Benutzer:Ngffd/Bernardino Greco

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Bernardino Greco

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(Benito-)Bernardino Greco (* 18. März 1939 in Montemesola, Provinz Tarent, Italien; † 22. Mai 2022 in Terni)[1][2] war ein italienischer Theologe, Franziskanerbruder und katholischer Priester. Er sah sich "immer und ausschließlich als 'Bruder'"[3] und war unter dem Namen Bruder/Fra Bernardino bekannt. Von 1978 bis 1989 leitete er das von ihm gegründete Begegnungszentrum San Masseo bei Assisi. Von 1991 bis zu seinem Tod lebte er in dem von ihm wieder aufgebautem Kloster La Romita bei Terni.

Leben und Wirken

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Bruder Bernardino war der jüngste Sohn des Bauern Pasquale Greco und seiner Frau Maria Tamburrano.[1] In seiner Kindheit verbrachte er viel Zeit in der Natur beim Schafe hüten und war stets umgeben von Tieren. Schon seit frühster Kindheit verspürte er eine enge Verbundenheit mit Franz von Assisi und war fasziniert von der Geschichte vom Wolf von Gubbio.[4] Mit 16 Jahren trat er in den Franziskanerorden ein.[5]

Von 1946 bis 1950 besuchte er die Volkshochschule in seinem Montemesola und anschließend am Gymnasium am Kolleg der Franziskaner in Monteripido (Perugia). Seinen Abschluss machte er am humanistischen Gymnasium in Assisi, dass er von 1956 bis 1960 besuchte. Von 1956 bis 1960 studierte Theologie am Theologischen Seminar Santa Maria degli Angeli bei Assisi.

Gegenüber seinen Brüdern und Lehrern von damals äußerte er stets große Bewunderung und Dankbarkeit.[6] Sein Theologiestudium schloss er 1963/64 an der philosophisch-theologischen Hochschule der Franziskaner in Fulda (Frauenberg) ab.

Als Präfekt am Kollegium der Franziskaner in Monteripido (Perugia) unterrichtete er von 1964 bis 1966 Latein und Griechisch. Zu Studien- und Unterrichtszwecken hielt er sich 1966/67 im Franziskanerkloster San Damiano in Assisi auf.

1968 vertiefte er seine deutschen Sprachkenntnisse und theologischen Studien an der Universität Tübingen unter Joseph Ratzinger und Hans Küng. 1970 bis 1972 engagierte er sich bei der Seelsorge italienischer Gastarbeiter und gab Religionsunterricht an der italienischen Schule in Tübingen. 1973 bis 1978 promovierte er bei Hans Küng, welcher auch noch Jahre später auf die Dissertation seines Studenten verweist.[7] In den Winterhalbjahren schrieb er an seiner Dissertation und im Sommerhalbjahr übernahm er Aufgaben in seinem Heimatkloster in San Damiano. Sein Studium bestritt er aus eigenen Mitteln.

1978 gründete er die Begegnungsstätte San Masseo bei Assisi, das er bis 1989 leitete. San Masseo hatte damals eine ähnliche Strahlkraft wie Communauté de Taizé und prägte viele junge und alte Menschen. So zum Beispiel auch Hans Hütt, dem die Erfahrung aus seinem dreiwöchiger Aufenthalt dabei half, Orientierung im Leben zu finden.[8] Auch andere Besucher berichtet von ihrem Aufenthalt als eines der nachhaltigsten Erlebnisse in ihrer Jugendzeit.[9] Der Film "Aussteiger auf Zeit - Die Glaubenswerkstatt von San Masseo" (NDR 1983, Kamera: René Perraudin) dokumentiert diese Zeit eindrucksvoll.

1988 schrieb Bruder Bernardino den Text für das Buch "Franziskus von Assisi: Der zärtliche Umgang mit der Schöpfung" auf den mehrfachen Wunsch von Elisabeth Fuchs-Hauffen und dem Verlag.[10]

Inspiriert von San Masseo wurden auch an anderen Orten ähnliche Projekte gegründet, so z.B. Terra Buona[11] in Italien. So hat dem Franziskanerkloster Pupping San Masseo als Vorbild gedient.[12][13] Heute wird San Masseo von der ökumenische comunità monastica von Bose im Piemont unterhalten[14]

1991 begann er mit dem Wiederaufbau des verfallenen Klosters La Romita bei Cesi (Terni). Seine Unterstützer aus San Masseo folgten ihm zu seinem neuen Projekt.

