Burg Uexküll

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Burg Uexküll
Grundriss der Burg Uexküll von 1910

Grundriss der Burg Uexküll von 1910

Alternativname(n) Üxküll
Staat Lettland
Ort Ikšķile
Entstehungszeit 1185
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Ruine
Geographische Lage 56° 49′ N, 24° 30′ OKoordinaten: 56° 48′ 55,7″ N, 24° 30′ 4,1″ O
Burg Uexküll (Lettland)
Burg Uexküll (Lettland)

Die Burg Uexküll (lettisch Ikšķiles viduslaiku pils) ist die Ruine der ältesten Steinburg in Livland, errichtet am Ufer der Düna, etwas südlich der Stadt Ikšķile (deutsch Uexküll) gelegen. Durch die Aufstauung der Düna sind die Überreste der Burganlage heute vollständig von Wasser bedeckt.

Als der deutsche Missionar Meinhard von Segeberg 1184 in Livland mit dem Ziel der Missionierung des Volkes der Liven ankam, ließ er sich etwa 45 km flussaufwärts der Düna im Dorf Uexküll nieder und baute dort noch im Jahr seiner Ankunft eine Holzkirche. Die Missionierung der Einheimischen gestaltete sich jedoch als schwierig, da zum einen die getauften Liven ständig von benachbarten Stämmen bedroht wurden und zum anderen viele Neu-Christen nicht besonders glaubenstreu waren, was sich durch ersteren Punkt wiederum verschlechterte. Nach einem winterlichen Überfall litauischer Stämme erkannte Meinhard, dass die Mission auf Dauer nur Erfolg haben konnte, wenn es gelinge, die getauften Liven besser zu beschützen.

Mit der Hilfe von Steinmetzen aus Gotland errichtete er im Dorf Uexküll 1185 zunächst eine Steinkirche und direkt daneben eine gemauerte Burg; beides waren die ersten mit Kalkmörtel gemauerten Steingebäude in ganz Livland. Diese Bauweise war den einheimischen Völkern bisher gänzlich unbekannt. In der Regel wurden Burgen und Gebäude aus Holz oder Lehm errichtet. Steine wurden zwar hin und wieder verwendet, jedoch nur lose aufgeschichtet als Trockenmauer. Dies führte bei feindlichen Stämmen zu fatalen Fehleinschätzungen. So auch bei den benachbarten Semgallen, die der Meinung waren, man könne die Burg mittels Schiffstauen in den Fluss schleifen. Sie begannen noch im selben Jahr mit ihrem Angriff auf die Burg Uexküll. Der Chronist Heinrich von Lettland beschrieb den Ausgang dieses Angriffs folgendermaßen:

Jedoch die Steinschützen machten ihnen die Köpfe blutig, und sie musten mit Schaden abziehen.

1186 wurde Meinhard durch den Bremer Erzbischof Hartwig II. zum ersten Bischof von Livland geweiht, mit Sitz in Uexküll. Nach dessen Tod 1196 wurde der Missionar Berthold, einer seiner längsten Wegbegleiter, zum Bischof ernannt, verstarb aber bereits 1198. Mit der Ankunft des neuen Bischofs Albert von Buxthoeven 1200 in Livland begann die Zeit der Kreuzzüge im Osten. Er gründete an der Dünamündung die Stadt Riga und verlegte 1201 den Bischofssitz von Uexküll in die neue Stadt. Einer der Gründe war vermutlich, dass Riga für Verstärkungen viel leichter vom Meer aus erreichbar war als Uexküll; die vielen Stromschnellen und Untiefen auf dem Weg nach Uexküll machten deutsche Schiffe zu einem leichten Ziel für heidnische Angriffe. Der bisherige Bischofssitz wurde daraufhin zu einer bischöflichen Vasallenburg und der Ritter Conrad von Meyendorff, der Stammvater des Adelsgeschlechts Uexküll, neuer Besitzer. 1203 überfiel Fürst Wladimir von Polozk Livland und belagerte in dessen Verlauf auch die Burg Uexküll, jedoch erfolglos. In den folgenden Jahren war die Burg Ausgangspunkt für mehrere Feldzüge gegen aufständische Liven und die Litauer.

1306 wurde Johannes de Bardewisch (bzw. Uexküll) vom Livländischen Orden gezwungen, die Burg für 300 Mark an den Orden zu verpfänden. Dies geschah zu einer Zeit großer Spannungen zwischen dem Erzbistum Riga und dem Livländischen Orden.

  • Karl von Löwis of Menar: Burgenlexikon für Alt-Livland. Walters und Rapa, Riga 1922, S. 119f (Digitalisat).
  • Armin Tuulse: Die Burgen in Estland und Lettland (= Verhandlungen der gelehrten estnischen Gesellschaft. Band 33). Dorpater Estnischer Verlag, Dorpat 1942, S. 23ff (PDF; 15,5 MB).
  • Alte Liefländische Chronik, welche die Geschichte der drey ersten Bischöfe enthält [= Heinrich von Lettlands Chronik]. In: Der Liefländischen Chronik Erster Theil von Liefland unter seinen ersten Bischöfen, welcher die alte Geschichte der Russen, Deutschen, Schweden, Dänen, Esthen, Liven, Letten, Litthauer, Curen und Semgallen erleutert. Oder die Origines Livionæ Sacræ et Civilis, […] mit kurzen Anmerkungen begleitet und ins Deutsche übersetzt von Johann Gottfried Arndt. Gebauer, Halle 1747 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv).