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Gesamtplan von Schloss und Park, Delagrive, 1746. Das Schloss befindet sich im rechten Bilddrittel, oberhalb des kreuzförmigen Kanals liegt die Domäne von Trianon
Blick über den Brunnen der Latona zum Großen Kanal


Die Gärten des Schlosses von Versailles bei Paris gehören zu den größten Schlossparks in Europa. Sie waren seit dem 17. Jahrhundert stilprägend für die Gestaltung zahlreicher weiterer Barockgärten und sind ihrerseits beeinflusst durch die Gärten des Schlosses von Vaux-le-Vicomte. Die Parkanlagen des Versailler Schlosses wurden in ihrer - bis heute weitgehend erhaltenen - historischen Struktur durch den französischen Gartenbauarchitekten André Le Nôtre für König Ludwig XIV. entworfen.

Geschichtlicher Überblick

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Die Gärten unter dem Ancien Regime

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Schloss und Gärten um 1668

Die Gartenanlagen gehen auf den von Jacques Boyceau de la Barauderie für Ludwig XIII. geschaffenen Petit Parc zurück.

Ludwig XIV. im Garten des Schlosses Versailles, Blick vom Apollo-Brunnen zum Großen Kanal

Sie wurden in ihrer heutigen Ausdehnung weitgehend in drei Abschnitten von 1662 bis 1667, 1668 bis 1677 und 1678 bis 1689 durch André Le Nôtre geschaffen. Der Park wurde durch mehr als 75.000 gestutzte Bäume und Bäumchen verziert[1], von denen zahlreiche aus den Baumschulen Vaux-le-Vicomtes stammten und zu Fouquets konfisziertem Vermögen gehörten.[2]

Ludwig XIV. selbst verfasste den ersten Führer zu seinem Park, in dem er einen Rundweg empfahl, die Bedeutung der Statuen und Brunnen erläuterte und auf Besonderheiten in den Anpflanzungen hinwies:

„Wir steigen zum Apollobrunnen hinab und machen hier einen kleinen Halt, um die Figuren und Vasen der Königlichen Allee, des Latonabrunnens und des Schlosses zu bewundern. Von hier aus erblicken wir den Großen Kanal. Wer die Menagerie und das Trianon am gleichen Tag besichtigen will, sollte dies zuerst tun und sich erst dann den übrigen Brunnen widmen.“

Ludwig XIV., Rundgang durch die Gärten von Versailles[3]

Zur Zeit Ludwigs XVI. wurden Teile des Parks umgestaltet und eine Aufforstung der Boskette vorgenommen. Dafür wurden weite Bereiche gerodet und neu bepflanzt, eine ähnliche Neubepflanzung wurde in den 1990er Jahren vorgenommen.


Nach dem Ancien Regime

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Die Gärten des Schlosses

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Der Schlosspark gliedert sich in drei für alle Barockgärten typische Bereiche: Die dem Schloss nahen Parterres, die anschließenden Boskette und den fernen Jagdwald. Der Bereich der Parterres und der Boskette wird noch heute als Petit Parc bezeichnet, der urspünglich mehrere tausend Hektar große Waldbereich als Grand Parc. Die aus dem Vorbild von Vaux-le-Vicomte übernommene Hauptachse gliedert die Gartenanlagen und führt von der Stadt durch das Schloss, durch den Garten und den großen Kanal bis in die weite Ferne. Bezeichnenderweise blieb der Park in seiner barocken Struktur bis zum Ende des Ancien Régime in weiten Teilen unverändert. Die im 18. Jahrhundert von englischen Vorbildern beeinflusste Umgestaltung vieler europäischer Schlossparks tangierte die Versailler Gärten nur im kleinen Maßstab im sogenannten Boskett der Königin, im Boskett des Apollo-Bades und im privateren Bereich der Trianon-Schlösser.

Das Wasserparterre und das Parterre der Latona

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Den Übergang vom Schloss- zum Gartenbereich bilden die Parterres, die durch ihre niedrige Bepflanzung den Blick auf das Gebäude gewähren und durch ihre ornamentale Gestaltung die Motive der Baudekoration wiederholen.[4] Dem Corps de Logis sind zwei große Wasserbecken vorgelagert, die als Parterre d'Eau bezeichnet werden.

