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Predigt im Neujahrsgottesdienst der Dresdner Frauenkirche 2010 von Margot Käßmann (2010)

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Margot Käßmann (2010)

Am 01.01.2010 hielt die damalige Ratspräsidentin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)[1] Margot Käßmann die Predigt zum Neujahrsgottesdienst in der Dresdner Frauenkirche[2]. Als Kontrast zum Weihnachtskartenmotto „Alles wird gut“ setzt sich Käßmann in ihrer Predigt kritisch mit gesellschaftspolitischen Themen wie dem Afghanistaneinsatz der Bundeswehr, dem Klimawandel, der Depression des Spitzensportlers Robert Enke sowie Kinderarmut auseinander[2].

Ihre Rede wurde vom Seminar für Allgemeine Rhetorik der Eberhard Karl Universität Tübingen zur „Rede des Jahres 2010“[3] gekürt.

Im Jahr 2010 war Margot Käßmann Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers sowie Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland[4].

In ihrer Predigt zieht Käßmann aktuelle Ereignisse heran und bezieht sich dabei auf die Ziele der Klimakonferenz in Kopenhagen vom Dezember 2009, auf die deutsche Beteiligung im Krieg in Afghanistan seit 2001, Bedürftige Kinder, Alte und Behinderte sowie auf den ehemaligen Nationaltorwart Robert Enke, der sich im November des vorangegangen Jahres das Leben nahm[2].

Die Bischöfin hielt ihre jeweils leicht überarbeitete Rede am 24.12.2009 in der Hannoverschen Marktkirche, am 01.01.2010 im Berliner Dom sowie der Dresdner Frauenkirche im Rahmen eines Fernsehgottesdienst[5].

Ihre Rede beginnt Margot Käßmann mit der Jahreslosung für das Jahr 2010: „Euer Herz erschrecke nicht – glaubt an Gott und glaubt an mich“[2]. Käßmann interpretiert diese als Ermutigung sowie als Anstoß mit Gottvertrauen in das neue Jahr zu starten. Sie spricht von einem hoffnungsvollen Start in ein neues Jahr, den sich die Menschen zum Jahreswechsel einander wünschen. Ausgehend von der Jahreslosung fragt sie sich, ob sich sich diese auf das Motto „Alles wird gut“ reduzieren lässt und verneint, denn sowohl im privaten wie im gesellschaftlichen Leben gibt es laut Käßmann immer wieder Grund zu Erschrecken. Dabei bezieht sie sich auf den gescheiterten Klimagipfel von Kopenhagen, die steigende Kinderarmut sowie auf die Depression des verstorbenen Nationaltorwarts Robert Enke.

Scharf kritisiert Käßmann den Einsatz der deutschen Bundeswehr in Afghanistan und zieht dabei parallelen auf die Luftangriffe auf Dresden von 1945[2]. Käßmann fordert Fantasie und Mut zum Frieden und verwehrt sich unter dem Verweis auf die friedliche Revolution von 1989 gegen der Vorwurf der Naivität[5].

Die Rede polarisiert zwischen hoffnungsvollem Start in das neue Jahr und der Thematisierung von gesellschaftspolitischen Themen des Vorjahres. Dennoch hebt Käßmann hervor, dass die Lebenszusage Gottes die Welt mit all ihren Sorgen verwandeln kann. Sie plädiert für einen offenen Dialog innerhalb der Gesellschaft, durch welchen nicht Erschrecken den gesellschaftlichen Diskurs bestimmt, sondern Gottvertrauen[2].

Die Predigt von Margot Käßmann löste im Januar 2010 eine Kontroverse über die Bewertung des Afghanistan-Einsatzes aus. Politiker von der CDU bis zu den Grünen, der Bundeswehrverband und Teile der Presse erhoben harte Kritik. Die Ratsvorsitzende falle den Soldaten in der Rücken und agiere durch ihren Pazifismus undifferenziert, stelle sich gegen die Mehrheit des Deutschen Bundestages und missbrauche ihr Amt[6]. Daraufhin reagierte Käßmann mit Interviews, Fernsehauftritten und einem Treffen mit dem damaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Gutenberg und verteidigte ihre Position[7].

Predigt im Neujahrsgottesdienst der Dresdner Frauenkirche 2010 von Margot Käßmann.

Einzelnachweise

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  1. 01.01.2010: ZDF-Gottesdienst aus Dresden. Abgerufen am 5. August 2019.
  2. a b c d e f Predigt im Neujahrsgottesdienst in der Frauenkirche Dresden. Abgerufen am 5. August 2019.
  3. Allgemeine Rhetorik – Universität Tübingen » Rede des Jahres. Abgerufen am 5. August 2019 (deutsch).
  4. Über. In: Margot Käßmann. Abgerufen am 5. August 2019 (deutsch).
  5. a b Simone Mantei: "Nichts ist gut in Afghanistan". Erwägungen zur politischen Bedeutung der Predigt anhand von Margot Käßmanns Neujahrspredigt 2010. In: Praktische Theologie. Band 46, Nr. 2. Gütersloher Verlagshaus, S. 89–93.
  6. Stephan Löwenstein: Käßmanns Neujahrspredigt: Soll sich die Kirche aus Afghanistan heraushalten? ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 9. August 2019]).
  7. Sebastian Fischer, Florian Gathmann: EKD-Chefin Käßmann: Power-Protestantin schaltet auf Angriff. In: Spiegel Online. 14. Januar 2010 (spiegel.de [abgerufen am 9. August 2019]).