Benutzer Diskussion:Victor Eremita/Why "Wikipedia is not paper" misses the point

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Letzter Kommentar: vor 13 Jahren von Minderbinder in Abschnitt „Why Size Matters“
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He, diese Seite ist ja noch leer – dann schreibe ich mal ein paar Antworten, genauer gesagt die Begründung, warum ich überhaupt nicht Deiner Meinung bin.

„Wie können wir (Wer soll) alle diese Artikel beobachten?“ Deine Identifikation von „beobachten“ mit „auf einer Beobachtungsliste stehen“ ist ganz falsch. Jeder der die Seite überhaupt liest, beobachtet sie ja schon, und kann Fehler verbessern. Der Kreis der Beobachter ist also sehr viel größer als der der angemeldeten Benutzer. Und selbst die werden wohl oft einfach die Funktion „letzte Änderungen“ benutzen, um was zu kontrollieren.

Wer all diese Änderungen bewerten soll? Meistens ist Vandalismus doch sehr leicht zu erkennen. Die anderen Änderungen muss man eben nach der Quellenangabe bewerten. Außerdem haben die Leser ja auch selbst etwas Ahnung vom Thema der Artikel, die sie in Wikipedia nachlesen, so dass sie da schon Fehler korrigieren können.

Über eingestellte Weblinks lang zu diskutieren, ist auch nicht unbedingt nötig, meistens reicht der Verweis auf WP:LINKS aus, habe ich die Erfahrung gemacht.

Zur Frage „Wie kann all dies funktionieren, wenn wir (wünschenswerterweise die WP möglichst offen halten, aber dabei) in Kauf nehmen, dass deutlich mehr Personen Änderungen vornehmen als selbst Änderungen beobachten?“, siehe meine Antwort auf die erste Frage.

Das ganze Wikipedia-Konzept funktioniert meiner Ansicht nach aus mehreren Gründen gut:

  • Einerseits sind die überwiegende Mehrzahl der Leute nicht bösartig, so dass die meisten Änderungen eben doch Verbesserungen statt Verschlechterungen sind.
  • Außerdem scheint es eine ganze Menge Nutzer zu geben, die gradezu begeistert sind, Vandalen zu jagen. Ich gucke mir auch ab und zu die letzten Änderungen an, aber fast immer war jemand schneller als ich bei der Jagd.

Zum Beleg, dass das Konzept auch ohne „gesichtete Versionen“ und starke Beschränkung der Artikelzahl funktioniert: Benutze doch einfach mal den Link „Zufälliger Artikel“ und schau mal, wie lange es braucht, bist Du eine wirklich falsche Angabe findest.

