Benutzerin:Maimaid/Artur Wehrli

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Artur Wehrli (vor 1906)

Artur Wehrli (* 1876 in Kilchberg ZH; † März 1915) war ein Schweizer Fotograf. Mit seinen Brüdern Harry und Bruno Wehrli gründete er in Kilchberg ZH das Fotografengeschäft «Gebrüder Wehrli» und zählt mit ihnen zu den Pionieren der Alpin-Fotografie.

Artur Wehrli wurde 1876 in eine kinderreiche Familie hineingeboren. Sein Vater Johann Wehrli war Bürger von Ebnat-Kappel im Toggenburg, seine Mutter die aus St. Gallen stammende Stickerei-Zeichnerin Luise Füssmann. Die Familie lebte zunächst in Winterthur-Wülflingen, wo Johann Wehrli in der Weberei Rieter eine leitende Stellung innehatte.[1] Im Frühjahr 1883 zog die Familie nach Kilchberg, wo sein Vater kurz darauf starb.

Artur Wehrli wuchs mit den älteren Brüdern Bruno (1867–1927) und Harry (1869–1906) und vier Schwestern auf. Er besuchte die Sekundarschule in Kilchberg[1] und die Industrieschule Zürich. Danach liess er sich wie zuvor schon sein Bruder Bruno zum Fotografen ausbilden und absolvierte eine Lehre in der Zürcher «Lichtdruckerei und Verlagsanstalt Schröder & Co.», bei der auch sein Bruder Harry gearbeitet hatte.[2]

Um 1895 gründete Artur Wehrli gemeinsam mit seinen Brüdern das Fotografengeschäft «Gebrüder Wehrli» in Kilchberg. Ein zweites Geschäft wurde 1897 im Gebäude Weinbergstrasse 47 eröffnet, wo Artur und sein Bruder Harry auch wohnten.[3]

Breithorn, Bergsteiger (1905): Drei Bergsteiger an der Zermatter Breithornseite, Blick auf Rimpfischhorn und Strahlhorn

Artur Wehrli war ein passionierter Fotograf. Seine Motive fand er ... Er dokumentierte mit seinen Fotos den Zustand und die Entwicklung seiner Heimatregion, fotografierte Landschaften und Gebäude, aber auch Menschen bei der Arbeit und kulturelle Themen wie regionale Volkstrachten. Von ihm selbst existiert auch ein Foto, auf dem er gemeinsam mit seiner Schwester Lilly in der Kilchberger Tracht posierte.[4] Gemeinsam mit seinem Bruder Bruno fotografierte er auf ausgedehnten Reisen touristisch attraktive Orte, erschloss aber auch abgelegene, landschaftlich reizvolle Gegenden fotografisch. Aus diesen Aufnahmen entstanden Tausende Postkarten, um deren Herstellung und Vertrieb sich sein Bruder Harry kümmerte.[5]

1904 fertigten die Gebrüder Wehrli für die Louisiana Purchase Exposition die damals grösste Landschaftsfotografie der Welt an. Diese zeigte ein Panorama des Gornergrats, hatte eine Länge von 20,5 m und war 2,25 m hoch.[6]

Am 17. Dezember 1905 wurde Artur Wehrli das Bürgerrecht von Kilchberg zugesprochen.[7] In der Gemeinde war Artur Wehrli zwar nicht politisch aktiv, jedoch war er Mitglied mehrerer Vereine. Er soll der sportlichste der Wehrli-Brüder gewesen sein und war sowohl Mitglied des Turnvereins als auch der Kilchberger Alpenclub-Sektion «Wiesel». Mit seinen Brüdern gehörte er zu den ersten Kilchberger Skisportlern.[7] Seine Liebe zu diesem Sport spiegelt sich auch in seinen Fotografien von Skifahrern wider.

