Brandstätter Verlag

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Brandstätter Verlag

Logo
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1982
Sitz Wien, OsterreichÖsterreich
Leitung
  • Nikolaus Brandstätter (Verleger)
  • Franz Schaffer (Kaufmännische Geschäftsführung)
Branche Buchverlag
Website www.brandstaetterverlag.com

Der Brandstätter Verlag ist ein österreichischer Buchverlag mit Sitz in Wien.

Christian Brandstätter (2012)
Nikolaus Brandstätter (2012)

Der 1982 gegründete Brandstätter Verlag[1] ist ein österreichischer Publikumsverlag mit Sitz in Wien und München[2], der populäre Sachbücher, Kochbücher und Kunstbücher verlegt.

Der Verlagsgründer Christian Brandstätter (1943–2024) war ab 1968 zunächst als leitender Mitarbeiter im Verlag Fritz Molden in verschiedenen Abteilungen tätig, bis er dort 1973 eine eigene Bildband-Abteilung, die Molden Edition Grafische Kunst, etablierte. Im Anschluss an den überraschenden Konkurs Moldens im Mai 1982 folgte der Entschluss zur Gründung des Brandstätter Verlags.[3][4]

Das ursprünglich geplante Herbstprogramm der Molden Edition wurde adaptiert und im neuen Brandstätter Verlag publiziert. Als Verlagskonzept definierte Christian Brandstätter im ersten Programmkatalog: „Im Mittelpunkt unserer Bestrebungen steht das schöne, werkgerechte Buch ... ein Produkt, bei dem die Form dem Inhalt entspricht [...]“[5]

Nach einem fehlgeschlagenen Großprojekt musste der Brandstätter Verlag nach neun Geschäftsjahren 1991 die Insolvenz anmelden und wurde vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) übernommen, dem bereits die Verlage Residenz und Deuticke in Form einer Holding angeschlossen waren. Christian Brandstätter blieb als verlegerischer Geschäftsführer des Verlags tätig.[4]

Der Österreichische Bundesverlag (ÖBV) wurde Anfang 2003 von der Klett-Gruppe aufgekauft.[6] Auf Betreiben des damaligen österreichischen Kulturstaatssekretärs Franz Morak verpflichtete sich der Verleger Michael Klett beim Kauf den Bildungsauftrag des ÖBV auch durch die „Weiterführung der verstaatlichten ÖBV-Töchter Residenz, Deuticke und Christian Brandstätter für fünf Jahre abzusichern.“[7]

2005 wurde der Brandstätter Verlag durch Klett zum Verkauf angeboten und der Verlagsgründer konnte 50 % des Unternehmens im Management-Buy-out zurückerwerben.[4] Weitere 50 % wurden von Grasl Druck & Neue Medien, einem seit 1905 als Druckerei bestehenden Familienunternehmen mit Sitz in Bad Vöslau, übernommen.[6][3][8]

Zwischen 2007 und 2013 war der Christian Brandstätter Verlag zu 51 % am neu gegründeten Münchner Thiele Verlag beteiligt. Einer laut Eigendefinition “unabhängige[n], feine[n] Bücherwerkstatt mit einem besonderen Anspruch an intelligente Unterhaltung und sinnliche Ästhetik”.[9][10][11]

2011 zog sich Christian Brandstätter aus den geschäftlichen Belangen des Verlags zurück und sein Sohn Nikolaus Brandstätter übernahm die operative Geschäftsführung.[3][12]

Verlagsprogramm

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Publikationen zur Wiener Werkstätte und Thonet setzte der Verlag schon in seinem ersten Programm im Herbst 1982 thematisch auf die „Wiederentdeckung“ der Kunst und Kultur der Jahrhundertwende und des frühen 20. Jahrhunderts in Wien. Ein Themenbereich, der in den folgenden Jahren mit Publikationen zu Gustav Klimt, Egon Schiele, Kolo Moser und Oskar Kokoschka weiter ausgebaut wurde. Weitere Segmente im Programm bildeten seit der Verlagsgründung Sachbücher und Bildbände aus verschiedenen Bereichen der Kunst, Kultur und Geschichte.[4][5]

