Benutzer:RainerLiBln/Spielwiese

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Arbeitswerttheorie, Version 2017

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Der Inhalt dieses Artikels basiert auf der Darstellung der Arbeitswerttheorie im Buch "Mit Marx zur Marktwirtschaft?" von Rainer Lippert, Tectum Verlag, Wissenschaftliche Beiträge, Reihe Wirtschaftswisse3nschaften, Band 82, ISBN 978-3-8288-3917-5, sowie dem Vorgänger-Buch "Allgemeine Relative Arbeitswerttheorie", epubli, 2012, ISBN 978-3-8442-2556-3.

Wert ist ein gesellschaftliches Verhältnis

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Wert ist ein gesellschaftliches Verhältnis. Wert kann folglich nicht in Gegenständen vergegenständlicht, sondern nur zwischen Menschen herausgebildet werden und auch nur zwischen Menschen wirken: "Die Ökonomie handelt nicht von Dingen, sondern von Verhältnissen zwischen Personen und in letzter Instanz zwischen Klassen; diese Verhältnisse sind aber stets an Dinge gebunden und erscheinen als Dinge." [1]

Bild 1 - Wert - übliche Situation, wenn Tauschpartner miteinander ein Wertverhältnis herausbilden
Bild 1 - Wert - übliche Situation, wenn Tauschpartner miteinander ein Wertverhältnis herausbilden

Bild 1: Wert - übliche Situation, wenn Tauschpartner miteinander ein Wertverhältnis vollenden

Wert – ideelle Anteile und objektiver Anteil

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Wert als gesellschaftliches Verhältnis kann nicht rein objektiv sein. Das wesentliche Merkmal der menschlichen Gesellschaft sind die Menschen selbst – mit ihrem Bewusstsein. Was im Bewusstsein passiert, ist zunächst ideell. So ist das auch beim Wert. ([4], S. 95)

Die Tauschpartner haben üblicherweise vor dem Tausch unterschiedliche Vorstellungen über Wert und Wertäquivalent der Güter, die sie tauschen wollen. In einem Warenhaus wird ein Kunde seine Vorstellungen über den Wert normalerweise einseitig an die Vorstellungen der Verkäuferseite anzupassen haben, um erfolgreich zu sein. Auf dem Basar und in vielen anderen Situationen passen üblicherweise Käufer- und Verkäuferseite ihre individuellen und damit ideellen Vorstellungen über den Wert der zu tauschenden Güter im Dialog aneinander an.

Für einen erfolgreichen Tausch müssen die Tauschpartner in jedem Fall ihre Wertvorstellungen auf die gleiche Wertgröße bringen ([4], S. 92). Die dabei von der Käufer- und der Verkäuferseite gemeinsam herausgearbeitete Wertgröße existiert zwar ebenso, wie zuvor die rein ideellen Vorstellungen, auf ideelle Art im Bewusstsein jedes Tauschpartners. Zusätzlich muss aber diese gemeinsam herausgearbeitete Wertgröße von beiden Partnern für den Tausch nach außen wirksam gemacht werden. Nur der Tausch (bzw. der Kaufvertrag) ist der eindeutige Beleg für die Nützlichkeit der für das Tauschobjekt aufgewandten Arbeit und ebenso für die wirkliche Wertgröße dieses Tauschobjekts. Mit dem Tausch wird die gemeinsame Wertgröße für Dritte, d. h. auch für die gesamte Gesellschaft, relevant. Diese gemeinsame Wertgröße kann nicht mehr von einer Tauschpartnerseite einfach geändert werden, ohne das gesamte darauf basierende Wertverhältnis zu verändern oder gar zu beenden. Die gemeinsame Wertgröße ist die für ein gesellschaftlich wirksames Verhältnis notwendige objektive Komponente ([4], S. 95). Sie steht im Kaufvertrag, wird für die Mehrwertsteuerberechnung und für Versicherungen genutzt, wird Teil der Gesamtwertsumme in der Gesellschaft usw.

Für einen Wert, der mit der Produktion in eine Ware eingebaut würde, gäbe es keine Triebkraft zur Herausbildung.

