Benutzer:Wolfgang Schupke-Boos/Hans Boos

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Hans Boos * 28.02.1930 in Kamp-Lintfort; † 29.07.2007 in Kamp-Lintfort) war ein deutscher Zeichner und Karikaturist.

Hans Boos wurde 1930 als drittältestes von insgesamt vier Kindern in der Kolonie in Kamp-Lintfort geboren. Sein Vater war Bergmann, wie fast alle Väter in der Kolonie. Seine Mutter war eine liebevolle, wenn auch kleine, aber doch sehr resolute Hausfrau und gute Mutter.

Im Jahre 1939 war der Beginn des Zweiten Weltkrieges. Die Familie erlebte bereits 1940 die ersten Bombenabwürfe über Kamp-Lintfort.

Im Herbst 1944 ereignete sich ein Bombenangriff auf Kamp-Lintfort, der hauptsächlich die Kolonie schwer traf. Viele Todesopfer aus der Nachbarschaft und Mitschüler aus seiner Schulklasse in der Ebertschule waren zu beklagen. Im November 1944 wurde die Familie Boos ausgebombt und in einem Dorf, in der Nähe von Magdeburg evakuiert. Nach einem der schwersten Bombenangriffe auf Magdeburg ging es dann bei Nacht und Nebel wieder zurück nach Kamp-Lintfort.

Bereits in der Schule viel Hans Boos durch seine zeichnerische Begabung auf. Sein damaliger Klassenlehrer machte ihn darauf aufmerksam, dass er sich doch bei der neu eingerichteten Werkkunstschule in Krefeld bewerben solle.

Nach Kriegsende fand er zunächst Beschäftigung als Hilfskraft in der Bäckerei Holland, wobei er das Brot auslieferte. Anschließen von 1946 bis 1949 studierte er an der Werkkunstschule in Krefeld sechs Semester Grafik-Wissenschaften, wo er weitere künstlerische Techniken erlernte. Die anschließende Suche nach einer Beschäftigung als Grafiker blieb jedoch erfolglos und so beschränkte er sich auf Gelegenheitsarbeiten.

Aus dieser Not heraus ist Hans Boos schließlich als Bergmann auf der Zeche Friedrich-Heinrich in Kamp-Lintfort angefahren. Die körperliche Schwerstarbeit unter Tage hat die Qualität seiner zeichnerischen Fähigkeiten sehr stark beeinträchtigt. Durch einen Unfall unter Tage erlitt er eine schwere Verletzung an der rechten Hand, die ihm jahrelang das Zeichnen fast unmöglich gemacht hat. Nie vergessen hat Hans Boos seine Vorbilder Wilhelm Busch und Heinrich Zille.

In seiner Freizeit widmete sich Hans Boos nun seiner weiteren Leidenschaft, nämlich die Freude an der Natur und seinen gärtnerischen Fähigkeiten. Hierzu erwarb er für seine Familie und sich einen Schrebergarten an der Franzstraße.

Seine sechs Töchter, auf die er so stolz war, haben allesamt das Talent vom Vater geerbt und zeichnen bzw. malen ihre eigenen Bilder.

Den Zeichenstift hat er auch während seines anstrengenden Arbeitslebens nie ganz ruhen lassen, karikierte für lokale Zeitungen das Tagesgeschehen in seiner Stadt.

Zwar war Hans Boos 36 Jahre unter Tage, aber seine eigentliche Liebe galt dem Zeichenstift, die spitze Tuschefeder. Sein Leben lang hat Hans Boos beobachtet und nachgedacht, schließlich in akkurat gestrichelten Zeichnungen seine Erfahrungen und Erlebnisse festgehalten.

Doch nach seinem Abschied vom Pütt legte er erst richtig los.

Nach seiner Verrentung im Jahre 1985 gab er den Schrebergarten auf und gab nun seinen zeichnerischen Fähigkeiten wieder den Vorzug.

Mit Feder, Blei- und Buntstiften entstanden präzise Ansichten von Zechen und Fördertürmen aus dem Umland. Präzisionsarbeit! Mit seiner Lupe und seiner kleinsten Zeichenfeder hat er die Schattierungen aufgezeichnet, denn die, so Hans Boos, machen eine Zeichnung erst perspektivisch richtig. Die Reise mit der Zeichenfeder, zurück in seine Kindheit und Jugend, gefiel ihm wohl am besten. Da war der Meister mit dem Herzen dabei und zeichnete und beschrieb das Leben in Kamp-Lintfort vor dem Krieg. Als Linkshänder noch zu Rechtshändern gezwungen wurden – so wie Hans Boos selbst. Jedoch die Unstimmigkeiten der entbehrungsreichen Zeit klammerte er weitgehend aus.

Vielmehr gerieten alle Erinnerungen zu schönen Erinnerungen. Eine Jugend voller Streiche, ein einfaches Leben, das vom Rhythmus der Jahreszeiten geprägt war. So wollte sich Hans Boos an die alte Zeit erinnern.

Auch seine Eindrücke aus dem Leben „Unter Tage“ zeigen weniger schwere Arbeit, als Kameradschaft oder kuriose bis lustige Episoden im Stollen. Seine Comics erzählen eine kurze Geschichte, technisch perfekt und liebevoll zu Papier gebracht.

1995 fing er an, die Szenen seines Lebens aufzuzeichnen. Entstanden ist das Buch „Weißt du noch damals?“ mit über 600 Zeichnungen. Vom ersten Schultag 1936, von Jugendstreichen, Kriegszeit, Kohlenklau, Spätheimkehrern bis zur Währungsreform.

Die Bilder erzählen von der Schulzeit, von der Zeit, als die Straßen noch den Kindern gehörten und vom Familienleben in der Kolonie.

Es sind jedoch nicht nur die schönen Erinnerungen, die er mit Feder und Tusche auf Papier festgehalten hat. Detailliert beschrieb er auch die Kriegszeit und wie er sie in Kamp-Lintfort erlebt hat: Fliegeralarm, Lagerleben, alliierte Panzerspitzen, Entnazifizierung, Vertriebene, Wohnungsnot sowie Hunger und Kälte.

Die Idee zu diesem Buch stammt noch vom verstorbenen ehemaligen Landrat Werner Röhrich, ebenfalls ein Kind der Kolonie. Der hatte ein Buch mit allseits beachteten Erinnerungen geschrieben. Werner Röhrich gab Hans Boos in einem persönlichen Gespräch den Anstoß zur Veröffentlichung des Buches.

Am liebsten zeichnete Hans Boos mit der Tuschefeder. Meistens waren es gegenständliche Motive, die er naturgetreu zeichnete. Die vielen Stadtmotive aus seiner Heimatstadt hat er mit besonderem Stolz gezeichnet. Anfangs waren es kleine, lustige Bergbaugeschichten und Bergbaumotive wie die vielen Fördertürme aus dem gesamten Ruhrgebiet, die er zeichnete.

Hinzu kamen Illustrationen, Karikaturen und die vielen gezeichneten Erinnerungen, die an Wilhelm Busch erinnern.

So ist seine zeichnerische Fähigkeit, die damals für den grafischen Beruf eine Voraussetzung darstellte, zu einem erfüllten Rentnerhobby geworden.

Hans Boos betrachtete die Welt mit spitzer Feder.

Hans Boos sagte einmal:

„Es gibt Leute, die schreiben ihre Memoiren, ich habe sie gezeichnet.“