Grüße --Holman 01:30, 23. Jul. 2007 (CEST)Beantworten

  1. Der Kreis der Beobachter ist also sehr viel größer als der der angemeldeten Benutzer. WP funktioniert in diesen Punkten über Vertrauen. Dies geht kaum bei Benutzern, die keine kontinuierliche Identität haben (und nicht ansprechbar sind).
  2. Wer alle diese Änderungen bewerten soll? Ich Rede nicht (nur) von Vandalismus. Offensichtlicher Vandalismus ist das kleinere Problem.
  3. Ich musste über Literatur, Weblinks, Kategorien u.ä. seitenlange Diskussion führen. (Z.B. Diskussion:Raoul Vaneigem, in meinem Diskussionsarchiv findet sich noch wesentlich mehr.)
  4. nicht bösartig: Daraus dass jemand nicht bösartig ist, folgt nicht, dass seine Änderungen Verbesserungen sind. (Z.B. einfach mal die Versiongeschichte von Philosophie durchgehen.)
Die Schwierigkeit liegt darin, dass nicht nur beabsichtigte Verschlechterungen (=Vandalismus) Verschlechterungen sind. Die sind sogar das geringere Problem, da sie in den meisten Fällen offensichtlich sind und in den meisten Fällen keine Sachkenntnis des Beobachters voraussetzen.
falsche Angaben: Daraus, dass ich keine falsche Angabe in einem zufällig ausgewählten Artikel finde, folgt nicht, dass keine falsche drinsteht. Ich kann dir aber genug Artikel zeigen, die falsch oder ungenau sind oder unsachlich geschrieben worden sind. Gegenprobe: Wieviele genau der Artikel, die in genau dieser Form auf WP:LK eingestellt worden sind, würdest Du vermissen? Warum sollten hunderte Menschen Zeit auf genau diese Artikel verwenden, die in genau dieser Form eingestellt werden? (Wieviele Leute würden genau diese Artikel in genau dieser Form vermissen?) Einen Überblick gibt auch Benutzer:Azog/Müllhalde der Irrelevanz.
Mein Punkt war weniger wir haben zu viele schlechte Artikel (WP als Enzyklopädie), sondern eher: Der Arbeitsaufwand für einige Freiheiten und Prinzipien ist nicht rechtfertigbar (WP als Projekt). Klar, dass man es 'besser' findet, wenn alle alles dürfen, alles bleiben darf etc. Aber: Ist das im Resultat für alle Beteiligten besser? Ist das im Resultat für die WP besser? --Victor Eremita 10:08, 23. Jul. 2007 (CEST)Beantworten
Hallo Victor Eremita,
zunächst mal möchte ich sagen, dass ich hier keine große Diskussion eröffnen möchte, da ich Dich wohl ohnehin nicht überzeugen werde – ich war mehr daran interessiert, die Denkweise von jemand verstehen zu lernen, der ganz andere Ansichten als ich hat. Ich nehme an, Dir geht es genauso, denn darauf deutet Deine Ausdrucksweise „Hiermit fordere ich nun alle diejenigen, die…“ hin – ich wollte mit meinem obigen Beitrag einfach Deiner Aufforderung nachkommen. Sieh’ es also nicht als Unhöflichkeit, wenn ich demnächst vielleicht nicht mehr antworte, und wenn ich jetzt nicht auf alle Deine Punkte eingehe, sondern nur auf zwei, und da eher meinen Standpunkt darstelle, als auf Deine Argumente einzugehen:
Zum Punkt „Welche Artikel aus der LK würde ich vermissen?“ Ich hätte da zwar eine Liste anzubieten, siehe hier auf meiner Seite, aber dem Sinn Deines Argumentes werde ich wohl besser mit folgenden Gegenargument gerecht: Bei welchem Artikel hat es Dich denn geärgert, dass Du ihn vorgefunden hast (in dieser Form)?
Zweiter Punkt: Vielleicht liegt Dein von meinem abweichender Standpunkt zum Erreichen von Qualität auch daran, dass Du Dich hauptsächlich mit Philosophie-Artikeln beschäftigst. Denn in Wikipedia finde ich folgende Sorten von Artikeln. Zum einen solche, bei denen es nur auf leicht nachschlagbare Fakten ankommt. Das sind z. B. Artikel über Flugzeuge (von denen ich selbst ein paar eingestellt habe), Sportler, Städte usw. Diese Artikel sind meistens in gutem Zustand, weil viele dran rumarbeiten, so dass Fehler schnell verbessert werden. Als weitere Gruppe gibt es Themen, für die man wirklich Ahnung haben muss, um die angelesenen Fakten auch angemessen zu bewerten. Das sind beispielsweise Artikel aus dem Bereich Medizin, Physik oder Geschichte. Auch da sind nach meinen Beobachtungen die Artikel meistens in guten Zustand, da sich bei diesen Themen offenbar nur die jeweiligen Spezialisten ans Schreiben trauen. (Den Artikel Allgemeine Relativitätstheorie finde ich z. B. hervorragend.) (Eine weitere Gruppe sind Artikel, von denen ich ohnehin nichts Sinnvolles erwarte, wie alle aus dem Bereich Wrestling, oder Existenzrecht Israels, weil es da keinen NPOV gibt.) Tja, und die letzte Gruppe sind die Artikel aus dem Gebiet Philosophie. Hier trifft es einerseits zu, dass man Ahnung haben muss, um das Gebiet angemessen darzustellen, trotzdem glauben viele, was dazu beitragen zu können. Weiterhin eignet sich dieses Thema auch am wenigsten von allen dazu, um einen Artikel aus lauter kleinen Edits zusammenwachsen zu lassen – hier wäre besser ein Autor geeignet, der ein ganzes Lemma konsistent darstellt. Mit anderen Worten, ich bin der Ansicht, dass die Philosophie-Artikel so ziemlich das einzige sind, was in Wikipedia wirklich schlecht ist. Da meines Erachtens aber auch kein guter Algorithmus existiert, hier die guten Autoren von den schlechten zu trennen, muss man meines Erachtens damit leben. (Nur angemeldete Benutzer zum Sichten bzw. Prüfen der Versionen zuzulassen, reicht m. E. längst nicht aus.)