Wertverhältnis - unter welchen Bedingungen wird ein solches herausgebildet

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In einem typischen Wertverhältnis stellen sich Käuferseite und Verkäuferseite einander gegenüber. Das Ziel, das sie mit dem Wertverhältnis verfolgen, ist der Tausch von nicht frei verfügbaren Gütern, den Wertobjekten (bei Marx "Waren") ([4], S. 99). Die Hauptgründe dafür, dass Wertobjekte nicht frei verfügbar sind, liegen darin, dass zum einen für deren Planung, Entwicklung, Herstellung, Logistik, Verkauf usw. bezahlte Arbeit aufgewendet wird, und zum anderen, dass sie in Eigentumsverhältnisse eingebunden sind. Mit dem Wert in einem Wertverhältnis werden die gesellschaftlichen Entsprechungen der gegeneinander zu tauschenden Güter, nämlich Wertobjekt und Wertäquivalent (üblicherweise in Form von Geld), quantifizierbar gemacht ([4], S. 99).

Triebkräfte für die Herausbildung von Wertverhältnissen

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Wert wird notwendig in der Gesellschaft herausgebildet, weil sowohl die Verkäufer- als auch die Käuferseite mit begrenzten Ressourcen für ihre Lebensgestaltung auskommen muss. Auf der Verkäuferseite unterstützt der Wert das Streben nach Ersatz aller Aufwendungen an begrenzten Ressourcen, die für die Bereitstellung von Wertobjekten (Rohstoffe und Hilfsmaterialien, vorgefertigte Komponenten, managen, planen, entwerfen, produzieren, prüfen, verpacken, versenden, verkaufen usw.) sowie für die Verbesserung und Erweiterung der Verkäuferseite notwendig sind oder zumindest als notwendig erscheinen (Mehrwert). Auf der Käuferseite wirkt der Wert dem unbedachten Anhäufen von Wertobjekten entgegen, insbesondere, wenn diese weniger wichtig für die Käuferseite sind ([4], S. 58). Diese Schutzfunktionen des Wertes werden jedoch nur im Durchschnitt aller ökonomischen Prozesse stabil und zuverlässig von den Marktteilnehmern durchgesetzt, nicht in jedem Einzelfall ([4], S. 29).

Für einen in Waren vor deren Verkauf vergegenständlichten Wert würde es keine Triebkraft zu dessen Herausbildung geben.

Typischer Ablauf, wenn Tauschpartner ein Wertverhältnis miteinander herausbilden

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Bild 2 - Typischer Verlauf eines Wertverhältnisses
Bild 2 - Typischer Verlauf eines Wertverhältnisses

Bild 2: Typischer Verlauf eines Wertverhältnisses

Wert - Einflussgrößen und Herausbildung

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Ein Wertverhältnis wird zwischen den Tauschpartnern auf der gesellschaftlichen Ebene aufgebaut (Bild 2,8) ([4], S. 243). Für die Tauschpartner sind die zu tauschenden Güter, üblicherweise Wertobjekt und Geld, die Bezugspunkte des Wertverhältnisses, das sie miteinander für den Tausch eingehen. Indem die Tauschpartner Wertobjekt und Wertäquivalent tauschen, bilden sie den Wert heraus. Denn ein wesentliches Kriterium für den Wert ist die Nützlichkeit der Tauschgüter, und das einzige Kriterium für die Nützlichkeit ist der Tausch. Der Tausch wird damit erst zum Kriterium der Nützlichkeit der Produktion: "Aber in der Tat werden die individuellen Arbeiten, die sich in diesen besondern Gebrauchswerten darstellen, nur zu allgemeiner und in dieser Form zu gesellschaftlicher Arbeit, indem sie sich wirklich gegeneinander austauschen im Verhältnis der Zeitdauer der in ihnen enthaltenen Arbeit A2. Die gesellschaftliche Arbeitszeit existiert sozusagen nur latent in diesen Waren und offenbart sich erst in ihrem Austauschprozeß." [2]. Mit dem Tausch vollenden die Tauschpartner ihr gesellschaftliches Verhältnis "Wert", das sie zuvor für den Tausch miteinander aufgebaut haben ([4], S. 243-246).

