Benutzer:Zenofilippini/Franz Martin Küng

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Franz Martin Küng in den 1970er Jahren

Franz Martin Küng (* 13. Februar 1948 in Baden Aargau; † 26. November 2023 in Ennetbaden)[1] war ein schweizerischer Musiker und Musikpädagoge.

Franz Martin Küng ist in Baden im Kanton Aargau geboren und aufgewachsen. Schon in seiner Kindheit hatte die Kultur, insbesondere die Musik, im Hause Küng einen hohen Stellenwert. Seine Mutter war Klavierlehrerin, sein Vater ein gefragter Coiffeur und Perückenmacher für die Stummfilmindustrie. Der kleine Franz begleitete seinen musikbegeisterten Vater oft in die Oper und entwickelte schon früh ein außergewöhnliches musikalisches Gehör.

Von 1955 bis 1964 besuchte Franz Martin Küng die Primar- und Bezirksschule in Baden. Während seiner Internatszeit von 1964 bis 1968 am Lehrerseminar St. Michael in Zug absolvierte er eine Ausbildung zum Primarlehrer und erhielt 1968 das Lehrerpatent. In dieser Zeit erkannte er jedoch, dass seine wahre Berufung im Klavierspiel lag.

In der Nacht vom 25. auf den 26. November 2023 hörte das Herz des Badener Pianisten, Klavierlehrers und Nachwuchsförderers nach langer schwerer Krankheit auf zu schlagen.

Musikalisches Wirken

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Franz Martin Küngs musikalischer Werdegang begann 1951 mit einer Ballettausbildung bei Traute Wüthrich in Wettingen, die er 1956 an der Ballettschule des Opernhauses Zürich fortsetzte. Unter der persönlichen Anleitung des Ballettmeisters Nicolas Beriozoff nahm er auch Flamenco-Unterricht bei Susana. In der Spielzeit 1961/62 choreografierte Beriozoff für ihn den spanischen Tanz in Tschaikowskys „Dornröschen“, wodurch er ins Corps de Ballet aufgenommen wurde. Ein Unfall an Pfingsten 1962 zwang ihn jedoch, seine Ballettkarriere zu beenden.

Von 1962 bis 1964 erhielt Küng ersten Klavierunterricht bei Louise Testa-Gyr in Baden. Von 1964 bis 1966 studierte er bei Martha Steiner-von Ziffer, einer Schülerin des Liszt-Schülers Emil von Sauer, in Zug. Von 1966 bis 1968 setzte er seine Studien bei Prof. Mario Steiner, einem Schüler von Lipatti und Cortot, in Allenwinden fort. In dieser Zeit war er auch Cembalist im Orchester der Jeunesse Musicale unter der Leitung von Mario Venzago und hatte seine ersten solistischen Auftritte mit Bach-Konzerten.

Von 1968 bis 1971 studierte Küng an der École normale de musique de Paris, wo er Klavier bei Magda Tagliaferro, einer Lieblingsschülerin von Alfred Cortot, und Kammermusik bei Nadia Boulanger belegte. 1971 wechselte er an die Musikakademie Zürich, wo er bis 1980 bei Irma Schaichet, einer Schülerin von Bartók und Busoni, studierte. Diese tief in der Tradition des 19. Jahrhunderts verwurzelten Lehrerinnen legten den Grundstein für Küngs tiefes Verständnis und seine herausragende Technik am Klavier.

Ein glücklicher Zufall während einer Klavierstunde bei Irma Schaichet brachte die entscheidende Wende: Géza Anda, der Küngs Spiel durch ein offenes Fenster hörte, engagierte ihn spontan als Einspringer für Beethovens 3. Klavierkonzert in Triest. Dies war der Beginn einer erfolgreichen internationalen Karriere. Im gleichen Jahr gründete er das Hermann Goetz Trio und übernahm ein kleines Pensum an der Musikschule Baden. Zudem arbeitete er mit Jack Günthardt (Nationaltrainer Herren) und der Turnnationalmannschaft in Magglingen als Klavierbegleiter bei der Kür im Bodenturnen.

1973 absolvierte Küng verschiedene Auftritte mit dem Trio und erhielt das Diplom des Schweizerischer Musikpädagogischer Verband (SMPV). 1974 trat er als Solist mit dem St. Galler Orchester, der Camerata Zürich und dem Kammerorchester Burgdorf auf, wobei er Werke von Weber, Liszt, Beethoven und Mozart spielte. Ebenfalls 1974 führte er zusammen mit dem Tenor Ernst Häfliger Schuberts „Winterreise“ auf.

Von 1976 bis 1977 unternahm Franz Martin Küng Rezitaltourneen durch England, Frankreich, Griechenland, Italien, Norwegen, Portugal, Spanien und Türkei. Er gab Orchesterkonzerte in Städten wie Barcelona, Bologna, Casablanca, Glasgow, Lissabon, London, Madrid, Paris und Sarajewo. Zwischen 1977 und 1981 trat er mit verschiedenen Rezitalprogrammen und als Solist in vielen Ländern auf, darunter Argentinien, Griechenland, Jugoslawien und Nordafrika.