Das Zentrum des Petit Parcs bildet der aus mehrenen Treppenstufen gebildetet Brunnen der Latona, von dort führt die Königliche Allee mit dem so genannten Grünen Teppich in Richtung des Apollo-Brunnens, aus welchem der Sonnengott emporsteigt und sich symbolisch in Richtung des Königs erhebt. Wie das Schloss, so diente auch der Park der Verherrlichung des Sonnenkönigs und ist voll von offenen und versteckten Anspielungen auf ihn. In den Brunnen und Skulpturengruppen wird die griechische Mythologie als Gleichnis auf die Regierung Ludwigs dargestellt. Die Gärten steigen, durch mehrere Terrassen gegliedert, zum Schloss an, so dass man sich nicht nur symbolisch hoch zum König begab. Sternförmige Wegkreuzungen entwickeln sich an verschiedenen Punkten des Parks, doch alle Hauptwege führen zu der dominierenden Mittelachse. Diese führt vom Großen Kanal zum Schloss und darüber hinaus durch die Stadt, ein Symbol für die Wege, die beim König zusammen treffen. Das Parterre d'Eau ist mit Skulpturen geschmückt, die Frankreichs große Flüsse versinnbildlichen und somit Zeichen von der Größe des Landes geben.

Das Nord- und das Südparterre

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Vor dem Nord- und dem Südflügel des Schlosses befinden sich prächtige Broderieparterres, das Parterre du Nord und das Parterre du Midi, die mit ornamentalen Blumenpflanzungen, zahlreichen Prunkvasen und Statuen dekoriert sind.

In den fünfzehn Bosketten wiederholen sich die Säle des Schlossinneren im Freien.[4] Hier sind mit gärtnerischen Mitteln Salons zwischen Hecken und Bäumen eingerichtet, die man ebenfalls mit Skulpturen, Springbrunnen und kunstvoll beschnittenen Pflanzen ausstaffierte. Zu den bekanntesten Gartenarchitekturen Frankreichs gehört dort die von Mansart entworfene kreisrunde, mit dutzenden Springbrunnen verzierte Kolonnade.

Die südlichen Boskette

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Die Quincunxen

Das berühmte, nicht mehr vorhandene Labyrinthe de Versailles war ein trapezförmiges Boskett mit einer Fläche von etwas mehr als einem Hektar, das sich im Petit Parc befand. Es war außerordentlich reich geschmückt und den Angehörigen des Hofstaates vorbehalten. Die ersten Planungen dazu begannen 1661, mit den Arbeiten wurde 1664 begonnen. In den Jahren zwischen 1672 und 1681 wurde das Boskett mit 39 Springbrunnen ausgestattet. Alle Brunnen waren mit farbig bemalten, von namhaften Künstlern angefertigten Bleiguss-Figuren versehen und stellten Themen aus den Fabeln des Äsop von Jean de La Fontaine dar. Jede Gruppe war mit einem Sinnspruch, verfasst von Isaac de Benserade, aus dem Themenkreis dieser Fabeln versehen. Es handelte sich bei diesem Labyrinthboskett nicht um einen üblichen Irrgarten, bei dem es einen Zielplatz zu finden galt, vielmehr bestand die Aufgabe darin, den Weg so zu wählen, dass alle Brunnen genau einmal erreicht wurden. Da die Pflege des Labyrinths teuer war, geriet es zeitweise in einen schlechten Zustand. Schließlich wurde es anlässlich der Neupflanzungsarbeiten 1774 vollständig entfernt und durch die heute Bosquet de la Reine genannte Anlage ersetzt.

Die nördlichen Boskette

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Kuppelboskett, Enkeladosbecken, Apollobäder, Sternboskett

Das Orangerieparterre und der Schweizer See

Das Orangerieparterre und der Schweizer See

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Die Orangerie und das Orangerieparterre, darüber der Südflügel des Schlosses

Unterhalb des Südflügels steht die von Mansart erbaute Orangerie, die einen kleineren Vorgängerbau von Le Vau ablöste. Das mächtige Gebäude ist in den Hang integriert − links und rechts führen die Treppen der Hundert Stufen herab − und trägt einen Teil des großen Parterres vor dem Südflügel des Schlosses. Die mittlere Galerie ist 155 Meter lang. Die Orangerie mit ihren riesigen Bogenfenstern ist vollständig aus Haustein errichtet und ein hervorragendes Beispiel französischer Steinmetzkunst. Vor dem Bau liegt ein weiteres Parterre, das im Sommer mit hunderten Orangenbäumchen geschmückt wird, die den Winter innerhalb des Gewächshauses verbringen. Jenseits dieses Gartenbereichs befindet sich ein großes Wasserbecken, das als Schweizer See bezeichnet wird.