Der Wiederaufbau war dank der vielfältigen, freiwilligen Unterstützung innerhalb von wenigen Jahren abgeschlossen. Ab etwa 2010 etablierte sich die Romita als Pilgerherberge, insbesondere durch die Aufnahme in etliche Pilgerführer.[1][15][16][17]

Die Romita war und ist ein Ort gelebter franziskanischer Spiritualität, und auch nach Bruder Bernardinos Wunsch künftig als solcher fortgeführt.[18]

Bruder Bernardino spielte viele Instrumente, darunter Orgel, Klavier, Kalimba, Streichpsalter, Violine. Sein Gesang fesselte die Menschen und blieb in Erinnerung. Leonard Swindler, Gastprofessor im Sommersemester 1985, erinnert sich noch 40 Jahre später an ein Lied, gesungen von Bernardino Greco in Tübingen.[19]

Bruder Bernardino initiierte die Bewegung, die sich in den 1980er Jahren für ein Jagdverbot in und um Assisi einsetzte. (vgl. 10 Jahre San Masseo)

1993-2004 Pfarrer in Portaria, Renovierung des Pfarrhauses und einer Kirche auf dem Land (Madonna dell'Ulivo). (La Romita: Utopia? S.132)

Spannungsfeld Kirche und Orden

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Bruder Bernardino sah sich "immer und ausschließlich als franziskanischer 'Bruder'": "Die Titel „Priester“, „Pater“, „Don“, „Prior“, „Monsignore“, „Exzellenz“, „Eminenz“ sind missbräuchliche Titel, Anmaßungen, auch wenn sie seit Jahrhunderten in Gebrauch sind, und ich habe sie nie gemocht."[3] Auch seinen Doktortitel führte er nicht.

Während seines Studiums sah sich Bruder Bernardino mit einer Realität konfrontiert, die ihm klar machte, dass die akademische Theologie in vielen Bereichen den Bezug zu wirklichen Problemen der Welt verloren hatte (La Romita: Utopia? S.37).

Sicherlich inspirierte ihn auch das leidenschaftliche Engagement von Küng für das zugänglich machen der Botschaft des Evangeliums für die Allgemeinheit - im ökumenischen Geist zur Gründung der Begegnungsstätte San Masseo 1979.

1989 wurde Bruder Bernardino das Projekt San Masseo entzogen. Im Vorgehen der Kirche gibt es gewisse Parallelen zum Entzug der Lehrerlaubnis Küngs.

Bis 1999 wurde San Masseo weiterbetrieben, hatte aber mit dem Fortgang von Bruder Bernardino aber an Bedeutung und Reichweite verloren. "San Masseo, die einzige nicht-kommerzielle Initiative in Assisi am Ende des letzten Jahrhunderts, wurde dem "Gott Geld" geopfert" (La Romita: Utopia? S.61).

1990-1991 wurde Bruder Bernardino nach Montesanto geschickt. Dort fand er ein Kloster vor, in dem "Spiritualität und Kultur (...) nicht vorhanden [waren]" (La Romita: Utopia? S.67). Als er die Abwesenheit wahrer franziskanischer Praxis gegenüber seinem Vorgesetzten ansprach, wurde er aufgefordert, sich anzupassen. Als er entgegnete, dies nicht mit seiner Würde und Gewissen vereinbaren zu können, wurde ihm entgegnet: "Du sprichst wie Luther". Damit war der Dialog beendet. (La Romita: Utopia? S.67).

1991-2013 initiierte und leitete er in Eigeninitiative, ohne offizielle Unterstützung des Ordens das sehr erfolgreiche Projekt La Romita.

"Ich weiß manchmal nicht, ob die Leute katholisch oder evangelisch sind. Das weiß ich nicht. Ich frage auch nicht. Das interessiert mich überhaupt nicht. Das Wort ökumenisch gebrauchen wir nicht. Das Wort katholisch auch nicht. Wir sage nur christlich." (Bruder Bernardino In: Auf Spurensuche in Umbrien, 1999) Mit solchen und ähnlichen Aussagen eckte er regelmäßig an.

2013 weigerte er sich die Romita zu verlassen und trat mit schwerem Herzen aus dem Orden aus. Damit verlor er alle Pensionsansprüche. (HNA, 06.04.2013)

"Wenn es darum ging, "im Gehorsam" (...) zu handeln, war auch ich immer offen ungehorsam. (...) Ich wollte lieber lebendig sterben als tot leben, wie Franz und Klara von Assisi es uns gelehrt haben." (La Romita: Utopia? S.162)

Bruder Bernardino merkt an anderer Stelle in seiner Autobiografie an: "Der Kodex des kanonischen Rechts (...) missachtet oft die Lehren des Evangeliums. Dies steht vor und über dem Kodex des Kirchenrechts (...)" (La Romita: Utopia? S.167).

