Benutzer:Unicum14/Institutionelle Sozialarbeit

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Institutionelle Sozialarbeit ist eine Art der Prozessteuerung in der Sozialen Arbeit, der Sozialpädagogik und im Sozialwesen. Grundsätzliches Anliegen der Institutionellen Sozialarbeit ist – wie auch in der allgemeinen Sozialen Arbeit – die Verbesserung der Lebenslagen von Menschen sowie die Stärkung ihrer Befähigungskompetenzen und Teilhabechancen. Institutionelle Sozialarbeit zielt für dieses Anliegen speziell auf die Ebene der organisational ablaufenden Vorgänge und Verfahren zwischen, in und mit Institutionen ab. Sie agiert dafür innerhalb der Träger- und Erbringerlandschaft sozialer Dienste, aber auch mit weiteren Institutionen, z.B. kommunale Verwaltungen, Unternehmen.

Der Begriff „Institutionelle Sozialarbeit“ wurde in den letzten Jahren insbesondere im Kontext der Sozialplanung und des Sozialmanagements geprägt. Bestrebungen der Professionalisierung Sozialer Arbeit führten und führen dazu, das professionelle Handeln Sozialer Arbeit auf dieser institutionellen Ebene zu beforschen, zu evaluieren, theoretisch zu fassen und so fachlich zu fundieren. Das so entstandene Wissen über die Steuerung zwischen, in und mit Institutionen wurde auch in der Ausbildung Sozialer Arbeit im Masterstudiengang Soziale Arbeit an der Hochschule Coburg zugänglich gemacht. Mit diesen Bemühungen entwickelte sich das Verständnis Institutioneller Sozialarbeit als eine fachliche Vertiefung im Rahmen der Profession und Disziplin Sozialer Arbeit.

Mithilfe dieser professionellen Steuerungsart werden zum einen die Planung und Umsetzung der Daseinsvorsorge und Versorgung rund um die Leistungen des Sozialstaates auf den Weg gebracht. Zum anderen werden in Kooperation mit Organisationen (Schulen, Unternehmen, Vereine etc.) Projekte durchgeführt. Diese Projekte arbeiten meist auf der Basis von ressourcenorientierten Methoden und Ansätzen der Sozialen Arbeit. Institutionelle Sozialarbeit setzt an den fachlichen Bezügen in Organisationen an und koppelt sie mit den jeweiligen Aufgabenfeldern, z.B. in Stadtteilen oder in Gemeinden. Zusammen mit den dort agierenden Organisationen und Fachpersonen werden gesetzlich mögliche Finanzierungsquellen, aber auch finanzielle Unterstützungsleistungen aus privaten und öffentlichen Quellen gesucht. Das Schreiben von Projektanträgen gehört zum Job. Die Aufgaben beziehen sich auf Intervention, Prävention und auf die Möglichkeiten der sozialen Innovation.

Unterscheidung gegenüber anderen Formen der Sozialarbeit

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Institutionelle Sozialarbeit unterscheidet sich von anderen Formen der Sozialen Arbeit durch:

- Steuerungsperspektive (im Unterschied zu operativen Tätigkeiten)

- Kompetenzen „Entwickeln, Planen, Führen, Verwalten“ (im Unterschied zu z.B. „Beratung“)

- Hohes Maß an „Feld“perspektive, z.B. Träger und Erbringer sozialer Dienste, Region, Gemeinde, Abteilung einer Organisation (im Unterschied zur „Fall“perspektive, z.B. Patient*in, Klient*in)

In diesen Besonderheiten liegt auch ihre praxisorientierte Relevanz. Es geht um die Steuerung der Praxis der Sozialen Arbeit in institutionellen Kontexten, z.B. in Organisationen und Netzwerken. Das Ziel ist es, aktiv die Methoden und Verfahren der Sozialen Arbeit in der Steuerung in sozialen Organisationen anzuwenden. Institutionelle Sozialarbeit hat das Bestreben, Personen des eigenen Fachs so auszubilden, dass sie in der Lage sind, diese Aufgaben selbst zu übernehmen. Die Steuerung wird damit nicht anderen, fachfremden Professionen ganz überlassen, z.B. der Betriebswirtschaft. Insofern ist die Institutionelle Sozialarbeit auch ein interdisziplinärer bzw. interprofessioneller Ansatz, der verschiedene Fachrichtungen miteinander vernetzen will.