Der Gemüsegarten des Königs

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Östlich des Schweizer Sees befindet sich der ab 1678 angelegte Potager du Roi, der Gemüsegarten des Königs. Dieser Nutzgarten, an dem die Touristenströme meist vorbeiziehen, wurde von Jean-Baptiste de la Quintinie angelegt und ist trotz seiner profanen Nutzung ebenfalls künstlerisch gestaltet und erinnert an die französischen Gärten der Renaissance. Hier wurden für den Hof Erdbeeren, Feigen, Trauben und viele weitere Obst- und Gemüsesorten gezogen. Der Gemüsegarten wird auch heute noch bewirtschaftet. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf historische Pflanzen gelegt, die schon zur Zeit der Bourbonen kultiviert wurden. Der Garten bringt jährlich eine Ernte von bis zu 80 Tonnen Obst und Gemüse

Der Große Kanal

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Hinter diesem Bassin beginnt der kreuzförmige Grand Canal. Zur Zeit des Sonnenkönigs wurde die Wasserfläche mit venezianischen Gondeln samt italienischer Gondolieri befahren, für die eigens ein kleines Wohnareal namens Petit Venise, Klein Venedig, geschaffen wurde.[5] Sogar der Nachbau eines Kriegsschiffes lag dort vor Anker.[5] Den Bauarbeiten an diesem großen Kanal, der nicht nur den Park gliedern, sondern auch das sumpfige Gelände entwässern sollte, fielen mehrere tausend Menschen zum Opfer, die hier bei Unfällen oder an Sumpffieber starben. Am Südarm des Kanals befand sich eine große Menagerie. Ludwig XIV. hielt dort von 1668 bis 1681 auch einen seltenen afrikanischen Elefanten, der ein diplomatisches Geschenk aus Portugal war.


Die Gärten der Trianons

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Das Große Trianon

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Die Gartenfassade des Großen Trianon
Gartenfassade des kleinen Trianonschlosses

Im Park von Versailles befinden sich mehrere Lustschlösser: das Grand Trianon, das Petit Trianon, sowie das Hameau de la Reine, (deutsch: das Dorf der Königin).

Gärten des Grand Trianon

Das weitläufige Gartenschloss Grand Trianon stammt noch aus der Zeit Ludwigs XIV. Es war ursprünglich dem König und seiner Familie vorbehalten, doch im Laufe der Jahre wurde es auch dem weiteren Hofstaat zugänglich gemacht.

Das Kleine Trianon

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Gärten des Petit Trianon

Das benachbarte Petit Trianon ist ein Werk, das Ludwig XV. für seine Mätresse Madame de Pompadour erbauen ließ. Diese starb jedoch vor der Vollendung des kleinen, klassizistischen Schlösschens. Nachdem sein Nachfolger Ludwig XVI. es Marie Antoinette geschenkt hatte, wurde es durch sie prunkvoll ausgestattet und ein neuer Gartenbereich angelegt, in dem auch ein kleines Theater seinen Platz fand.


Der Weiler der Königin

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Die Königin ließ sich hier zudem, einer damaligen Mode folgend, ein künstliches Dorf, den so genannten Weiler der Königin mit augenscheinlich windschiefen Häusern errichten, die aber in Wirklichkeit prunkvolle Dekoration für die Schäferspiele der Herrscherin waren.

Die Bewässerung der Gartenanlagen

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Für die Bewässerung der Parks musste ein System von Aquädukten und Wasserleitungen entwickelt werden. In der Nähe von Marly-le-Roi wurde unter dem Einsatz tausender Arbeitskräfte die Maschine von Marly errichtet. Dabei handelte es sich um eine große Pumpvorrichtung, welche die benötigten Wassermassen zum Schloss transportierte. Die den Park versorgenden Rohrsysteme hatten eine Länge von über 160 Kilometern. Trotzdem war eine ausreichende Bewässerung der Brunnen und Bassins mit den damaligen technischen Möglichkeiten nicht gegeben, und die Fontänen konnten nicht alle gleichzeitig betrieben werden. Für die Spaziergänge des Königs wurden immer die Wasserspiele in Betrieb gesetzt, an denen er sich gerade aufhielt. Zum Ende der Regierungszeit des Sonnenkönigs floss das Wasser höchstens zwei Stunden durchgehend.[6] Zu den Glanzzeiten des Schlosses waren mehr als 1.400 verschiedene Fontänen im Einsatz.

Wasserspiele im Boskett des Obelisken
Der Latonabrunnen. Latona kann mit Anna von Österreich interpretiert werden, deren Sohn Ludwig dann Apollon entspricht. Die Bedrohung der Latona durch die lykischen Bauern und deren anschließende Bestrafung ist ein Symbol der politischen Unruhen während der Kindheit Ludwigs. Im Hintergrund die Königliche Allee mit dem Grünen Teppich und in der Ferne der Große Kanal

Einzelnachweise

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  1. Bernd-Rüdiger Schwesig Ludwig XIV., S. 77
  2. Jean M. Pérouse de Montclos, Robert Polidori: Versailles Könemann, Köln 1996, S. 151
  3. Simone Hoog / Daniel Meyer Versailles - Der große Kunstführer S. 126
  4. a b Nicholas d'Archimbaud: Versailles, Seite 202.
  5. a b Nicholas d'Archimbaud: Versailles, Seite 220.
  6. Jean M. Pérouse de Montclos, Robert Polidori: Versailles Könemann, Köln 1996, S. 32, 33