worden sein. Außer den Pinakes des Kallimachos für Alexandria gab es solche im späten 3. oder frühen 4.Jahrhundert n. Chr. in der theologischen Bibliothek von Caesarea. Bücherverzeichnisse (indices), die nach Literaturgattungen gegliedert waren, gab es auch in größeren römischen Privatbibliotheken. Über eventuelle Signatursysteme ist nichts bekannt. In der Bibliotheca Ulpia in Rom waren offensichtlich die Bücherschränke nummeriert; der anonyme Autor der Historia Augusta (einer teils sehr unzuverlässigen Kaisergeschichte) fand dort die von ihm gesuchten Quellenschriften angeblich im Bücherschrank Nr. 6. Verschiedentlich werden Etiketten erwähnt, die an den Buchrollen befestigt waren (griech.: sillyboi); ob sie Signaturen trugen oder nur Angaben zu Autor und Werk, ist nicht bekannt.

In Athen hat sich das Fragment einer inschriftlichen Benutzungsordnung der Pantainos-Bibliothek erhalten. Daraus geht hervor, dass die Bibliothek während der ersten sechs Stunden des Tages geöffnet war. Das Personal wurde unter Eid verpflichtet, kein Buch auszuleihen. Auch die öffentlichen Bibliotheken Roms scheinen Präsenzbibliotheken gewesen zu sein. Ausgehändigt wurden die Bücher dem Benutzer durch angestellte Bibliothekssklaven. Wegen der Zweisprachigkeit der römischen Buchkultur wurden auch Bibliothekssklaven benötigt, die Griechisch konnten: eine Grabinschrift nennt ausdrücklich den Obersklaven der griechischen Abteilung einer Thermenbibliothek. Über den Verdienst von Bibliothekspersonal ist wenig bekannt. Hyginus, ein Freigelassener des Kaisers Augustus, blieb als Leiter der palatinischen Bibliothek unterstützungsbedürftig und starb in Armut. Später gab es hochdotierte kaiserliche Beamte, die im Rang eines Procurators über mehrere Bibliotheken Roms die Oberaufsicht führten. Überliefert sind ein Procurator „der Bibliotheken aller Kaiser von Tiberius bis Claudius“ und ein Prokurator der beiden Bibliotheken des Trajansforums.


Oliver Primavesi: Ein Blick in den Stollen von Skepsis. In: Philologus 151, 2007, S. 51-77


Rom

  • Gianfilippo Carettoni: Das Haus des Augustus auf dem Palatin. von Zabern, Mainz 1983, ISBN 3-8053-0755-1. (Kulturgeschichte der antiken Welt Sonderbd.) ISSN 0937-9746 (Zuerst, ohne Einleitung, erschienen in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung 90, 1983, ISSN 1105-1116).
  • Pierre Gros: Les monuments publiques. Picard, Paris 2001, ISBN 2-7084-0673-6, (L’architecture romaine du début du IIIe siècle av. J.-C. à la fin du Haut-Empire. I.) (Les Manuels D’Art Et D’Archéologie Antiques) ISSN 1264-1723
  • Volker Michael Strocka: Pompeji VI 17,41. Ein Haus mit Privatbibliothek. In: Mitteilungen des Deutschen Archaeologischen Instituts, Roemische Abteilung 100, 1993, ISSN 1105-1116, S. 321–351.

Einzelnachweise

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!Antike Kategorie:Bibliotheksgeschichte Kategorie:Buchgeschichte (Antike) Kategorie:Bildungsgeschichte (Antike)