Berufliche Aufgabe und Curriculum

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Sozialarbeiter*innen, die den beruflichen Schwerpunkt „Institutionelle Sozialarbeit“ in einem Masterstudiengang der Sozialen Arbeit (Abschluss: Master of Arts) studiert haben, sind meist auf bereichsübergreifenden Ebenen in institutionellen Kontexten Sozialer Arbeit (Organisationen, Netzwerke, Aktionsgruppen) tätig. Sie besitzen neben den Kompetenzen „Entwickeln“, „Planen“, „Führen“, „Verwalten“ einen weiten fachlichen Blick über die Konzepte, Methoden und Verfahren der Sozialen Arbeit. Sie haben meist in einem grundständigen Bachelor- oder Diplomstudiengang bereits Soziale Arbeit oder ein verwandtes Fach studiert (z.B. Abschluss: Bachelor of Arts). Sie können daher besser als das Personal anderer Professionen und Fachdisziplinen einschätzen, für welche subjektiven und lokalen Situationen z.B. Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit oder Gemeinwesenarbeit angemessene Hilfe- und Aktionsformen sind. Sie verstehen z.B. Ansätze wie „Sozialraumorientierung“ oder „Klinische Sozialarbeit“ als Teilaspekte im Hilfespektrum.

Um die Sozialarbeiter*innen in Institutioneller Sozialarbeit weiter zu qualifizieren, sollten folgende Module und Inhalte Bestandteil eines Curriculums im Masterstudium sein:

Modulbausteine (Auswahl):

  • Kompetenz „Entwickeln“:
    • Maßnahmenentwicklung in der Sozialen Arbeit. Bedürfnis-, Bedarfs- und Ressourcenorientierung. Empowerment. Social Entrepreneurship. Aktionsformen, z.B. BarCamp.
  • Kompetenz „Planen“:
    • Beteiligungsverfahren. Steuerungsmix. Sozialplanung. Sozialer Raum.
  • Kompetenz „Führen“:
    • Führungsstile. Führungspraxis. Ethik und soziale Unternehmensverantwortung.
    • Team-, Entscheidungstechniken.
  • Kompetenz „Verwalten“:
    • Arbeiten mit Bilanzen. Fachbezogene BWL. Public Management. Reichweiten grundlegender Steuerungsmöglichkeiten.
  • Recht und Ethik in der Sozialen Arbeit:
    • Institutionelle, professionelle Prinzipien (IFSW, IASSW). Ethik- und rechtgebunde soziale Fachlichkeit.
  • Sozialwirtschaft:
    • Soziale Frage des 21. Jahrhunderts. System der Sozialen Sicherung. Finanzierungsmodelle. Dritter Sektor.
  • Personal und Organisation:
    • Personalbedarf für eine wirkungsorientierte Soziale Arbeit: Organisationstheorien/-analysen. Quantitatives und qualitatives Personalmanagement.
  • Outcomeorientierte Steuerung:
    • Marketing, Controlling, Qualitatsmanagement in der Sozialen Arbeit.
  • Organisationskultur:
    • Entwicklung von Maßnahmen und Projekten. Institutionelle Veränderbarkeit von Organisationen. Projektmanagement.
  • Forschungsprogramme und -projekte:
    • Recherchen nach Möglichkeiten zur Beantragung von Praxis- und Forschungsprojekten in der Sozialen Arbeit. Schreiben von Anträgen. Drittmitteleinwerbung.
  • Empirische Praxisforschung:
    • Wissenschaftsbasiertes Vorgehen in der Sozialen Arbeit. Quantitative und qualitative Forschung. Evaluation von Maßnahmen.

Professioneller Handlungsbezug

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Ausgangspunkt sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die von Sozialarbeiter*innen und anderen beteiligten Berufen sowie von Ehrenamtlichen und Honorarkräften ressourcenorientiert begleitet werden, damit sie zu besseren eigenen Befähigungskompetenzen und Teilhabechancen gelangen.

Institutionelle Sozialarbeit stärkt die fachliche Identität der Sozialen Arbeit mit ihren Bezügen zu den Konzepten, Methoden und Verfahren der Sozialen Arbeit. Ihr Handlungsbezug richtet sich auf die Aufgaben und Leistungen von sozialen Diensten wie z.B. Beratung, Hilfe zur Erziehung, Arbeitsvermittlung, Soziale Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren*innen. Die sozialen Dienste stellen das institutionalisierte Bedingungsgefüge der Sozialen Arbeit und der Sozialpädagogik rund um die Lebenslagen von Menschen dar. Soziale Dienste sind eng gekoppelt an ihre Träger. Die sozialen Dienste können freie Träger, öffentliche Träger, Verwaltungsträger, private und gewerbliche Träger, aber auch Arbeitsgemeinschaften wie die Jugendringe sein. Klassischerweise gehören die organisatorischen Ausprägungen der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege dazu: Arbeiterwohlfahrt, Caritasverband, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Rotes Kreuz, Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche, Zentralwohlfahrtsverband der Juden in Deutschland. Hinzu kommen zahlreiche kleinere und größere Verbände der freien Wohlfahrtspflege sowie alle Aktionsformen, bei denen Soziale Arbeit / Sozialpädagogik beteiligt ist.

