Benutzer:Neumannuwe21/WiderspruchsOrientierte InnovationsStrategie WOIS

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

WOIS ist das Akronym für Widerspruchsorientierte Innovationsstrategie.

Vorgehensweise und weitere Einzelheiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vorgehensweise wurde von Hansjürgen Linde in den 1980er Jahren entwickelt und beruht auf dem bewussten Provozieren von sich widersprechenden Anforderungen an funktionelle Eigenschaften eines zu entwickelnden Produktes. Hansjürgen Linde verstarb 2011. Er war Gründer des WOIS Institutes (1993) und der WOIS-Innovation-School (2005).[1]

Abgrenzung zu TRIZ

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kreativitätsmethode TRIZ nutzt zwei sich widersprechende Ziele um neue Lösungen anzuregen. Im Unterschied dazu wird bei WOIS dieses Widerspruchspaar um eine Führungsgröße, meist ein technologischer oder technischer Parameter ergänzt, dessen zukünftige Entwicklungstendenz sich zu jedem der beiden ausgewählten Entwicklungsziele konträr verändern müsste. Die widersprüchliche Aufgabe besteht nun darin beide Ziele zu erreichen, obwohl die Führungsgröße sich nur in eine Richtung bewegen kann. Das Fokussieren eines Sachverhaltes auf nur zwei Ziele und eine Führungsgröße vereinfacht die Komplexität der Aufgabenstellung, der widersprüchliche Inhalt jedoch lässt sie zunächst unlösbar erscheinen. Gelingt es einen solchen Widerspruch aufzulösen, so entsteht ein meist überraschender neuer punktueller Lösungsansatz, der das Gesamtgefüge des bisherigen konventionellen Denkrahmens verändert.

Dies schafft oft Freiraum die bestehenden Strukturen neu gestalten zu können.

Die Handhabung eines Vorderladers war während des Nachladeprozesses für den Schützen sehr aufwändig und unsicher. Der Schütze musste zuerst Schießpulver in den Lauf einfüllen und mit einer Stange feststopfen. Danach wurde die Kugel eingeführt und auch festgestopft. Erst jetzt war der Schütze bereit einen einzigen Schuss abzugeben. Der Prozess des Stopfens führte dazu dass sich der Schütze stehend oder kniend im Gefecht zu einem sichtbaren Ziel machte. Typische Ziele für die Entwicklung neuer Gewehre waren hier:

Ziel 1: höhere Schussleistung

und

Ziel 2: höhere Treffsicherheit.

Führungsgröße war hier die Länge des Gewehrlaufs. Die beiden logischen Zusammenhänge lassen sich wie folgt formulieren: Zur Erreichung höherer Schussleistung müsste die Länge des Gewehrlaufs vergrößert werden. Zur Erreichung der Treffsicherheit müsste die Länge des Gewehrlaufs verringert werden.

Dies stellt einen typischen Entwicklungswiderspruch dar, der das aktuelle Wissen der Experten charakterisiert. Die Aufgabe besteht nun darin durch die Formulierung einer unlogischen Forderung einen kreativen, neuen Lösungsansatz zu finden, und damit die bisherige Logik auszuhebeln bzw. neu zu definieren. Diese unlogische Forderung lautete in diesem Fall:

Entwicklung eines Gewehres mit höherer Schussleistung trotz längeren Gewehrlaufs.

Die Auflösung dieses Widerspruchs erfolgte durch die Erfindung des Hinterladers. Der Schütze war nun befähigt mit einem längeren Lauf eine erhöhte Treffsicherheit zu erzielen und gleichzeitig die Schussleistung zu erhöhen, da er von hinten schnell nachladen konnte. Der Hinterlader wurde zum ersten Mal bei einer Schlacht bei Königgrätz 1866 eingesetzt.

WOIS-Philosophie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erfindungen bzw. Inventionen entstanden in der Vergangenheit meist durch Not, Zufall oder Genialität einzelner Personen. Die Rahmenbedingungen der heutigen globalisierten Welt erfordern jedoch standardisiertes, nachvollziehbares und wirtschaftliches Handeln. Innovationen bzw. der wirtschaftliche Erfolg von Inventionen bedingt das Vernetzen mehrerer Unternehmerischer Disziplinen.

WOIS definiert hierzu fünf horizontale Unternehmens-Säulen Ressourcen, Organisation, Leistungen, Bedarfsgruppen und Wertschöpfung.

Bei der Gestaltung der gesamten Wertschöpfungskette werden

  • Ressourcen (z.B. Rohstoffe, Energie, Technologien, Know-how, Mitarbeiter) in einer
  • Organisation (z.B. Betriebsmittel, Prozesse) genutzt um
  • Leistungen (z.B. Güter, Dienstleistungen) zu erzeugen, die wiederum bei
  • Bedarfsgruppen (z.B. Märkte, Kunden) Bedürfnisse erfüllen
  • Die Wertschöpfung erfolgt durch eine Gegenleistung (z.B. Preis, Nutzungsrechte)

Je nach Art und Umfang der unternehmerischen Tätigkeit erfolgt nach WOIS eine vertikale Differenzierung in den Säulen nach

  • Obersystemen (z.B. Gastronomie-Konzepte)
  • Systemen (z.B. Kücheneinrichtungen)
  • Produkten (z.B. Holzkohlegrill)
  • Komponenten (z.B. Grillrost)

Das Bestreben von Unternehmen ist es sich durch Reinvestition der Gewinne in dieser Hierarchie i.d.R. aufwärts zu bewegen. WOIS analysiert umfassend alle Teilbereiche der fünf Säulen und sucht gezielt nach Schlüsselwidersprüchen die als Keimzelle für Innovationen dienen.

  • Hansjürgen Linde, Bernd Hill: „Erfolgreich erfinden: Widerspruchsorientierte Innovationsstrategie für Entwickler und Konstrukteure“, Darmstadt 1993, ISBN/EAN: 978-3-528-04979-9; siehe auch Google-Bücher, 297 Seiten, Hoppenstedt Technik Tabellen Verlag, 1993, ISBN 3878071744 und/oder ISBN 9783878071747
  1. WOIS Institut: News; Stand: 2013; abgerufen am 27.1.2015