Burg Dünamünde

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Burg Dünamünde
Reste der Burg Dünamünde

Reste der Burg Dünamünde

Staat Lettland
Ort Daugavgrīva
Entstehungszeit 1305
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Burgstall
Geographische Lage 57° 3′ N, 24° 6′ OKoordinaten: 57° 3′ 17″ N, 24° 5′ 34″ O
Burg Dünamünde (Lettland)
Burg Dünamünde (Lettland)

Die Burg Dünamünde (lettisch Daugavgrīvas viduslaiku pils) ist eine abgegangene Ordensburg des Livländischen Ordens auf einer kleinen Erhebung am Ufer eines Nebenflusses (Vecdaugava) der Düna, gelegen im heutigen Stadtteil Vecdaugava der lettischen Stadt Riga. Bis auf die aufgeschütteten Erdwälle ist von der Burg heute nichts mehr zu erkennen.

Die Ordensburg darf nicht mit der Festung Dünamünde verwechselt werden, die auf der gegenüberliegenden Seite der Mündung lag. Diese wurde mehrere Jahrhunderte später im 16. Jahrhundert errichtet.

Im Jahre 1205 wurde hier von Bischof Albert I. von Riga ein Zisterzienserkloster gestiftet, das sowohl als Ausgangsbasis für Kreuzfahrer, als auch als Schutz vor Angriffen vom Meer dienen sollte. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Kloster durch Aufstände oder Angriffe mehrmals zerstört und wieder aufgebaut, bis es 1305 vom damaligen Abt an den Livländischen Orden verkauft wurde. Dies und der forcierte Ausbau des Klosters zur Burg führte zu immer größeren Spannungen mit der Bevölkerung Rigas, die sich durch den Orden zunehmend bedroht sah. So wurde die Burg schließlich 1329 durch Truppen aus Riga eingenommen, wobei sie bereits sechs Jahre später durch die Zahlung von 20.000 Mark wieder in den Besitz des Ordens wechselte. 1485 wurde die Burg wieder von Riga belagert und zerstört. Später erlangte der Orden erneut die Kontrolle über die Ländereien und die Burg wurde unter Landmeister Wolter von Plettenberg wieder aufgebaut und erheblich verstärkt. Nach dem Fall des Livländischen Ordens 1562 fiel die Burg an Polen. König Stephan Báthory ließ die Burg wieder aufbauen und die Erdwälle verstärken.

Am Ende des 16. Jahrhunderts änderte sich das Flussbett der Düna im Mündungsbereich und verlagerte sich um 5 km nach Westen. Der alte Abfluss, die Vecdaugava, versandete daraufhin. Mit Bau und Fertigstellung der Festung Dünamünde am Ufer der neuen Flussmündung verlor die alte Ordensburg schließlich an Bedeutung.

Darstellung der Ordensburg von Giacomo Lauro von 1601

In den folgenden Jahrzehnten wechselte die Burg durch diverse Kriege mit dem Königreich Schweden mehrmals den Besitzer und wurde geplündert, spätestens 1653 lag die Burg in Trümmern. Die Steine wurden als Baumaterial zum Wiederaufbau der ebenfalls zerstörten Festung Dünamünde verwendet, übrig blieben lediglich die Erdwälle.

Im 19. Jahrhundert siedelte sich auf dem Gebiet der ehemaligen Burg ein Bauernhof an. 1901 wurden archäologische Ausgrabungen durchgeführt.

Zu Klosterzeiten existierte im Zentrum eines viereckigen Platzes ein großer, quadratischer Hauptturm, der neben Verteidigungsmöglichkeiten auch Platz für Wohnraum bot. Um diesen herum wurden dann provisorische Behausungen sowie eine kleine Kirche errichtet. Geschützt wurden die Gebäude von einer Palisade und einem Graben. Ende des 13. Jahrhunderts entstanden die ersten Steingebäude, vermutlich zunächst die Kapelle (östlich des Turms) und eine Umfassungsmauer. Im Nord- und Westflügel der länglichen Klausur lagen große Wirtschafts- und Gemeinschaftsräume; an die Ostmauer lehnten sich zwei getrennte Gebäude an, vermutlich für die Mönche bestimmt.[1]

Nach der Übernahme durch den Livländer Orden (ab 1305) wurden die zwei großen Rundtürme an der Nordseite errichtet. Im Zuge der Befestigungsmaßnahmen von Ordensmeister Plettenberg wurde, vermutlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, ein Vorwerk mit drei nach innen offenen Basteitürmen angelegt. In der südwestlichen Ecke befand sich – anstelle eines Turmes – das einzige Tor, dessen hölzerne Zugbrücke den mit Flusswasser gespeisten Graben überspannte.[2]

Commons: Burg Dünamünde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Armin Tuulse: Die Burgen in Estland und Lettland. Dorpater Estnischer Verlag, 1942 (ut.ee [abgerufen am 18. Juni 2024]).
  2. https://medievalheritage.eu/en/main-page/heritage/latvia/daugavgriva-castle-dunamunde/