Koppelung mit Sozialmanagement

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Die fachlichen Leistungen der Institutionellen Sozialarbeit sind eng gekoppelt mit den Ansätzen des Sozialmanagements in der Sozialwirtschaft. Das Wirtschaften zu sozialen Zwecken – und damit auch die Fachgebiete Personal, Organisation, Marketing, Controlling, Qualität, Kostenmanagement – sind in das Konzept integriert. Durch den fachlichen Anspruch der Institutionellen Sozialarbeit gelingt es, das Sozialmanagement als Ergänzung zu sehen. Dadurch entstehen Chancen, mittels derer die professionellen Ziele der Sozialen Arbeit in der Berufspraxis in Prozessen der Aushandlung mit anderen Fachdisziplinen – z.B. Psychologie, Wirtschaft, Technik – umgesetzt werden können. Betriebswirtschaftliche Logiken werden thematisiert, evaluiert und für die Anliegen der Sozialen Arbeit nutzbar gemacht.

Masterstudiengang

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Die Hochschule Coburg bietet im Masterstudium eine Vertiefungsrichtung Institutionelle Sozialarbeit / Sozialmanagement an.

Einzelnachweise

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  • Grunwald, Klaus (2016): Management von und in Einrichtungen der Sozialen Arbeit aus der Perspektive des Konzepts Lebensweltorientierung. In: Grunwald, Klaus / Thiersch, Hans (2016): Praxishandbuch Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. Beltz Juventa Verlag: Weinheim, Basel, S.431-444.
  • Grunwald, Klaus (2016): Qualitätsmanagement im Kontext einer lebensweltorientierten Sozialen Arbeit. In: Grunwald, Klaus / Thiersch, Hans (2016): Praxishandbuch Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. Beltz Juventa Verlag: Weinheim, Basel, S.445-459.
  • Hammer, Veronika (2007): Institutionelle Sozialarbeit, Wirtschaftssozialarbeit, Klinische Sozialarbeit. Neuer konsekutiver Masterstudiengang "Soziale Arbeit". In: Coburger Hochschulmagazin 14/2007, S.24-26
  • Hammer, Veronika (2011): Institutionelle Sozialarbeit. In: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V. (Hg.): Fachlexikon der sozialen Arbeit. Baden-Baden: Nomos-Verlag, S.450-451.
  • Hammer, Veronika (2011): Die modulare Entwicklung von Mastercurricula in Sozialer Arbeit aus berufsethisch und sozialpolitisch motivierter institutioneller Perspektive. In: Kraus, Björn / Effinger, Herbert / Gahleitner, Silke Birgitta / Miethe, Ingrid / Stövesand, Sabine (Hg.): Soziale Arbeit zwischen Generalisierung und Spezialisierung. Das Ganze und seine Teile. Verlag Barbara Budrich: Opladen, Berlin, Farmington-Hills, S.269-279.
  • Hammer, Veronika (2017): Auf den Inhalt kommt es an! Soziale Arbeit und Sozialmanagement im Dialog – Gestaltung von Masterstudiengängen Sozialer Arbeit. In: FORUM sozial Nr. 2/2017. Zeitschrift des DBSH, Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V., Berlin, S.32-38.
  • Hammer, Veronika / Tabatt-Hirschfeldt, Andrea (2017): Vom Mehrwert der Koppelung von Sozialer Arbeit und Sozialmanagement im Masterstudium. In: NDV-Nachrichten Februar 2017. Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V., Berlin, S.82-88.
  • Nikles, Bruno W. (2008): Institutionen und Organisationen der Sozialen Arbeit. UTB-Verlag, Ernst Reinhard Verlag, München.
  • Schiller-Merkens, Simone (2008): Institutioneller Wandel und Organisationen. Grundzüge einer strukturationstheoretischen Konzeption. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Research: Wiesbaden.
  • Schubert, Herbert (2010): Neue Arrangements der Wohlfahrtsproduktion – am Beispiel der Organisation von Netzwerken früher Förderung. In: Wendt, Wolf Rainer (Hg.): Wohlfahrtsarragements. Neue Wege in der Sozialwirtschaft. Nomos-Verlag: Baden-Baden, S.53-86.
  • Tabatt-Hirschfeldt, Andrea (Hg.) (2014): Öffentliche und soziale Steuerung – Public Management und Sozialmanagement im Diskurs. Nomos-Verlag: Baden-Baden.
  • Thole, Werner (2002): Soziale Arbeit als Profession und Disziplin. In: (ders.) Grundriss Soziale Arbeit. Leske und Budrich: Opladen, S.13-62.

Kategorie:Soziale Arbeit Kategorie:Soziales Engagement