Das ich mir darüber schon länger Gedanken mache und das nicht nur sage, weil Philosophie grade Dein Thema ist, siehst Du übrigens hier, wo ich explizit Philosphie (und auch Soziologie, das fällt vielleicht auch in die gleiche Gruppe) erwähne.
Grüße --Holman 19:43, 23. Jul. 2007 (CEST)Beantworten
Es ist richtig, dass es in unterschiedlichen Bereichen unterschiedliche Schwierigkeiten gibt. Es ist auch richtig, dass Philosophieartikel vor allem dann richtig gut werden, wenn sie von einem oder wenigen Autoren in einem Guss geschrieben werden. Das trifft aber m.W. auf alle Artikel zu wissenschaftlichen Themen mehr oder weniger zu. Dass es durchaus sehr gute Philosophieartikel gibt sieht man hier. Hier ein Überblick zum Stand wichtigerer Artikel.
Welche Artikel mich genau stören? Wenn Du fragt Welches Lemma stört Dich? antworte ich: Konkret keines, wenn es nicht die Artikelstruktur gefährdet (Stichwort Zersplitterung, Redundanzen) und relevant ist. Relevanz ist (neben dem 'enzyklopädischen' Kriterium) wichtig, weil es Indizien dafür gibt, dass das Wachstum der de-WP zu groß ist, möglichst viele Artikel zu verbessern. Viel mehr aber (und ein Beispiel für 'was mich ärgert') stören mich schlecht eingestellte Artikel und diese Einstellung. Wir sollten mE stärker das Signal setzen, dass Ersteinstellungen Mindestqualität besitzen müssen. Früher habe ich mal derartige LK gerettet - Kategorien ist so ein Beispiel. Mittlerweile mache ich das nicht mehr. Selbstzitat: Wir setzen die falschen Signale. Anstatt konsequent qualitativ hochwertige Beiträge einzufordern, ermutigen wir die Verfasser nicht akzeptabler Artikel auch noch.
Nochmal: Ich rede weniger darüber, was der Lemmabestand sein sollte, sondern ob der Arbeitsaufwand in den verschiedenen Bereichen (insb. LK, Beobachtung) den Ertrag lohnt. In meinen Augen ist das nicht der Fall. Übrigens nicht nur in meinen: Wolfgangbeyer, Hauptautor von Relativitätstheorie und Mitautor von Allgemeine Relativitätstheorie sagte 2005:
Leider muss ich zunehmend mehr Zeit in den Erhalt der Artikelqualität investieren und oft in mühsamen Diskussionen gegen Verschlimmbesserungen ankämpfen, so dass ich kaum noch dazu komme, Artikeltexte zu verfassen oder weiterzuentwickeln, eine Entwicklung, die mir nicht sehr gefällt. Siehe dazu auch die lesenswerte Ansicht von Ulrich Fuchs zur Entwicklung der Wikipedia, an der leider einiges dran ist. Hoffe überhaupt, dass ich den Stress hier neben meinen sonstigen Verpflichtungen noch eine Weile durchstehe.
Anfang 2006 ist er gegangen und fast nicht mehr aktiv (wie viele andere Engagierte). Indizien dafür, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht muss man aber länger aktiv sein, um das verstehen zu können. --Victor Eremita 20:56, 23. Jul. 2007 (CEST)Beantworten
Ich habe in der Tat Angst davor, dass sich meine Einstellung unmerklich ändert, wenn ich länger Autor sein werde – noch ist meine Einstellung nämlich die der Leser, und für die ist ein schlechter Artikel besser als gar keiner. Wikipedia sollte ein Projekt für Leser, nicht für Autoren sein. Oder mit anderen Worten: Mit dem gleichen Arbeitsaufwand kann man entweder wenige gute Artikel oder viele mittelmäßige schaffen. Ich halte letzteres für nützlicher für die Benutzer von Wikipedia. Nichts ist nervender, als wenn man die gesuchten Informationen überhaupt nicht findet. (Die Forderung, nur überdurchschnittliche Artikel einzustellen, ist übrigens – wegen der Definition von Durchschnitt – unmöglich zu erfüllbar, aber ich will Deine Worte da mal nicht auf die Goldwaage legen.) --Holman 21:54, 23. Jul. 2007 (CEST)Beantworten
Ich Deine auch nicht, aber ich sehe nicht, wo ich diese Aussage gemacht hätte. Ich zitiere lediglich meinen Gesprächspartner, der sagt:
Man muss auch mal ein Risiko eingehen, und etwas unterdurchschnittliches einstellen.
Darauf ich:
Wir sind hier nicht beim Sport und Du bist nicht am Ball. Man muss hier gar nichts, und bewusst "unterdurchschnittliches einstellen" ist nicht besser als Trollerei.
Bedenke, die Autoren, Beobachter etc. arbeiten hier freiwillig. Es ist ein Unterschied zwischen Es wäre schön, wenn WP die Artikel X, Y und Z hätte/behalten würde o.ä. und Ich kümmere mich darum, dass WP die sachlich richtigen Artikel enthält und dass diese sachlich richtig bleiben.
Es ist mE für alle (die Leser, die Autoren und die WP) besser, WP enthält den Artikel A nicht als den (in wesentlichen Punkten) falschen Artikel A'. Die Leser schlagen woanders nach. Die Autoren etc. haben weniger Arbeitsbelastung. Die WP verliert dadurch kein Ansehen. --Victor Eremita 22:08, 23. Jul. 2007 (CEST)Beantworten

