Benutzer:Postman/Artikelentwurf

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Weberhäusl am Draht
Weberhäusl auf dem Stadtplan Pfaffenhofens der Bayerischen Uraufnahme 1810.jpg
Englische Husaren am 19. Juli 1704 bei Mainburg

Das Weberhäusl (Pfaffenhofen) ist ein denkmalgeschütztes Kleinbauernhaus in Pfaffenhofen an der Ilm. In seiner Bauform als Greddachhaus mit Fletz, Stüberlvorbau und Decken aus Lehmwickeln ist es typisch für das nördliche Oberbayern.

Das Anwesen am Draht 8 wurde als "Behausung" zum ersten mal im Jahr 1639 aktenkundig. 1692 wurde dieses Gebäude umgebaut. Der Vorgängerbau brannte am 17. Juli 1704 ab, als englische Husaren im Zusammenhang mit der Schlacht bei Höchstädt die Vorstadt von Pfaffenhofen anzündeten. Der heutige Bau wurde im nachfolgenden Jahr errichtet. Das Anwesen war typisch für sogenannte Häusler, also Kleinstbauern, die ihren Haupterwerb als Tagelöhner zuverdienen mussten. Das belegt auch die Liste der ehemaligen Bewohner.

  • 1639 Hanß Wergnthaller (Tagwerker)
  • 1645 Marthin Pruckschlegl (Tagwerker)
  • 1676 Martin Schreiner (Tagwerker)
  • 1692 Geörg Hauser (Tagwerker)
  • 1702 Jacob Fickher (Tagwerker)
  • 1734 Johannes Seemüller
  • 1779 Johann Germayr (Webergeselle)
  • 1822 Anton Freundl (Tagwerker)
  • 1892 Walburga Feldmaier (Privatier)
  • 1902 Alois Jochner (Hausmeister
  • 1907 Ludwig Forstmeister (Spenglergehilfe)
  • 1954 Therese Moser (Schneiderin)

Seit 2009 wird das Gebäude fachgerecht restauriert.[1]

Bedeutung als Denkmal

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Stüberlvorbau mit Austragsstüberl

Das Greddach-Haus hat seinen Namen von der Gred (vom lateinischen "gradus" für Stufe), einem gepflasterten und erhöhten Bereich vor dem Hauseingang. Dieser Bereich trennte den Lebensbereich vor dem meist schmutzigen Hof. Durch einen entsprechenden Dachüberstand war die Gred zudem vor Regen und Wetter geschützt und war oft auch Standort einer Bank, auf der man den Feierabend verbringen konnte.[2]

Handgestrichene Dachziegel

Der Stüberlvorbau

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Wenn ein Bauernhof von dem Jungbauern übernommen wurde, räumte die ältere Generation auch die Kammer, das Schlafzimmer, im Haus. Stattdessen bezogen Sie ein Zimmer, das Austragskammerl, das von der Küche durch eine Mauer abgetrennt war. Da sich in der Küche die Feuerstelle befand, hatte das alte Bauernehepaar automatisch eine warme Wand und manchmal sogar eine eigene Feuerstelle. Mit der Zeit wurde dieses Austragskammerl erweitert und durch einen vor den Giebel gesetzten Vorbau ergänzt. Dieser Stüberlvorbau bekam oft auch ein eignes Satteldach und manchmal sogar einen eigenen Zugang. Damit war die letzte Vorstufe zu einem eigenständigen Austragshäuschen vollzogen.

Rekonstruktion einer Lehmwickeldecke

Wie bei Bauernhäusern in Oberbayern allgemein üblich, weist auch das Weberhäusl einen Fletz auf, also einen Hausflur, der das Gebäude von der Haustür zur Hintertür durchschnitt und trennte. Der Fletz ist traditionell mit Solnhofer Platten gepflastert.

Während der Vorgängerbau vermutlich noch vor allem aus Holz gebaut war, wurde der ansonsten bescheidene Neubau 1705 offenbar bereits mit Ziegelmauern ausgeführt. Besonders für Pfaffenhofen bemerken Reisende immer wieder, dass hier wegen der Brandgefahr „beinahe alles gemauert“ ist (Joseph von Hazzi). Bei den Zwischendecken kam aber weiterhin die ältere Technik von Gefachen zur Verwendung, wobei hier zur Wärmedämmung Lehmwickel zwischen zwei Balken mit Nut eingeschoben und dann verputzt wurden.

Die Häuser waren meist einstöckig und wurden nur im Erdgeschoß als Wohnraum genutzt. Einzige Ausnahme bildete die Stubenkammer, die als gedämmtes Zimmer im Dachboden direkt über der Stube im Erdgeschoss lag und oft durch eine kleine Öffnung im Boden Wärme von unten bekam.[3] Ein solcher Wärmeschacht ist beim Weberhäusl anzunehmen, aber nicht mehr erhalten.

  • Jolanda Drexler-Herold, Denkmäler in Bayern. Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm , Ludwig 1982, (ISBN 3-87490-570-5)
  • Heinrich Streidl, Häuserchronik der Stadt Pfaffenhofen an der Ilm, Lipp 1992, (ISBN 3-7787-2048-1)
  • Marcus Junkelmann, Das greulichste Spectaculum. Die Schlacht bei Höchstädt 1704, Haus der bayerischen Geschichte 2004, (ISBN 3-927-23390-0)
Commons: Weberhäusl (Pfaffenhofen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Liebenswertes Haus für Kinder Pfaffenhofener Kurier 13. Februar 2009
  2. Von der Fletz auf die Gred hinaus - Bairisch rund um Haus und Hof Mittelbayerische Zeitung 24. Juli 2008
  3. Niedertraxl-Gütl Zeitschrift für österreichische Volkskunde 1903

Kategorie:Baudenkmal in Pfaffenhofen an der Ilm