Benutzer:OttaviaKessler/Eugen Früh

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Eugen Früh (* 22. Januar 1914 in St. Gallen; † 18. Juli 1975 in Zürich) war ein Schweizer Maler, Zeichner, Graphiker und Illustrator.

Eugen Früh wuchs in St.Gallen und Zürich auf und hatte vier Brüder. Der Vater war Postrevisor aus dem Toggenburg, die Mutter stammte aus Bayern. Eugen Früh hatte das Glück in einer Familie aufzuwachsen, die der Kunst positiv gesinnt war, was in dieser Zeit eher aussergewöhnlich war. Der Vater gab seinen Kindern Musikunterricht auf Geige, Klarinette, Klavier, Flöte und Trompete, wobei er keines dieser Instrumente selbst wirklich gut beherrschte. Die Liebe zur Kunst sprang auf die Kinder über. Drei von Eugens vier Brüder wurden ebenfalls Künstler. Huldreich Georg war Pianist und Komponist. Willi wirkte als Schlagzeuger im Radio- und im Zürcher Tonhallenorchester. Der Berühmteste war jedoch der Jüngste, Filmemacher Kurt Früh (1915-1979) Autor und Regisseur von Filmen wie „Polizist Wäckerli“ oder „Dällebach Kari“. [1]

Eugen Früh wurde 1928 nach der zweiten Sekundarschulklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich aufgenommen. Dort traf er seine spätere Frau, die Malerin Erna Yoshida Blenk. Nach Abschluss des vierjährigen Studiums beteiligten sich die beiden für einen Sommer an der Künstlerkommune Fontana Marina bei Ascona. Sie illustrierten 19 von insgesamt 20 Ausgaben von „Fontana Marina“, der von Fritz Jordi herausgegebenen politischen Halbmonatszeitschrift. Das Heft war politischen Themen wie dem Antikriegskongress in Amsterdam gewidmet. [1] [2]

1934 heiratete er Erna Yoshida Blenk.[3]

Während seines ganzen Lebens unternahm Eugen Früh auf der Suche nach Inspiration ausgiebige Reisen. Während des Krieges beschränkten sich diese auf das Tessin und Wallis, was sich auch in seinen Zeichnungen und Bildern zeigt. Er war jedoch schon vor dem Krieg nach Paris gereist. Durch die Eindrücke von Bonnard, Vuillard, Matisse und Braque hatte er seine Neigung zur Malerei entdeckt. Später reiste er immer wieder nach Paris, Rom, Venedig und im ganzen Mittelmeerraum und studierte dort die Menschen und ihre Umgebung. Fast jedes Jahr verbrachte er mindestens eine Woche in Braunwald. Die erste Einzelausstellung gelang Eugen Früh 1949 im Kunstsalon Wolfsberg, mit welchem er Zeit seines Lebens stark verbunden war. Eugen Früh liebte den öffentlichen Auftritt nicht besonders und schätze den vertrauten Rahmen, welche ihm die Galerie Wolfsberg bot.[4]

1959 führte ein Schlaganfall zu einem herben Einschnitt in Eugen Frühs Leben und zwang ihn sein Schaffen zu unterbrechen. Aufgrund der Lähmungserscheinungen der rechten Körperhälfte lernte er mit der linken Hand zu malen. [5] Grossaufträge wie ein Wandbildbprojekt für die EMPA Dübendorf, für welches er angefragt wurde und bereits einen Entwurf geliefert hatte, lehnte er fortan ab. [6]

Zum 60. Geburtstag zeigt Eugen Früh 96 Werke in einer sehr erfolgreiche Einzelausstellung bei Wolfsberg. Dabei werden auch die neuen Werke hoch gelobt. Im Jahr darauf erkrankte er an Krebs und starb am 18. Juli 1975 in Zürich. [3]