Als einziger der drei Wehrli-Brüder blieb Artur unverheiratet.[8]

Artur Wehrli war ein begeisterter Ballonfahrer und fertigte dabei auch Landschaftsaufnahmen an. Von seiner Fahrt mit dem Kugelballon «St. Gotthard» im Jahr 1912 sind Luftaufnahmen von Lausanne aus 868 m Höhe erhalten.[9] Diese Fahrten waren für ihn nicht immer ungefährlich. So berichtete beispielsweise Viktor Silberers Wiener Luftschiffer-Zeitung am 1. Mai 1912 über einen Ballonunfall, der sich am 14. April 1912 in der Schweiz ereignet hatte und bei dem Artur Wehrli aus dem Ballonkorb gefallen war:

„Der Ballon «St. Gotthard» stieg […] bei klarstem Wetter und mäßigem Nordostwind auf. Wehrli, der Ballonphotographien machen wollte, bestand zunächst auf der Absicht, die Fahrt möglichst niedrig zu halten […] Es war klar, dass eine glatte Landung ausgeschlossen war […] als ein unwiderstehlicher Wirbelwind den Ballon zur Erde riß. Trotz rascher Ballastausgabe prallte «St. Gotthard», ein Bäumchen streifend, am Boden auf […] Da stürzte Wehrli aus dem Korbe. Ich machte durch Zuruf darauf aufmerksam, wollte Herrn Wehrli fassen, es gelang mir indessen nicht. Der durch Wehrlis Sturz erleichterte Ballon erhob sich rasch in die Höhe […] Leute fanden die Sachen des Herrn Wehrli. Er selbst konnte sich nach Lausanne begeben.“

aus dem Bericht des Ballonführers Leutnant Santchi[10]

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zeigte Wehrli großes Interesse am militärischen Luftschifferdienst. Als Mitte März 1915 in Murten ein fünfwöchiger «Versuchskurs für Fesselballonstationen» eingerichtet wurde, rückte er als Freiwilliger ein.[11] Bereits zwei Wochen nach Dienstantritt führte jedoch eine Lungenentzündung, die er sich in den ersten Tagen bei einem Einsatz zugezogen hatte, zu seinem plötzlichen Tod. Er wurde nur 39 Jahre alt. Am 30. März 1915 wurde er in Kilchberg militärisch bestattet.[2]

  • Paul Hugger (Hrsg.): Gebrüder Wehrli: Pioniere der Alpin-Fotografie. Limmat, Zürich 2005, ISBN 978-3-85791-475-1.
  • Johannes Vogel: Fotoverlag Gebrüder Wehrli Kilchberg. In: Gemeinde Kilchberg (Hrsg.): Neujahrsblatt. Nr. 33. Kilchberg 1992, S. 3–27 (Digitalisat (Volltext) [PDF]).
Commons: Maimaid/Artur Wehrli – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Neujahrsblatt, S. 4.
  2. a b Neujahrsblatt, S. 10.
  3. Neujahrsblatt, S. 12.
  4. Neujahrsblatt, S. 16.
  5. Neujahrsblatt, S. 16.
  6. Die größte existierende Photographie. In: Die Schweiz. 8. Jg., Nr. 1, 1940, S. 240 (Gornergrat-Panorama, 1904).
  7. a b Neujahrsblatt, S. 8.
  8. Neujahrsblatt, S. 6.
  9. EAD-WEHR-22106-B Lausanne, Ortsgesamtansicht, 1912 (Dokument). In: helveticarchives.ch. Abgerufen am 1. Juli 2024 (Link zum Foto).
  10. Unfall eines Kugelballons. In: Victor Silberer (Hrsg.): Wiener Luftschiffer-Zeitung. Nr. 9. Wien 1. Mai 1912, S. 142 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Carl Hildebrandt: Fesselballon-Versuchsstation Murten, 1915. In: Luftschiffer: die Ballontruppen der Schweizer Armee 1893-1937. Selbstverlag, Wabern 1992, S. 117–132 ([ online]).


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