Benutzer:Walwol/Saldenmechanik

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Die Saldenmechanik (von Salden aus der Buchhaltung bzw. dem Kreditwesen sowie Mechanik zur Charakterisierung der streng allgemeingültigen Gesamtgefüge der Identitäten) ist der Volkswirtschaftslehre zuzurechnen. Aussagen der Saldenmechanik beruhen nicht auf den Annahmen und Voraussetzungen eines Modells, sondern sind trivialarithmetischer Natur, meist in der Form einer Gleichung, und ohne Einschränkungen allgemein gültig[1]. Entwickelt wurde die Saldenmechanik von Wolfgang Stützel und in seinem Buch Volkswirtschaftliche Saldenmechanik publiziert.

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Bei der Saldenmechanik handelt es sich um Zusammenhänge, deren Gültigkeit nicht wie bei den meisten volkswirtschaftlichen Postulaten vom Zutreffen von Vermutungen über menschliches Handeln abhängt. Die Saldenmechanik ermöglicht es, die regelmäßig notwendigen Verhaltensannahmen der volkswirtschaftlichen Theorien und Postulate auf ein logisches Fundament gesamtwirtschaftlichen Denkens zu stellen. Dabei werden bisherige Fehlschlüsse in der Preis-, Geld- und Konjunkturtheorie aus einzelwirtschaftlichem Denken durch korrekte Mikrofundierung und die Einführung der real existierenden Kreditwirtschaft in die Modellbildung überwunden.

Beispielsweise erscheint aus einzelwirtschaftlichem Erleben absolut logisch, dass steigende Gesamt-Ausgaben einer Volkswirtschaft mit einem erhöhten Zahlungsmittelbedarf im Sinne der Quantitätstheorie einhergehen. Aus saldenmechanischer Sicht erkennt man mit Beachtung der Gegenbuchung, dass wachsende Ausgaben gesamtwirtschaftlich auch wachsende Einnahmen bedeuten, es z.B. bei Zahlungsgleichschritt gar keine Korrelation zwischen Gesamtumsätzen und Zahlungsmittelbedarf gibt[2].

Neben der Mechanik der tatsächlichen Identitäten, insbesondere von Kaufüberschuss und Verkaufsüberschuss, ist gerade die Erkenntnis saldenmechanischen Denkens, dass viele Sachverhalte gar nicht mechanisch verbunden sind, die in vielen Modellen bisher oft leichtfertig als verbunden betrachtet werden. Stützel verwendet den Begriff der „Problemverschlingungen“ wenn beispielsweise das Gleichgewicht der Pläne für Geldvermögensänderungen mit dem Gleichschritt solcher Änderungen und dem Gleichbleiben der Gesamtausgaben oder des Kapitalstocks unzulässig miteinander identifiziert werden. Ähnliches gilt für die in der Saldenmechanik streng getrennt betrachteten Geldvermögens- und Zahlungsmitteloperationen, welche erst durch klare Unterscheidung eine widerspruchsfreie Klärung der Zusammenhänge von Geldsystem und realer Wirtschaft ermöglichen[3]

Saldenmechanik nutzt also die Zusammenhänge tatsächlicher Identitäten und deckt gravierende Irrtümer der Modellbildung aus fälschlicherweise vermuteten Identitäten und Gleichgewichtszuständen auf.

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  • Partialsatz: Betrachtung eines einzelnen Wirtschaftssubjekts.
  • Globalsatz: Betrachtung der Summe aller Wirtschaftssubjekte.
  • Größenmechanik: Zusammenhang von Partialsatz und Globalsatz.
  • Einzelne: Für Einzelne gilt immer der Partialsatz.
  • Gesamtheit: Für die Gesamtheit gilt immer der Globalsatz.
  • Gruppe: Ein Teil der Gesamtheit, für den der Partialsatz zutrifft.
  • Komplementärgruppe: Für den Saldo jeder Gruppe und ihrer Komplementärgruppe gilt der Globalsatz.
  • Trugschluss der Verallgemeinerung: Die Behauptung, was für jeden Einzelnen gilt, müsste auch für die Gesamtheit gelten.
  • Partialsatz: Durch höhere Ausgaben vermindert sich das Geldvermögen.
  • Trugschluss: Würden alle weniger ausgeben, bliebe ihnen (gesamt) mehr Geld über.
  • Größenmechanik: Die Ausgaben des Einen sind stets die Einnahmen eines Anderen.
  • Globalsatz: Höhere Ausgaben führen zu höheren Einnahmen in der Ökonomie.