Wiki is not a paper

[Quelltext bearbeiten]

Hallo Victor,

da du zu einer Antwort auf deine Fragen auf dieser Seite eingeladen hast, möchte ich dies hiermit auch tun. Nun, ich tendiere in der Tat dazu, das Wikiprinzip für höher zu bewerten als das Enzyklopädieprinzip. Ich kann nur sagen, wie ich selbst überhaupt auf die Wikipedia aufmerksam geworden bin. Ich bin seit vielen Jahren Palm-Besitzer und benutze dieses elektronische Hilfsmittel immer wieder, wenn ich unterwegs bin – z.B. auf Reisen. Eines Tages bin ich darauf gekommen, dass es die Wikipedia in der Palm-Version gibt und man sich die per CD zum Selbstkostenpreis bestellen kann. Ich stellte fest, dass die Wikipedia viel mehr und zum Teil auch viel ausführlichere Artikel enthält als z.B. die Palm-Version des Brockhaus, die ich vorher installiert hatte. Ich lernte dabei gerade die Vielfalt der Wikipedia und ihre quasi lückenlose Abdeckung des menschlichen Wissens zu schätzen. Besonders wichtig waren für mich anfangs geographische Artikel, die häufig mit viel Liebe gemacht sind. Ich habe bislang wirklich noch zu fast jedem Ort oder See, wo ich mich aufgehalten hatte, einige Informationen gefunden (man suche z.B. mal in einem anderen Lexikon Informationen zum Kleiner Arbersee). Du kannst natürlich sagen, es sei nicht enzyklopädisch, Informationen zu „Orchideenthemen“ aufzunehmen. M.E. macht aber gerade die Vielfalt die Stärke der Wikipedia aus. Dazu soll meinetwegen auch alles gehören, was z.B. in den Fantasy-Bereich gehört, wenn dies denn ein Ausdruck des Zeitgeistes ist.