Zu Beginn seiner Karriere war Eugen Früh als Gebrauchsgrafiker tätig und kreierte erfolgreich Zeitungs- und Buchillustrationen in Zürich. Sich als Maler zu etablieren war in den 30er Jahren in der Schweiz sehr schwer, weil es wenige Galerien und Kunstsammler gab. Der in dieser Zeit von Frankreich kommende Trend, Zeitungsartikel zu illustrieren, kam Eugen Früh daher sehr entgegen. Die Reproduktion von Fotografien auf Zeitungspapier war drucktechnisch noch nicht möglich. Deshalb wurden Maler wie Eugen Früh engagiert, um Fotografien und Portraits abzuzeichnen sowie eigene Illustrationen zu gestalten. Für Eugen Früh waren diese Aufträge wie eine Fortsetzung seines Studiums: er bekam Aufgaben, welche er nach bestem Können umsetzte und sich dabei weiter entwickelte. [4] Eugen Früh hatte eine starke Fähigkeit sich in Texte einzufühlen und passende Zeichnungen zu kreieren. Vor allem die dreissig Pinselzeichnungen für „Chant de notre Rhône (Ramuz, 1920) und fünfzig Federzeichnungen in „Le village dans la montagne“ (Ramuz 1908) wurden für das Zusammenspiel von Text und Bild von Kritikern hoch gelobt. [7]

Sowohl Ramuz als auch Früh studierten das Leben in den Bergen intensiv, was sich in der Detailtreue von Bild und Text zeigt. Der aus heutiger Sicht verklärt wirkende Stil ist typisch für die anfangs des 20. Jahrhundert verbreitete romantische Betrachtung der „edlen Einfalt“ und „stillen Grösse“ des einfachen Lebens auf dem Lande. Mit der Illustration von Jeremias Gotthelfs Erzählung „Die schwarze Spinne“ zeigte Eugen Früh jedoch, dass er nicht nur idealisierte Darstellungen von Mensch und Natur zu kreieren vermochte. Die Bilder zu diesem Buch veranschaulichen dunkle Szenen und leidende Menschen. Das letzte Buch, welches Eugen Früh mit Bildern versah, verfasste er selbst. Die „Kleine Reise nach Dalmatien und Montenegro“ (1953) enthält Tagebuchnotizen und zweifarbige Zeichnungen, welche später als Vorlage für Leinwandbilder dienten. [7]

Ab den 1950er Jahren widmete sich Eugen Früh hauptsächlich der Malerei, zumal er diese als „zentrale Forderung“ betrachtete. Ausserdem verloren in dieser Zeit Verleger und Lesepublikum das Interesse an illustrierten Büchern. [7]

Entwicklung des Stils

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Die zeichnerische Tätigkeit in frühen Jahren hinderte Eugen Früh nicht daran, ausgiebig zu malen. Thema dieser frühen Werke sind Menschen in ihrem Lebensraum und in der Natur, welche Früh auf seinen Reisen studierte. In den ersten Jahren nach Abschluss des Studiums war sein Stil noch stark von seinem Lehrer, Ernst Gubler, geprägt (Die Nacht, 1939). In der Zeit in Ascona traf Eugen Früh den Maler Clément Moreau und setzte sich auch künstlerisch mit ihm auseinander. In den 1940er und frühen 1950er Jahren beeinflusste vor allem die französische Malerei mit Bonnard und Vuillard Frühs Stil (Im Hydepark II, 1945; Spaziergänger, 1984). Ab Mitte der 1950er Jahre setzte sich Früh mit dem Kubismus auseinander. Die Werke, welche nach seinem Schlaganfall 1959 entstanden, zeigen eine ausgeprägte konstruktive Bildstruktur (Fugenorgel 1962). Durch seine halb-japanische Frau war Eugen Früh stets auch fernöstlichen Motiven zugetan, was man vieler seiner Figuren ansieht. In seinen Werken der 1970er Jahre ist diese Tendenz besonders ausgeprägt zu sehen. [5]