Historische und zeitgenössische Fotografie wurden mit Veröffentlichungen zur österreichischen Fotografiegeschichte und Monografien von Franz Hubmann, Erich Lessing, Harry Weber, Barbara Pflaum u. a. im Laufe der 1980er Jahre als zusätzliche thematische Schwerpunkte des Verlages etabliert.[3][4] Trotz gegenteiliger Bemühungen und vielversprechender Entdeckungen, wie etwa Christoph Ransmayr, konnte der Verlag im Belletristikbereich nicht nachhaltig Fuß fassen.[3]

Weitere Tätigkeitsbereiche des Verlages umfassten Corporate-Publishing-Projekte und die Publikation von Ausstellungskatalogen, die in Kooperation mit Museen und Institutionen, wie dem Kunsthistorischen Museum, dem Leopold Museum, der Österreichischen Galerie Belvedere, dem Liechtenstein Museum, dem Wiener Theater Museum, dem Wien Museum, der Albertina oder der Österreichischen Nationalbibliothek verlegt werden.[12][13]

Mit einer Ausweitung des Verlagsprogramms auf Kochbücher und Kulinaria, Wohnen, Garten- und Lifestyle-Titel reagierte der Verlag im Laufe der 2000er Jahre auf rückläufige Absatzzahlen im Kunstbuchbereich. Nach der Jahrtausendwende erschienen bei Brandstätter die ersten Bücher des Wiener Gastronomen Ewald Plachutta.[14]

Nach der Übernahme der Geschäftsführung durch Nikolaus Brandstätter wurde das Portfolio gestrafft, die Sparte Kochbuch ausgebaut und das Programm um die Sparte populäres Sachbuch erweitert.[15] Der Buchvertrieb wurde in Deutschland über die Vertriebskooperation mit Artfolio ausgebaut.[16]

Der Fokus liegt damit neben dem verlagshistorischen Kernsegment hochwertiger Kunstbände mit renommierten Autorinnen und Autoren wie André Heller,[17] Harald Schmidt,[18] Ilija Trojanow[19] oder Monika Helfer[20] heute auf Kochbuch und populäres Sachbuch.[21]

Im ersten Sachbuchprogramm 2012 erschienen mit Tarek Leitner, Sepp Forcher und Kurt Kotrschal[22] Publikationen bekannter Autoren, mit gesellschaftspolitischen, naturwissenschaftlichen oder autobiografisch geprägten Inhalten: inzwischen sind Bücher von Adele Neuhauser,[23] Florian Aigner,[24] Ulrike Folkerts,[25] Ingrid Brodnig[26], Antonia Rados[27] u. a. erschienen.

Nikolaus Brandstätter sieht im Bereich Kochbuch eine Weiterentwicklung von reinen Rezeptsammlungen „zu einer Trägerrakete für Lebensgefühl und Kultur“.[15] Katharina Seiser,[28] Paul Ivić[29], Stevan Paul[30] oder Haya Molcho[31] u. a. m. haben bei Brandstätter veröffentlicht.

Optimismus auch in schwierigen Zeiten als „Triebfeder für Innovation und für frische Ideen“[32] stand hinter der Etablierung von virtuellen Formaten wie dem „Café Brandstätter“[33], mittlerweile ergänzt um das Online-Food-Festival „Seasons Change“[34] sowie den Podcast „Wienerisch mit Adele“.[35]

