Benutzer:Musenwunder/Alt-St. Peter
Alt-St. Peter bezeichnet den Vorgängerbau des heutigen Petersdoms Sancti Petri in Vaticano, der vor 324 während der Regierungszeit Kaiser Konstantins als Martyrion auf dem vermuteten Grab des Heiligen Apostels Petrus in der Nähe der antiken Nekropole in Rom errichtet wurde. Bis zur Errichtung des Neubaus der Abteikirche von Cluny (1088 begonnen) blieb die fünfschiffige konstantinische Basilika der größte Sakralbau der Christenheit. Nach mehreren Plänen zur Erweiterung wurde Alt-St. Peter schließlich ab 1605 bis 1613 abgebrochen und durch die heutige Peterskirche im Vatikan ersetzt.
Rekonstruktion der konstantinischen Basilika in ihrem Zustand zwischen 1483 und 1506. Zeichnung von H.W.Brewer, 1891 | |
Basisdaten | |
Konfession | römisch-katholisch |
Ort | Rom, Vatikanstadt, Italien |
Patrozinium | Hl. Petrus |
Baugeschichte | |
Bauherr | Konstantin der Große, Silvester I. |
Bauzeit | vor 324–um 329 |
Baubeschreibung | |
Einweihung | 326 |
Baustil | Frühchristliche Architektur |
Bautyp | Basilika |
Funktion und Titel | |
41° 54′ 8″ N, 12° 27′ 12″ O |
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Baubeschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kirche war eine fünfschiffige Basilika mit einem einschiffigem Querhaus und einer halbrunden Apsis im Westen. Die Ausrichtung der Kirche nach Westen statt der üblichen Ostung nahm symbolisch Bezug auf das Martyrium des Apostels, der kopfüber gekreuzigt worden war. Die Fassade sowie die Der Kirche war ein Narthex und Atrium vorgelagert, die durch einen dreitorigen Eingang betreten wurde.[1] Die Außengestaltung war vermutlich schlicht. Eine fünfschiffige, flachgedeckte Basilika (Offener Dachstuhl?) Das Grab des Apostels Petrus befand sich in der Apsis unweit des Altars, das Grab selbst war durch ein Ziborium mit weinrankengeschmückten Salomonischen Säulen akzentuiert. Das Mittelschiff war mit seiner Breite von 27 m ungewöhnlich groß, mit der Gesamtlänge der Schiffe von 90 m und einer Gesamtbreite von 64 m übertraf Alt-St. Peter bis zum 11. Jh. größenmäßig alle christlichen Kirchen, sogar der Papstkirche im Lateran. 468 wurde unter Papst Simplicius unter dem neuen erhöhten Altarraum ein Gang gebaut. Dies sollte es einer größeren Menge von Gläubigen über dem Grab auf einer erhöhten Altarinsel die Eucharistie feiern zu können, während das Grab weiterhin umschreitbar sein sollte. Diese Baulösung wurde zur Urform der Krypta. Der Bau scheint in seinen wesentlichen Zügen bis zum 16. Jahrhundert unverändert gewesen zu sein.[2]
Baugeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründung (4. Jh.)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor 324, vermutlich von 319 bis 322,[2] ließ Konstantin der Große über dem seit dem 2. Jh. als Grab des Hl. Petrus verehrten Ort eine Kirche errichten. Auf dem Vatikanischen Hügel, auf einer antik-römischen Nekropole unweit des Circus Neronis, in dem der Heilige wohl 64 n. Chr. gestorben war,[3] wurden für den Bau der Kirche ein Terrasse angelegt, die das Grab des Heiligen an seinem westlichen Ende baulich umfangen sollte. Dafür wurden dort alle Grabkammern zugeschüttet und die Gräber – bis auf das Grab des Heligen am westlichen Ende – abgetragen.[2] Die übrigen antiken Grabmäler und Mausoleen der sogenannten Vatikanischen Nekropole um die Kirche herum blieben allerdings erhalten und erst im Laufe der Jahrhunderte entfernt, allerdings im 16. Jahrhundert beim Umbau der Kirche freigelegt.[4] Trotz der gewaltigen Dimensionen des Baus waren die Konstruktion der Architektur sowie die Widmungsinschrift im Apsismosaik und im Triumphbogen wohl bereits 329 oder wenig später abgeschlossen.[2]
5.–14. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schwierigkeit der Instandhaltung durch die ungewöhnliche Breite des Mittelschiffs mit 27m. 468 durch Papst Simplicius umgebaut, um nicht nur am Grab selbst, sondern auch für eine größere Menge über demselben auf einer erhöhten Altarinsel Eucharistie feiern zu können. Da das Grab weiterhin umschreitbar sein sollte, wurde unter dem neuen erhöhten Altarraum ein Gang gebaut, der zur Urform der Krypta wurde.
