Bruchwiesen bei Mengshausen

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Bruchwiesen bei Mengshausen

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Blick aus östlicher Richtung in das Schutzgebiet. Im Hintergrund Niederaula

Blick aus östlicher Richtung in das Schutzgebiet. Im Hintergrund Niederaula

Lage Nordöstlich von Mengshausen, einem Ortsteil der Marktgemeinde Niederaula im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Fläche 10,4 Hektar
Kennung 1632014
WDPA-ID 162589
Geographische Lage 50° 48′ N, 9° 38′ OKoordinaten: 50° 47′ 57″ N, 9° 37′ 37″ O
Bruchwiesen bei Mengshausen (Hessen)
Bruchwiesen bei Mengshausen (Hessen)
Meereshöhe von 206 m bis 213 m
Einrichtungsdatum 1992, 1987
Verwaltung Hessisches Forstamt Burghaun
Besonderheiten Besonderer Schutz als Naturschutzgebiet und als Teil des Fauna-Flora-Habitat-Gebiets „Obere und Mittlere Fuldaaue“ und des Vogelschutzgebiets „Fuldatal zwischen Rotenburg und Niederaula“

Nach Aufgabe der Nutzung fielen die Bruchwiesen bei Mengshausen in dem Auenbereich der Fulda brach und wurden zum Lebensraum für zahlreiche bedrohte Sumpf- und Wiesenvögel. Gegen Ende der 1980er Jahre ist der Bereich als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Mit der Unterschutzstellung sollte das Feuchtgebiet für bestandsgefährdete Vogelarten gesichert und weiter entwickelt werden. Das Naturschutzgebiet befindet sich vollständig in dem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Obere und Mittlere Fuldaaue“ und dem Vogelschutzgebiet „Fuldatal zwischen Rotenburg und Niederaula“.

Das Schutzgebiet liegt am östlichen Rand der weiträumigen Fuldaaue nordöstlich von Mengshausen, einem Ortsteil der Marktgemeinde Niederaula im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Die überwiegend intensiv genutzte Flussauen-Kulturlandschaft befindet sich nach der naturräumlichen Gliederung Deutschlands, die auf der Geografischen Landesaufnahme des Instituts für Landeskunde Bad Godesberg basiert, im Kämmerzell-Hersfelder Fuldatal (355.2), innerhalb des Fulda-Haune-Tafellands (355). Nach Osten geht der Bereich in die Rombach-Hochflächen (355.30) über. Sie gehören alle zu der Haupteinheitengruppe des Osthessischen Berglands (35).[1]

Die sumpfigen Wiesen sind wie die anderen Bereiche in der Fuldaaue, abgesehen von Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen, fast ausschließlich als Grünland, teils als Mähwiese, teils als Rinderweide genutzt worden. In den letzten Jahrzehnten fielen sie brach und mussten seither jährlich gemäht werden. Das Mähgut wurde kostenintensiv abgefahren oder im Wiesenbereich abgelagert. Als Lösung bot sich eine Beweidung mit robusten Rinderrassen an. Seit Mai 2004 grasen auf den Bruchwiesen und auf weiteren von dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) angekauften Flächen Heckrinder. Die sehr widerstandsfähige und genügsame Art, die aus verschiedenen Ausgangsrassen gezüchtet wurde und sich dem Aussehen des ausgerotteten Auerochsen annähern sollte, beweidet ganzjährig die Bereiche des Naturschutzgebiets. Nur in langen Wintern, wenn die Bestände an Futter nachlassen, wird auch Heu zugefüttert. Bei strenger Kälte und in längeren Regenperioden können sich die Tiere in einen Unterstand mit einer Strohauflage zurückziehen.