Einen grundlegenden Einfluss auf die Größe der Werte von Wertobjekten haben die Aufwendungen, die notwendig sind, um diese Wertobjekte verfügbar zu machen, d.h. zu entwerfen, zu planen, zu produzieren, zu prüfen, zu bewerben, zu lagern, zu verpacken, zu verkaufen, einen Mehrwert zu generieren usw. Die Aufwendungen widerspiegeln im Wesentlichen die Werte der Arbeitskräfte, die an der Bereitstellung der Wertobjekte beteiligt waren oder sein werden, die angestrebten Mehrwerte, die Werte von dafür verwendeten und nicht frei verfügbaren Naturgütern (siehe unten) sowie Zahlungen an die Gesellschaft (Steuern), u. a. weil die Gesellschaft etliche Leistungen erbringt, damit Unternehmen Wertobjekte bereitstellen können. ([4], S. 26)

Je nach Situation kann die realisierte Wertgröße, die sich aus all den oben genannten Faktoren ergibt, nach oben oder unten von der durch die Verkäuferseite angestrebten Wertgröße abweichen. Die Abweichungen können durch strategische Planungen bedingt sein, aber auch durch Verhandlungsgeschick, Unwissenheit, Wettbewerberprodukte, Überalterung usw. beeinflusst werden.

Werte der Arbeitskräfte und weiterer Anspruchsberechtigter[Bearbeiten]

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Ein bedeutender Bevölkerungsanteil muss seine Arbeitskraft verkaufen, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. In der Interpretation der Arbeitswerttheorie sind es die Existenzmittel, welche die Arbeitenden mit dem Geld, dass sie als Gegenleistung für den Verkauf ihrer Arbeitskraft erhalten, als Anrecht erwerben: Lebensmittel, Geld für Mieten, Geld für Kommunikation, technische Geräte, Dienstleistungen, kulturelle Veranstaltungen usw. Der Umfang an Existenzmittel, den die einzelnen Arbeitskräfte von ihrem Einkommen beziehen können, korrespondiert mit dem Wert ihrer jeweiligen Arbeitskraft. Dieser Wertumfang ist keine absolute Größe, sondern er entspricht einem prozentualen Anteil an allen (ökonomisch) zu verteilenden Wertobjekten. ([4], S. 190)

Diese Werte der Arbeitskräfte gehen als Ansprüche mit ein in die erwarteten Wertgrößen der potenziellen Wertobjekte, die sie mit bereitstellen (entwickeln, planen, produzieren, prüfen, werben, verteilen, verkaufen, all die Prozesse in verschiedenen Bereichen absichern und unterstützen – Rechtsabteilung, Gebäudeservice usw.).

In die erwarteten Wertgrößen der potenziellen Wertobjekte fließen auch die Werte bestimmter Naturgüter ein. Solche Werte basieren nicht auf dem Wert der "Arbeitskraft Natur", sondern sind politisch begründet durch das Eigentum an bestimmten Naturgütern in Verbindung mit deren Knappheit. Die Eigentümer oder auch die Pächter solcher Naturgüter können, aufgrund ihres Eigentums / ihrer Pacht und der u. a. damit verbundenen Verknappung dieser Naturgüter, Gegenleistungen für die Abgabe dieser Naturgüter beanspruchen. ([4], S. 190) Zusätzlich fallen Gewinnungskoten für diese Naturgüter an.