Wichtige Stationen seiner Laufbahn waren u.a. das Teatro Colón in Buenos Aires, der Brahmssaal des Wiener Musikvereins, ein Rezital im ausverkauften Herod Atticus in Athen, die Salle Pleyel in Paris und die Wigmore Hall in London.

Er arbeitete mit namhaften Dirigenten wie Claudio Abbado, Carl Davis, Rafael Frühbeck de Burgos, Bernard Haitink, Rudolf Kempe, Riccardo Muti, Georges Prêtre, Wolfgang Sawallisch, Georg Solti und Klaus Tennstedt. Mit Yvonne Minton, Mitglied des Royal Opera House London, gab er Liederabende in den großen Zentren Europas.

Küngs Repertoire umfasste ein breites Spektrum klassischer Werke. Neben häufig aufgeführten Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Edvard Grieg, Franz Liszt, Wolfgang Amadeus Mozart und Sergej Rachmaninow präsentierte er auch selten gespielte Werke, darunter Klavierkonzerte von Aram Chatschaturjan, Max Reger, Emil von Sauer (Komponist) und Alexander Skrjabin. Seine Beethoven-Interpretationen wurden oft mit denen von Edwin Fischer verglichen, sein Chopin-Spiel erinnerte die Kritiker an Alfred Cortot.

Franz Martin Küng trat im Laufe seiner Karriere auch unter dem Pseudonym Daniel Eichenberg auf und feierte unter diesem Namen große Erfolge. Dies wird von Berufskollegen und Bekannten bestätigt, schriftliche Belege und Quellen fehlen derzeit.

Trotz seiner Liebe zum Klavier und zum Konzertieren lernte Küng auch die Schattenseiten des Musikerlebens kennen. Das ständige Reisen, die damit verbundene Einsamkeit und die körperlichen Strapazen setzten ihm zunehmend zu. Ein geplanter Plattenvertrag, der eine Vielzahl von Konzerten verlangte, brachte ihn schließlich zu der Erkenntnis, dass er für dieses "Fließbandleben" nicht geschaffen war. 1981 musste Küng seine Konzerttätigkeit aus gesundheitlichen Gründen abbrechen.

1983 nahm er Privatunterricht bei Prof. Vitaly Margulis in Freiburg im Breisgau (Deutschland). 1985 spielte er dennoch Beethovens drittes Klavierkonzert in Turin, und von 1990 bis 1992 bildete er mit Barb Wagner ein Klavierduo, mit dem er im In- und Ausland auftrat.

Nach dem Ende seiner Konzertkarriere fand Franz Martin Küng seine wahre Berufung im Unterrichten. Er war von 1982 bis 2013[2][3] Klavierlehrer am Kantonalen Gymnasium Baden und betreute zahlreiche Schüler, von denen einige selbst erfolgreiche Musiker wurden. Ab Herbst übernahm er bis 1985 eine Klasse an der Musikschule Baden und gab Privatunterricht.

Ab 1995 wurde er vom Schweizerischen Musikpädagogischen Verband (SMPV) als pädagogischer Experte für die Diplomprüfungen, ab 1997 als Experte im Hauptfach Klavier für das Lehrdiplom und ab 1999 für das Reife- und Solistendiplom berufen. Zudem war er seit 2012 Präsident der Sektion Aargau des SMPV und seit 2015 akkreditierter Dozent an der Schweizerischen Akademie für Musik- und Musikpädagogik (SAMP).

Er organisierte jährlich mehrere Konzerte für seine Schüler, um ihnen wichtige Auftrittserfahrungen zu ermöglichen. Seit 1996 fanden diese Konzerte im Gartensaal der Villa Boveri in Baden statt und wurden wegen der großen Nachfrage oft bis zu viermal wiederholt. Am 2. April 2005 gab er dort sein Abschiedskonzert (Schumann: Dichterliebe). Auch nach seiner Pensionierung unterrichtete er weiter in seinem Elternhaus in Baden, oft bei geöffnetem Fenster, wie man sich erzählt.

Franz Martin Küng hinterlässt ein bedeutendes Vermächtnis als Pianist und Pädagoge, der zahlreiche junge Talente auf ihrem Weg unterstützt und gefördert hat.[4]

Einzelnachweise

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  1. Zum Gedenken an Franz Martin Küng (1948 – 2023). Abgerufen am 24. Januar 2024.
  2. Talent bedeutet Durchhaltevermögen. Abgerufen am 7. Juli 2013.
  3. Vom Starpianisten zum Klavierlehrer an der Kanti. Abgerufen am 2. November 2018.
  4. «Ich bin gern alleine». Abgerufen am 30. April 2020.