Der Bau erfuhr im Laufe des Mittelalters zahlreiche Um- und Anbauten.
- um 600 ließ Papst Gregor Ⅰ. eine Ringkrypta anlegen, die einen Sichtkontakt der Gläubigen und Pilger mit dem Apostelgrab ermöglichte. Diese der Form der Apsis folgende Anlage stellt die früheste bekannte Kryptenanlage der Architekturgeschichte dar.
- Im Laufe der Jahrhunderte erfolgte der Anbau verschiedener Kapellen und Mausoleen an das Langhaus, so dass sich aus der schlichten und homogenen frühchristlichen Kirche nach und nach ein Konglomerat zahlreicher Einzelbauten entwickelte.
- Ab 1451 erfuhr die konstantinische Basilika unter den Päpsten Nikolaus V., Pius II. und Julius II. eine umfassende letzte Renovierung.
- Im Zusammenhang mit der urbanistischen Neugestaltung des Vatikanbezirks unter Papst Nikolaus Ⅴ. erfolgte ab 1452 eine durch Bernardo Rosselino ausgeführte Umgestaltung der Apsiszone. Diese nach dem Tod des Papstes im Jahre 1455 zum Erliegen gekommene Baumaßnahme sollte der letzte Umgestaltungsversuch an der alten Peterskirche sein, ehe diese auf Geheiß Julius' Ⅱ. zugunsten des 1506 begonnenen Neubaus endgültig niedergelegt wurde.
15. und 16. Jahrhundert: Erweiterungenspläne, Abbruch und Neubau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon unter Papst Nikolaus V. gab es aufgrund des erhöhten Platzbedarfs für das erweiterte Kardinalskollegium, Bestrebungen, den Chorraum der alten und über der im Schisma begründeten Abwesenheit der Päpste baufällig gewordenen Peterskirche deutlich zu vergrößern. Mit der Erweiterungsplanung für Chor und Querhaus von Alt St. Peter wurde zunächst Bernardo Rossellino betraut. Rossellino arbeitete von 1451 bis 1455 als Baumeister für Nikolaus V. am Petersdom. Nach seinem Entwurf war ein weit nach Westen ausgreifender Neubau des Chores geplant. Mit den Ausschachtarbeiten für die Fundamente wurde bereits 1451 begonnen. Durch diese ersten Arbeiten waren wichtige Ankerpunkte für die folgenden Planungen gesetzt. Das westlich der alten Apsis gelegene Templum Probi – bei Tiberius Alpharanus als Anicier Mausoleum genannt, wurde vermutlich im Zuge der hier vorgenommenen Fundamentierungsarbeiten (also bereits Mitte des 15. Jahrhunderts) abgetragen.
Unter Papst Leo X. wurde ein kompletter Neubau des Petersdoms vorangetrieben, der ab 1506 mit der Abtragung von Alt-St. Peter begann und 1613 mit der Fertigstellung der neuen größeren Peterskirche nach Entwürfen von Michelangelo und Gianlorenzo Bernini abgeschlossen war.
Rekonstruktionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die unterschiedlichen Zustände des Baus sind teils in Schriftquellen, teils auf Abbildungen und Objekten, etwa Münzen oder Sarkophagen, überliefert. Gerade der Zustand der Kirche zwischen 1500 und 1600 ist auf Zeichnungen und Gemälden des 16. Jahrhunderts zu erschließen, besonders bei Donato Bramante, Maarten van Heemskerck, Baldassare Peruzzi und Antonio da Sangallo. Auf Grundlage der Bild- und Textquellen wurden verschiedene Rekonstruktionen der Kirche unternommen.[5][6] Die zwischen 1940 und 1949 ausgeführten Ausgrabungen der Archäologen Engelbert Kirschbaum und Bruno Maria Apollonj Ghetti lieferte weitere Erkenntnisse zum Apostelgrab, Ursprungsbau und der Lage innerhalb des spätantiken Rom.[7]
Ausstattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Querhaus und die Schiffe waren durch einen Triumphbogen getrennt, das Querhaus und die Seitenschiffe durch "column screens".[8] In den folgenden Jahrhunderten wurde der Bau durch die Wirren der Geschichte und zahlreiche kriegerische Ereignisse stark beschädigt. Besonders beim Angriff der Sarazenen auf Rom im Jahr 846 gingen viele Kunstschätze durch Plünderungen verloren. Die Kirche wurde aber auch immer wieder restauriert. Zeitgenossen berichten von einer verwirrenden Vielzahl von Seitenaltären und Grabkapellen innerhalb des Kirchenbaus.
Grab Petri
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Wände waren von reichem Bildschmuck überzogen: Die Fresken der Mittelschiffwände mündeten in das Mosaik der Apsis. Vor der Ostfassade erstreckte sich ein von einer Säulenhalle umlaufenes Atrium, in dessen Mitte sich eine bedeutende Brunnenanlage befand. Deren als Wasserspender dienender bronzener Pinienzapfen hat sich erhalten und befindet sich heute im Cortile della Pigna des Vatikanischen Palastes. Zu den bedeutendsten mittelalterlichen Beiträgen zur Ausstattung des Baus zählt neben dem Sarkophag Kaiser Ottos Ⅱ. zweifellos das um 1300 durch Giotto geschaffene Navicella-Mosaik der Vorhalle.
Gräber
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mosaiken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Giotto
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Navicella (Öl auf Leinwand, 1628), Kopie in Orignalgröße des Giotto-Mosaiks (1305-1313)
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Mosaik mit der Anbetung der Könige, heute in Santa Maria in Cosmedin
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Mosaik der Mater misericordie (um 705), heute in San Marco in Florenz
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Mosaik der Ecclesia romana (12. Jh.), heute im Museo Barracco
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Die ursprünglichen Salomonischen Säulen, heute auf der Empore in der Vierung
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Mosaik mit der Jungfrau Maria (13. Jh.), heute im Pushkin Museum
Patrozinium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Martyrion des Hl. Petrus'.
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Martyrion des Apostelfürsten und ersten Bischofs von Rom. Bis zum 11. Jh. größte Kirche der Christenheit. Oft "kopiert", z.B. Bauliche Manifestation der Konstantinischen Wende
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Monographien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Achim Arbeiter: Alt-St. Peter in Geschichte und Wissenschaft. Abfolge der Bauten, Rekonstruktion, Architekturprogramm. Mann, Berlin 1988, ISBN 3-7861-1410-2
- Lex Bosman: The Power of Tradition. Spolia in the Architecture of St. Peter's in the Vatican, Hilversum 2004
- Sible De Blaauw: Cultus et décor. Liturgie en architectuur in laatantiek e middeleeuws Rome: Basilica Salvatoris, Sanctae Mariae, Sancti Petri, Delft 1987
- Herbert L. Kessler: Old St. Peter's and Church Decoration in Medieval Italy. Centro Italiano di Studi sull'Alto Medioevo, Spoleto 2002, ISBN 88-7988-246-5
- Richard Krautheimer: Early Christian and Byzantine architecture. 3. Auflage. Penguin Books, Harmondsworth, Middlesex 1979, ISBN 0140561242
- William Tronzo (Hg.): St. Peter's in the Vatican, Cambridge: Cambridge University Press 2005, ISBN 978-0-521-64096-1
- Carl Weishaupt: Alt-St. Marien und Alt-St. Peter und Paul zu Danzig im Typ der reduzierten Basilika. Kafemann, Danzig 1910.
Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anna Bortolozzi, Konsthistoriska Sällskapet: Recovered Memory. The Exhibition of the Remains of Old St. Peter's in the Vatican Grottos. In: Konsthistorisk tidskrift.Nr. 80 2011, 2, S. 90-107.