Plakate und Wandgemälde

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Ersten Ruhm erlangte Früh mit Werbeplakaten. Im Alter von 17 Jahren gewann er 1931 den 3. Preis im Wettbewerb um das Plakat für die „erste schweizerische Ausstellung für Gesundheitspflege und Sport“. 1933 gestaltete er das Werbebanner für „Die Kunstschau des Wirtschaftsbundes bildender Künstler [WBK] bei Jelmoli“, welches weithin sichtbar über der Jelmoli Filiale an der Bahnhofstrasse Zürich hing. In den folgenden Jahren entwarf Früh diverse Plakate für Schweizer Organisationen und Veranstaltungen. Das Grossformat setzte Früh auch in Wandbildern um. Besonders zu erwähnen sind die Wandpanneaus im „Haus der Jugend“ der schweizerischen Landesausstellung 1939. Das erste Wandgemälde für einen permanenten Standort realisierte er am PTT-Gebäude in Zürich-Wiedikon 1943/44. Weitere Wandbilder erstellte er auf Wohnhäusern der Familien-Genossenschaft Zürich, am Technikum Winterthur, am Freibad Letzigraben, auch Max-Frisch-Bad genannt, und am Schulhaus Luchswiesen. [6]

Freundschaft zu Max Frisch

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Max Frisch und Eugen Früh hatten einiges gemeinsam. Beide arbeiteten in jungen Jahren zum Broterwerb für Zeitungen und lernten sich dabei kennen. 1941 illustrierte Früh zum ersten Mal einen Artikel von Max Frisch in der Zeitschrift „du“. Die künstlerische Sprache der beiden passte sehr gut zusammen, stösst man doch in den Besprechungen zu Frühs Ausstellungen immer wieder auf Gedanken und Worte wie sie Frisch gerne verwendete. Früh selbst gab 1967 zu Protokoll: „[...] ein grosser Teil meiner Malerei galt eigentlich der Beschwörung eines Verzauberten Moments, einer verklärten Stunde; es ist der immerwährende und oft so unvollkommene, so fragmentarisch erfüllte Versuch zur Darstellung eines vielleicht verlorenen Paradieses, einer ‚schönen Welt’, einer Welt der Anmut, der Grazie, des Masses und der Zurückhaltung einer Kunstsprache auch, von zarter und heiterer Gewagtheit, von poetischem Takt und bisweilen von höflicher Modernität“. Dies war Frischs Schreibstil sehr ähnlich. Eugen Früh setzte sich gerne mit dichterischen Texten auseinander und las viel und gern. (Wehrli, S.15) Max Frisch und das Ehepaar Früh gehörten – zusammen mit den Schriftstellern Paul Adolf Brenner und Hans Schumacher – zum Kern den sogenannten ‚Samstagsbündler’, einer Gruppe von Literaten und Malern, welche sich ab 1943 an Samstagen im Café de la Terrasse in Zürich trafen. Frisch und Früh verabredeten sich bis 1949 auch sehr oft zu zweit oder in wechselnden Gruppen im privaten Rahmen und luden sich gegenseitig zum Essen ein. Auch Silvester feierten sie in diesen Jahren gemeinsam. Frisch und Früh führten ihre Freundschaft in der Künstlerischen Zusammenarbeit fort. Das vom Architekten Frisch erstellte Freibad Letzigraben zierte Früh mit einem grossen Wandbild. Für den Schriftsteller Frisch illustrierte er dessen erstes Theaterstück „Santa Cruz“ und den Artikel „Kunst der Erwartung“ in der Zeitschrift „du“. Um 1950 ging die Freundschaft zu Ende. Frisch hielt sich für ein Jahr in den USA auf und entfernte sich immer weiter von den politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen der Frühs. Das Ehepaar Früh sowie auch die übrigen Samstagbündler hatten Mühe mit Frischs Entscheidung, sich von seiner Familie abzuwenden. [8]

