Blanche Edith Baughan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Blanche Edith Baughan
(1935)

Blanche Edith Baughan (* 16. Januar 1870 in Putney, Grafschaft Surrey, England; † 20. August 1958 in Akaroa, Region Canterbury, Neuseeland) war eine neuseeländische Lyrikerin, Schriftstellerin und Reformerin im neuseeländischen Strafvollzug.[1][2]

Blanche Edith Baughan wurde am 16. Januar 1870 als jüngste von sechs Kindern der Eheleute Ruth Catterns und John Baughan, einem Schreiber, in Putney, Grafschaft Surrey geboren. Als ihr Vater starb, war sie zehn Jahre alt. Über ihre Kindheit und Schulbildung ist nichts bekannt.[1]

Baughan zählte zu einer der ersten Frauen, die nach der Öffnung des Londoner Royal Holloway College im Jahr 1886 für Frauen an dem College studieren konnten. Sie studierte Klassische Philologie und schloss 1891 ihr Studium mit einem Bachelor[1] mit Auszeichnung in Griechisch ab.[2] In London schloss sie sich der Suffragetten-Bewegung und der Wahlrechtsbewegung an[2] und engagierte sich im sozialen Bereich in den Slums von Shoreditch und Hoxton im Osten von London. Zwischen den Jahren 1893 und 1898 nutzte sie einen Großteil ihrer freien Zeit für das Schreiben von Gedichten, die sie in ihrem ersten Buch 1898 unter dem Titel „Verses“ veröffentlichte. In den 1890er Jahren fand sie Zeit nach Deutschland, Norwegen, Schweden und in die Schweiz zu reisen.[1]

Nach ihrer Rückkehr nach England pflegte sie ihre Mutter, die psychisch krank war und konnte wohl mit Unterstützung in der Pflege gleichzeitig eine Stelle als Lehrerin für Griechisch bei Adeline, der damaligen Herzogin von Bedford und einigen ihrer Freunde annehmen. Der Kontakt zur Aristokratie verdeutlichte ihr die große Kluft zwischen arm und reich, was sie dazu bewegte sich für soziale Reformen einzusetzen.[1]

Im Jahr 1900 reiste sie nach Neuseeland und kurz darauf zu den pazifischen Insel, danach nach Südafrika und nach Simbabwe, um die Victoriafälle zu besuchen. Danach kehrte sie nach Neuseeland zurück und kam in dem kleinen Dorf Ormondville bei Freunden von ihren Freunden unter, wo sie im Haushalt half, um dort bleiben zu können.[1]

1902 zog sie nach Chorlton, das aus einer kleinen Gemeinde östlich der länglichen Bucht Little Akaloa Bay auf der Banks Peninsula bestand. Dort entwickelte sie auf der Suche ihren eigenen Gedichtstil und konnte noch im selben Jahr mit „Young Hotspur“ und „The old place“ zwei Gedichte im Londoner The Spectator veröffentlichen. 1903 folgte der Gedichtband Reuben and other Poems. In Shingle-Short and other Verses, das 1908 erschien, versuchte sie erstmals Bilder hinzuzufügen, volkstümlich und leicht verständlich. Dies setzte sie in einigen ihre folgenden Werke fort. Doch Baughan veröffentlichte nicht nur Gedichtbände, auch Reisebeschreibungen zählten zu ihren Werken.[1]

Nach einer Krankheit um das Jahr 1910 bezog Baughan ein Cottage in der Nähe von Sumner, ostsüdöstlich von Christchurch, wo sie bis 1930 lebte. Während dieser Zeit zeigte sie ein Interesse an ausgedehnten Wander- und Bergsteigertouren. Das Werk „Studies in New Zealand Scenery“, das 1916 veröffentlicht wurde, zeugt davon. Auch einheimische Pflanzen fanden ihr Interesse und so sammelte sie bisher nicht erfasste Pflanzen von der Westseite des Copland Pass.[1]