Ich denke, wir sollten uns in dem Projekt nicht übernehmen. Wenn ich z.B. an unser – von mir sehr geschätztes - „Wikiprojekt Philosophie“ denke, so muss man doch realistischerweise sehen, dass wir nur eine Handvoll Leute sind, die zwar gut zusammenarbeiten, aber im Prinzip nicht allzu viel auf die Beine stellen können. Nur wenige betreiben das, worüber sie schreiben, hauptberuflich, vermutlich keiner gehört zu den nationalen oder internationalen Spitzenleuten in seinen Themen. Die Qualität der Beiträge etwa einer Stanford Encyclopedia of Philosophy werden wir nie erreichen können. Die meisten von uns schreiben eben über die Themen, die ihnen Spaß machen, einige machen dies auch ganz gut, doch das Niveau einer von Experten erstellten Fachenzyklopädie können wir damit nun mal nicht erreichen.

Dass bei liberalen Relevanzkriterien „deutlich mehr Personen Änderungen vornehmen als selbst Änderungen beobachten“ wie du befürchtest, sehe ich nicht als Problem. Es wird sich auch bei den Orchideenthemen eine Community finden, die dieselben Interessen teilt und sich gegenseitig kontrolliert. Auch wenn es eines Tages mehr Artikel zu Randthemen als zu eigentlich enzyklopädisch relevanten Themen geben sollte – was soll’s? Diejenigen Leser, die sich dafür nicht interessieren, können diese ja links liegenlassen, für die anderen stellen sie vielleicht gerade den Einstieg in die Wikipedia dar, da sie diese Informationen in sonst keiner anderen „seriösen“ Enzyklopädie finden können.

Mit besten Grüßen --HerbertErwin 20:34, 17. Okt. 2007 (CEST)Beantworten


Hallo Herbert,

danke für Deinen Beitrag. Vielleicht erscheint meine Darstellung kulturpessimistisch und meine Absicht auf unangenehme Weise elitär, gewollt ist beides nicht. (Vielleicht ist das Gesagte dazu allerdings kompatibel.) Da Du mich vielleicht missverstanden hast, versuche ich es nochmal ausführlich zu erklären. Philosophen unterscheiden ja gern, also zunächst mal ein paar Unterscheidungen (verzeih, wenn es ein wenig länger wird):

Als Leser der WP war und bin ich auch oft dankbar für die Behandlung von Nischenthemen. Ich habe generell nichts gegen die Behandlung der meisten Nischenthemenlemmata (von Problemen wie [1] einmal abgesehen).

Meine Perspektive als Mitarbeiter der WP ist etwas anders, kritischer und sorgenvoller. Es ist unbestreitbar, dass eine Enzyklopädie Experten benötigt, die nicht unbedingt Akademiker sein müssen. Denn wie in jeder anderen Enzyklopädie muss der Artikel von Autoren geschrieben werden, der mehr über den Gegenstand weiß als der durchschnittliche Leser. Aufgrund des offenen und dynamischen Charakters braucht die WP - anders als andere Enzyklopädien - aber auch Experten zur permanenten Betreuung der Artikel.

Ein Autor hat vermutlich Freude daran, Texte zu verfassen. Worin besteht die Freude des fremde Änderungen kontrollierenden Experten? Ich denke, dass wir alle – die wir nur die aktuelle Qualität halten wollen – ein wenig verrückt sind. Wir opfern einen Teil unserer Freizeit für ...– was genau?