Ein Wertobjekt entspricht nach der hier dargestellten Interpretation der Arbeitswerttheorie in etwa der Ware, wie sie üblicherweise in der Arbeitswerttheorie dargestellt wird. Es gibt aber wesentliche Unterschiede ([4], S. 36, 37):

  • In ein Wertobjekt kann, bei dessen Produktion, keine gesellschaftlich nützliche Arbeit vergegenständlicht werden. Ob Arbeit nützlich ist, wird erst durch den Verkauf des Arbeitsergebnisses bestimmt. Vorher ist die aufgewandte Arbeit nur potenziell nützlich. Folglich ist ein Wertobjekt vor dem Verkauf nur ein "potenzielles Wertobjekt" und wird erst mit dem Kauf zu einem realen.
  • Eine Ware wird üblicherweise in der Art aufgefasst, dass in dieser gesellschaftlich nützliche Arbeit vergegenständlicht wurde, im Beispiel wären das € 120.
  • Die Werte der Arbeitskräfte, die an der Entwicklung, Produktion, Verteilung usw. des potenziellen Wertobjektes beteiligt waren, werden, proportional zu ihren Arbeitsanteilen, als Ansprüche mit dem potenziellen Wertobjekt verknüpft.
  • Verknüpft mit dem Wertobjekt werden auch (indirekt) die Werte der Arbeitskräfte von Zulieferern, von Maschinenherstellern usw. Auch die Kosten maschineller Arbeitskräfte (Stromverbrauch, Programmierung, Erweiterung etc.), ebenso die wirksam gemachten Ansprüche von Eigentümern an nicht frei verfügbaren Naturgütern sowie Zahlungen an die Gesellschaft werden mit dem Wertobjekt verknüpft. Zusätzlich wird ein Mehrwert auf all diese Wertgrößen aufgeschlagen, um die Wertobjektbereitstellung zu verbessern und zu erweitern. Der Mehrwert wird sicherlich in vielen Fällen in beträchtlichem Umfang in egoistischer Weise missbraucht.
  • Die Werte der menschlichen und maschinellen Arbeitskräfte und die Ansprüche der Eigentümer an bestimmten Naturgütern plus der Mehrwert bilden zusammen einen Anspruch auf Gegenleistung für den erwarteten Fall, dass das Wertobjekt verkauft wird. Dieser Anspruch auf Gegenleistung wird von der Verkäuferseite des (zunächst potenziellen) Wertobjektes als virtuelles Wertattribut mit eben diesem Wertobjekt verknüpft und als Preis sichtbar gemacht ([4], S. 25, 27): Auf dem Bild verknüpft die Verkäuferseite einen Anspruch von € 120 als Gegenleistung für die Abgabe dieses möglichen Wertobjektes.
  • Ein Wertobjekt muss nichts Gegenständliches sein und muss auch nicht zwingend Ergebnisse menschlicher Arbeit enthalten. Zu den Wertobjekten zählen auch Ideen (Patente, Bücher, …), Musikaufführungen usw. sowie bestimmte Naturgüter.

Die Käuferseite hat im Eigentum oder in der Verfügungsgewalt Geld, das sie üblicherweise durch den Verkauf ihrer Arbeitskraft erworben hat und mit einer Bindungskraft, die sie proportional zur Werthöhe des Geldes herausbildet, festhält ([4], S. 106; die Bindungskraft wird dort als Bindungsenergie bezeichnet). Diese Bindungskraft kann als Vektor dargestellt werden (Bild 2,1). Der der Käuferseite zur Verfügung stehende Umfang an Geld korreliert üblicherweise mit dem Wert ihrer Arbeitskraft. Mit dem Geld verbinden der Herausgeber des Geldes, die Käuferseite, die Verkäuferseite und alle anderen Menschen in einem Währungsgebiet ein Wertattribut, das einem Anrecht auf einen prozentualen Anteil an allen in einem Währungsgebiet vorhandenen Wertobjekten entspricht, der mit der dazugehörigen Wertgröße des Geldes erworben werden kann.([4], S. 189) Das Wertattribut verdeutlicht, dass die Tauschmöglichkeit nicht in das Geld eingebaut ist. Vielmehr wird die Tauschmöglichkeit vom Herausgeber des Geldes versprochen, mit dem Geld als ein virtuelles Wertattribut verknüpft, und üblicherweise von allen Menschen innerhalb eines Währungsgebietes in gleicher Weise akzeptiert.

