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Versunkene Kosten

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Versunkene Kosten (oder sunk costs) stellen eine zentrale Kategorie der neueren Wettbewerbstheorie und der Transaktionsökonomie bzw. der Investitions- und Finanzierungstheorie dar. Aus diesen Perspektiven kann man beispielsweise untersuchen, in welcher Hinsicht Investitionsentscheidungen von der Höhe versunkener Kosten beeinflusst werden, welche finanzwirtschaftlichen Folgerungen das Auftreten versunkener Kosten erlaubt, ob es einen Zusammenhang zwischen der Höhe der versunkener Kosten und der Vorteilhaftigkeit von Eigen- und Fremdfinanzierung und damit zwischen Irreversibilität und Kapitalstruktur gibt. Die Bedeutung der sunk-costs basiert in erster Linie darauf, dass deren spätere Entscheidungsirrelevanz antizipiert wird. [1] Längerfristige Vereinbarungen zwischen zwei Vertragsparteien sind üblicherweise ganz oder teilweise irreversible, beinhalten also versunkene Kosten. Sie sind typisch für die Investitions- und Finanzierungsentscheidungen der Unternehmen und das Auftreten versunkener Kosten begründet die prinzipielle Ausbeutbarkeit einer Vertragspartei durch ihr Gegenüber nach Vertragsabschluss[2].

Versunkene Kosten sind Investitionen, die für den Marktzutritt notwendig sind, aber im Falle des Marktaustritts nicht mehr durch Veräußerungen (etwa von beweglichen Anlagegütern, aufgebauten Produktmarken, etc.) eingebracht werden können. [3]

  • Synonyme: versunkte Kosten, vergangene Kosten, irreversible Kosten, unwiederbringliche Kosten, verlorene Kosten
  • Englischer Begriff: sunk costs

Mikroökonomie, Wettbewerbstheorie, Transaktionsökonomie, Kostenrechnung

Begriffsabgrenzung

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In der jüngeren Literatur werden sunk costs häufig in einen zeitbezogenen Kontext gestellt und mit Fix- und Opportunitätskosten[4]. in Verbindung gebracht. Für Investitionen mit versunkenen Kosten ist beispielsweise die Einstellungsalternative der Produktion 'teuer' im Sinne positiver Opportunitätskosten, während beim Vorliegen langfristig fixer Kosten eine Produktionseinstellung keine Opportunitätskosten verursacht. Versunkene Kosten sind also nicht produktionsmengenabhängig, sie sind zeitabhängig. [5]

  • Fixkosten:

Fixkosten, die irreversibel sind, bezeichnet man als versunkene Kosten. Versunkene Kosten beeinflussen die ökonomischen Entscheidungen für die Zukunft eines Unternehmens nicht, während die Fixkosten dies tun. [6]. Versunkene Kosten fallen nicht notwendigerweise immer als Fixkosten an und müssen auch nicht als Geldbetrag beim Marktaustritt anfallen, da eine nicht buchgemäß erfasste Größe zur Bestimmung der Höhe der versunkenen Kosten herangezogen werden muss.[7]

  • Opportunitätskosten:

Sunk Costs sind die Differenz zwischen den Beschaffungskosten eines Investitionsobjektes zum Zeitpunkt der Investitionsdurchführung und den Opportunitätskosten dieses Investitionsobjektes nach Durchführung der Investition. [8]

Versunkenen Kosten und Marktstruktur

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Die Unterscheidung zwischen exogenen und endogenen versunkenen Kosten ist für die Analyse der Marktstruktur von Bedeutung: Im ersten Fall tendiert die Marktstruktur bei steigendem Marktvolumen in Richtung vollkommener Konkurrenz. Im Falle endogener versunkener Kosten sinkt der Konzentrationsgrad auch bei steigendem Marktvolumen nicht gegen Null. [9] Versunkene Kosten können im Rahmen einer Transaktion zwischen zwei oder mehr Akteuren sowohl exogen gegeben (lagebedingte und technikbedingte Spezifität, spezifisches Humankapital), wie auch endogen begründet sein (Auftragsspezifität, F&E-Konkurrenz im Duopol) [10]

  • Endogene versunkene Kosten:

Endogene versunkene Kosten unterliegen primär dem Kalkül der Unternehmer und können in sehr verschiedener Form vorliegen. Im Gegensatz zu exogenen versunkenen Kosten steigen die Aufwendungen für Marketing und Werbung sowie für Forschung und Entwicklung mit dem erwarteten Marktvolumen stark an, da sie als Marktzutrittskosten interpretiert werden können. (Je größer das erwartete Marktvolumen desto höher sind auch die Kosten, welche die Unternehmen zu tragen bereit sind, um einen bestimmten Marktanteil zu erobern.) Man bezeichnet diese Ausgaben als endogene versunkene Kosten. Beispiele: Lizenzgebühren, Werbeausgaben, Ausgaben für Marketing, Forschungs- und Entwicklungskosten.