1915 reiste Baughan nach Kalifornien, um dort in einem Ashram über die indische Vedanta-Lehre ihre Erleuchtung zu finden. Sie ließ sich für die Glaubenslehre bekehren. 1916 kehrte sie nach Neuseeland zurück, doch unternahm bis 1922 noch eine weitere Reise nach Indien und zwei nach England. Etwa ab 1920 wuchs in ihr das Bedürfnis für Gefangenen und Außenseiter der Gesellschaft für eine humanere Behandlung zu sorgen und glaubte, dass sie aufgrund ihrer philosophische Einstellung dafür bestimmt war. Ihre Überzeugung war auch, dass das soziale Engagement eine Kunst sei und sie tröstete sich damit darüber hinweg, dass ihr literarisches Talent verflogen war.[1] Im März 1921 bekam Baughan dann das verbriefte Recht als offizielle Besucherin der Gefängnisse in Wellington tätig werden zu dürfen. Am 7. April 1921 wurde dies auch über die New Zealand Gazette öffentlich bekannt gemacht.[3]

Ein Artikel im Londoner The Spectator über die Howard League for Penal Reform[2] inspirierte sie 1924 zur Gründung eines neuseeländischen Zweigs der Organisation. Sie war der Ansicht, dass das Strafrechtssystem in Neuseeland reformiert werden musste und die Selbstachtung der Gefangenen gefördert, die Ausbildung von Beamten, die Klassifizierung von Gefangenen und der umfassende Einsatz von Bewährungsmaßnahmen geändert werden musste.[1]

1930 zog sie nach Akaroa und öffnete ihr Haus für ehemalige Häftlinge und anderen Menschen, die am Rande der Gesellschaft häufig Unterkunft und finanzielle Unterstützung benötigen. Sie untersuchte die Haftbedingungen und Gefangenen zunächst in Point Halswell, wo sie psychologische Tests für weibliche Gefangene einführte. Später wurde sie auch offizielle Besucherin des Gefängnisses Addington Reformatory for Women[2] in Christchurch. Ihr Engagement für eine Gefängnisreform brachte sie häufig in Konflikt mit den Behörden, die für die Gefängnisse zuständig waren und als 1925 der Generalinspektor für Gefängnisse sich darüber beschwert hatte, dass sie ihre Besuchsberichte vom Addington Reformatory for Women an die Presse gegeben hatte, musste sie ihre Position aufgeben und protestierte aber weiterhin gegen den Umgang gegen Alkoholikern und psychisch Kranken im Gefängnis.[1]

In den 1930er Jahren untersuchte sie die Bedingungen von Männlichen und weiblichen Gefangenen und schrieb darüber in ihrem Buch „People in prison“ (1936). Das Werk war in der Öffentlichkeit sehr umstritten und wurde insbesondere von den Gefängnisbehörden kritisiert. Des Weiteren setzte sich Baughan für die Abschaffung der Todesstrafe ein, wurde Mitglied im Gemeinderat von Akaroa und eine Unterstützerin des Red Cross in Neuseeland.[1]

Blanche Edith Baughan verstarb am 20. August 1958 in Akaroa.[1]

