Benutzer Diskussion:DinoKenner/Palaeoloxodon namadicus

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Letzter Kommentar: vor 2 Jahren von DinoKenner
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Hallo, da du mich angefragt hast, hier ein paar Kommentare zum Artikel. Zuallererst einmal handelt es sich bei Palaeoloxodon namadicus um einen wissenschaftlichen Artnamen, der immer kursiv gesetzt werden muss. Dies gilt auch für alle Gattungsnamen wie Deinotherium und Paraceratherium (in der zoologischen Nomenklatur werden Art- und Gattungsnamen kursiv gesetzt, erst höhere Taxa erhalten die normale Schriftsetzung). Insgesamt merkt man dem Artikel an, dass du keine oder nur wenige Erfahrung mit der Beschreibung fossiler Säugetiere hast. Die Art ist ein altes Taxon, bereits Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt und mit wechselvoller Forschungsgeschichte. Solche sind immer schwer zu beschreiben, da viel Fachliteratur beachtet werden muss. Warum du dir das ausgesucht hast, kann ich nicht beurteilen. Ich würde als Laie mit einem der jünger beschriebenen fossilen Taxa anfangen, das ist immer etwas leichter. Du zitierst zwar einzelne Fachliteratur, ob du diese gelesen hast kann ich nicht sagen, an wichtigen Stellen weichst du auf Tagespresse oder populäre Artikel aus. Im Folgenden ein paar Anmerkungen:

  1. Größe: Hier vermute ich, liegt ein Beweggrund für den Artikel. Larramendi postulierte 2015 Palaeoloxodon namadicus als das möglicherweise größte Landsäugetier aller Zeiten und gelangte damit natürlich auch in die Presse, immerhin ein populäres Thema. Ob das wissenschaftlichen Standards halten kann, sei dahin gestellt. Larramendis Annahme basiert lediglich auf ein distales Femurfragment, publiziert 1834. Er selbst gibt zu, dass bisher niemand dieses Stück wissenschaftlich untersucht hat, so dass seine Angaben nur Vermutungen sind. Abgesehen davon liegt der Großteil der Knochen von Palaeoloxodon namadicus im Bereich anderer großer Vertreter der Gattung. Von Paraceratherium hingegen gibt es eine ganze Reihe extrem großer Knochen und Gewichtsangaben reichen neuerdings bis 24 t. Prinzipiell ist zu sagen, das Palaeoloxodon mit seiner elefantenartigen Statur gut rekonstruierbar ist, Paraceratherium weicht aber so deutlich von allen heutigen Unpaarhufern ab, so dass eine exakte Größen- und Gewichtsbestimmung immer schwierig bleibt. Ob man das jetzt gegenseitig aufwiegen sollte, weiß ich nicht, bekannt ist ja, dass einzelne Rüsseltiere durchaus an die Größe von Paraceratherium heranreichten.
  2. Schädelkämme: Die Analysen betrifft nicht Palaeoloxodon namadicus allein, sondern alle kontinental-eurasischen Vertreter. Hierbei muss man beachten, dass Palaeoloxodon namadicus aus systematischer Sicht auch den Europäischen Waldelefanten einschloss (nicht umgekehrt, wie du in "Systematik" schreibst). Es wurden zwei Morphen unterschieden, die westliche Stuttgart- und die östliche namadicus-Morphe, erstere mit schwachen, zweitere mit starkem Kamm. Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass dies so nicht stimmt, der Kamm ist vielmehr Ausdruck des Individualalters und evetuell auch eines Geschlechtsdimorphismus. Du zitierst zwar die dazu gehörige Untersuchung von Larramendi et al. 2020, allerdings nicht an entsprechender Stelle, wo du lieber auf den Standard zurückgreifst.
  3. Gebiss: Wie man auf diese Beschreibung kommt, weiß ich nicht. Elefanten besitzen 24 Backenzähne, korrekt. Davon sind zwölf Milch- und zwölf Dauerzähne (wir schreiben auch nicht, der Mensch hat 52 Zähne; sein Dauergebiss hat 32, sein Milchgebiss 20). Der Zahnwechsel ist bei Elefanten horizontal, nicht vertikal wie beim Menschen und fast allen anderen Säugetieren. D. h. die Zähne schieben sich nach dem Durchbruch des ersten Zahnes je Kieferhälfte über das gesamte Leben verteilt fünfmal nach. Das ist hier wohl mit "phasenweise" und "über mehrere Jahrzehnte" gemeint. Dass man über den Zahndurchbruch das Lebensalter bestimmen kann, gilt auch für andere Säugetiere mit der Einschränkung, dass es mit der vollständigen Etablierung des Dauergebisses schwieriger wird. Allerdings ist das auch bei Elefanten limitiert, da die beiden letzten Mahlzähne jeweils mehrere Jahre bis Jahrzehnte im Gebiss bleiben.
  4. Skulpturen: Der Absatz ist nonsens. Es geht um bronzezeitliche Skulpturen, laut Paläobox ist Palaeoloxodon namadicus aber vor 56.000 Jahren ausgestorben. Woher sollten die Bronzezeitler gewusst haben, wieviel Finger der Rüssel hat? Das ganze geht auf eine Studie 2012 zurück, in der einzelne Zähne von Palaeoloxodon aus China als holozänzeitlich eingestuft wurden. Als "Beweis" führten die Autoren chinesische Bronzestatuen an, die diesen zweifingrigen Rüssel haben sollen. Spätere Analysen der Zähne ergaben ein letztkaltzeitliches absolutes Alter (rund 50.000 Jahre), die Bronzefiguren sind außerdem so stark stilisiert, dass da keine Artbestimmung vorgenommen werden kann.

Soweit erstmal meinerseits. Ich hoffe, es war nicht zu kritisch. Viele Grüße --DagdaMor (Diskussion) 23:04, 24. Okt. 2021 (CEST)Beantworten

@DagdaMor: Danke erstmal für deine Zeit und die ausführliche Antwort. Tatsächlich war der Beweggrund für die Erstellung, dass das Tier teilweise als größter Landsäuger dargestellt wird. Ich habe mich an dem englischsprachigen Artikel orientiert (der schon eher dünn ist), habe daher keinen Einblick in die Quellen, bin auf Internetquellen angewiesen. Aufgrund deiner Rückmeldung werde ich erste Korrekturen durchführen. LG --DinoKenner (Diskussion) 20:49, 25. Okt. 2021 (CEST)Beantworten