  • Exogene versunkene Kosten

Sind die versunkenen Kosten eine Folge technologischer Charakteristika der Produktions- und Kostenfunktion spricht man von exogenen versunkenen Kosten, die unabhängig von den erwarteten Gewinnen des Marktzutritts entstanden sind. [11] Exogene Versunkene Kosten werden vor allem durch den Rechtsrahmen einer Gesellschaft festgelegt- wodurch der Staat auf die Gruppenstruktur einer Branche einen unmittelbaren Einfluss gewinnt. Wenn der Zutritt zu einem Markt mit exogenen versunkenen Kosten verbunden ist, wird die gleichgewichtige Anzahl der im Markt tätigen Unternehmen durch die Intensität des sich auf dem Markt entwickelnden Wettbewerbs und durch das Ausmaß der versunkenen Kosten relativ zu Marktgröße bestimmt. [12]

Relevanz von sunk costs

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Irreversible Kosten sind für das etablierte Unternehmen nicht mehr entscheidungsrelevant, wohl dagegen für die potenziellen Wettbewerber, da diese vor der Entscheidung stehen, ob sie diese unwiederbringlichen Kosten in einem Markt einsetzen sollen oder nicht. Das eingesessene Unternehmen hat somit niedrigere entscheidungsrelevante Kosten als die potenziellen Wettbewerber.[13] Versunkene Kosten können als irreversibler Verzicht von Alternativen betrachtet werden, auf Grundlage einer in der Vergangenheit liegenden Entscheidung, der Verluste verursachen kann. Sunk Costs kann man auch als intertemporales Bindeglied zwischen vergangenen und zukünftigen Entscheidungen im Marktprozess ansehen, das die Möglichkeit zu einer dynamischen Analyse von Marktstrukturen in Hinsicht der Investitionsentscheidung eröffnet. [14]. Aufwendungen für Investitionen werden oft als versunkene Kosten betrachtet, die in einem Unternehmen so spezifisch gebunden sind, dass die investierte Summe etwa durch eine Veräußerung der geschaffenen Kapitalgüter nicht mehr wieder zu gewinnen ist. [15]

Konzept der versunkenen Kosten

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Das Konzept der sunk costs bleibt sowohl in der betriebswirtschaftlichen als auch in der volkswirtschaftlichen Literatur einigermaßen rätselhaft. Den Begriff der sunk costs verbindet man besonders stark mit dem Konzept der bestreitbaren Märkten (contestable markets)[16], mit dem Konzept von Irreversibilität und dem Sunk-costs-Effekt.

Irreversibilität, natürliche Markteintrittsbarierre, Wettbewerb

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Irreversibilität stellt ein quantitatives Merkmal jeder Investitionsalternative dar und erweist sich als bedeutsam für finanzwirtschaftliche Entscheidungen. [17]In dem Zusammenhang mit der Irreversibilität sind sunk costs grundsätzlich Kosten, über deren Verausgabung bereits in der Vergangenheit eine Entscheidung getroffen wurde, welche zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr zur Disposition steht und die vor allem nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Eine einmal getroffene Kostenentscheidung, egal welcher Art, ist nicht mehr rückgängig zu machen. Dies wird insbesondere dann deutlich, wenn man sich die ursprüngliche Bedeutung von Kosten als "Verzicht auf Alternativen" ansieht. Dadurch, dass man sich für einen Weg entscheidet, verzichtet man automatisch auf einen anderen. Generell spielen sunk costs und Irreversibilität nur dann eine Rolle, wenn Ungewissheit bezüglich zukünftiger Ereignisse besteht, denn unter vollkommener Voraussicht und der grundsätzlichen Annahme, dass Wirtschaftssubjekte rational handeln, gäbe es kein unternehmerisches Risiko. Irreversibilität existierte zwar, wäre aber irrelevant, denn die Individuen handelten in vollkommener Voraussicht immer richtig. Was immer richtig ist, muss nicht revidiert werden und verursacht keinen Verlust. [18] Kostenirreversibilitäten in Kombination mit einem natürlichen Monopol stellen eine glaubwürdige Drohung dar, um einen zweiten Unternehmensbetreiber von einem Marktzutritt abzuhalten. Auch die irreversiblen Kosten müssen sich risikoäquivalent verzinsen, sie wären jedoch nach einem Marktzutritt unwiederbringlich verloren. Deshalb ist die Drohung glaubwürdig, dass der aktive Anbieter seine Preise bis auf die kurzfristigen variablen Kosten senken kann. [19] Die Wirkung der Irreversibilität als „natürliche Markteintrittsbarriere“ schützt die etablierten Unternehmen gegen Newcomer-Zutritt und ermöglicht damit Ineffizienzen. Die Irreversibilität ist ein weitverbreitetes Merkmal industrieller Kostenstrukturen und basiert darauf, dass einige mehrperiodig zu nutzende Produktionsfaktoren für bestimmte ökonomische Verwendungen spezifisch (idiosynkratisch) sind. Die Wirkung der Irreversibilität als effizienzmindernde Markteintrittsbarriere ist nicht auf eine kurzfristige Betrachtung beschränkt, sondern kann auch längerfristig bestehen. [20]