Geläufige Fachausdrücke in besonderer Bedeutung

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  • Kauf: Jeder Vorgang, der eine Verbindlichkeit erzeugt.
  • Verkauf: Jeder Vorgang, der zu einer Forderung führt.
  • Geldvermögen: Entsteht für den Einzelnen im Saldo der Käufe und Verkäufe, das Geldvermögen einer Gesamtökonomie ist wie der Saldo der Verkaufsüberschüsse und Kaufüberschüsse gleich Null.
  • Geldvermögensströme: Geldvermögen fließt durch Kauf und Verkauf, durch Buchung und Gegenbuchung.
  • Zahlungsmittel: Durch besondere Besicherung im zu definierenden Nutzerkreis anerkannte und ohne Frist übertragbare Forderungen. Diese Forderung lautet i.d.R. gegen eine Bank, eine Ausnahme bilden Wechsel und ähnliche Papiere als besonders besicherte Forderungen gegen Nichtbanken.
  • Einnahmeüberschuss: Mehr verkaufen als kaufen, das Geldvermögen steigt.
  • Ausgabenüberschuss: Mehr kaufen als verkaufen, das Geldvermögen sinkt.

Anwendung dieser Begriffe

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Die Verwendung von Bezeichnungen wie Geld und Geldmenge soll wegen deren ungeklärter und missverständlicher Bedeutung unterbleiben. Bezeichnungen wie Geldvermögen, Geldvermögensfluss, Geldvermögenssummen und Zahlungsmittel sind dagegen klar definierbar.

  • Edelmetallgeld: Edelmetallmünzen zum Edelmetallkurs haben praktisch keine Bedeutung mehr in unserer Ökonomie. Als einziges Nettogeld, das keine Schuld ist, wird es zur Vereinfachung als Sachvermögen behandelt.
  • Zentralbankgeld: Zentralbankgeld als gesetzliches Zahlungsmittel in Gestalt von Münzen, Scheinen und Zentralbankguthaben ist bei Stützel als Forderung gegen die Zentralbank definiert.
  • Kreditschöpfung: Das Bankensystem erzeugt Zahlungsmittel gegen Sicherheiten (Bilanzverlängerung). Bei der Tilgung der jeweiligen Kreditsumme wird das zuvor geschöpfte Kreditgeld bilanztechnisch wieder vernichtet (Bilanzverkürzung).
  • Bezahlung: Bei einer Bezahlung werden Zahlungsmittel übertragen und es ändert sich der Bestand an Zahlungsmitteln. Die partiellen Geldvermögen ändern sich durch eine Bezahlung nicht.
  • Tilgung: Die Tilgung der Schulden aus Käufen in einer Gesamtwirtschaft ist bei Liquiditätskonstanz nur durch Kauf der Gläubiger möglich. Ein Einzelner tilgt seine individuelle Schuld durch eine Übertragung von Zahlungsmitteln an den Gläubiger.
  • Nachschuldner: Ohne einen entsprechenden Kauf der Gläubiger können Schulden gesamtwirtschaftlich nicht getilgt werden und erzwingen zum Tilgungs-Termin der einzelnen Schuld einen Nachschuldner oder die Vollstreckung in das haftende Eigentum.

Saldenmechanik und Konjunkturtheorie

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In Käufermärkten bestimmen die Pläne für Konsum und Investition die Gesamtausgaben, somit auch die Gesamteinnahmen und die Konjunktur. Die Saldenmechanik erlaubt über die Modellierung der real existierenden Kreditwirtschaft statt einer imaginären Tauschwirtschaft die Abbildung der Einflüsse des Finanzsystems auf die entscheidenden Ausgabepläne.