Bücher und Briefe

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  • Ketzer oder Prophet? Evangelium und Kirche bei dem Modernisten Ernesto Buonaiuti (1881-1946)[1]
  • Der Traum von San Masseo, Informationsblatt 1984/5
  • Der Traum von San Masseo[20] (Nachdruck des Informationsblatts von 1979), 1985
  • "Wenn das Weizenkorn nicht stirbt"[21] (Buchbeitrag, Herausgeber Michael Albus), 1987
  • Der Traum von San Masseo[22] (Materialien für den Religionsunterricht an Gymnasien), 1988
  • Franziskus von Assisi: Der zärtliche Umgang mit der Schöpfung[23], 1989
  • Zehn Jahre San Masseo[24], 1989
  • Briefe an die Freunde in Deutschland und Italien (1979-2021)
  • La Romita: Utopia?, Italienische Ausgabe, 2020[10]
  • La Romita: Utopia?, Englische Ausgabe, 2021 (vergriffen)
  • La Romita: Utopia?, Deutsche Ausgabe, 2024[25]

Bruder Bernardino verstand es, über die Medien öffentlichkeitswirksam für seine Projekte und den franziskanischen Lebensstil zu begeistern. "Wenn ich zu einem Interview gebeten wurde, habe ich immer Ja gesagt. Denn aus einem Nein kommt nichts, aus einem Ja ein Vielleicht. Was man im Kopf trägt, dafür trägt man Verantwortung."[26] Bruder Bernardino

Besonders während seiner Zeit auf der Romita entstanden viele deutsche und italienische Beiträge in Zeitung, Radio und Fernsehen.

  • 1983 Aussteiger auf Zeit - Die Glaubenswerkstatt von San Masseo (NDR)
  • 1983 Lutherische Monatshefte - Band 22 - Seite 31
  • 1984 Publik-Forum - Band 13 - Seite 35
  • 1992 Padre Bernardino wirbt für Kloster-Wiederaufbau, (tom), 21.11.1992, HNA Nr. 272, S. 30
  • 1993 Neue Sammlung - Band 33 - Seite 156
  • 1997 Bruder Bernardino "Die Steine schreien nach Leben", (tns), 20.02.1997, HNA Nr. 43, S. 9
  • 1999 Auf Spurensuche in Umbrien: Franz von Assisi neu entdeckt, Corinna Mühlstedt, SR2
  • 2000 Leben wo einst Ruinen waren, (tns), 08.07.2000, HNA Nr. 156, S. 10
  • 2002 Mit dem Charme des Bescheidenem, Petra Schaumburg-Reis, 06.06.2002, HNA
  • 2003 Voyages, Voyages - Umbrien Regie: Peter Adler, Kamera: Hans-Jörg Reinel, Arte 2003 (Peter Adler reportage + dokumentation: Youtube)
  • 2012 Bariton im Morgengrauen, F.A.Z. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Reiseblatt
  • 2013 Pater aus Orden entlassen, Verena Koch, 06.04.2013, HNA
  • 2018/21 Voci Del Silencio, Alessandro Seidita e Joshua Wahlen (Film und Buch[27])
  • 2019 Historisch und stimmungsvoll reise Familien-Wallfahrt der Pfarrgemeinde Hofheim-Kriftel nach Assisi, Hofheimer Zeitung / Hofheim Lokales, 18.10.2019
  • 2022 Trauer um Fra Bernadino, 31.05.2022, Melsunger Allgemeine / Lokales

Beiträge im italienisches Fernsehen erschienen bei den Sendern Rai2, TV2000 und LA7.


Auch in viele Erlebnis- und Pilgerberichten wurde von Bruder Bernardino und der Romita berichtet. So schildert Alois Prinz in seinem Buch "Franz von Assisi" seinen Aufenthalt auf der Romita und von der Begegnung mit Bruder Bernardino, dem er auch sein Buch widmete.[28]

