Benutzerin:Analytisch Pädagogische Vereinigung/Artikelentwurf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Analytische Pädagogik ist eine Methodik, die im Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen-vornehmlich im Rahmen einer stationären Hilfe (Heimunterbringung)- Anwendung findet. Sie unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Methoden der Pädagogik wie z.B. der psychoanalytischen Pädagogik oder anderen Ansätzen wie Systemischer Ansatz und Verhaltenstherapie. Die Unterbringung in Einrichtungen, die mit dieser Methodik arbeiten, wird von den belegenden Jugendämtern oft als (letzte) Alternative zur geschlossenen Unterbringung z.B. in einer Kinder-und Jugendpsychiatrie gewählt.

Entstehungsgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Analytische Pädagogik geht zurück auf den Heilpädagogen Winfried Weibels geb.1961, der nach jahrelanger Mitarbeit auf mehreren psychosomatischen Stationen eines Krankenhauses, in dem klassisch psychoanalytisch gearbeitet wurde, die Leitung einer Jugendhilfeeinrichtung mit diversen Gruppen für extrem verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche übernommen hat. In seiner täglichen Arbeit wurde schnell deutlich, dass simple Verhaltenskorrekturen weder im Empfinden der betroffenen Kinder und Jugendlichen noch in dem ihrer Umwelt zu dauerhaften Verbesserungen führen konnten.

Allgemeine Problematik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stationäre Jugendhilfe findet statt im Spannungsfeld ganz unterschiedlicher Interessen. Da ist zum einen die Gesellschaft, repräsentiert durch z.B. Jugendamt, Schulen, Dorfgemeinschaft etc. mit ihrem berechtigten Interesse daran, dass die Kinder und Jugendlichen sich einfügen, das Zusammenleben nicht stören und nützliche Mitglieder der Gesellschaft werden. Und da sind zum anderen die Kinder und Jugendlichen mit all dem Schlechten, Zerstörenden und Krankmachenden, das sie in ihrem Leben erlitten haben.

Grundsätzliche Annahmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verhaltensänderungen sind fast immer nur dann dauerhaft, wenn der Betroffene selbst das Bedürfnis hat, sein Verhalten zu ändern. Dies bedeutet keinesfalls, dass Pädagogen lediglich als Verhaltensbeobachter fungieren, Steuerung durch das Vorgeben einer klaren Struktur und eines Verhaltensrahmens ist unerlässlich. Reine Verhaltenstherapie alleine kann aber meist nur die Symptomatik verbessern und ändert nichts an den dem Verhalten zugrundeliegenden Ursachen.

Kurzer Abriss der Methodik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Analytische Pädagogik geht davon aus, dass es bei jedem Menschen drei Bereiche gibt, in denen er emotional verletzbar/berührbar ist. In Analogie zur Freud’schen Psychoanalyse sind dies die Themen Versorgung (Orale Phase) Macht/Kontrolle (Anale Phase) und Selbstwert (Ödipale Phase). Auch analytische Pädagogik sieht Verhaltensauffälligkeiten (Neurosen) als Leistung. Sie erlauben den Menschen, ihre eigentlichen Verletzungen und Verletzbarkeiten vor sich selber und vor der Umwelt zu verbergen. Dinge, die man unbewusst erlebt, tun eben nicht ganz so weh und machen nicht ganz so viel Angst wie Dinge, derer man sich bewusst ist. Alle Menschen haben in ihrer Entwicklung mehr oder weniger schädliche Erfahrungen machen müssen und dies betrifft bei jedem Menschen alle Phasen der psychosozialen (psychosexuellen) Entwicklung. Auffällig (neurotisch) ist Verhalten dann, wenn es nicht gelingt, die Verletzungen, die aktuell (wenn auch unbewusst) besonders belasten, dergestalt zu kompensieren, dass die Umwelt nicht wahrnimmt, dass da etwas dringend kompensiert werden muss- sprich, dass wir Angst haben. Die angesprochenen Verletzungen können mal mehr und mal weniger an die Oberfläche gelangen, können jedoch immer in die oben dargestellten Themenbereiche Versorgung, Macht/Kontrolle und Selbstwert eingeordnet werden. Menschen, die eine massive Versorgungsproblematik haben, leiden häufig unter Essstörungen, Rauchen viel, kauen Fingernägel, können es nur schwer oder gar nicht ertragen, wenn andere etwas haben, was sie selbst nicht haben etc. Eine andere Möglichkeit, seine Angst nicht übermächtig werden zu lassen, ist der Weg Kontrolle auszuüben. Was ich kontrollieren kann, ängstigt mich nicht so sehr und wenn ich die Kontrolle habe, habe ich auch eine gewisse Macht. Die vermutlich ersten „Rangeleien“ zu dieser Thematik erleben Menschen während ihrer Sauberkeitserziehung. Kinder lernen zu kontrollieren, ob bzw. wann sie in die Windel machen und sind den Ansprüchen ihrer Eltern, es nicht bzw. zu einem von den Eltern gewünschten Zeitpunkt zu tun, ausgesetzt. Dies beinhaltet die Erfahrung, wie belastend es ist, der Kontrolle anderer ausgesetzt zu sein und wie wohltuend es andrerseits ist, selber die Macht/Kontrolle in der Hand zu haben. Im Sinne eines Wiederholungszwanges kreieren Menschen vertraute Situationen. Was vertraut ist, ängstigt nicht. Zudem zeigt sich genau an diesem Punkt der Nutzen/die Leistung einer Verhaltensauffälligkeit/Neurose: Wer stark und mächtig ist, wer die Situation kontrollieren kann, der ist doch wichtig und wertvoll. Narzisstische Persönlichkeiten versuchen häufig durch Überkompensation, Allmachtsphantasien u.Ä. ihr defizitäres Selbstwertgefühl auszugleichen.