Ausgangspunkt sind die Salden der einzelwirtschaftlichen und staatlichen Pläne zur Geldvermögensbildung. Ergibt der Saldo einen Überschuss der Pläne zur Geldvermögensaufbau (Pläne für Verkaufsüberschüsse) über die Pläne zum Geldvermögensabbau (Pläne für Kaufüberschüsse) erzeugt dies einen negativen Impuls, umgekehrt einen positiven Impuls. Die Wirtschafter geben erwartbar in den Folgeperioden weniger aus, wenn sie in der Folge der Konstellation ungeplant Geldvermögen abbauen und geben erwartbar mehr aus, wenn sich im Umkehrfall ihr Geldvermögen über Planung erhöht.

Dieser Impuls wird dann noch über den Multiplikator verstärkt, der sich aus der durchschnittlichen Bereitschaft der Wirtschafter ergibt, ungeplante Änderungen ihres Geldvermögens hinzunehmen.

Wolfgang Stützel beschreibt einen theoretischen Grenzfall, in dem der Staat unbedingt einen Geldvermögensaufbau durchsetzen will, aber kein Privater einen Geldvermögensabbau hinnehmen möchte: „Die Wirtschaft stünde augenblicklich still.“, und erläutert weiter: „In diesem Fall wäre der Keynes-Multiplikator negativ und unendlich groß; denn die Summe der Pläne, Geldvermögen zu vermehren, überstiege bei jedem Einkommensniveau die gleichzeitigen Pläne, Geldvermögen zu vermindern.“[4]

Halten die Wirtschafter relativ stur an ihren Plänen fest, kürzen also ihre Ausgaben bei ungeplantem Geldvermögensabbau bzw. korrigieren ungeplanten Geldvermögensaufbau durch Mehrausgaben (Sparquote dafür Null), ergibt sich ein sehr großer Multiplikator. Umgekehrt kann eine Toleranz der unfreiwilligen Geldvermögensänderungen den Multiplikator sehr klein werden lassen.

Tatsächlich werden ein Großteil der Wirtschafter auf eine unplanmäßigen Erhöhung des Geldvermögens sehr viel weniger reagieren, als einem unfreiwilligen Abbau des Geldvermögens. Die größeren und kritischeren Multiplikatoren sind also im Krisenfall bei zu großen durchsetzbaren Pläne zum Geldvermögensaufbau zu erwarten, die zu unfreiwilligem Geldvermögensabbau Dritter führen. Wenn wir nun noch bedenken, dass im Krisenfall die Nichtunternehmer bis zur Entlassung oder dem Konkurs ihres Arbeitgebers niemand an der Bildung von Geldvermögen hindern kann und die Investitionsausgaben der Unternehmer die größte Variable sind, wissen wir, dass der eigentliche Krisenmechanismus und Multiplikator der Stopp der Investitionspläne der Unternehmer und Häuslebauer ist. Dann sind wir also bei der Investitionsfalle von Keynes und stellen die Frage nach dem Mehrwert der Saldenmechanik:

Die Saldenmechanik hilft im Bereich der Konjunktur und Krisentheorie, die Dinge gegenüber Keynes klarer für die aktuelle Situation zu definieren und daraus politische Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