Manche sagen ihre Mitarbeit sei nicht (nur) altruistischer, sondern (auch oder vor allem) egoistischer Natur: Sie haben Spaß daran, zu bestimmten Themen an Texten zu arbeiten. Das kann ich nachvollziehen – mir geht es auch so. Fast jeder aktivere Benutzer kennt jedoch auch die Schattenseiten: Auseinandersetzungen mit Mitarbeitern, die die Grundlagen der WP teilen, aber in Einzelfragen eine sehr abweichende Auffassung haben sind dabei nur eine Seite. Viel frustrierender sind Auseinandersetzungen mit Personen, die die Grundlagen der WP ignorieren (z.B. im Falle Benutzer:Victor Eremita/B.). Warum tut man sich so etwas an? Die Antwort scheint zu sein: um (eigene aber auch fremde) Werke zu schützen. M.a.W.: Die WP (als Enzyklopädie) ist ein schützenswertes Gut.

Nun gibt es Fälle, in denen Personen dies Gut mutwillig oder fahrlässig in Teilen beschädigen: Vandalismus. Vandalismus ist ein großes Problem und (fast) jeder ist gegen Vandalismus. (Und zu meinem großen Bedauern wird in der Folge der Begriff Vandalismus bzw. Vandale oder auch Troll sehr inflationär gebraucht, mit m.E. sehr negativen Folgen ([2] [3]). Andere, nicht-vandalistische Veränderungen bedürfen noch mehr korrigierender Experten.

Psychologisierende Erwägungen, warum diese Experten ihre Zeit dafür opfern, erspare ich uns. Entscheidend ist: Die WP braucht diese – permanent, je mehr, desto besser, möglichst in genau den Bereichen, wo sie sich auskennen. Verliert die WP Experten ganz oder in bestimmten Bereichen, dann sinkt (fast) unvermeidlich die Qualität der Artikel insgesamt oder in diesen Bereichen. Dabei müssen wir uns nicht an der SEP messen; es reicht, wenn wir über den erreichten Stand zu t im Bereich x sprechen.

Der Gebrauch von Experte mag manchem unangenehm elitär klingen: Ich verstehe diesen Begriff aber relativ, zeitlich und in Bezug auf Bereiche. Zu Beginn des Projektes mag ein bestimmter Benutzer (eigentlich Informatiker, aber geisteswissenschaftlich und historisch interessiert) etwas Ahnung von (z.B.) Philosophie gehabt haben: Also war er Experte für Philosophie. Sobald es mehr Benutzer mit (z.B.) philosophischer Expertise gab, entstand Arbeitsteilung etc. Die WP wird immer das sein, was ihre (angemeldeten und unangemeldeten) Mitarbeiter bewerkstelligen können – nicht mehr, nicht weniger. Meine Hauptsorge ist daher: Insgesamt oder in Bereichen könnten wir derartige Experten verlieren. Daher der Satz: „Die WP als Enzyklopädie könnte xyz. Allerdings: Die WP als Projekt kann dies nicht leisten.“