  • 1898 – Verses. Archibald Constable & Co Ltd, Westminster, London 1898 (englisch, Wikisource [PDF; abgerufen am 30. September 2024]).
  • 1903 – Reuben and other Poems. Archibald Constable & Co Ltd, Westminster, London 1903 (englisch, Wikimedia Commons [PDF; abgerufen am 30. September 2024]).
  • 1908 – Verses. Archibald Constable & Co, Westminster, London 1908 (englisch, Wikimedia Commons [PDF; abgerufen am 30. September 2024]).
  • 1908 – Shingle-Short and other Verses. Whitcombe & Tombs Limited, Auckland 1908 (englisch, Wikimedia Commons [abgerufen am 30. September 2024]).
  • 1909 – The finest walk in the world. Whitcombe & Tombs Limited, Christchurch 1909 (englisch).[4]
  • 1910 – Snow kings of the Southern Alps. Whitcombe & Tombs Limited, Christchurch 1910 (englisch).[5]
  • 1912 – Brown bread from a colonial oven. being sketches of up-country life in New Zealand. Whitcombe & Tombs Limited, Christchurch 1912 (englisch).[6]
  • 1913 – A river of pictures and peace. Whitcombe & Tombs Limited, Christchurch 1913 (englisch).[7]
  • 1913 – Forest and ice. Whitcombe & Tombs Limited, Christchurch 1913 (englisch).[8]
  • 1914 – B. E. Baughan, L. Cockayne, R. Speight: The Summit Road. its scenery, botany and geology. Smith & Anthony, Christchurch 1914 (englisch).[9]
  • 1916 – Hope. a Poem. Lyttelton Times, Christchurch 1916 (englisch).[10]
  • 1916 – Studies in New Zealand scenery. Whitcombe & Tombs Limited, Auckland 1916 (englisch).[11]
  • 1919 – Akaroa. Whitcombe & Tombs Limited, Auckland 1919 (englisch).[12]
  • 1922 – Glimpses of New Zealand scenery. Whitcombe & Tombs Limited, Auckland 1922 (englisch).[13]
  • 1923 – Poems from the Port Hills. Whitcombe & Tombs Limited, Christchurch 1923 (englisch, Wikimedia Commons [PDF; abgerufen am 30. September 2024]).
  • 1925 – Arthur's Pass and the Otira Gorge. Whitcombe & Tombs Limited, Auckland 1925 (englisch).[14]
  • 1926 – The finest walk in the world. from Lake Te Anau to Milford Sound, New Zealand. Whitcombe & Tombs Limited, Auckland 1926 (englisch).[15]
  • 1927 – Uncanny country. the thermal district of New Zealand. Whitcombe & Tombs Limited, Auckland 1927 (englisch).[16]
  • 1929 – Mt. Egmont. Whitcombe & Tombs Limited, Auckland 1929 (englisch).[17]
  • 1936 – People in prison. T.I.S. Unicorn Press, Auckland 1936 (englisch).[18]
  • Nancy Harris: Baughan, Blanche Edith. In: Department of Internal Affairs (Hrsg.): The Dictionary of New Zealand Biography 1901–1920. Volume III. Auckland University Press, Wellington 1996 (englisch, Online [abgerufen am 30. September 2024]).
Commons: Blanche Edith Baughan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g h i j k l m n Harris: Baughan, Blanche Edith. In: The Dictionary of New Zealand Biography 1901–1920. 1996 (englisch).
  2. a b c d e Virginia Blain, Isobel Grundy, Patricia Clements: Baughan, Blanche Edith. In: The Feminist Companion to Literature in English. 1990, S. 70 (englisch, Internet Archive [abgerufen am 30. September 2024]).
  3. Miss Blanche Edith Baughan. In: New Zealand Gazette. Numb. 34. Wellington 7. April 1921, S. 860 (englisch, Online [PDF; abgerufen am 30. September 2024]).
  4. The finest walk in the world / by B.E. Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  5. Snow kings of the Southern Alps / by B.E. Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  6. Brown bread from a colonial oven : being sketches of up-country life in New Zealand / by B.E. Baughan ; with illustrations by Dagmar Huie. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  7. A river of pictures and peace / by B.E. Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  8. Forest and ice / by B.E. Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  9. The Summit Road : its scenery, botany and geology / by B.E. Baughan, L. Cockayne, R. Speight. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  10. Hope : a poem. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  11. Studies in New Zealand scenery / by Blanche Edith Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  12. Akaroa / by B.E. Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  13. Glimpses of New Zealand scenery / by Blanche Edith Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  14. Arthur's Pass and the Otira Gorge / by B.E. Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  15. The finest walk in the world : from Lake Te Anau to Milford Sound, New Zealand / by B.E. Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  16. Uncanny country : the thermal district of New Zealand / by B.E. Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  17. Mt. Egmont / by B.E. Baughan. National Library of New Zealand, abgerufen am 30. September 2024 (englisch).
  18. Baughan, B. E.: People in prison / T.I.S. Unicorn Press, Auckland 1936, ISBN 978-0-908330-45-4 (englisch, Online [abgerufen am 30. September 2024]).