  1. Ausgangspunkt schwerer selbstverstärkender Krisen ist ein Überschuss der Pläne für Geldvermögensaufbau (Pläne für Verkaufsüberschüsse) keine Hortungs- oder Spekulations-Kassen.
  2. Vertragliche Kredittilgungen der Privaten sind mit der Annahme der Liquiditätskonstanz ein aus Vorperioden fixierter Geldvermögensaufbau mit heute sehr großen Beträgen, welcher eine enorme Fallhöhe und Fallgeschwindigkeit bei stockender Neuverschuldung fixiert. Die schlechte Entwicklung in den EU-Krisenstaaten mit starkem Staatsschuldenwachstum trotz bzw. wegen Ausgabekürzungen ist damit gut erklärbar.
  3. Die ex post Werte der Geldvermögensbildung (Finanzierungssalden) in der saldenmechanischen VGR liefern wichtige Anhaltspunkte für die Wirtschaftspolitik. Wenn beispielsweise die privaten Wirtschafter Deutschlands über Jahre bei Minizinsen und schwacher bis durchschnittlicher Konjunktur 150-220 Mrd. EUR Geldvermögensaufbau erzielen, muss bei gleichbleibenden Geldsparplänen von einem konjunkturneutralen Bedarf an Verschuldung von Staat und/oder Ausland in ähnlicher Höhe ausgegangen werden.
  4. Wenn eine grundgesetzliche Staatsschuldenbremse diese Staats-Verschuldung via Exportüberschüsse ins Ausland lenken muss, bringt dies Deutschland mit der teilweisen Überschuldung und dem Konsolidierungsbedarf des Auslands in Konflikt. Es wäre offensichtlich eher angebracht, unsere EU-Partner durch Importüberschüsse bei der Konsolidierung zu unterstützen.
  5. Wenn die Exportüberschusssalden eher sinken müssen und Staatsschulden tatsächlich begrenzt werden sollen, bleibt nur die Sanktionierung der privaten Pläne zur Geldvermögensbildung als Handlungsempfehlung für die deutsche Wirtschaftspolitik, welche Konsolidierung der Staatshaushalte und mindestens den Erhalt des heute in Deutschland recht hohen Beschäftigungsniveaus verbindet.

Die Saldenmechanik erlaubt also aus der Ex-Post-Analyse der Finanzierungssalden in der VGR sowie der Saldenmechanik der Staatverschuldung in der Verbindung mit wenigen Verhaltensannahmen (die privaten Pläne zur Geldvermögenserhöhung können derzeit in der Regel umgesetzt werden oder sind vertraglich als Kredittilgungen fixiert und sind deshalb ex ante ähnlich ex post) sehr konkrete Handlungsempfehlungen für die Wirtschaftspolitik in den Bereichen Konjunktur sowie der Begrenzung der Staatsverschuldung und der Euro-Krise.

Anwendungsgebiete

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Saldenmechanische Abhängigkeiten

Analyse von Geldvermögensströmen

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Die wesentlichste Anwendungsgebiet der Saldenmechanik in der Wirtschaftstheorie ist die Analyse von Geldvermögensströmen. Geldvermögen ist der Saldo aus Forderungen durch Verkäufe und Verbindlichkeiten durch Käufe. Geldvermögen verändert sich also durch Ausgaben und Einnahmen, während die Geldschöpfung des Bankensystems Zahlungsmittel gegen Verschuldung erzeugt (wobei eine genaue Abgrenzung der Zahlungsmittel als Teil der Geldvermögen nicht möglich ist).

Einnahmeüberschüsse einer Gruppe sind nur möglich, wenn die Komplementärgruppe einen Ausgabenüberschuss durch ihre Käufe ermöglicht. Wirtschaftsbeziehungen sind immer zweiseitig, also Käufer und Verkäufer, Ausgaben und Einnahmen, Schulden und Forderungen. Wenn einer mehr einnimmt als er ausgibt, muss jemand mehr ausgeben als einnehmen: Einnahmeüberschüsse = Ausgabenüberschüsse

Jeder einzelne Haushalt kann seine Ausgaben kürzen, so dass seine Ausgaben niedriger als seine Einnahmen sind. Würde ab morgen kein Betrieb und kein Haushalt einen Ausgabenüberschuss vornehmen, stände augenblicklich die gesamte Wirtschaft still[5], da gilt:

Einnahmeüberschüsse der Privaten (Sparen von Geld) = Ausgabenüberschüsse der Privaten (Kreditaufnahme) + Staatsdefizit + Außenhandelsüberschuss (Ausgabenüberschuss des Auslands)

Bei jedem Wirtschaftssubjekt (i.S. von: jedem einzelnen) können Einnahmen und Ausgaben voneinander abweichen, bei allen Wirtschaftssubjekten (i.S. von: allen zusammen) sind Einnahmen und Ausgaben zwingend gleich.[6]