Bekannte Autoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um Kosten für Bildrechte zu reduzieren, wurde im Verlag eine eigene Fotosammlung aufgebaut. Das Archiv umfasst die private Fotosammlung des Verlagsgründers, das 1982 übernommene Bildarchiv des Molden-Verlags, sowie Bestände der historischen Wiener Pressebildagentur Schostal, des Viktor Frankl Archivs, der Sigmund Freud Privatstiftung, des Schlosses Schönbrunn, der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus, u. a.[36] Heute zählen auch die Archive von Franz Hubmann, Barbara Pflaum, Franz Xaver Setzer oder Gerhard Trumler zum Portfolio.[37]

Für die digitale Vermarktung wurde 2002 Imagno brandstätter images, eine Agentur für historische Bildrechte, gegründet.[38] Die Bestände des Archivs belaufen sich nach Verlagsangaben auf rund vier Millionen Bilder.[39]

Im Jahr 2013 konnte das Archiv der internationalen Pressebildagentur Votava mit einem Bestand von etwa einer Million Bildern erworben werden. Schwerpunkte von Votava sind politische, sportliche und gesellschaftliche Ereignisse, sowie das tagesaktuelle Geschehen der Zeit zwischen 1945 und 1995.[40]

2022 wurde die Marke im Rahmen des 20-Jahr-Jubiläums auf den Namen brandstaetter images geändert.[41]