Gewichtetes Bedürfnis

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Im Beispiel auf dem Bild 2 hat die Käuferseite verschiedene Bedürfnisse nach verschiedenen potenziellen Wertobjekten für gleiche und unterschiedliche Ziele ausgeprägt (Bild 2.1). Sie muss diese Bedürfnisse wichten, da sie nur begrenzte finanzielle Möglichkeiten für den Erwerb von Wertobjekten hat.

Gewichtete Beziehungsstärke

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Ein Bedürfnis davon verstärkt sie in dem dargestellten Beispiel besonders, nämlich das zu einer Espressomaschine. Dieses starke gewichtete Bedürfnis wird hier als gewichtete Beziehungsstärke ([4], S. 67) bezeichnet und auf dem Bild als Beziehungsstärkevektor dargestellt (Bild 2,2) ([4], S. 53). In die Wichtung muss die Käuferseite das Wertattribut des (zunächst potenziellen) Wertobjektes einbeziehen, weil sie die Ansprüche der Verkäuferseite für einen möglichen Erwerb des Wertobjektes beachten muss. In einem Supermarkt o. ä. wird die Käuferseite für einen erfolgreichen Kauf üblicherweise das Wertattribut eines potenziellen Wertobjektes akzeptieren müssen, d. h. sie muss ihre gewichtete Beziehungsstärke im Allgemeinen einseitig anpassen. Auf einem Basar wird sie üblicherweise verhandeln. In den meisten anderen wirtschaftlichen Bereichen der Gesellschaft wird üblicherweise ebenfalls gehandelt. In dem Beispiel auf dem Bild gibt die Käuferseite ihrem Beziehungsstärkevektor eine Wertgröße von €120, damit das Wertverhältnis aufgebaut und sie das Wertobjekt gegen ein entsprechendes Wertäquivalent in Empfang nehmen kann.

Verkäuferseite

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Die Verkäuferseite hat im Eigentum oder in der Verfügungsgewalt diverse Güter, die sie zum Verkauf anbietet – bei Marx sind das Waren. Hervorgehoben ist auf dem Bild eine Espressomaschine, die hier als zunächst potenzielles Wertobjekt bezeichnet wird.

Mit dem potenziellen Wertobjekt wird von der Verkäuferseite ein Wertattribut verknüpft, das deren Anspruch auf Gegenleistung für den Fall zum Ausdruck bringt, dass jemand dieses als Wertobjekt erwerben möchte (Bild 2,3). Dieses Wertattribut wird als Preis sichtbar gemacht.

Das Wertattribut kann mit dem akademischen Titel "Doktor" beim Menschen verglichen werden. "Doktor" kann als Attribut gesehen werden, das mit den Menschen verbunden wird, die diesen Titel erworben haben. Als solcher wird der Titel jedoch nicht eingebaut in die Menschen. Dieses Attribut wird nur auf der gesellschaftlichen Ebene herausgebildet und wirkt nur dort. Von der Natur kann das nicht erfasst werden. Die Bezugspunkte solcher Attributs liegen aber in den Menschen, die diesen Titel tragen, weil sie bestimmte Leistungen erbracht haben, die von der Gesellschaft entsprechend anerkannt werden. Als gesellschaftliches Verhältnis kann ein solches Attribut ebenfalls aufgefasst werden, da einer einseitigen Selbst-Qualifizierung mit solch einem Titel durch eine Person das Äquivalent auf der gesellschaftlichen Seite fehlen würde. Solch eine Situation kann mit einer Ware verglichen werden, in der angeblich ein Wert vergegenständlicht sein soll, aber niemand die Ware kauft.

Die Verkäuferseite wird das potenzielle Wertobjekt mit einer Bindungskraft an sich binden, deren Stärke proportional zum Wertattribut ausgeprägt sein wird ([4], S. 107; dort als Bindungsenergie bezeichnet): Ein Wertobjekt für € 120 wird sie üblicherweise für € 120 abgeben und nicht für € 80. Diese Bindungskraft kann als Vektor dargestellt werden (Bild 2,3). Um an das Wertobjekt zu gelangen, muss der Käufer diese Bindungskraft mit einem entsprechenden Angebot überwinden.

Wertattribut und Werte der Arbeitskräfte

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Das Wertattribut eines Wertobjekts auf der Verkäuferseite widerspiegelt üblicherweise die Werte der Arbeitskräfte, die an der Bereitstellung des Wertobjektes beteiligt waren, sind oder sein werden, direkt (für die Produktion etc.) oder indirekt (für Rohstoffe und Hilfsmaterialien, für vorgefertigte Komponenten). Diese Arbeitskräfte managen, planen, entwerfen, konstruieren, produzieren, prüfen, verpacken, versenden, verkaufen, kommunizieren, werben, sorgen für die Sicherheit, für die reibungslose Kommunikation, reinigen usw. Dazu kommen Kosten für maschinelle Arbeitskräfte – für deren Betrieb, Wartung, Reparatur, Aktualisierung, Platzbedarf und für deren Ersatz. In das Wertattribut eines Wertobjektes werden auch die Ansprüche von Eigentümern / Pächtern an bestimmten und für das Wertobjekt verwendeten Rohstoffen einbezogen. Auf all diese Kostenbestandteile wird ein angestrebter Mehrwert aufgeschlagen ([4], S. 69).

Nach der hier vorgestellten Arbeitswerttheorie muss im Durchschnitt aller Produktionsprozesse jeder an der Bereitstellung von Wertobjekten Beteiligte einen Mehrwert generieren. Das Problem ist, das "gerechte Einkommen" für die Geschäftsführer usw. zu ermitteln. Es gibt dafür keine Tabellen etc. Üblicherweise werden solche Einkommensbezieher sich Einkommen zuteilen, das sie selbst als gerecht empfinden. Doch dem wird nur in wenigen Fällen so sein. Das, was über dem "gerechten Einkommen" liegt, wird als Ausbeutung bezeichnet. Da man "gerechte Einkommen" dieser Personengruppe nicht widerspruchsfrei ermitteln kann, ist es auch nicht möglich, den dazugehörigen Mehrwert zu benennen.

Gewichtete Beziehungsstärke zum Wertäquivalent

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Die zunächst potenzielle Verkäuferseite baut, in Verbindung mit der zunächst potenziellen Käuferseite, eine gewichtete Beziehungsstärke zum gebotenen Wertäquivalent auf (Bild 2,4) ([4], S. 55). Dieses Wertäquivalent bietet die potenzielle Käuferseite für das potenzielle Wertobjekt.

Das Wertverhältnis zwischen Käufer- und Verkäuferseite

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Wie weiter oben beschrieben, hat die potenzielle Käuferseite ein gewichtetes Bedürfnis zu dem gewünschten potenziellen Wertobjekt aufgebaut und der potenziellen Verkäuferseite den Kaufwunsch signalisiert. Die potenzielle Verkäuferseite erfasst die gebotene Gegenleistung (Bild 2,4). Je nach Situation wird die potenzielle Käuferseite den Anspruch der potenziellen Verkäuferseite akzeptieren und das gewünschte Wertäquivalent abgeben, um das gewünschte Wertobjekt zu erhalten, oder sie wird versuchen, den Preis herunterzuhandeln.