Kreditbedarf bei Gleichschritt

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Im Sinne des Partialsatzes führen Investitionen einzelner Unternehmen zu einem Ausgabenüberschuss und damit zu einem Kreditbedarf. Nach der Größenmechanik führen Ausgaben nur dann zu Kreditbedarf, wenn die Komplementärgruppe der anderen Unternehmen und Haushalte aus ihren Einnahmen Geldvermögen bildet. Würden alle Wirtschaftssubjekte ihre Faktorlöhne aus fremden Investitionen so investieren, dass der investierenden Gruppe entsprechende Einnahmen zufließen, Stützel hat diese Bedingung als Gleichschritt der Ausgaben bezeichnet, dann entstünde durch Investition überhaupt kein Kreditbedarf. Als Globalsatz ergibt sich, dass für die Gesamtheit der Wirtschaftssubjekte aus vermehrten Investitionen kein zusätzlicher Kreditbedarf entsteht[7]. Das heißt aber nicht, dass die Bedingungen für Kredite keinen Einfluss auf Investitionen hätten, denn die Geldanlage zu entsprechend hohen Realzinsen ist immer eine Alternative zur Investition in die Realwirtschaft, hohe reale Zinsen würden also die Unternehmen von Investitionen abhalten. Keinen Kreditbedarf erzeugen entsprechend zusätzliche Konsumausgaben aller Haushalte unter der Bedingung des Gleichschritts.

Kritik der Wirtschaftspolitik

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Vertreter der Saldenmechanik wie Heiner Flassbeck erheben den Vorwurf, dass die Ökonomen die logischen Grundlagen ihres Faches wie Identitäten und Saldenmechanik ignorieren würden.[8] Wolfgang Stützel habe es vor 30 Jahren genauso erlebt und heute wie damals würden wirtschaftspolitische Positionen vertreten, von denen jeder weiß, dass sie nach den saldenmechanischen Zusammenhängen unhaltbar seien.

Ein grundlegende Erkenntnis aus der Saldenmechanik besagt, dass eine Volkswirtschaft nicht sparen kann.[9] Daher verschärft in Krisenzeiten ein beabsichtigter Haushaltsausgleich des Staates den Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion, senkt die Staatseinnahmen und erhöht vielleicht sogar das staatliche Defizit (staatliche Neuverschuldung). Auch der Abbau der Sozialsysteme und die Förderung der privaten Vorsorge und des privaten Sparens schaden der Konjunktur. Die häufig beklagte Überschuldung des Staates und der Wirtschaft ist Resultat einer sehr ungleichen Einkommensverteilung und nicht mit Sparmaßnahmen zu überwinden, weil ohne die weiter steigende kreditfinanzierte Konsumnachfrage bei sehr ungleicher Einkommensverteilung das Produktionspotential nicht ausgelastet werden kann. Ausgabenkürzungen würden sogar zu einem Schrumpfen der Ökonomie führen und die Schuldenquote und Schuldenlast weiter erhöhen.

Die Kostensenkung der Unternehmen führt gesamtwirtschaftlich nicht zu einer Verbesserung der Lage der Unternehmen, Innovationen dagegen würden die Produkte verbessern und verbilligen und der Volkswirtschaft einen größeren Wohlstand bieten.[10]

Kritik der fehlerhaften Mikrofundierung

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Die Saldenmechanik ermöglicht ausgehend vom Partialsatz mit Hilfe der Größenmechanik zum Globalsatz eine korrekte Methode der Mikrofundierung makroökonomischer Zusammenhänge. Die nicht selten fehlerhaft versuchte mikroökonomische Fundierung der Makroökonomie nach der Methode „Trugschluss“ wird mit der Saldenmechanik kritisiert und korrigiert.

