Benutzer Diskussion:RosarioVanTulpe/Bulgarische Wiedergeburt

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Letzter Kommentar: vor 17 Jahren von Johannes Rohr in Abschnitt Anmerkungen zur Neufassung
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Überarbeitungsbedarf

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Vulgärmarxistisches Zeugs über "Übergang Feudalismus zum Kapitalismus" habe ich schon gestrichen. Aber Zeugs wie "Die Bulgarische Wiedergeburt ist eine Zeit intensiver Veränderungen und Entwicklungen in allen Lebensbereichen der Bulgaren" brauchen wir auch nicht. Das ist eine Nullaussage. --Johannes Rohr Diskussion 19:07, 10. Jul 2006 (CEST)

Anmerkungen zur Neufassung

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Vielen Dank, dass Du Dich an eine Neufassung des Artikels gemacht hast. Leider komme ich aber um ein paar kritische Anmerkungen nicht herum.

Generell liest sich der Text, als ob er weitgehend die "offizielle" Sicht der realsozialistisch geprägten bulgarischen Nationalhistoriografie übernimmt. Zu den typischen Problemen mittel- und osteuropäischer Nationalhistoriografien gehört, dass sie meist mit allen Mitteln versuchen, eine Entwicklung von Nation und Nationalbewegung zu konstruieren, die den westeuropäischen "Vorbildern" abgeschaut ist. Da werden Begriffe wie "Kapitalismus" und "Bürgertum" in Verhältnisse übertragen, wo sie wenig bis keinen Erkenntnisgewinn bieten. Von einem "Bürgertum", wie es zur selben Zeit in Frankreich, Großbritannien oder anderen "typischen" Nationen gegeben war, kann im späten Osmanischen Reich meines Erachtens kaum die Rede sein, ebensowenig von "Kapitalismus". Wie gesagt, sehe ich den Gebrauch dieser Begriffe zumeist dadurch motiviert, dass man "genau so eine" "moderne Nation" sein möchte, wie diese, und dies beweisen möchte, indem man nachweist, dass man dasselbe archetypische Entwicklungsschema durchgemacht habe.

Die Verhältnisse im späten osmanischen Reich waren jedoch grundlegend andere als im frühkapitalistischen England oder Frankreich, zumal die Bulgaren infolge der osmanischen Herrschaft weitgehend de-urbanisiert waren. Daher würde ich solche Begriffe - zumal wenn ihr konkreter Gehalt in keiner Weise dargelegt wird - ersatzlos streichen.

Ebenso wäre ich sehr vorsichtig mit wertenden Begriffen wie "Reifung", "Befreiung". Sätze wie "Der Prozess der nationalen Wiedergeburt vertiefte sich in dieser Zeit und erlangte in einigen Beziehungen seine volle Reife." atmen zwar reichlich nationales Pathos, haben aber nahezu null Erkenntniswert. Leider ist der Artikel voll von solchen Nullaussagen. Ich nehme an, dass Du sie aus einschlägigen bulgarischen Standardwerken übernommen hast, möchte Dir also keine "Schuld" daran geben.

Not täte eine konkrete Beschreibung der sozio-ökonomischen Beziehungen im späten osmanischen Reich wie auch ein deutliches Mehr an Fakten. Wer waren die wichtigsten Akteure. Eigentlich wird nur Paisi Hilendarski genannt. Von Botev, Vasil Levski, Karavelov und vielen anderen erfahren wir nichts.

Problematisch erscheint mir auch die Aussage "Der russisch-türkische Krieg bewirkte die Befreiung Bugariens von der türkischen Fremdherrschaft und kam einer radikalen demokratischen Revolution gleich.", denn trotz allem war das Ergebnis keine radikal demokratisches System, sondern eine Monarchie. (trotz der agrarrevolutionären Bestrebungen von Alexandar Stamboliski)

Streichenswert erscheint mir der Satz "Im europäischen Maßstab begann die Bulgarische Wiedergeburt relativ spät. Zu dieser Zeit wurde in anderen europäischen Ländern die Renaissance bereits vom Zeitalter der Aufklärung abgelöst." Dieser "europäische Maßstab" ist nämlich tatsächlich ein westeuropäischer. Weder im Russischen Reich (das immerhin mehr als die Hälfte der Landfläche Europas einnahm) war das Beschriebene der Fall, noch in anderen Staaten Ostmittel- und Südosteuropas. Es ist vollkommen überflüssig, hier eine "Verspätung" zu konstatieren, da der "Maßstab" einer ist, der global tatsächlich eine seltene Ausnahme beschreibt und keinesfalls den Regelfall. Der Regelfall in Südost- und Ostmitteleuropa war jene "verspätete" "Befreiung" von der Herrschaft der kontinentalen Imperien (Habsburgerreich, Russisches und Osmanisches Reich).

Ich mache hier mal Schluss, es gäbe noch mehr zu sagen. Aber ich hoffe, dass die allgemeine Stoßrichtung deutlich geworden ist. Bitte raus mit aller vulgärmarxistisch-teleologischen Geschichtsbetrachtung hin zu einer konkreten Beschreibung der bulgarischen Sozial- Kultur-, Wirtschafts- und politischen Geschichte jener spannenden Epoche. --Johannes Rohr 22:50, 19. Okt. 2006 (CEST)Beantworten