Beziehung zwischen Angela Merkel und Wladimir Putin

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Merkel und Putin auf einer Konferenz in Meseberg, Deutschland 2018

Die Beziehung zwischen Angela Merkel (Bundeskanzlerin Deutschlands 2005–2021) und Wladimir Putin (Präsident der Russischen Föderation 2000–2024) war gekennzeichnet von einer komplexen Mischung aus Pragmatismus, Skepsis und zunehmender Spannung.

Ihre Interaktionen spiegelten die sich wandelnden deutsch-russischen Beziehungen wider und waren geprägt von bedeutenden geopolitischen Ereignissen. Zu Beginn von Merkels Amtszeit 2005 kühlten die deutsch-russischen Beziehungen merklich ab. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Gerhard Schröder, der eine enge „Kumpelfreundschaft“ mit Putin pflegte, nahm Merkel eine distanziertere Haltung ein. Sie hegte keine Sympathien für Putin oder Illusionen über sein Regime, blieb aber stets kommunikationsbereit.[1]

Merkel traf sich häufig mit Putin und führte regelmäßige Telefonate zu verschiedenen Krisen und Konflikten, darunter die Finanzkrise, Gaslieferungen, politische Morde und gewaltsame Auseinandersetzungen in Afghanistan, Georgien, Libyen, Syrien und der Ukraine. Ihre Herangehensweise war von Berechenbarkeit und Konsequenz geprägt, auch wenn ihre Politik nicht immer Putins Zustimmung fand.[2]

Ein Wendepunkt in ihrer Beziehung war die russische Annexion der Krim 2014 und der Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs MH17 über der Ostukraine. Diese Ereignisse führten dazu, dass Merkel sich für EU-Sanktionen gegen Russland einsetzte und eine härtere Linie gegenüber Moskau vertrat.[3] Trotz zunehmender Spannungen setzte Merkel weiterhin auf Dialog. Sie spielte eine Schlüsselrolle bei der Aushandlung des Minsker Abkommens 2015, das darauf abzielte, den Konflikt in der Ostukraine zu entschärfen. Gleichzeitig unterstützte sie kontroverse Projekte wie die Nord Stream 2-Gaspipeline, was ihre Politik gegenüber Russland teilweise widersprüchlich erscheinen ließ. Gegen Ende von Merkels Amtszeit verschlechterten sich die Beziehungen weiter, insbesondere nach der Vergiftung des Kremlkritikers Alexei Nawalny im Jahr 2020.[4]

Rückblickend wird Merkels Russlandpolitik kritisch betrachtet, wobei ihr vorgeworfen wird, Putins revisionistische Ambitionen unterschätzt zu haben. Insgesamt war Merkels Beziehung zu Putin von dem Versuch geprägt, einen Mittelweg zwischen Kooperation und Konfrontation zu finden. Ihre Politik zielte darauf ab, Kommunikationskanäle offen zu halten, während sie gleichzeitig versuchte, europäische Interessen zu wahren und auf Menschenrechtsverletzungen zu reagieren.[5]

Commons: Beziehung zwischen Angela Merkel und Wladimir Putin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Andreas Heinemann-Grüder: Russland-Politik in der Ära Merkel. In: SIRIUS – Zeitschrift für Strategische Analysen. Band 6, Nr. 4, 1. Dezember 2022, ISSN 2510-2648, S. 359–372, doi:10.1515/sirius-2022-4002 (degruyter.com [abgerufen am 24. Juli 2024]).
  2. Merkel, Russland, Putin | dekoder-Specials. Abgerufen am 24. Juli 2024.
  3. Deutscher Bundestag - Kanzlerin Merkel droht Russland mit Sanktionen. Abgerufen am 24. Juli 2024.
  4. Bayerischer Rundfunk: Gift-Anschlag auf Nawalny 2020: Was ist das Nervengift Nowitschok? 21. Februar 2024 (ardalpha.de [abgerufen am 24. Juli 2024]).
  5. Georg Schwarte: Umgang mit Putin: Merkels größtes Missverständnis. Abgerufen am 24. Juli 2024.