Analyse der monetären Einflüsse auf die Konjunktur

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Höhere Ausgaben führen zu höheren Einnahmen in der Gesamtwirtschaft. In einer sehr arbeitsteiligen Wirtschaft sind alle Leistungen, die keinen Käufer finden, absolut wertlos. Das Kürzen der Ausgaben in einer Krise bewirkt sinkende Einnahmen und eine Verarmung der Gesamtwirtschaft. Was gesamtwirtschaftlich nicht rational ist, hat seine einzelwirtschaftliche Rationalität in dem Versuch, Einnahmeüberschüsse zu erzielen, also entweder mehr Geldvermögen zu bilden oder die Verschuldung zu senken. Diese Form des Sparens ist die Ursache aller Absatzkrisen.

Ein tendenzielles wirtschaftliches Gleichgewicht (monetäre Neutralität) besteht in einer Periode, wenn die Pläne, Geldvermögen aufzubauen, mit den Plänen, Geldvermögen abzubauen, übereinstimmen.

Die gewünschte Neuverschuldung muss mindestens so hoch sein, wie die Summe der Kredittilgungen und der zusätzlichen Ersparnisbildung in der Gesamtökonomie, damit eine Rezession vermieden wird. Restriktive Auswirkungen angestrebter Einkommensüberschüsse durch Ausgabenkürzungen beschränken sich nicht auf Preiseffekte, sinkende Preise kann es zusätzlich auch geben, sondern es handelt sich immer um eine sinkende reale Nachfrage, die eine sinkende reale Produktion und sinkende Realeinkommen bewirkt.

Die orthodoxen Modelle der Volkswirtschaftslehre kennen keine Geldvermögen und damit auch kein Motiv, die Geldvermögen mit Einnahmeüberschüssen durch Ausgabenkürzung zu mehren. Die Saldenmechanik erklärt im Gegensatz zu diesen Modellen, wie eine allgemeine Senkung der Ausgaben zu einer sich immer weiter verschärfenden Absatzkrise führen muss. Diese monetären Einflüsse auf die Konjunktur haben die historisch nachgewiesenen Absatzkrisen verursacht, die es nach dem Say'schen Theorem nicht geben dürfte. Die Entscheidungen der einzelnen Wirtschaftssubjekte, ihre Geldvermögen aufzubauen oder abzubauen, werden in erster Linie von der Höhe der Realverzinsung der Guthaben und Schulden bestimmt. Die Zentralbanken können mit der Festsetzung der Zinsen für Zentralbankgeld eine restriktive oder expansive Wirkung auf die Konjunktur ausüben, indem sie die einzelnen Wirtschaftssubjekte mehr oder weniger motivieren, Geldvermögen zu bilden oder abzubauen. Durch Deficit Spending kann der Staat die unzureichende Neuverschuldung von Unternehmen und Haushalten in einer Rezession ausgleichen, im Boom mit Einnahmeüberschüssen die Konjunktur dämpfen.

Literatur (Auswahl)

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  • Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik. Ein Beitrag zur Geldtheorie. Mohr (Siebeck), Tübingen 1958, Nachdruck der 2. Auflage Mohr Siebeck, Tübingen 2011 (Vorschau bei google books) ISBN 978-3161509551
  • Wolfgang Stützel: Paradoxa der Geld- und Konkurrenzwirtschaft. Aalen 1979, Scientia ISBN 978-3511090296

Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik, Tübingen 2011 S.10
  2. Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik, Tübingen 2011 S.232f
  3. Johannes Schmidt: Saldenmechanik: ein Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung der makro-ökonomischen Theorie? (PDF) S. 9ff
  4. Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik Tübingen 2011 S. 86
  5. Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik Tübingen 2011 S. 86
  6. Johannes Schmidt: Saldenmechanik: ein Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung der makro-ökonomischen Theorie? (PDF) S. 3
  7. Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik Tübingen 2011 S. 73
  8. Heiner Flassbeck: Gesamtwirtschiftliche Paradoxa und moderne Wirtschftspolitik (PDF) S. 1
  9. Heiner Flassbeck: Gesamtwirtschiftliche Paradoxa und moderne Wirtschftspolitik (PDF) S. 3
  10. Heiner Flassbeck: Gesamtwirtschiftliche Paradoxa und moderne Wirtschftspolitik (PDF) S. 10f

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