https://viaf.org/viaf/44861423/#Greco,_Bernardino,_1939-

https://d-nb.info/gnd/119815277X

  1. a b c Bernardino Greco: Ketzer oder Prophet? Evangelium und Kirche bei dem Modernisten Ernesto Buonaiuti (1881-1946). In: Eberhard Jüngel, Walter Kasper, Hans Küng, Jürgen Moltmann (Hrsg.): Ökumenische Theologie (= Ökumenische Theologie). Band, Nr. 4. Benziger ; G. Mohn, Zürich [etc.] : Gütersloh 1979, ISBN 978-3-545-24203-6.
  2. Terni, fra Bernardino: mercoledì i funerali a Sant’Antonio. In: umbriaON. 23. Mai 2022, abgerufen am 21. Juli 2024 (it-IT).
  3. a b Bernardino Greco: La Romita: Utopia? 1. Auflage. Bookmundo, 2024, ISBN 978-94-037-4971-6, S. 35.
  4. Bernardino Greco: La Romita: Utopia? 1. Auflage. Bookmundo, 2024, ISBN 978-94-037-4971-6, S. 28.
  5. Bernardino Greco: La Romita: Utopia? 1. Auflage. Bookmundo, 2024, ISBN 978-94-037-4971-6, S. 33.
  6. Bernardino Greco: La Romita: Utopia? 1. Auflage. Bookmundo, 2024, ISBN 978-94-037-4971-6, S. 34.
  7. Hans Küng: My struggle for freedom: memoirs. William B. Eerdmans Pub. Co. ; Ottawa : Novalis, Grand Rapids, Mich 2003, ISBN 978-0-8028-2659-6.
  8. Hans Hütt: Ins Herz der Finsternis. 2016, ISBN 978-3-946514-41-1.
  9. Vom Können erzählen: ein Lesebuch zum Frieden: Festschrift für Egon Spiegel (= Friedenswissenschaft. Band 6). LIT, Berlin Münster 2017, ISBN 978-3-643-13849-1.
  10. a b Bernardino Greco: La Romita: utopia? 1. Auflage. Edizioni Thyrus, 2020, ISBN 978-88-6808-156-0.
  11. Eine kurze Geschichte von Terra Buona. In: Casa Terra Buona. 12. Januar 2016, abgerufen am 21. Juli 2024 (deutsch).
  12. P. Fritz Wenigwieser neuer Provinzial der Franziskaner. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  13. Allgemeine Information. Abgerufen am 21. Juli 2024 (österreichisches Deutsch).
  14. San Masseo mit neuer Strahlkraft. Abgerufen am 21. Juli 2024.
  15. Susanne Elsner, Walter Elsner: Franziskusweg: Florenz – Assisi – Rom: 33 Etappen (= Rother Wanderführer). 3., aktualisierte Auflage. Rother Bergverlag, Oberhaching 2023, ISBN 978-3-7633-4636-3.
  16. Eva Gruber: Franziskusweg: Impressionen einer Pilgerreise: auf den Spuren des Franz von Assisi in Umbrien, Latium und der Toskana. Tyrolia, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-7022-3167-5.
  17. Claudia Brunke-Gregory, Renate Sturm-Wutzkowksy, Niklaus Kuster: Pilgern im Zeichen des Tau: unterwegs auf dem Franziskusweg. 1. Auflage. Beuroner Kunstverlag, Beuron 2023, ISBN 978-3-87071-393-5.
  18. Bernardino Greco: La Romita: Utopia? 1. Auflage. Bookmundo, 2024, ISBN 978-94-037-4971-6, S. 187.
  19. Leonard J. Swidler: The age of global dialogue. Pickwick Publications, Eugene, Oregon 2016, ISBN 978-1-4982-0869-7.
  20. Klawitter J ., Kruip, G. (Hg.): Möglichkeiten der Veränderung durch Macht und/oder Elite und/oder Vorbild angesichts unserer Zukunftsprobleme? Hrsg.: STEIG e.V. Würzburg: SV. 1985, S. 41 ff.
  21. Worte wie Brot: ein Text, der meinem Leben Mitte gibt. 1. Auflage. Don-Bosco-Verlag, München 1987, ISBN 978-3-7698-0567-3.
  22. STEIG e.V. (Hrsg.): Verantwortung in Umwelt und Schöpfung, Materialien für den Religionsunterricht an Gymnasien. 1988 (uni-wuerzburg.de [PDF]).
  23. Bernardino Greco, Elisabeth Fuchs-Hauffen: Franziskus von Assisi: der zärtliche Umgang mit der Schöpfung. Fotokunst-Verl. Groh, Wörthsee bei München 1989, ISBN 978-3-89008-748-1.
  24. Bernardino Greco: Zehn Jahre San Masseo. 1. Auflage. Comunità San Masseo, Lang / Schlensog, Rottenburg, 1989.
  25. Bernardino Greo: La Romita: Utopia? 1. Auflage. Bookmundo, 2024, ISBN 978-94-037-4971-6.
  26. Pilgern in der Romita - Pilgern auf Italienisch. 19. Februar 2021, abgerufen am 21. Juli 2024 (deutsch).
  27. Alessandro Seidita, Joshua Wahlen: Voci dal silenzio. 2021, ISBN 978-88-502-6207-6.
  28. Alois Prinz: Franz von Assisi: Tierschützer, Minimalist und Friedensstifter. Gabriel, Stuttgart 2023, ISBN 978-3-522-30590-7.