Benutzer:Pass3456/Economic History of Chile

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Das Nordkarelien-Projekt war weltweit das erste Public Health Projekt zur Prävention der Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es wurde erstmals von 1972 bis 1977 in Nordkarelien und aufgrund des Erfolgs von 1977 bis 1997 in ganz Finnland durchgeführt. Es befasste sich mit den drei Risikofaktoren (Rauchen, Serumcholesterin und Blutdruck), die in der British Doctors Study, der Framingham-Herz-Studie und der Sieben-Länder-Studie identifiziert worden waren.

Zwischen 1972 und 2012 sank die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern im erwerbsfähigen Alter um 82 % und bei Frauen im erwerbsfähigen Alter um 84 %. Die Lebenserwartung der gesamten Bevölkerung stieg um 10 Jahre. Zwei Drittel des Sterblichkeitsrückgangs sind auf die Auswirkungen des Nordkarelien-Projekts zurückzuführen.

Nordkarelien, eine Region in Finnland, hatte damals laut der Sieben-Länder-Studie die höchste Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit und eine besonders niedrige Lebenserwartung der Bevölkerung. Dies war erstaunlich, da die Mehrheit der Bevölkerung schwere Forstarbeit oder auf dem Bauernhof verrichtete und von hoher körperlicher Aktivität hätte profitieren sollen. Das Problem löste öffentlichen Druck auf die Behörden aus, Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit und Lebenserwartung in der Region zu ergreifen. Von 1972 bis 1977 wurde das Nordkarelien-Projekt gestartet, an dem finnische Gesundheitsbehörden, Ärztevereinigungen, die Finnish Heart Association, das Zentralkrankenhaus für Nordkarelien und die Martha-Organisation. Der Initiator war Martti J. Karvonen, ein Experte für Herz-Kreislauf-Gesundheit und Leiter des finnischen Zweigs der Sieben-Länder-Studie.[1]

Es war weltweit das erste Public Health Projekt zur Prävention der Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Große epidemiologische Studien wie die British Doctors Study, die Framingham-Herz-Studie und die Sieben-Länder-Studie hatten als Risikofaktoren insbesondere Tabakrauchen, hoher Serumcholesterinspiegel, und hoher Bluthochdruck identifiziert. Das Ziel des Nordkarelien-Projekts bestand darin, diese drei Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Verhaltensänderungen zu senken. Hierzu wurden den Menschen durch die beteiligten Organisationen und Ärzte Empfehlungen zu Änderung des Lebensstils und der Ernährung gegeben. Eine systematische bevölkerungsbasierte Risikofaktorenüberwachung wurde alle 5 Jahre durch entsprechende Erhebungen durchgeführt und veröffentlicht.[2]

Die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung führten zu einer hohen Aufnahme von gesättigten Fettsäuren, sehr wenig mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wenig Gemüse und viel Salz. Dies wurde als Hauptgrund für die hohen Cholesterin- und Blutdruckwerte angesehen. Die Kerninterventionen waren Ratschläge zum Ersatz gesättigter Fette (hauptsächlich Butter) durch ungesättigte Fette (hauptsächlich Rapsöl), höherer Gemüsekonsum, weniger Salz und weniger Tabakkonsum. Die Aufnahme gesättigter Fette über die Nahrung wurde von 20 % der Gesamtenergiezufuhr auf 12 % im Jahr 2007 reduziert. Von 2007 bis 2012 erhöhte sich der Anteil wieder auf 14 % der Gesamtenergiezufuhr.[3][4]

Der durchschnittliche Serumcholesterinspiegel wurde um 20 % gesenkt.[5]

1972 1979 1982 1987 1992 1997
Raucher in % der Bevölkerung (Männer) 52.6% 46.6% 41.7% 40.5% 36.8% 33.3%
Serum Cholesterin (mmol/l) (Männer) 6.77 6.52 6.26 6.23 5.91 5.70
Systolischer Blutdruck (mm Hg) (Männer) 147.1 144.2 145.5 144.0 140.7 138.8
Raucher in % der Bevölkerung (Frauen) 11.4% 12.7% 16.3% 17.3% 21.3% 17.9%
Serum Cholesterin (mmol/l) (Frauen) 6.69 6.34 6.04 5.92 5.55 5.54
Systolischer Blutdruck (mm Hg) (Frauen) 149.2 141.6 141.6 138.1 134.6 132.6

Wegen des großen Erfolges wurde das Projekt ab 1977 auf ganz Finland ausgeweitet.