Commons: Christian Brandstätter Verlag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Brandstätter Verlag – Tradition, Handwerk & Pioniergeist. brandstaetterverlag.com, abgerufen am 11. September 2022.
  2. Kontakt brandstaetterverlag.com, abgerufen am 11. September 2022.
  3. a b c d e Hauptverband des österreichischen Buchhandels: Die schönen Seiten des Lebens (Memento vom 11. Januar 2014 im Internet Archive) (Interview mit Christian & Nikolaus Brandstätter)
  4. a b c d e Brandstätter Verlag: Geschichte (Abgerufen am 19. November 2012)
  5. a b Verlagsprogramm Herbst 1982, Christian Brandstätter Verlag & Edition GmbH, Wien
  6. a b BuchMarkt: Christian Brandstätter Verlag geht durch Management Buyout an Familien Brandstätter und Grasl, 21. Dezember 2004, (Abgerufen am 19. November 2012)
  7. BuchMarkt: Österreichischer Bundesverlag: Klett kauft - und zahlt später: Der Verkauf von Österreichs größtem Verlagskonzern ist beschlossen, 20. Dezember 2002, (Abgerufen am 19. November 2012)
  8. Grasl Druck & Neue Medien: Christian Brandstätter Verlag GmbH: MBO durch die Familien Brandstätter und Grasl, 21. Dezember 2004 (Memento vom 14. September 2007 im Internet Archive)
  9. “Thiele Verlag”: Christian Brandstätter hat neuen Verlag gegründet. derstandard.at, 16. April 2007, abgerufen am 19. November 2012.
  10. BuchMarkt: Christian Brandstätter. 21. September 2008, abgerufen am 19. November 2012.
  11. Impressum & Kontakt. Thiele Verlag, abgerufen am 19. November 2012
  12. a b Börsenblatt: Standbein, Spielbein, Stabübergabe. Nr. 18, 2012
  13. Brandstätter Verlag: Das Verlagsservice für Museen, Unternehmen und öffentliche Stellen. Brandstätter Verlag, abgerufen am 19. November 2012.
  14. Plachutta: Die Titanen des Tafelspitz. Falstaff, abgerufen am 11. September 2022
  15. a b Clarissa Stadler: Clarissa Stadler im Gespräch mit Verleger Nikolaus Brandstätter. Brandstätter Verlag, abgerufen am 11. September 2022.
  16. Über uns. Artfolio, abgerufen am 11. September 2022.
  17. André Heller (Hrsg.): Thomas Bernhard Hab & Gut. Brandstätter Verlag, abgerufen am 13. September 2022.
  18. Harald Schmidt (Hrsg.): In der Frittatensuppe feiert die Provinz ihre Triumphe. Brandstätter Verlag, abgerufen am 13. September 2022.
  19. Thomas Windisch, Ilija Trojanow, Thomas Macho (Hrsg.): Wer hat hier gelebt? Brandstätter Verlag, abgerufen am 13. September 2022.
  20. Monika Helfer und Michael Köhlmeier: Das Leben der Krawatten. Brandstätter Verlag, abgerufen am 13. September 2022.
  21. Verlagsgeschichte: Abenteuer seit 1982. Brandstätter Verlag, abgerufen am 13. September 2022.
  22. Biologe Kotrschal: "Wölfe werden aus Österreich nicht mehr verschwinden". Standard, 12. März 2022, abgerufen am 13. September 2022.
  23. Süddeutsche Zeitung: Adele Neuhauser: "Es gab viel Tragik". 13. September 2017, abgerufen am 13. September 2022.
  24. ute.bruehl: Florian Aigner: "Die Wahrheit liegt nicht irgendwo in der Mitte". Kurier,, 6. Oktober 2020, abgerufen am 13. September 2022.
  25. Stephan Karkowsky: Autobiografie von Ulrike Folkerts - Aufräumen mit Tabuthemen. Deutschlandfunk Kultur, 12. April 2021, abgerufen am 13. September 2022.
  26. NDR Sachbuchpreis: "Einspruch!" von Ingrid Brodnig: Wie kontert man Fake News? NDR Kultur, 14. Oktober 2021, abgerufen am 13. September 2022.
  27. Caroline Ferstl: Kriegsreporterin Antonia Rados: "Wir müssen mit den Taliban reden, aber..." Kurier, 2. Juli 2022, abgerufen am 13. September 2022.
  28. Helga Gartner: Einfach vegan – was sonst? Standard, 20. September 2020, abgerufen am 13. September 2022.
  29. Tina Pokern: Pionier der Gemüseküche: Ein Ei veränderte das Leben von Sternekoch Paul Ivić. Jetzt will er die Welt verbessern. Stern, 1. Juni 2021, abgerufen am 13. September 2022.
  30. Tina Pokern: Simple, aber clever: Mit seinem neuen Kochbuch wird Stevan Paul zum großen Verführer. Stern, 12. September 2021, abgerufen am 13. September 2022.
  31. Antje Blinda: Kochreisebücher über Tel Aviv: Wer snackt, gewinnt. In: Der Spiegel. 16. Mai 2019 (spiegel.de [abgerufen am 13. September 2022]).
  32. Nikolaus Brandstätter: „Auch in schwierigsten Zeiten gibt es eine Pflicht zur Zuversicht“. BuchMarkt, 14. Oktober 2020, abgerufen am 13. September 2022.
  33. "Café Brandstätter" startet online. Hauptverband des österreichischen Buchhandels, 27. März 2020, abgerufen am 13. September 2022.
  34. Hätten Sie auch ohne Corona ein Foodfestival organisiert, Herr Brandstätter? Börsenblatt, 17. April 2021, abgerufen am 14. September 2022.
  35. Blog: Wienerisch-Lexikon mit unserer Autorin Adele Neuhauser. Brandstätter Verlag, abgerufen am 13. September 2022.
  36. Archive & Sammlungen. Imagno brandstätter images, 17. November 2008, abgerufen am 19. November 2012.
  37. Fotografen & Archive. brandstaetter images, abgerufen am 11. September 2022.
  38. Über uns. brandstaetter images, abgerufen am 11. September 2022.
  39. Archivschätze: brandstaetter images feiert 20 Jahre. Brandstätter Verlag, 2022, abgerufen am 11. September 2022.
  40. Bildagentur IMAGNO Brandstätter Images GmbH erwirbt Archiv der Internationalen Pressebildagentur Votava. APA-OTS vom 12. Dezember 2013, abgerufen am 12. September 2022.
  41. Jubiläum der Bildagentur des Brandstätter Verlags: Imagno wird 20 Jahre und zu brandstaetter images. Hauptverband des österreichischen Buchhandels, abgerufen am 12. September 2022.