Heckrinder auf der Weide bei Mengshausen

Die verschiedenen Vegetationseinheiten werden durch die Herde unterschiedlich genutzt. Hauptsächlich beweiden die Tiere die Feuchtwiesen und die eher trockenen Weiden mit Süßgräsern, während die Bereiche, in denen kleine Tümpel angelegt wurden und in denen Schilf, Seggen und Binsen wachsen, gemieden werden. Durch den Verbiss von Gehölzen wird der Vegetationsaufwuchs niedrig gehalten. Auch durchbrechen die Rinderhufe den dichten Wurzelfilz der feuchten Böden und öffnen ihn kleinflächig. So führt das Weideverhalten der Rinder zu einem Mosaik aus unterschiedlichen Partien, die günstige Lebensräume für Vögel, Amphibien und Kleintiere darstellen. Auch die über das Jahr erfolgende Dungablage der Herde steigert das Nahrungsangebot vieler Vogelarten. Die Kothaufen sind selbst im Winter von Insektenlarven und allerlei Kleingetier besiedelt. Bei ganzjähriger Beweidung kommt es im Frühjahr zu einem Massenaufkommen von Käfern, die bei konventioneller Beweidung fehlt. Ebenfalls zeigen sich auf den Weiden gegenüber reinen Mahdflächen mehr Bodenspinnen, Netzspinnen, Heuschrecken und auch Tagfalter.[2][3]

Als bemerkenswerte Vogelarten, die im Naturschutzgebiet beobachtet wurden, nennt die Informationstafel Rohrweihe, Rohrammer sowie die in Hessen vom Aussterben bedrohten Bekassine und Kiebitz.[4] Zu den hier lebenden Besonderheiten gehören auch Grünfrosch und Bergmolch.[5]

  • Naturschutzgebiet
Mit Verordnung vom 1. Dezember 1987 der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz beim Regierungspräsidium in Kassel wurden die Bruchwiesen in der Fuldaaue zum Naturschutzgebiet erklärt.[6] Mit der Unterschutzstellung sollte das Feuchtgebiet mit seinen Schilfflächen und Versumpfungszonen als Lebensraum bestandsgefährdeter Sumpf- und Wiesenvogelarten gesichert und weiter entwickelt werden. Über die Musterverordnung hinaus blieben die extensive Nutzung der Grünlandflächen, die Ausübung der Einzeljagd auf Haarwild in der Zeit vom 16. Juli bis 31. März sowie die erforderlichen Unterhaltungsmaßnahmen an den Gewässern von den Verboten ausgenommen.[7] Das Naturschutzgebiet besitzt eine Größe von 10,4 Hektar, hat die nationale Kennung 1632014 und den WDPA-Code 162589.[8]
  • Fauna-Flora-Habitat-Gebiet
Die Bruchwiesen sind ein Teil des FFH-Gebiets „Obere und Mittlere Fuldaaue“, dessen Schutzwürdigkeit unter anderem mit der überregionalen Bedeutung für Rastvögel und den Schwarzblauen Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) begründet wurde. Zu dem im Kreis Hersfeld-Rotenburg liegenden Bereich gehören Relikte natürlicher Auenelemente, wie extensiv genutzte, regelmäßig überschwemmte Wiesen, artenreiche Glatthaferwiesen, naturnahe Ufergehölze und Altarme.[9] Das insgesamt rund 2.500 Hektar große FFH-Gebiet hat die Gebietsnummer 5323-303 und den WDPA-Code 555520692.[10]
  • Vogelschutzgebiet
Das Naturschutzgebiet befindet sich vollständig in dem Vogelschutzgebiet „Fuldatal zwischen Rotenburg und Niederaula“, das den weiten und offenen Abschnitt zwischen Solms und Rotenburg umfasst. Es wird lediglich durch einen nicht geschützten Bereich bei Bad Hersfeld unterbrochen. In dem Hessischen Fachkonzept zur Auswahl von Vogelschutzgebieten wird es als „bedeutendes und artenreiches Rast- und Überwinterungsgebiet für Wasser-, Wat- und Wiesenvögel“ charakterisiert, vor allem für Bekassine, Gänsesäger und Fischadler. Für den Kiebitz zählt es zu den fünf am besten geeigneten Gebieten in Hessen. Weiterhin ist es als Brutgebiet von Flussuferläufer, Flussregenpfeifer, Weißstorch, Eisvogel, Kiebitz, Bekassine und Neuntöter wichtig.[11] Das Europäische Vogelschutzgebiet mit einer Größe von mehr als 1700 Hektar hat die Gebietsnummer 5024-401 und den WDPA-Code 555537601.[12][13]