Formale Methodik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einrichtungen, die mit der Methodik der Analytischen Pädagogik arbeiten, dokumentieren ihre Arbeit in speziell ausgearbeiteten Tagesberichten. Hier überprüft der Betreuer, inwieweit er an dem betreffenden Tag ernsthaften Kontakt mit einem Kind/Jugendlichen hatte und beschreibt dies zumindest stichwortartig. Zu jedem betreuten Kind/Jugendlichen werden regelmäßig Fallanalysen durchgeführt. In diesen wird das beobachtete Verhalten der Kinder und Jugendlichen den o. a. Themengebieten (Versorgung, Macht/Kontrolle, Selbstwert) zugeordnet. Wenn auffällig viele Verhaltensweisen ein und demselben Themengebiet zugeordnet werden, prüft das Team, ob hier lediglich ein Affekt dargestellt wird- was dann als Abwehrmechanismus betrachtet und behandelt werden müsste- oder ob es eine tatsächliche Aussage über das aktuelle Gefühlsleben ist. Anschließend formuliert das Team ein pädagogisches/therapeutisches Nahziel für den Betroffenen und sammelt Ideen, wie dieses erreicht werden kann. In jeder anschließenden Teamsitzung überprüft das Team, ob es die in der Fallanalyse getroffenen Einschätzungen noch für zutreffend hält und ob die Methoden zur Erreichung des festgelegten Nahzieles hilfreich erscheinen.

Abgrenzung zu anderen Methoden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werden Menschen mit „Fehlverhalten“ anderer konfrontiert, neigen sie dazu, spontan einem Impuls zu folgen. Es kommt entweder ein pädagogischer/lenkender oder ein analytischer/verstehender Impuls in ihnen hoch. Abhängig davon, welcher Impuls gebildet wird, erfolgt dann die Reaktion. Analytische Pädagogik geht anders vor: Die Mitarbeiter der Einrichtungen sollen in solchen Situationen ganz bewusst den Komplementärimpuls (also den nicht spontan entstandenen Impuls) in sich hochholen, beraten sich -wo immer möglich- mit einem/den Kollegen, werden sich ihrer Eigenanteile bewusst und können so -professionell distanziert- prüfen, ob es für den Jugendlichen hilfreicher ist, dem pädagogischen oder dem analytischen Impuls nachzugeben. Konsequent angewandt, erfahren die Kinder/Jugendlichen auf diese Weise, dass die Betreuer tatsächlich verstehen, warum die Kinder/Jugendlichen handeln wie sie eben handeln. Die Botschaft lautet: "Denn ich weiß, wie Du tickst.“ Das Vertrauen, welches aus dieser Erfahrung entsteht, macht es den Kindern und Jugendlichen dann möglich, von sich aus neue Wege zu probieren und Ihr Verhalten den gesellschaftlichen Erfordernissen anzunähern, ohne ihre eigenen innerpsychischen Erfordernisse zu vernachlässigen.

http://www.mensch-und-psyche.de/formen-der-liebe/.../die-narzisstische-persoenlichkeit/ http://www.pluspol-jugendhilfe.de http://www.bruehlmeier.info/freud.htm

R. Gündner; Praxis und Methoden der Heimerziehung 2011, Lambertusverlag Freiburg i.B. P.C. Kuiper; Die seelischen Krankheiten des Menschen 1968, Klett Verlag Stuttgart M. Klein; Das Seelenleben des Kleinkindes 1983, Klett-Cotta Stuttgart A. Miller; Am Anfang war Erziehung 1983, Suhrkamp Ffm F. Riemann; Grundformen der Angst, 1987 Ernst Reinhardt Verlag München B. Bettelheim; So können sie nicht leben, 1985 DTV München G. u. R. Blanck; Angewandte Ich-Psychologie, 1985 Klett-Cotta J.Kriz; Grundkonzepte der Psychotherapie, 1985 Urban&Schwarzenberg München Wien Baltimore D.W. Winnicott; Familie und individuelle Entwicklung, 1984 Fischer Verlag Ffm K.H. Brisch; Bindungsstörungen,1999/20098 Klett-Cotta Stuttgart S. Mentzos; Neurotische Konfliktverarbeitung, 1985 Fischer Verlag Ffm S. Mentzos; Lehrbuch der Psychodynamik, 2013 Vandenhoeck&Rupprecht Göttingen Meinerz, Kausen, Klein; Heilpädagogik, 1987 Klinkhardt Bad Heilbrunn/Obb. Behr, Walterscheid-Kramer; Einfühlendes Erzieherverhalten, 1986 Beltz Weinheim und Basel A. Adler; Praxis und Theorie der Individualpsychologie, 1974 Fischer Verlag Ffm S. Freud; Hemmung, Symptom und Angst, 1986 Fischer Verlag Ffm