Der allerwichtigste Punkt für die WP ist somit: Haben wir die Mitarbeiter, um das Projekt zur Erstellung einer Enzyklopädie am Laufen zu halten? Alles andere (z.B. die Relevanz von Fantasy-Artikeln) ist primär nebensächlich; diese primär nebensächlichen Aspekte haben jedoch teilweise sekundär Auswirkungen auf diesen wichtigsten Punkt. M.E. tun wir zu wenig, um das Arbeitsfeld attraktiv zu gestalten: Z.B. (1) setzen wir enorme menschliche Ressourcen und Aufmerksamkeit ein, um Vandalismus zu bekämpfen, anstatt diesen nicht wenigstens teilweise durch technische Maßnahmen einzuschränken.[1] (2) Aus dem Sport für Vandalen und Vandalenjäger und der Überlastung letzterer entstehen viele Missverständnisse, durch die wir potentielle Mitarbeiter verlieren. ([4] [5]). Weil jeder alles einstellen kann, werden täglich zigtausende Arbeitsstunden für extrem randständiges oder qualitativ extrem schlechtes verwendet. Beide Punkte zeigen zwei weitere Probleme: (a) Es ist eine dem Klima extrem abträgliche Art Sport zwischen Artikelrettern und -löschern auf WP:LK entstanden. (b) Sehr vielen bemühten, unkundigen Mitarbeitern (oft IPs) kommunizieren wir nicht mal ansatzweise, was sie 'falsch' machen: Überall steht: Mach' mit! Deine Beiträge sind willkommen, frei, jeder etc., aber de facto wird fast jeder vor den Kopf gestoßen, sobald er oder sie sich als freiwilliger Mitarbeiter betätigt. Unsere Struktur ist so kompliziert, dass niemand sie versteht. Es gibt (fast) keine verbindlichen Regeln (und die verbindlichen Regeln sind dann kaum auffindbar oder gehen in den zahllosen unverbindlichen Richtlinien unter). In diesem Durcheinander bleiben nur die stärksten, da es normal ist, dass dabei (fast) jeder durchaus bemühte und kundige Mitarbeiter als Projektstörer bezeichnet wird.

Dass mag sich nach idealistischem Gequatsche und Gesehne nach einer heilen WP-Welt anhören. Was mich aber tatsächlich immer wieder verzweifeln lässt, ist Folgendes: Die gemeinsame Basis der Community ist so gering, diese ist so konservativ, dass jegliche (auch nur temporär versuchsweise) Änderung unmöglich scheint. Das (jeweilig unterschiedliche) Ideal der WP wird so hoch gehalten, dass reale Verhältnisse der WP aus dem Blick geraten. Naive Müll-Sammler und verblendete Löschfanatiker, politisch korrekte Gutmenschen und arrogante Vandalenjäger, orientierungslose Newbies und kurzen Prozess machende Administratoren sind soweit voneinander entfernt, haben sich so wenig zu sagen, dass von einem Projekt mit konkreten Zielen kaum die Rede sein kann. (Meine überspitzten Formulierungen klingen vielleicht arrogant, aber gut.) Fast jeder redet davon, streitet darüber, was sein soll - fast niemand, was ist und sein kann. Vieles ist wünschenswert, aber nicht alles wünschbar im Sinne von erreichbar.

Abschließend: Ich bin nun kein ausgewiesener Zahlenexperte: Aber angesichts zigtausender unbeobachteter Seiten, täglich über 250 KB Löschdiskussion, ungelöster Vandalismusprobleme, zahlloser frustrierter Mitarbeiter, des wiederholten Weggangs von Experten, unzähliger größerer und kleinerer täglicher Konflikte (die unsere Administratorenschaft offenbar mehr und mehr lähmt), einer Öffentlichkeit, die die WP sehr stark nutzt, aber nicht weiß, welche Arbeit dahinter steckt, bildet sich bei mir die Überzeugung, dass die aktiven Benutzer, die Mitglieder der sog. Community sich übernehmen. Das System scheint mir (um es metaphorisch auszudrücken) überhitzt zu sein. Wir sollten Druck herausnehmen. Dies könnte durch zahlreiche (oben teilweise angedeutete) kleine Änderungen geschehen.[2] Man kann viel darüber lamentieren, was in der WP stehen sollte (oder nicht darin stehen darf). Sehr viele, die so lamentieren, sehen nicht, wie viel Arbeit tatsächlich in die WP investiert wird. Ich habe mehrmals angeregt, dass wir Einstellungen und LK nach Sachbereichen ordnen sollten (sei es global und durch die Software gestützt, sei es regional und manuell). Täten wir das, würde überschaubarer (neben anderen positiven Effekten) , wie viel tatsächlich sinnvollerweise zu leisten ist und wie viel nicht. Es ist eines zu fordern, Artikel des Typs F sollten alle in der WP stehen dürfen; es ist ein anderes dafür zu sorgen, dass alle eingestellten Beiträge des Typs F Artikel sind. Daneben, könnte man argumentieren, sollte (z.B.) die Betreuung des Kernbestands des Bereichs Fantasy nicht darunter leiden, dass primär randständige Fantasy-Lemmata massiv ausgebaut werden. (Daneben, könnte man weiter argumentieren, mag es für das Projekt (d.h. die Community) insgesamt problematisch werden, wenn der Ausbau randständiger Fantasy-Lemmata überhand nähme.)

