Benutzer:Ravalejo/SamaNeu

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Samariterstraße

Das Samariterviertel (umgangssprachlich auch Samariterkiez oder Nordkiez genannt) ist ein Wohngebiet im Berliner Ortsteil Friedrichshain des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Seinen Namen verdankt es der Samariterkirche, die das Viertel optisch prägt.

Das Viertel befindet sich rund 3,5 Kilometer östlich des Alexanderplatzes. Somit liegt es am Rand des durch die Ringbahn definierten Berliner Stadtzentrums. Die Grenzen des Wohngebietes bilden im Norden die Eldenaer Straße, im Osten die Ringbahn jenseits der Pettenkofer Straße und im Süden die Frankfurter Allee. Die westliche Ausdehnung des Kiezes wird jedoch unterschiedlich interpretiert: Traditionell endet das Samariterviertel an der Proskauer Straße. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg definiert die Ausdehnung in seinem "Planungsraum Samariterviertel" aber wesentlich größer - es endet demnach erst an der Petersburger Straße. Das vom Berliner Senat beschlossene "Sanierungsgebiet Samariterviertel" (1993-2008) endete an der Kreuzung Liebigstraße/Rigaer Straße, so dass das Areal westlich und südlich davon nicht zum Sanierungsgebiet gehörte.

Wegen der Industriellen Revolution wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts erwartet, dass die Bevölkerungszahlen in Berlin und seinem Umland extrem stark ansteigen würden. Es entstanden damals zahllose neue Fabriken, die hunderttausende Arbeiter aus anderen Landesteilen anlockten. Und diese Arbeiter brauchten Wohnungen! Stadtplaner James Hobrecht entwickelte deshalb 1862 einen Plan, nachdem viele noch unbebaute Flächen (zum Beispiel Wiesen und Felder) in Wohngebiete umgewandelt werden sollten - so auch am östlichen Stadtrand. Der Bevölkerungszuwachs war dann aber bei weitem nicht so dramatisch wie in anderen Großstädten. Das heute als Samariterviertel bekannte Areal blieb deshalb noch Jahrzehnte unbebaut. Zudem schreckte der Gestank des unmittelbar angrenzenden Schlachthofes Investoren ab. Erst kurz vor der Jahrhundertwende entstand der Bedarf, auch dieses Areal zu bebauen. Nach Fertigstellung der Samariterkirche (1894) wurden die umliegenden Grundstücke an Bauherren verkauft. In den darauf folgenden 20 Jahren entstand ein typisches Berliner Mietskasernen-Viertel mit seinen zahllosen Hinterhöfen und schlechten Lebensbedingungen. Eine Ausnahme bilden die Genossenschaftshäuser des Berliner Spar- und Bauvereins: Die Wohnanlage an der Proskauer Straße (zwischen Schreiner- und Bänschstraße) wurde vom Architekten Alfred Messel unter den sozialverträglichen Vorgaben des Reformwohnungsbaus errichtet. Durch die flächendeckende Blockbebauung blieben Erholungsorte selten. Lediglich der kleine Schleidenplatz im Südosten des Viertels, der Forckenbeckplatz im Nordwesten und die Promenade in der Mirbachstraße (seit 1951 Bänschstraße) brachten etwas Grün in den Kiez.

Die Bevölkerungsstruktur glich der vieler anderer Mietskasernenviertel: Die Beletage des Vorderhauses konnte sich nur eine relativ wohlhabende Familie leisten. In den darüberliegenden Etagen des Vorderhauses wohnten Besserverdienende wie Lehrer, Beamte und Angestellte. Doch die große Masse der Bevölkerung (einfache Arbeiter, Tagelöhner, Waschfrauen, etc.) wohnte in den schäbigen Wohnungen im Hinterhaus oder im Seitenflügel.

Sanierungsgebiet

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1993 beschloss der Berliner Senat, das Viertel als Sanierungsgebiet auszuweisen. Grund dafür waren die erheblichen baulichen Mängel in zahlreichen Häusern. Besonders der schlechte Zustand der Fenster, Heizanlagen und Fassaden wurde hervorgehoben. Nach Angaben der Zeitung Neues Deutschland vom Oktober 1993 wurden damals noch zwei Drittel der Wohnungen mit Kohleöfen beheizt, was eine erhebliche Luftverschmutzung verursachte. Nur die Hälfte der Wohnungen besaß Badewanne oder Dusche und 13 % der Wohnungen hatten nicht einmal eine Innentoilette. Von insgesamt 5302 Wohnungen waren 900 wegen baulicher Mängel sogar unbewohnbar. In den folgenden 15 Jahren investierte das Land Berlin mehr als 100 Millionen Euro in Modernisierungen, bis im Januar 2008 der Status als Sanierungsgebiet beendet wurde. 2009 wurde das Samariterviertel vom Bundesverkehrsministerium mit dem Nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur ausgezeichnet.[1]

Aktuelle Situation

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Mittlerweile sind fast alle Häuser saniert.[2] Zahlreiche Baulücken, die durch den Zweiten Weltkrieg verursacht worden waren, wurden mit Spielplätzen, Fußballplätzen oder modernen Wohnhäusern bebaut. In vielen Straßen wurden die Fahrbahnen und Bürgersteige saniert, dazu gehörte auch das Absenken der Bordsteinkanten an Kreuzungen sowie verkehrsberuhigende Maßnahmen. Die Promenade in der Bänschstraße war zu DDR-Zeiten zu einem "wilden Parkplatz" verkommen. Sie wurde neugestaltet und bekam ihre ursprüngliche Funktion als Flaniermeile zurück.

Im Februar 2021 bekam das Samariterviertel vom Bezirksamt den Status eines „Sozialen Erhaltungsgebietes“. Damit sollen vor allem drei Dinge weitgehend verhindert werden: Luxus-Sanierungen und daraus folgende extreme Mieterhöhungen, Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen, Umwandlung von Mietwohnungen in Gewerbeflächen/Ferienwohnungen.


Das Samariterviertel hat eine Fläche von 33,8 Hektar (rund 0,34 km²) und umfasst 263 Grundstücke. 8370 Einwohner lebten am Stichtag 31. Dezember 2006 hier. Zu Beginn der Sanierung lag die Einwohnerzahl nur bei 6223 – ein Anstieg um 34,5 % in 13 Jahren. Dieser Anstieg geht zurück auf die Vermietung ehemals unsanierter, leerstehender Wohnungen, aber auch auf die Schaffung neuen Wohnraums. Der Bevölkerungszuwachs verlief allerdings nicht gleichmäßig. Bis 1999 ging die Einwohnerzahl aufgrund der starken Sanierungstätigkeit sogar auf 5800 zurück und stieg in den Folgejahren dann wieder um 44,3 % in sieben Jahren an.[3]

Viele der ehemaligen Bewohner sind nach der Sanierung nicht zurückgekehrt. Durch den Zuzug von „neuen“ Bewohnern hat sich das Viertel sozial stark verändert. Die das Straßenbild prägenden Lebensstile gleichen der urbanen Mittelschicht, wie man sie sonst eher in mittlerweile bürgerlichen Vierteln (Kollwitzkiez, Winterfeldtplatz) findet.[4]

Eine Ausnahme bildet hier die von Punks aus ganz Europa geprägte Rigaer Straße. Die bunten Fassaden der ehemals besetzten Häuser stehen im Gegensatz zu denen der ockerfarbenen Häuser mit Eigentumswohnungen in der Bänschstraße, die sich nur zwei Parallelstraßen weiter befindet.

Verkehrsanbindung

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Die Bundestraße 1 (B1 - dort gleichzeitig B5) führt vom Alexanderplatz nach Osten Richtung Frankfurt Oder. Sie erstreckt sich dabei entlang der Südgrenze des Samariterviertels (Frankfurter Allee). Das wichtigste Transportmittel im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist die U-Bahn-Linie 5 (U5), die vom Alexanderplatz kommend nach Osten führt. Vom "Alex" bis zur Station Samariterstraße beträgt die Fahrzeit nur 7 Minuten.

Mit dem Samariterkiez verbundene Personen

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  • Werner Gladow: 18-jähriger Anführer der berüchtigten "Gladow-Bande". Er wohnte trotz seiner Verbrecherkarriere zeitweilig noch bei seinen Eltern in der Schreinerstraße und wurde dort nach einer stundenlangen Schießerei mit der Polizei festgenommen. Gladow wurde 1950 in Frankfurt/Oder als einer der ersten DDR-Bürger zum Tode verurteilt und mit der Guillotine hingerichtet.
  • Gustav Völpel: letzter Henker von Berlin, außerdem Mitglied der Gladow-Bande – wohnte in der Gabelsberger Straße (heute Silvio-Meier-Straße).
  • Silvio Meier: Aktivist der links-alternativen Szene – wurde 1993 im U-Bahnhof Samartiterstraße von Neonazis ermordet. Die angrenzende Gabelsberger Straße wurde zu seinen Ehren 2013 in Silvio-Meier-Straße umbenannt.
  • Rainer Eppelmann: langjähriger Pfarrer der Samaritergemeinde, später letzter Verteidigungsminister der DDR.

Einzelnachweise

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  1. StadtbauenStadtleben.de: Ergebnisse > Engagiert für die Stadt Abgerufen am 11. Dezember 2011.
  2. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Aufgehobenes Sanierungsgebiet Friedrichshain-Kreuzberg – Samariterviertel
  3. friedrichshain-magazin.de (Memento des Originals vom 20. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.friedrichshain-magazin.de>
  4. Peter Nowak: Monopoly in Friedrichshain: Townhouses und Modernisierungen vertreiben Mieter/innen. In: MieterEcho Nr. 349 vom September 2011

Koordinaten: 52° 31′ 2″ N, 13° 28′ 2″ O

Kategorie:Ort in Berlin Kategorie:Berlin-Friedrichshain Kategorie:Prämiertes Bauwerk (Nationaler Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur) Kategorie:Prämiertes Bauwerk in Berlin