Käuferseite und Verkäuferseite - gemeinsame Wertgröße

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Zum Tausch wird es kommen, wenn Käuferseite und Verkäuferseite sich auf eine gemeinsame Wertgröße einigen. Die gemeinsame Wertgröße wird erreicht, wenn die potenzielle Käuferseite ihre gewichtete Beziehungsstärke an den Anspruch der potenziellen Verkäuferseite auf ein Wertäquivalent anpasst oder sich beide auf eine gemeinsame Wertgröße einigen. In jedem Fall müssen für den Tausch die gewichteten Beziehungsstärken der potenziellen Käuferseite zum potenziellen Wertobjekt und der potenziellen Verkäuferseite zum Wertäquivalent aneinander angeglichen werden. Werden die gewichteten Beziehungsstärken dabei als Vektoren betrachtet, bedeutet dies, dass die Tauschpartner die Wertgrößen ihrer Beziehungsstärkevektoren in Übereinstimmung zu bringen haben. Die Richtungen dieser Vektoren wirken aber genau entgegengesetzt. Beide Beziehungsstärkevektoren müssen den gleichen Wertbetrag aufweisen, da das gesellschaftliche Verhältnis Wert keine Singularität ist: "Ein Arbeitsprodukt, für sich isoliert betrachtet, ist also nicht Werth, so wenig wie es Waare ist. Es wird nur Werth, in seiner Einheit mit andrem Arbeitsprodukt, oder in dem Verhältniß, worin die verschiedenen Arbeitsprodukte, als Krystalle derselben Einheit, der menschlichen Arbeit, einander gleichgesetzt sind." [3] Und was für das gesamte Wertobjekt (im Zitat als Ware bezeichnet) gilt, muss auch für jeden Teil des Wertobjektes gelten, d. h. es kann auf einer Seite kein "Wertanteil fehlen" oder "zu viel" da sein. Einem "fehlenden Wertanteil" würde ein Wertäquivalent-Anteil gegenübergestellt, das für keinen Wertanteil ein Äquivalent wäre und einem "zu viel an Wert" würde kein Wertäquivalent gegenübergestellt, so dass die Nützlichkeit für dieses "zu viel" nicht gegeben und damit kein Wert für diesen Teil des Wertobjektes gegeben wäre.

Von konkreter Nützlichkeit zu Eigentum

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Während potenzieller Käufer und potenzieller Verkäufer die Wertgrößen ihrer Beziehungsstärkevektoren einander angleichen ([4], S. 68), abstrahieren sie damit von den konkreten Eigenschaften von Wertobjekt und Wertäquivalent und lenken ihre Beziehungsstärken zu Wertobjekt und Wertäquivalent, jeweils in Gestalt von Eigentum, denn auf der gesellschaftlichen Ebene werden sie Eigentum gegen Eigentum tauschen (Bild 2,5) ([4], S. 89).

Wirkungskräfte für den Tausch

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Sobald bei beiden Tauschpartnern der Tauschwille Eigentum gegen Eigentum in der von beiden akzeptierten Werthöhe gegeben ist, werden die gewichteten Beziehungsstärken in Wirkungskräfte gewandelt, welche den Tausch bewirken (Bild 2,6). Diese Wirkungskräfte können ebenfalls als Vektoren dargestellt werden (Bild 2,7) ([4], S. 54). Die Wertgrößen dieser Wirkungsvektoren entsprechen den Wertgrößen der angeglichenen gewichteten Beziehungsstärken, denn sie betreffen die gleichen Tauschobjekte. Abstrahiert wird nur von den konkreten Ausführungsformen im Detail, doch die erwartete Nützlichkeit wird durch den Wechsel auf die gesellschaftliche Ebene nicht verändert – sie wird auf der gesellschaftlichen Ebene von den Tauschpartnern lediglich in abstrakter Form betrachtet ([4], S. 89). Mittels der Wirkungskräfte tauschen Käufer und Verkäufer wertgleich Wertobjekt als Eigentum gegen Wertäquivalent als Eigentum (Bild 2,8) ([4], S. 89). Nach dem Tausch ist das gesellschaftliche Verhältnis "Wert" beendet.

Zu beachten ist jedoch, dass z. B. in einem Technik-Shop der Kunde das erworbene Gerät innerhalb von 14 Tagen zurückgeben kann. Damit wird das Wertverhältnis erst 14 Tage nach dem physischen Tausch beendet. Solange kann das Wertverhältnis als ein "Wertverhältnis auf Probe" bezeichnet werden ([4], S. 117).

Quellenangaben [1] Friedrich Engels: Karl Marx, "Zur Kritik der politischen Ökonomie", Zweites Heft [2] Karl Marx: Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie. In: Werke, Bd.13, S.622/623 [3] Wikipedia, Werttheorie, Arbeitswerttheorie, Karl Marx; Karl Marx MEGA II/6: 4] "Mit Marx zur Marktwirtschaft?", Rainer Lippert, Tectum Verlag, Wissenschaftliche Beiträge, Reihe Wirtschaftswissenschaften, Band 82, ISBN 978-3-8288-3917-5