Daher die Frage: Für die WP als Enzyklopädie mag vieles wünschenswert sein, aber kann das Projekt zugleich (und nachhaltig) dies alles erreichen?.--Victor Eremita 00:14, 18. Okt. 2007 (CEST)Beantworten

  1. Z.B. Durch Bots, durch einen Zwang einer Angabe in WP:ZQ (mind. für IPs, etc.) [Vgl.
  2. Tempoäre oder zahlenmäßige Begrenzung der täglichen Artikeleinstellung mag eine weitere sein.

Ich bin gerade zufällig auf diese Seite gestoßen und sehe, es geht hier unter anderem um das Thema, daß das Beobachten zu viel Zeit kostet und vor allem, daß es zu wenig Leute gibt, die sich dieser Tätigkeit widmen, und das für die Qualität gefährlich ist. Das habe ich auch immer als ein riesiges Problem gesehen. Nun kann ich dazu folgende experimentelle Erfahrung beisteuern. Ich habe letztes Jahr über 40 Artikel entweder neu angelegt oder alte Fassungen durch komplett neue ersetzt und dann diese Artikel ca. 14 Monate lang nicht beobachtet. Meine Erwartung war, daß in dieser Zeit dramatische Verschlechterungen eintreten würden, entweder weil nicht beobachtet wird oder weil die Beobachtenden nicht so gut wie ich in den schwierigen Stoff eingearbeitet sind und daher Verschlechterungen nicht als solche erkennen. Als ich dann nachschaute, stellte ich fest, daß von den in den 14 Monaten eingetretenen Veränderungen ca. 70-80% Verbesserungen waren (einschließlich Verlinkungen und sonstiger Kleinkram), ca. 10% neutral oder belanglos, der Rest Verschlechterungen. Die Verschlechterungen ließen sich in kurzer Zeit mühelos beheben. Unter den Artikeln waren auch große, sicher viel gelesene wie Platonismus, Platonische Akademie, Renaissance-Humanismus, Scholastik und Averroismus. Die Schäden betrafen ca. 1-2% der gesamten Textmasse. Ich konnte bei dieser Gelegenheit mit großer Verblüffung feststellen, daß zumindest im Bereich Antike/Mittelalter/Renaissance die Qualitätskontrolle sehr viel besser funktioniert, als ich erwartet hatte. Irgendwie scheint das Wiki-System einfach gut zu funktionieren, obwohl theoretische Überlegungen dafür sprechen, daß es zusammenbrechen müßte. Andere mögen andere Erfahrungen haben, ich möchte hier nur berichten, was ich beobachtet habe. Nwabueze 23:58, 18. Okt. 2007 (CEST)Beantworten

„Why Size Matters“

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Hallo Victor, für den Abschnitt Siehe auch wohl zu speziell, da nur auf Unternehmens-Artikel bezogen, aber immerhin: Vielleicht kennst du die Seite noch nicht: Benutzer:Minderbinder/WSM. Der Bereich Unternehmens-Artikel ist ein Beispiel für einen Bereich, in dem die Anzahl der Einstellungen mit Interessenkonflikt und die Zahl der neutralen Wikipedianer mit Interesse am Gegenstand besonders weit auseinanderklafft. --Minderbinder 16:20, 12. Jan. 2011 (CET)Beantworten