Die Mortalität aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Männern im erwerbsfähigen Alter (zwischen 35 und 64 Jahren) konnte um mehr als 80 % gesenkt werden (von 690 pro 100.000 jährlich auf 100 pro 100.000 jährlich). Die Lebenserwartung der gesamten Bevölkerung stieg um 10 Jahre und Umfragen ergaben eine Verbesserung des subjektiven Gesundheitsempfindens.[6][7]

  • Etwa zwei Drittel des zwischen 1972 und 2012 beobachteten Rückgangs der Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren auf Veränderungen der drei Risikofaktoren zurückzuführen, mit denen sich das Projekt befasste. Bei Männern war der Rückgang der Sterblichkeit größtenteils auf die Senkung des Serumcholesterinspiegels zurückzuführen, während bei Frauen die Senkung des Serumcholesterinspiegels und des systolischen Blutdrucks gleichermaßen zum Rückgang der Sterblichkeit beitrug.
  • Ein Drittel der Sterblichkeitsreduktion kann nur durch andere Faktoren wie Ernährung und körperliche Aktivität, Verbesserung der Sekundärprävention und medizinische Fortschritte erklärt werden. Beispielsweise wurden in den 1980er Jahren neue Richtlinien zur Sekundärprävention eingeführt, die eine aktive medikamentöse Behandlung (Aspirin, Betablocker, Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer und später auch Statine) umfassten.[8]
1979 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012
Tatsächlicher Rückgang der Mortalität (Männer) 17% 25% 38% 55% 67% 75% 78% 82%
Erwarteter Rückgang der Mortalität (Männer) 16,5% 25,4% 28,5% 41,3% 48,5% 50,2% 55,7% 56,8%
Tatsächlicher Rückgang der Mortalität (Frauen) 28% 41% 45% 59% 72% 77% 79% 84%
Erwarteter Rückgang der Mortalität (Frauen) 23,7% 28,1% 35,5% 44,7% 49,8% 51,5% 53,5% 55,7%

Später wurden noch andere Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht und erhöhter Blutzucker (der zu Diabetes mellitus führt) identifiziert. Diese wurden seinerzeit im Projekt nicht adressiert und beobachtet. Bewegungsmangel war in den 1970er Jahren in Nordkarelien selten, wurde aber später zu einem großen Problem. Der mittlere Body-Mass-Index stieg im Laufe der Jahrzehnte etwas an, dies dürfte aber die Ergebnisse nicht wesentlich beeinflusst haben, da die Auswirkung von Übergewicht auf das Herz-Kreislauf Risiko weitgehend durch die Auswirkung auf den Blutdruck vermittelt wird und der Blutdruck vom Nordkarelien-Projekt adressiert wurde.[9]

Vorlage:Reflist

  1. Jauho M: The North Karelia Project (1972-1997) and the Origins of the Community Approach to Cardiovascular Disease Prevention. In: Am J Public Health. 111. Jahrgang, Nr. 5, Mai 2021, S. 890–895, doi:10.2105/AJPH.2020.306016, PMID 33734841, PMC 8034030 (freier Volltext).
  2. Pekka Jousilahti et. alt.: 40-Year CHD Mortality Trends and the Role of Risk Factors in Mortality Decline: The North Karelia Project Experience. In: Glob Heart. 11. Jahrgang, Nr. 2, Mai 2021, S. 207-12, doi:10.1016/j.gheart.2016.04.004, PMID 27242088 (nih.gov).
  3. Erkki Vartiainen, Tiina Laatikainen, Heli Tapanainen, Pekka Puska: Changes in Serum Cholesterol and Diet in North Karelia and All Finland. In: Global Heart. 11. Jahrgang, Nr. 4, Dezember 2016, S. 387–391, doi:10.1016/j.gheart.2016.04.004, PMID 27242088 (globalheartjournal.com).
  4. Pekka Puska: Why Did North Karelia—Finland Work? Is it Transferrable? In: Global Heart. 11. Jahrgang, Nr. 2, Dezember 2016, S. 179–184 (globalheartjournal.com [PDF]).
  5. Pekka Jousilahti et. alt.: 40-Year CHD Mortality Trends and the Role of Risk Factors in Mortality Decline: The North Karelia Project Experience. In: Glob Heart. 11. Jahrgang, Nr. 2, Mai 2021, S. 207-12, doi:10.1016/j.gheart.2016.04.006 (nih.gov).
  6. Katherine D.Pett et. alt.: The Seven Countries Study. In: European Heart Journal. 38. Jahrgang, Nr. 42, 2017, S. 3119–3121, doi:10.1093/eurheartj/ehx603 (oup.com).
  7. Pekka Puska, Paresh Jaini: The North Karelia Project: Prevention of Cardiovascular Disease in Finland Through Population-Based Lifestyle Interventions. In: Am J Lifestyle Med. 14. Jahrgang, Nr. 5, 2020, S. 495–499., doi:10.1177/1559827620910981, PMID 32922234 (nih.gov).
  8. Pekka Jousilahti et. alt.: 40-Year CHD Mortality Trends and the Role of Risk Factors in Mortality Decline: The North Karelia Project Experience. In: Glob Heart. 11. Jahrgang, Nr. 2, Mai 2021, S. 207-12, doi:10.1016/j.gheart.2016.04.004, PMID 27242088 (nih.gov).
  9. Pekka Jousilahti et. alt.: 40-Year CHD Mortality Trends and the Role of Risk Factors in Mortality Decline: The North Karelia Project Experience. In: Glob Heart. 11. Jahrgang, Nr. 2, Mai 2021, S. 207-12, doi:10.1016/j.gheart.2016.04.004, PMID 27242088 (nih.gov).