Ausstellungsliste

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  • 2012 BIBLION Antiquariat und Galerie, Zürich : «Eugen Früh – Gemälde und Zeichnungen aus dem Nachlass»
  • 2010 Museo Epper, Ascona: «Eugen Früh – Torna ad Ascona» (Bilder aus dem Nachlass) Publikation mit Werken und ‹Fontana Martina − Ein Sommer in der Künstlerkommune›
  • 2004 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich (Bilder aus dem Nachlass)
  • 1981 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich (Bilder aus dem Nachlass)
  • 1980 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich (Bilder aus dem Nachlass)
  • 1978 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich (Gruppenausstellung «Kinder in der Schweizer Kunst»)
  • 1976 Art International, Basel (Gedenkausstellung, Galerie Wolfsberg; 10 Werke)
  • 1974 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich (zum 60. Geburtstag; 96 Werke)
  • 1970 Swissair Verwaltungsgebäude, Kloten (50 Werke)
  • 1970 Kunsthalle Winterthur (40 Werke)
  • 1969 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich (119 Werke)
  • 1968 Galerie Rathausgasse, Lenzburg (35 Temperablätter)
  • 1967 Thunerhof, Thun (mit Adolf Herbst und Henry Wabel; 31 Werke)
  • 1966 Galerie Orell Füssli, Zürich (52 Werke)
  • 1964 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich (68 Werke, 35 Temperablätter)
  • 1962 Helmhaus Zürich (Zürcher Kunstgesellschaft; 196 Werke)
  • 1959 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich (60 Werke)
  • 1957 Galerie Beyeler, Basel (Gruppenausstellung)
  • 1956 Kunsthaus Zürich: «Mittlere Generation» (17 Werke)
  • 1956 Kunsthalle Basel: «10 Zürcher Künstler» (16 Werke)
  • 1955 International Exhibition, Tokyo
  • 1954 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich (59 Werke)
  • 1952 Galerie Orell Füssli, Zürich
  • 1951 Wanderausstellung Helsinki, Kopenhagen, London (Grafik)
  • 1950 Künstlerhaus Wien (Gruppenausstellung; 8 Werke)
  • 1950 Palais de l’Athénée, Genf (41 Werke)
  • 1950 Helmhaus Zürich (Zürcher Kunstgesellschaft; 145 Werke)
  • 1949 Kunstsalon Wolfsberg, Zürich (erste Einzelausstellung; 74 Werke)
  • 1947 Kunsthalle, Bern (Gruppenausstellung; 23 Werke)
  • 1946 Galerie Bettie Thommen, Basel (mit Karl Hügin)
  • 1944 Museum Winterthur (mit Coghuf und Martin A. Christ)
  • 1940 Helmhaus Zürich (Gruppenausstellung; 9 Werke)

Einzelnachweise

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  1. a b Tages Anzeiger 11.08.2010.
  2. Esther Schwidegger Zbinden: Fontana Martina. Ein Sommer in der Künstler-Kommune in in Eugen Früh. Torna ad Ascona. Schriften der Eugen und Yoshida Früh-Stiftung, Bd.2 Zürich 2010
  3. a b Silvan Fässler: Illustrierte Biographie in Eugen Früh. Schriften der Eugen und Yoshida Früh-Stiftung, Bd.1 Zürich 2004
  4. a b René Wehrli: Eugen Früh. 1914-1975. Verlag Wolfsberg, Zürich 1981
  5. a b Silvan Fässler: Der künstlerische Nachlass in Eugen Früh. Schriften der Eugen und Yoshida Früh-Stiftung, Bd.1 Zürich 2004
  6. a b Matthias Fischer: Vom Plakat zum Wandbild. Eugen Früh und das grosse Format in Eugen Früh und seine Brüder. Scheidegger & Spiess, Zürich 2014
  7. a b c Werner Morlang: Von der Zeichenwut zum zarten Glanz. Eugen Früh als Buchillustrator in Eugen Früh und seine Brüder. Scheidegger & Spiess, Zürich 2014
  8. Werner Morlang: Die getreuen Samstagsbündler. Zur Freundschaft von Eugen Früh und Mayx Frisch in Eugen Früh. Schriften der Eugen und Yoshida Früh-Stiftung, Bd.1 Zürich 2004

GND: 128936487