- Lex Bosman: The Dilemma of Pope Julius II. How to Preserve the Old St. Peter's While Building a New St. Peter's. In: Aux quatre vents. 2002, S. 39–44.
- Jürgen Christern: Der Aufriss von Alt-St.-Peter. In: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte. 62 1967, S. 134–183.Richard Krautheimer: [Rezension von:] Arbeiter, Achim: Alt-St. Peter in Geschichte und Wissenschaft. Abfolge der Bauten, Rekonstruktion, Architekturprogramm. Mann, Berlin 1988 In: Kunstchronik. Nr. 42 1989, S. 145–153.
- Antonio Iacobini: "Est haec sacra principis aedes". La Basilica Vaticana da Innocenzo III a Gregorio IX (1198 - 1241), in: Tagungsband, Rom, Castel S. Angelo 1995 L'architettura della Basilica di San Pietro. Storia e costruzione, Gianfranco Spagnesi (Hg.), Rom 1997, 91-100.
- Walter Nikolaus Schumacher, Thomas Barth: Das Baptisterium von Alt-St. Peter und seine Probleme. Mit einem Beitrag von Thomas Barth. In: Studien zur spätantiken und byzantinischen Kunst, 1. 1986, S. 215–233.
- Joanna Story: Aldhelm and Old St. Peter's, Rome. In: Anglo-Saxon England. Nr. 39 2011, S. 7–20.
- William Tronzo: The Prestige of Saint Peter's. Observations on the Function of Monumental Narrative Cycles in Italy. In: Studies in the history of art. Nr. 16 1985, S. 93–112.
- Albert Verbeek, Walther Zimmermann: Zur Baugeschichte der Kirchen St. Alban, St. Johann Baptist und St. Peter. In: Kölner Untersuchungen. 1950, S. 164–179.
- Ludwig Völkl: Die Grundrißtypen im konstantinischen Kirchenbau. In: Das Münster. Nr. 7 1954, S. 153–174.
- Rotraut Wisskirchen: Der Fassadenschmuck von Alt-St. Peter in Rom und anderen Basiliken. In: Rivista di archeologia cristiana. Nr. 79 2003(2004), S. 469–494.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Richard Krautheimer: Early Christian and Byzantine architecture. 3. Auflage. Penguin Books, Harmondsworth, Middlesex 1979, S. 57.
- ↑ a b c d Richard Krautheimer: Early Christian and Byzantine architecture. 3. Auflage. Penguin Books, Harmondsworth, Middlesex 1979, S. 54.
- ↑ Mario d'Onofrio: Old St. Peter's. In: The Dictionary of Art. Band 26. Grove, New York 1996, ISBN 1-884446-00-0, S. 800.
- ↑ Richard Krautheimer: Early Christian and Byzantine architecture. 3. Auflage. Penguin Books, Harmondsworth, Middlesex 1979, S. 56–57.
- ↑ Richard Krautheimer: Corpus Basilicarum Christianum Romanae., Bd. V. Vatikanstadt 1980, S. 165 ff.
- ↑ Jürgen Christern: Der Aufriss von Alt-St.-Peter. In: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte. 62 1967, S. 134–183.
- ↑ Bruno Maria Apollonj Ghetti, Antonio Ferrua, Enrico Josi und Engelbert Kirschbaum: Esplorazioni sotto la Confessione di san Pietro in Vaticano eseguite negli anni 1940-1949. 2 Bde, Tipografia Poliglotta Vaticana, Vatikanstadt 1951.
- ↑ Richard Krautheimer: Early Christian and Byzantine architecture. 3. Auflage. Penguin Books, Harmondsworth, Middlesex 1979, S. 56.
Kategorie:Frühchristliche Kirche Kategorie:erbaut im 4. Jahrhundert Rom Kategorie:Kirchengebäude im Bistum Rom Kategorie:Kirchengebäude in Rom Kategorie:Kirchengebäude in der Vatikanstadt Kategorie:Basilica maior Kategorie:Päpstliche Basilika Kategorie:Peterskirche Kategorie:Simon Petrus