Das Konzept der bestreitbaren Märkten (contestable markets)

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Das Konzept der bestreitbaren Märkten [21] stellt eine Theorie des potentiellen Wettbewerbs dar, welches als analytisches Referenzmodell und nicht als Beschreibung eines real existierenden Marktes verstanden wird. Es ist gekennzeichnet durch freien Marktzutritt, kostenlosen Marktaustritt, da effiziente Produktion nicht mit versunkenen Kosten verbunden ist und durch vollständige Information aller Akteure. [22]

Der Sunk Cost Effekt (Concorde Effekt)

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Der Sunk Cost Effekt bezieht sich darauf, dass Menschen ihre Entscheidungen nicht ausschließlich auf Basis rationaler Abwägungen zukünftiger Kosten-Nutzen-Relationen treffen, sondern in der Vergangenheit unwiderruflich getätigte, so genannte „versunkene Kosten“ berücksichtigen. Beispielsweise werden Entscheidungen über die Fortsetzung eines Projektes dadurch beeinflusst, wie viel Geld oder Zeit bereits in das Projekt investiert worden ist.

Einzelnachweise

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  1. KRAHNEN, Jan Pieter. Sunk costs und Unternehmensfinanzierung. Springer-Verlag, 2013, S.209
  2. GROß-SCHULER, Alexandra. Irreversibilität und Unternehmensstrategie: das Konzept der sunk costs und seine Entscheidungsrelevanz. Springer-Verlag, 2013
  3. PENEDER, Michael. Wettbewerb und Regulierung netzgebundener Infrastrukturleistungen: Telekommunikation, Energieversorgung und Schienenverkehr. Wirtschaft und Gesellschaft, 1996, 22. Jg., Nr. 2, S. 213-229.
  4. 1994 G.L.Clark
  5. KRAHNEN, Jan Pieter. Sunk costs und Unternehmensfinanzierung. Springer-Verlag, 2013, S 62
  6. PINDYCK, Robert S.; RUBINFELD, Daniel L. Mikroökonomie. Pearson Deutschland GmbH, 2009
  7. BLUM, Ulrich; MÜLLER, Simone; WEISKE, Andreas. Angewandte Industrieökonomik. Gabler, Wiesbaden, 2006
  8. Umweltökonomie: Lehrbuch von Alfred ENDRES (2007, S.419)
  9. LATZER/SCHMITZ (2001), Vgl. Sutton 1991 und Schmalensee 1991
  10. KRAHNEN, Jan Pieter. Sunk costs und Unternehmensfinanzierung. Springer-Verlag, 2013
  11. LATZER/SCHMITZ (2001)
  12. BLUM, Ulrich; MÜLLER, Simone; WEISKE, Andreas. Angewandte Industrieökonomik. Gabler, Wiesbaden, 2006
  13. GROß-SCHULER, Alexandra. Irreversibilität und Unternehmensstrategie: das Konzept der sunk costs und seine Entscheidungsrelevanz. Springer-Verlag, 2013, S.20
  14. Strategie und Wettbewerb in konvergierenden Märkten von Nils STIEGLITZ (2013), vgl. Spence/ Kreps (1985, S. 341 ff.)
  15. sieh auch: bestreitbare Märkte
  16. Baumol/Panzer/Willig (1982)
  17. KRAHNEN, Jan Pieter. Sunk costs und Unternehmensfinanzierung. Springer-Verlag, 2013, S.14
  18. GROß-SCHULER, Alexandra. Irreversibilität und Unternehmensstrategie: das Konzept der sunk costs und seine Entscheidungsrelevanz. Springer-Verlag, 2013, S.20
  19. Work Paper, Knieps, Günter (2005)
  20. Irreversibilität und natürliche Markteintrittsbarrieren / Sunk Costs and Natural Entry Barriers Jörn Kruse Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik / Journal of Economics and Statistics Vol. 204, No. 6 (Juni 1988), pp. 508-517 Published by: Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft GmbH), S. 508-517
  21. Baumol 1982 und vgl.Braulke (1983, S.946) oder Aberle (1992, S.46)
  22. SJURTS(2013, S.62)