Besucherhinweis

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Blick nach Nordosten über die Bruchwiesen in die weiträumige Fuldaaue

Durch das Wiesengebiet bei Mengshausen führen mehrere Feldwege, die Blicke auf den geschützten Bereich ermöglichen. An der südwestlichen Ecke des Naturschutzgebiets informiert eine Schautafel über die Besonderheiten und auf der nördlichen Seite befindet sich ein Vogelbeobachtungsstand. Der Fulda-Radweg, auch Hessischer Radfernweg R1 genannt, der von der Quelle an der Wasserkuppe bis nach Hann. Münden führt, verläuft nahe der Bruchwiesen auf der anderen Flussseite.[2]

Commons: Naturschutzgebiet Bruchwiesen bei Mengshausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Werner Röll: Blatt 126 Fulda. In: Naturräumliche Gliederung nach der Geographischen Landesaufnahme des Instituts für Landeskunde Bad Godesberg.
  2. a b Sieglinde und Lothar Nitsche: Naturschutzgebiete im Kreis Hersfeld-Rotenburg. In Lothar und Sieglinde Nitsche, Marcus Schmidt: Naturschutzgebiete in Hessen, schützen-erleben-pflegen. Band 3, S. 158 f.
  3. Weideprojekt Bruchwiesen bei Mengshausen. Auf der Website Weideprojekte in Hessen des Weidevereins TAURUS e.V.; abgerufen am 27. Juni 2024.
  4. Gefährdungskategorien aus der Roten Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens, vom Mai 2014. In: Naturschutzinformationssystem des Landes Hessen „Natureg-Viewer“ des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz,, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; abgerufen am 27. Juni 2024.
  5. Informationstafel an der südwestlichen Ecke des Naturschutzgebiets.
  6. Die Verordnung trat am Tage nach der Verkündung im Staatsanzeiger für das Land Hessen vom 21. Dezember 1987 in Kraft.
  7. Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bruchwiesen bei Mengshausen“ vom 1. Dezember 1987. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. Ausgabe 51/1987 vom 21. Dezember 1987, S. 2596 f.
  8. „Bruchwiesen bei Mengshausen“. In: Weltdatenbank für Schutzgebiete; abgerufen am 27. Juni 2024.
  9. Steckbrief des FFH-Gebiets 5323-303 „Obere und Mittlere Fuldaaue“. Auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz (BfN); abgerufen am 27. Juni 2024.
  10. „Obere und Mittlere Fuldaaue“. In: Weltdatenbank für Schutzgebiete; abgerufen am 27. Juni 2024.
  11. Gebiets-Stammblatt „Fuldatal zwischen Rotenburg und Niederaula“. In: Jochen Tamm und andere: Hessisches Fachkonzept zur Auswahl von Vogelschutzgebieten nach der Vogelschutz-Richtlinie der EU, im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Stand: 20. September 2004.
  12. „Fuldatal zwischen Rotenburg und Niederaula“. In: Weltdatenbank für Schutzgebiete; abgerufen am 27. Juni 2024.
  13. Steckbrief des EU-Vogelschutzgebiets 5024-401 „Fuldatal zwischen Rotenburg und Niederaula“. Auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz (BfN); abgerufen am 27. Juni 2024.
  • Lothar und Sieglinde Nitsche, Marcus Schmidt: Naturschutzgebiete in Hessen, schützen-erleben-pflegen. Band 3, Werra-Meißner-Kreis und Kreis Hersfeld-Rotenburg. cognitio Verlag, Niedenstein 2005, ISBN 3-932583-13-2.